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Technologie
Google startet ChatGPT-Konkurrenz Bard – Microsoft zieht nach

Google startet ChatGPT-Konkurrenz Bard – Microsoft zieht nach

Niklas Lewanczik | 07.02.23

Noch vor Bing hat Google einen KI-Dienst für die Suche vorgestellt: Bard. Sogenannte Trusted Tester dürfen ihn bereits ausprobieren, in den kommenden Wochen wird er für alle User bereitgestellt. Unterdessen bereitet Microsoft die ChatGPT-Integration bei Bing vor. Erfahre, was Bard kann und was Microsoft und OpenAI planen.

Der Wettlauf um die Vorherrschaft im KI-Markt hat begonnen; und dürfte der Digitalbranche eine neue Art der Internetsuche, sogar eine neue Art des Umgangs mit Informationen im Digitalraum bescheren. Während ChatGPT umfassend für Furore sorgt und Microsoft zusammen mit OpenAI an der Integration des KI-Tools in diversen Diensten – nicht zuletzt der großen Suchmaschine Bing – arbeitet, hat Google die eigene Arbeit an KI-Projekten intensiviert und sogar die Gründer Sergey Brin und Larry Page zurückgeholt. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die neue ChatGPT-Konkurrenz Bard, die CEO Sundar Pichai jüngst vorstellte. Dieses Tool ist eine direkte Antwort auf ChatGPTs Popularität – denn der Dienst ist kürzlich zum am schnellsten wachsenden Internetdienst aller Zeiten avanciert.

Laut Google ist Künstliche Intelligenz „die tiefgreifendste Technologie“, an der das Unternehmen derzeit arbeitet. Schon 2017 richtetet Pichai Google als AI-first-Unternehmen aus und seither wurden mit BERT, MUM LaMDA und Co. diverse hochfunktionale KI- und Sprachmodelle entwickelt. Auf Basis von LaMDA startet Google jetzt für Trusted Tester den neuen experimentellen KI-Dienst Bard. Dieser soll schlichtweg die Suche revolutionieren und selbst bei komplexen Suchanfragen verständliche und verlässliche Informationen liefern.

Indessen kündigt Microsoft ein eilig einberufenes Event zusammen mit OpenAI an – womöglich, um die ChatGPT-Integration bei Bing vorzustellen. Denn erste Screenshots der neuen Bing-Version sind bereits aufgetaucht.

Bard: Einem Neunjährigen Entdeckungen des James-Webb-Weltraumteleskops erklären

Im Post auf dem The Keyword Deutschland Blog erklärt Sundar Pichai, dass Bard auf dem Sprachmodell LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) basiert und zunächst in einer vereinfachten Version dieses Modells integriert wird. Denn:

Dieses viel kleinere Modell benötigt deutlich weniger Rechenleistung, so dass wir es für mehr Menschen öffnen können und so mehr Feedback erhalten,

so Pichai. Tatsächlich möchte Google Bard schon in den kommenden Wochen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Ab sofort haben hingegen einige sogenannte Trusted Tester Zugriff. Diese können mithilfe des KI-Dienstes – der als Googles Antwort auf OpenAIs ChatGPT gelesen werden kann – eine neue Art der Internetsuche bei Google starten. Zwar haben beispielsweise You.com und Neeva schon Chatbots in ihre Suchmaschinen integriert, doch Google und Bing könnten als marktführende Unternehmen mit hochfunktionalen KI-Tools im Rücken den Search-Markt nachhaltig verändern. Googles Bard soll diverse Informationen, auch brandaktuelle, leicht zugänglich machen. Selbst bei komplexen Suchanfragen soll die KI relevante Ergebnisse liefern, die über klassische Suchergebnisse in Form von Listings, Snippets, Bildern und dergleichen hinausgehen. Sundar Pichai schreibt:

Bard versucht, die Breite des weltweiten Wissens mit der Leistung, Intelligenz und Kreativität unserer großen Sprachmodelle zu kombinieren. Es greift auf Informationen aus dem Internet zurück, um aktuelle, qualitativ hochwertige Antworten zu liefern. Bard kann ein Ausdruck für Kreativität und ein Ausgangspunkt für Neugier sein – ob es nun darum geht, einem Neunjährigen die neuen Entdeckungen des James-Webb-Weltraumteleskops der NASA zu erklären oder mehr über die derzeit besten Stürmer:innen im Fußball zu erfahren.

