Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Technologie
Googles Antwort auf ChatGPT: LaMDA Chatbot und alternative Search Page

Googles Antwort auf ChatGPT: LaMDA Chatbot und alternative Search Page

Niklas Lewanczik | 02.02.23

Als Reaktion auf den Erfolg von ChatGPT testet Google Konkurrenz-Chatbots und baut eigene KI-Projekte aus. Unterdessen launcht OpenAI ein ChatGPT-Abonnement, Microsoft startet Teams Premium mit einer ChatGPT-Integration.

Noch im Jahr 2023 möchte Google eine Suche mit integriertem KI-Chatbot für die User bereitstellen. Das Unternehmen reagierte auf die Veröffentlichung und vielfache Nutzung von ChatGPT mit der Forcierung von eigenen KI-Projekten, um in diesem Gebiet nicht ins Hintertreffen zu geraten. Im Zuge dessen wurden sogar die Gründer Sergey Brin und Larry Page zurückgeholt. Der enorme Erfolg von ChatGPT soll bei Google schon Ende 2022 einen sogenannten Code Red ausgelöst haben. Denn obwohl die Alphabet-Tochter bereits viele KI-Integrationen in der Suche einsetzt, ist ein KI-Chatbot à la ChatGPT oder YouChat noch nicht integriert worden.

Dabei forscht Google schon äußerst lange an KI-Konversations-Tools. Jetzt beschleunigt das Unternehmen die Entwicklung von Produkten im Kontext Künstlicher Intelligenz, um nicht nur mit ChatGPT, sondern auch diversen Diensten mit ChatGPT-Integrationen Schritt zu halten. Daher testet Google derzeit den Chatbot Apprentice Bard, der auf dem System LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) basiert und die Suche verändern könnte. Sogar mit einem neues Design für die Such-Website samt integriertem Chatbot wird aktuell experimentiert. Indes entwickeln OpenAI und der mit OpenAI kooperierende Tech-Konzern Microsoft beinahe im Wochentakt neue KI-Produkte für User.

Google möchte eine Alternative zu ChatGPT bieten – und die Suche erneut revolutionieren

Bei Google gibt es schon lange KI-Integrationen, zum Beispiel im Kontext der Technologie MUM. Sie basiert – wie Googles BERT – auf der sogenannten Transformer Architecture. Laut Google ist MUM allerdings „1.000 Mal kraftvoller“. Das Multitask Unified Model ist für 75 Sprachen trainiert und kann verschiedene Aufgaben parallel bewältigen. Dazu kann es Informationen auf verschiedenen Leveln verstehen, sei es auf Text- oder Bildebene oder auf Video- und Audioebene. Mithilfe dieser Technologie führte das Suchmaschinenunternehmen 2022 multimodale Suchen, die sogenannte Multisearch, ein. Prabhakar Raghavan, Senior Vice President und zuständig für den Bereich Knowledge & Information bei Google, rief eine Revolution der Suche aus:  

Heute definieren wir die Google Suche neu und kombinieren unser Verständnis aller Arten von Informationen – Text, Sprache, Bild und mehr – damit ihr nützliche Informationen zu allem, was ihr seht, hört und erlebt, auf die intuitivste Weise finden könnt. Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der ihr eure ganze Welt auf jede Art und Weise durchsuchen könnt.

Die Art und Weise, wie Menschen suchen, könnte sich durch den Einsatz von KI allerdings schon in den kommenden Monaten drastisch ändern, sofern Suchende oder Interessierte einfach in die Konversation mit einem Chatbot gehen können. Das funktioniert zum Teil schon mit ChatGPT. Allerdings bietet das KI-Tool längst noch keine stets verlässlichen Ergebnisse, ist mitunter unseriös, nicht up to date und versteht nicht immer komplexe Anfragen. Gleiches gilt für YouChat, das bei der Suchmaschine You.com integrierte KI-Modell.

Deshalb möchte Google eine verlässliche Search-Alternative bieten. Dafür werden nach Informationen von CNBC derzeit Chatbot-Optionen getestet. In einem internen Memo, das CNBC einsehen konnte, heißt es vonseiten eines Googlers:

As a result of ChatGPT, the LaMDA team has been asked to prioritize working on a response to ChatGPT.

Dieses Vorhaben sei anderen Projekten vorangestellt, heißt es weiter. So wird momentan insbesondere mit einem Bot namens Apprentice Bard experimentiert. Dieses Tool funktioniert ähnlich wie ChatGPT, nimmt anders als das OpenAI Tool aber auch konkret Bezug auf Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit. Bei Google hat Apprentice Bard einen Bot namens Meena abgelöst. Im Vergleich zu diesem soll er deutlich verlässlichere Antworten liefern und komplexere Gespräche führen können. Möglicherweise kann Google aber für den Start einer Suche samt KI-Chatbot auf noch mehr AI Power zurückgreifen. Denn die Entwicklung der eigenen KI-Technologien ist bereits weit fortgeschritten. Davon zeugt auch das Pathways Language Model (PaLM), das 2022 vorgestellt wurde. Zum Vergleich: ChatGPT nutzt etwa 175 Milliarden Parameter, PaLM nutzt 540 Milliarden Parameter. Und die Vision für Pathways lautet:

Enable a single AI system to generalize across thousands or millions of tasks, to understand different types of data, and to do so with remarkable efficiency.

