Human Resources
Jobs, Führung und Bewerbungen: Was KI 2025 veränderte und was sie 2026 noch bringt

Jobs, Führung und Bewerbungen: Was KI 2025 veränderte und was sie 2026 noch bringt

Marié Detlefsen | 12.12.25

2025 hat KI die Arbeitswelt grundlegend verändert – von Bewerbungsprozessen über Führung bis hin zu Gehaltsentscheidungen. 2026 wird zum Jahr, in dem sich entscheidet, ob diese Technologien mehr Chancen eröffnen oder neue Risiken schaffen.

Noch vor wenigen Jahren galt Künstliche Intelligenz als faszinierendes Zukunftsversprechen, das vor allem in Keynotes, Innovationspapieren und auf Tech-Messen existierte. Doch 2025 war das Jahr, in dem KI endgültig ihren Platz im Alltag der Arbeitswelt einnahm – nicht mehr als abstraktes Schlagwort, sondern als greifbares Werkzeug, das Entscheidungsprozesse verändert, Personalabteilungen umkrempelt und Karrieren neu strukturiert.

Die Analyse „AI Trends for 2026“ von Resume Now, die acht amerikanische Studien aus dem Jahr 2025 zusammenführt, zeigt präzise: Der Wandel ist real, rasant und vielschichtig. Gleichzeitig wirft er neue Fragen auf, insbesondere über Fairness, Kontrolle, Verantwortung und darüber, wie viel KI wir in Zukunft in unseren Jobs akzeptieren wollen. Wir werfen einen Blick auf die acht zentralen Erkenntnisse aus 2025 und darauf, was sie für 2026 bedeuten.

1. Ein Jahr, das mit Unsicherheit begann

Der Jahresbeginn war geprägt von Ängsten und offenen Fragen. Neun von zehn Beschäftigten (90 Prozent) sorgten sich, dass Automatisierung ihren Job gefährden könnte. Fast jede:r Zweite (43 Prozent) kannte bereits jemanden, der durch KI-basierte Rationalisierung die Stelle verloren hatte, und auch in puncto Aufgabenverlagerung zeigte sich Skepsis. So rechneten 44 Prozent damit, dass in den kommenden fünf Jahren Teile ihrer Tätigkeiten automatisiert werden.

Erschwerend kam mangelnde Offenheit in Unternehmen hinzu: 54 Prozent empfanden die Kommunikation ihrer Arbeitgeber:innen zu KI-Plänen als nur „bedingt transparent“. Die Angst vor dem Unbekannten war damit ebenso groß wie der Wunsch nach klaren Strategien. Die nicht vorhandene Transparenz schürte damit zuerst Misstrauen und machte deutlich, dass Digitalisierung nicht nur eine technische, sondern auch eine kommunikative Herausforderung ist.

2. Bewerbende rüsteten digital auf – mit KI als Wettbewerbsvorteil

Im Laufe des Jahres setzte ein massiver Wandel im Bewerbungsverhalten ein. KI wurde zur Standardhilfe bei Stellensuche und Unterlagenerstellung.

  • 84 Prozent gaben an, dass KI ihnen das Finden passender Jobs erleichtert.
  • 80 Prozent nutzten KI-basierte Plattformen aktiv bei der Jobsuche.
  • 68 Prozent ließen sich ihren Lebenslauf von KI mitgestalten.

Doch je bequemer diese Tools wurden, desto intensiver wurde auch das Ringen um offene Stellen. 66 Prozent empfanden die Konkurrenz unter Bewerbenden als deutlich verschärft und bekamen laut eigenen Angaben weniger Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.

3. Unternehmen hinkten bei Regeln und Schulungen hinterher

Parallel zum wachsenden Einsatz von KI im Berufsalltag tat sich ein deutliches Regelungsdefizit auf. Viele Mitarbeitende wussten schlicht nicht, was erlaubt ist und was nicht: 57 Prozent gaben an, die internen Richtlinien seien unklar oder kaum verständlich. Dasselbe Bild zeigt sich auf der anderen Seite – ebenfalls 57 Prozent nutzten KI-Tools in einer Weise, die eventuell gegen Unternehmensvorgaben verstoßen könnte. Hier wird sichtbar, wie groß die Lücke zwischen Technikakzeptanz und organisatorischer Struktur ist.

Zudem äußerten 43 Prozent der Beschäftigten den Wunsch nach gezielten Schulungen, um KI nicht nur sicher, sondern auch sinnvoll einzusetzen. Dabei ging es nicht allein um Tools, sondern auch um ethische, rechtliche und datenschutzbezogene Fragen. Interessant ist, wen die Mitarbeitenden künftig in der Verantwortung sehen. Über die Hälfte (58 Prozent) waren der Meinung, dass die Kompetenz rund um KI-Policies besser in der IT-Abteilung aufgehoben wäre als bei HR. Das zeigt, dass KI inzwischen eher als technische Infrastruktur denn als reines Personalwerkzeug betrachtet wird und Unternehmen ihre Zuständigkeiten möglicherweise neu ordnen müssen.


Effizienz oder Enttäuschung?

KI-Experience-Gap sorgt für Frust bei Beschäftigten und Unternehmen

Effizienz oder Enttäuschung? KI-Experience-Gap sorgt für Frust bei Beschäftigten und Unternehmen
© Anna Tarazevich – Pexels


4. KI eroberte das Recruiting

Einer der sichtbarsten Umbrüche fand im Personalwesen statt. 2025 setzten Unternehmen massiv auf automatisierte Auswahlprozesse:

  • 91 Prozent der Arbeitgeber:innen nutzten KI-Tools im Recruiting.
  • 94 Prozent hielten diese Systeme für geeignet, Top-Kandidat:innen zuverlässig zu identifizieren.
  • 73 Prozent berichteten über eine kürzere Time-to-Hire seit der Einführung von KI.
  • Gleichzeitig forderten 79 Prozent, dass KI-generierte Bewerbungsunterlagen stärker reguliert werden sollen.