So sieht die Suche bei Google mit Bard aus, © Google

Dabei darf Bard als Weiterentwicklung von Googles KI-Elementen in der Suche gelten.

Multisearch dank MUM, Chatbot Search dank Bard

2021 stellte Google die Technologie MUM vor. Sie basiert – wie Googles BERT – auf der sogenannten Transformer Architecture. Laut Google ist MUM allerdings „1.000 Mal kraftvoller“. Das Multitask Unified Model ist für 75 Sprachen trainiert und kann verschiedene Aufgaben parallel bewältigen. Dazu kann es Informationen auf verschiedenen Leveln verstehen, sei es auf Text- oder Bildebene oder auf Video- und Audioebene. Demnach sind multimodale Suchen inzwischen kein Problem bei der Suchmaschine. So führte Google die sogenannte Multisearch auch im Frühjahr 2022 ein und Prabhakar Raghavan, Senior Vice President und zuständig für den Bereich Knowledge & Information bei Google, erklärte:

Heute definieren wir die Google Suche neu und kombinieren unser Verständnis aller Arten von Informationen – Text, Sprache, Bild und mehr – damit ihr nützliche Informationen zu allem, was ihr seht, hört und erlebt, auf die intuitivste Weise finden könnt. Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der ihr eure ganze Welt auf jede Art und Weise durchsuchen könnt.

Jetzt gibt es erneut eine Neudefinition der Suche. Denn die Art und Weise, wie Menschen suchen, könnte sich durch den Einsatz von KI drastisch ändern, wenn Suchende oder Interessierte einfach in die Konversation mit einem Chatbot gehen können. Google möchte die Suche, aber auch viele andere Dienste mithilfe der KI-Entwicklungen, von LaMDA über PaLM  – das 540 Milliarden Parameter nutzt, während ChatGPT auf etwa 175 Milliarden Parameter setzt – bis hin zu MusicLM, umgestalten. Und bei der Suche setzt das Unternehmen in großem Stil an. Denn auch das Suchverhalten verändert sich und Menschen benötigen oft mehr als eine schnelle Antwort auf eine einfache Sachnachfrage. So erklärt Pichai:

 Wenn Menschen an Google denken, denken sie oft daran, dass sie bei uns schnelle, sachliche Antworten finden, zum Beispiel ‚Wie viele Tasten hat ein Klavier?‘. Aber immer mehr Menschen wenden sich an Google, wenn sie tiefere Einblicke und ein besseres Verständnis benötigen, zum Beispiel ‚Ist Klavier oder Gitarre leichter zu erlernen, und wie viel Übung braucht man dafür?‘. Oft ist es etwas mühsam, genau das herauszufinden, was man wirklich wissen muss, und oft möchte man verschiedene Meinungen und Perspektiven kennenlernen.

In diesem Kontext kann ein KI-Tool, insbesondere ein Chatbot, helfen und zusätzliche Perspektiven vermitteln. Gerade Publishern dürfte aber zu bedenken geben, dass im Test bei ausführlichen Textantworten von Bard noch keine konkreten Quellenangaben mit Links oder Ähnlichem angegeben sind. Dieser Umstand könnte für noch mehr Suchanfragen sorgen, die mit No Click bedient werden.

Die Suche mit Bard liefert ausführliche Antworten und Zusatzinformationen mit weiterführenden Quellen, © Google
Die Suche mit Bard liefert ausführliche Antworten und Zusatzinformationen mit weiterführenden Quellen, © Google

API für Entwickler:innen, Creator und Unternehmen

Der Google CEO kündigt auch an, dass Google schon ab dem kommenden Monat mit dem Onboarding erster Entwickler:innen, Creator und Unternehmen beginnt. Diese sollen Googles API für generative Sprachmodelle ausprobieren können, welche zunächst auf LaMDA basiert. Später aber soll sie um eine Reihe von Modellen erweitert werden.