Neues Search-Design in Planung

Um im KI-Rennen nicht abgehängt zu werden – zumindest streckenweise, immerhin plant Microsoft womöglich bereits eine ChatGPT-Integration bei der Suchmaschine Bing –, hat Google mit Gründer Larry Page und Sergey Brin zwei Experten zurückgeholt, die ihre Know-how für die Entwicklung von KI-Produkten einsetzen sollen. Brin und Page sollen bereits Vorschläge gemacht haben. Und dem Bericht der New York Times zufolge sind schon 20 KI-Funktionen für Google im Jahr 2023 geplant. So hat Google kürzlich etwa den KI-Bot MusicLM vorgestellt, der Texte (wie die Beschreibung von Genres oder detailliertere Erklärungen, wie der Song klingen soll) und sogar gesummte oder gepfiffene Melodien zu eigener Musik verarbeiten kann.

Im Mittelpunkt dürfte aber die Integration eines Chatbots in die Suche stehen, wie ihn You.com und Neeva bereits bieten. Zu diesem Zweck wird bei Google bereits an einem Design gearbeitet, das eine solche Funktion aufweist. Dabei soll laut CNBC-Informationen ein Frage-und-Antwort-Bereich auftauchen. Die Eingabe sogenannter Prompts könnte direkt unter der Suchleiste erfolgen. Eine andere getestete Option ist die Integration eines Chat-Logos in die Search Bar – ähnlich wie es mit den Symbolen für die Sprach- und Bildersuche schon gemacht wurde. Antworten auf die User-Fragen erscheinen im Test in einer grauen Blase unter der Suchleiste. Des Weiteren werden im Design unter dieser Antwortblase passende Anschlussfragen vorgeschlagen. Darunter werden dann klassische Suchergebnisse in Form von Links, Snippets, Schlagzeilen etc. angezeigt.

Welches Design Google letztlich einführen wird, steht noch nicht fest. Doch Suchende sowie SEOs sollten sich darauf einstellen, dass diverse Suchmaschinen schon sehr bald anders aussehen dürften. Google selbst erklärt eher zurückhaltend:

We have long been focused on developing and deploying AI to improve people’s lives. We believe that AI is foundational and transformative technology that is incredibly useful for individuals, businesses and communities, and as our AI Principles outline, we need to consider the broader societal impacts these innovations can have. We continue to test our AI technology internally to make sure it’s helpful and safe, and we look forward to sharing more experiences externally soon.


Erfahre mehr über die Auswirkungen von ChatGPT auf die Digitalbranche, wenn unsere Expert:innen beim Digital Bash – Marketing Automation im Panel darüber diskutieren, ob Texter:innen bald obsolet werden und welche Potentiale in KI-Tools stecken.

Das Panel beim Digital Bash – Marketing Automation
Das Panel beim Digital Bash – Marketing Automation


Microsoft und OpenAI heizen KI-Entwicklungen mit ChatGPT-Optionen an

Wie groß der Einfluss von ChatGPT auf verschiedene Bereiche des Digitalraums bereits ist, verrät schon ein Blick in diverse Tech-Medien. Außerdem werden immer mehr Dienste mit dem KI-Tool von OpenAI versehen. Microsoft hat vor kurzem angekündigt, dass das populäre KI-Tool ChatGPT in Microsofts Azure OpenAI Service integriert wird. Inzwischen hat der Konzern auch eine Premiumversion von Teams gelauncht, die ebenfalls auf ChatGPT setzt. Das Tool soll dabei helfen, Meetings automatisiert zu optimieren. Da Microsoft Milliarden in OpenAI investiert und mit dem Unternehmen kooperiert, kann der Konzern die Tools von OpenAI in diversen eigenen Diensten integrieren. Auch der Einsatz in Office-Anwendungen könnte auf die User zukommen.

Unterdessen liefert OpenAI selbst immer neue Funktionen und Optionen für User. Zum einen hat das Unternehmen einen AI Classifier veröffentlicht. Mit diesem können Nutzer:innen KI-generierte Texte identifizieren. Allerdings ist das Tool bisher noch nicht belastbar – und sollte nach OpenAIs Aussage nicht als primäre Entscheidungsfunktion eingesetzt werden.

Testtexteingabe bei OpenAIs AI Classifier, eigener Screenshot
Testtexteingabe bei OpenAIs AI Classifier, eigener Screenshot

Zum anderen liefert OpenAI Nutzer:innen, die an der ChatGPT-Premiumversion interessiert sind, jetzt ein Abonnementmodell. Das Abonnement kostet derzeit 20 US-Dollar pro Monat und bietet früheren Zugriff auf neue Features, die stetige Verfügbarkeit des oft ausgelasteten Tools ChatGPT und Antworten in kürzerer Zeit.

Die Innovationen und Produktvorstellungen im KI-Kontext mehren sich und wir werden sie gespannt beobachten. Dass Google in den kommenden Monaten und Jahren zu den wichtigsten Unternehmen gehören dürfte, die KI-Integrationen einsetzen und damit den Alltag im Digitalraum nachhaltig prägen, offenbart sich schon jetzt.


20 neue KI-Produkte und einen Chatbot à la ChatGPT für die Suche möchte Google noch in diesem Jahr veröffentlichen. Das Unternehmen rüstet sich für den KI-Wettbewerb und holt sogar die Gründer Sergey Brin und Larry Page zurück.

Google-Suche mit KI-Chatbot noch 2023

– Gründer Sergey Brin und Larry Page sind zurück

© pixelshot, Joi Ito - Flickr, CC BY 2.0 via Canva, Larry Page und Sergey Brin vor Google-Hintergrund
© pixelshot, Joi Ito – Flickr, CC BY 2.0 via Canva

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*