Social Media Marketing
Warum Meta TikToks Aufstieg verpasst hat – und wie der Konzern reagiert

Warum Meta TikToks Aufstieg verpasst hat – und wie der Konzern reagiert

Niklas Lewanczik | 04.02.25

TikTok hat Meta in den vergangenen Jahren viele Marktanteile und Creator abgenommen. Es gibt einen Grund für die verspätete Reaktion Metas auf den Megaaufstieg der App. Jetzt setzt Mark Zuckerbergs Konzern verstärkt auf TikTok-Angleichungen, während die Entertainment App Trends setzt.

Es liegt im Bereich des Möglichen, dass TikTok nur so groß werden konnte, weil Meta das Einflussspektrum der App verkannt hat. Weil Meta TikTok eher als YouTube-Konkurrenz als eine echte Gefahr für Social Media App sah, verpasste der Konzern, rechtzeitig auf den enormen Aufstieg der Entertainment-Plattform zu reagieren. Das geht aus einem internen Meeting hervor, das Business Insider vorliegt und CEO Mark Zuckerbergs Rückblick enthält. Obwohl TikTok einen komentenhaften Aufstieg erlebt und sich zu einer genuinen Trendsetting-Plattform entwickelt hat, hält Meta aktuell einige Trümpfe in der Creator Economy in der Hand.

„We didn’t think TikTok was social“ – Meta musste Aufholarbeit leisten

Die Meeting-Inhalte, über die Business Insider Africa berichtet, zeugen von einer Fehleinschätzung Metas, die sich erst im Rückblick als solche herausstellte. CEO Mark Zuckerberg sagte:

When I look back on TikTok, I think part of the reason why we were slow to it is because we didn’t think TikTok was social. We looked at it and we thought, ‚Oh, this is like, a little more like YouTube.

Ein Mitglied aus den Meta Teams hatte Zuckerberg vorab gefragt, ob man nicht Gefahr laufe, einen Social-Media-Trend zu verpassen, wenn sich der Konzern wie angekündigt stark auf die Weiterentwicklung von generativer KI konzentriere. Daraufhin gab der CEO die Erklärung ab und betonte, dass er die Integration von relevanten Gen AI Features als nächsten zentralen Trend sehe. Zuletzt führte Meta beispielsweise basierend auf der Meta AI – die im Sommer 2024 umfassend für die Plattformen der App Family ausgerollt wurde, wenngleich noch nicht in der EU – Memory Features wie bei ChatGPT ein, die die Interaktionen mit der KI-Assistenz personalisieren.


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Meta AI schneidet jetzt Antworten auf Instagram- und Facebook-Daten zu

2 Smartphone Mockups mit Meta-Nachrichten mit der Meta AI, Text auf Screen, hellblauer Hintergrund
© Meta via Canva


Auch eigenständige KI-Bots, AI-Avatare, Creator AIs und AI Characters und zum Beispiel KI-Support für die Bild und Videokreation – mit Movie Gen und AI Image Generator lieferte Meta in der jüngeren Vergangenheit. Dazu kommen Features, die etwa auf Instagram per KI Reels übersetzen oder KI-Bildern in den Feed spülen und aktuell testet Instagram ein Feature, welches mithilfe der Meta AI die Bio neu zusammenstellt.

Metas KI-Assistenz soll nach Mark Zuckerberg zur meitgenutzten der Welt avancieren. Aktuell hat sie bereits über 700 Millionen monatlich aktive User. zudem soll 2025 die neue Version des hochleistungsfähigen KI-Modells Llama, Llama 4, gelauncht werden. Im Rahmen der Vorstellung der Quartalszahlen für Q4 2024 erklärte Zuckerberg:

We continue to make good progress on AI, glasses, and the future of social media. I’m excited to see these efforts scale further in 2025.

Auf Threads ansehen

Womöglich könnte die Meta AI bald auch auf Threads eine Rolle spielen.

Metas Antworten auf große Social-Media-Entwicklungen

If we can’t build Facebook and [the] next platform at the same time, then, like, eventually [it’s] game over,

sagte Zuckerberg im von Business Insider publik gemachten Meeting-Kontext. Womöglich verweist er damit auch auf die X-Konkurrenz Threads, die der Konzern nach eigenen Angaben zur nächsten Major Social App entwickeln möchte. Als sogenannter „Twitter Killer“ gestartet, ist Threads mit nunmehr 320 Millionen monatlich aktiven Usern eine ernstzunehmende Konkurrenz für X und andere Social-Media-Plattformen. Beim Aufbau dieser Plattform hat Meta die enge Verbindung zu Instagram geholfen. Threads erhält nicht nur immerzu neue Features wie einen Media Tab und Foto-Tagging-Optionen, sondern neuerdings auch Werbung. Während der Konzern einen dedizierten Threads Guide für Creator und Marken bereitstellt, wird in Japan und den USA bereits mit Ads experimentiert, die Metas Umsatz deutlich steigern könnten.