Im Laufe der Zeit wollen wir eine Reihe von Tools und APIs entwickeln, die es anderen leicht machen, innovativere Anwendungen mit KI zu entwickeln,

so Pichai weiter. Dabei wird Google von diversen Unternehmen unterstützt, mit denen eine Kooperation besteht. Cloud-Partner:innenschaften mit Cohere, C3.ai und dem KI-Unternehmen Anthropic, in das Google kürzlich über 300 Millionen US-Dollar investierte, sollen die Vision der AI-first Company vorantreiben. Dabei ist sich Google auch der eigenen Verantwortung bewusst; denn KI-Tools und AI-Entwicklungen sorgen auch vielfach für Unbehagen und Kritik bei Datenschützer:innen, Ethiker:innen und Co. und rufen vermehrt Angst vor Jobverlusten im Digitalraum hervor. Pichai betont daher, dass Google 2018 eines der ersten Unternehmen war, das eine Reihe von KI-Grundsätzen veröffentlicht hat. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Schulungen und Ressourcen für die KI-Forscher:innen an und arbeitet mit Regierungen und Organisationen zusammen. So sollen belastbare Standards und Best Practices entwickelt werden, um KI sicher und nützlich zu machen.

Im Wettlauf mit Microsoft und Bing

Google kommt Microsoft mit der Vorstellung eines KI-Chatbots für die Suche zuvor. Am 8. Februar möchte das Unternehmen in einem Event der Öffentlichkeit den Status quo der AI Tools präsentieren. Doch schon jetzt ist Bard öffentlich bekannt. Microsoft hat sich zuletzt nicht zu einer möglichen Integration von ChatGPT in die Suchmaschine Bing geäußert. Allerdings waren kürzlich Screenshots aufgetaucht, die eine Suchversion mitsamt dem KI-Tool zeigen.

Seit dem Launch von OpenAIs ChatGPT für die Öffentlichkeit wurde das hochpopuläre KI-Tool in diverse Dienste integriert. Microsoft hat vor kurzem angekündigt, dass das populäre KI-Tool ChatGPT in Microsofts Azure OpenAI Service integriert wird. Inzwischen hat der Konzern auch eine Premiumversion von Teams gelauncht, die ebenfalls auf ChatGPT setzt. Das Tool soll dabei helfen, Meetings automatisiert zu optimieren. Da Microsoft Milliarden in OpenAI investiert und mit dem Unternehmen kooperiert, kann der Konzern die Tools von OpenAI in diversen eigenen Diensten integrieren. Auch der Einsatz in Office-Anwendungen könnte auf die User zukommen.

Am 7. Februar möchte nun auch Microsoft in einem Event gemeinsam mit OpenAI Neuigkeiten verkünden. OpenAI CEO Sam Altman und Microsoft CEO Satya Nadella sorgen bei Twitter bereits für Aufregung dahingehend.

Der Wettlauf um die Gunst der User, die auf die KI-Tools und Chatbots in der Suche gespannt sind, hat begonnen. Mit dieser Entwicklung könnte sich das Layout von Such-Websites, aber auch das Suchverhalten insgesamt drastisch ändern: von der Search Box zur Chat Box. Wir dürfen auf die ersten Nutzungsszenarien und Ergebnisse gespannt sein; ebenso wie auf die Weiterentwicklung der KI-Modelle, die das Online Marketing, unseren Arbeitsalltag, den Jobmarkt und sogar das digitale Miteinander langfristig prägen werden.


Als Reaktion auf den Erfolg von ChatGPT arbeitet Google an Konkurrenz-Chatbots und baut eigene KI-Projekte aus. Unterdessen launcht OpenAI ein ChatGPT-Abonnement, Microsoft startet Teams Premium mit einer ChatGPT-Integration.

Googles Antwort auf ChatGPT:

LaMDA Chatbot und alternative Search Page

© DeepMind - Unsplash, Abstrakte KI-Grafik
© DeepMind – Unsplash

Kommentare aus der Community

Sebastian Meyer am 08.02.2023 um 21:01 Uhr

Wie mach ich mir ein Spiegelei….ohne Glibber?
Kann der das oooch?

Antworten
Larissa Ceccio am 09.02.2023 um 13:20 Uhr

Hallo Sebastian,

sobald ausgerollt, kannst du Bard danach fragen und dich über die möglicherweise hilfreiche Antwort freuen.

Liebe Grüße,
deine OnlineMarketing.de-Redaktion

Antworten
Dina Eppinger am 08.02.2023 um 20:53 Uhr

… mir grauts jetzt schon davor, wenn ich dran denke wie viele Jobs diese Entwicklung weg rationalisieren wird, wie unsere Jugend weiter verlöden wird und wie viele Urheberrechte verletzt werden ….

und Warum??? Die Gier nach noch mehr Reichtum ist unstillbar….

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