Mehr und mehr Umsatz mit Werbung über die eigenen Plattformen

Bereits im vergangenen Jahr hat Meta einen erheblichen Umsatzsprung hingelegt. Die aktuellen Finanzzahlen für das vierte Quartal 2024 zeigen einen Umsatz von 48,39 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Werbeeinnahmen haben ebenfalls deutlich zugelegt: Der Umsatz stieg von 38,7 (2023) auf 46,8 Milliarden US-Dollar in Q4. Im gesamten Jahr lag er 2024 bei immensen 160,6 Milliarden US-Dollar – im Vergleich zu knapp 132 Milliarden US-Dollar im Jahr davor. Auch die Anzahl der ausgelieferten Anzeigen stieg um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während der durchschnittliche Preis pro Anzeige um 14 Prozent erhöht wurde. Diese Zahlen unterstreichen, dass Meta weiter auf Wachstumskurs ist und mit neuen Plattformen wie Threads noch mehr Werbepotenzial erschließen könnte. Für 2025 hat der Konzern bereits ein weiteres Umsatzwachstum prognostiziert. Die Weiterentwicklung der eigenen Plattformen sorgt aufgrund der Etablierung dieser als zentrale Positionen im Marketing Mix für gute Aussichten.

Bei der Werbemonetarisierung unterstützen insbesondere Facebook und Instagram mit ihren Milliarden Usern. Auf beiden Plattformen machen Reels bereits mehr als 60 Prozent der Nutzungszeit aus. Das Kurzvideoformat ist ein Beispiel für die Produktanpassung der Plattformen, die nach TikToks immensem Erfolg – inzwischen hat die Plattform weit über eine Milliarde User, setzt Trends, ist für die Musikbranche zentral und gilt als Suchmaschine und TV-Ersatz gerade für junge User – auf Facebook und Instagram umsetzt wurden. Ein anderes Beispiel stellt Metas kürzlich vorgestellte App Edits dar. Diese wirkt wie eine Kopie der Videobearbeitungs-App CapCut, die eng mit TikTok verknüpft ist. Auch diese stellt ByteDance bereit.

TikTok-Unsicherheit ein Plus für Meta

Überhaupt haben sich Instagram und TikTok vielfach angeglichen, sei es in Bezug auf Bild-Posts, Video-Feeds oder spezifische Features für den Kurzvideobereich. Passend zum kurzen Shutdown von TikTok in den USA gab Meta den baldigen Start von Edits bekannt, ermöglichte Creatorn das Erstellen von bis zu drei Minuten langen Reels im Editor für besseres Storytelling und lockte TikTok Creator sogar mit tausenden von US-Dollar als Prämien für exklusive Inhalte auf Instagram und Facebook. Die Unsicherheit rund um TikTok in den USA hält an und könnte Meta auf zwei Ebenen Vorteile verschaffen. Zum einen agieren einige Marken und Creator mehr auf Instagram und Facebook, das keine rechtlichen Unsicherheiten fürchten muss, was Meta Engagement und Werbeeinkünfte zusichert. Zum anderen hat sich Meta nach einem krassen Kurswechsel für die Unterstützung der US-Regierung und eines MAGA-Idealismus ausgesprochen, die dem Konzern langfristig in digitalpolitischen Belangen zugutekommen dürfte. Über TikToks aktuelle Situation sagte Mark Zuckerberg:

We don’t have control of what’s going to happen to Tiktok. We have a lot of competitors, but they’re an important one. So, who’s gonna own Tiktok at the end of the year? What’s gonna happen? I mean, that’s a pretty big deal, something that’s a card that we get to turn over.

Das US-Geschäft der Entertainment App befindet sich in der Schwebe, ein Verkauf an ein US-Unternehmen oder ein weiterer, dauerhafter Shutdown stehen bevor. Am 20. Januar unterschrieb der neue US-Präsident Donald Trump ein Dekret, um TikTok weitere 75 Tage einzuräumen, in denen die Zukunft der Plattform in den Vereinigten Staaten geregelt werden kann. Aktuell gibt es diesbezüglich einen neuen kreativen Vorschlag: Donald Trump erwägt, TikToks US-Geschäft mithilfe eines neuen Sovereign Wealth Funds unmittelbar in die Hände der US-Regierung zu bringen. Das übertrifft sogar seine Idee, die USA beim TikTok-Teilverkauf an ein US-Unternehmen an einem Joint Venture finanziell zu beteiligen.


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