Der Druck auf Bewerbende stieg damit genauso wie der Anspruch an Authentizität. Mit Tools wie LinkedIn Recruiter können Personaler:innen schneller und zielgerichteter Bewerber:innen finden, die ihre Ansprüche erfüllen. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch Bewerbende mittlerweile mit KI tricksen und ihre Profile pushen.

5. KI-Bewerbungen wirkten effizient – aber oft unpersönlich

Je mehr KI im Bewerbungsprozess eingesetzt wurde, desto stärker litt die persönliche Note vieler Unterlagen. Personalverantwortliche stellten im Laufe des Jahres eine deutliche Verschiebung fest: Standardisierte Formulierungen, einheitliche Layouts und generische Motivationsschreiben machten es zunehmend schwer, echte Persönlichkeit und individuelle Motivation zu erkennen. Für 62 Prozent der Arbeitgeber:innen war diese Austauschbarkeit sogar ein Ausschlusskriterium. So lehnten sie unter anderem Unterlagen ab, denen sie keinerlei persönliche Handschrift anmerken konnten.

Gleichzeitig legten 78 Prozent der Hiring Manager verstärkt Wert auf kleine Details und Nuancen, die zeigen, dass Bewerbende sich wirklich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. Dennoch berichteten 57 Prozent von einer spürbaren Zunahme KI-gestützter Bewerbungen im Vergleich zum Vorjahr, während 90 Prozent sogar von einer regelrechten Flut an oberflächlichen bis spamartigen Einsendungen sprachen.

6. KI in der Führungsetage

Auch Führungskräfte bekamen Konkurrenz aus dem Algorithmus. KI zog als Kontroll- und Entscheidungsinstrument in die Führungsetage ein.

  • 66 Prozent der Beschäftigten meinten, KI könne den Arbeitsplatz gerechter und effizienter machen.
  • 73 Prozent unterstützten KI-Einbindung in große Entscheidungen wie Budget, Einstellungen oder Entlassungen.
  • 55 Prozent hielten KI sogar für tauglicher bei Beförderungsentscheidungen als Menschen.
  • Dennoch bevorzugten 62 Prozent weiterhin eine menschliche Führungskraft – nur 34 Prozent könnten sich vorstellen, primär einer KI zu „berichten“.

Insgesamt sieben Prozent der Beschäftigten haben bereits mindestens einmal die Künstliche Intelligenz konsultiert, anstatt ihre Führungskraft um Hilfe zu bitten. Dabei greifen 63 Prozent sogar regelmäßig auf diese digitale Unterstützung zurück. Der Grund für die Rat-Beschaffung über KI-Tools statt menschlicher Kommunikation liegt nicht nur in Bequemlichkeit. So gaben 72 Prozent der Befragten an, von ChatGPT bessere Ratschläge erhalten zu haben als von ihrer Führungskraft. Fast die Hälfte (49 Prozent) empfand die KI sogar als emotional unterstützender – ein Urteil, das Führungskräfte nachdenklich stimmen dürfte. Mehr dazu erfährst du deshalb im folgenden Artikel und im nächsten Absatz:


Warum Angestellte ChatGPT oft mehr vertrauen als ihren Vorgesetzten

Warum Angestellte ChatGPT oft mehr vertrauen als ihren Vorgesetzten
© Vitaly Gariev – Pexels


7. KI wurde zu Alltagsberater:innen und übernahm Rollen, die Führungskräfte selten füllten

Besonders bemerkenswert war der Wandel im Bereich der alltäglichen Arbeitsunterstützung. KI-Tools wie ChatGPT fungierten 2025 nicht länger nur als Recherchehilfe oder Texterstellungsmaschine – sie wurden zunehmend zur beratenden Instanz, und zwar in einem Ausmaß, das viele überraschte. Ganze 97 Prozent der Beschäftigten wandten sich mindestens einmal an ChatGPT, statt ihre Vorgesetzten um Rat zu bitten. Das lag nicht nur an der Schnelligkeit oder der unkomplizierten Verfügbarkeit, sondern auch am empfundenen Nutzen. Der Grad der Abhängigkeit wurde deutlich, als 77 Prozent angaben, dass ein Wegfall von ChatGPT ihre Arbeitsleistung beeinträchtigen würde. Die KI rückte damit in eine Rolle, die bisher ausschließlich Menschen vorbehalten war – als Alltagshelfer:in, Stresspuffer und Lösungsinstanz.

8. KI griff in Gehalts- und Leistungsstrukturen ein

Auch im Bereich der Vergütung hinterließ KI 2025 deutliche Spuren. Immer mehr Organisationen setzten automatisierte Analysen ein, um Gehaltsentscheidungen zu objektivieren, Leistungsdaten auszuwerten oder Bonusmodelle zu gestalten. Diese Entwicklung blieb den Beschäftigten keineswegs verborgen: 56 Prozent nahmen wahr, dass der KI-Einfluss in diesem Bereich in den vergangenen drei Jahren beträchtlich gewachsen ist. Des Weiteren rechnen 63 Prozent damit, dass KI in den nächsten fünf Jahren eine zentrale Rolle in Gehaltsfragen spielen wird.

Spannend ist, dass viele Mitarbeitende dieser Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüberstehen – 68 Prozent erhoffen sich dadurch mehr Fairness, etwa weil KI weniger empfänglich für persönliche Sympathien, Tagesform oder interne Politik ist. Dennoch wünschten sich 94 Prozent weiterhin Kontrolle und plädierten dafür, dass KI-basierte Vergütungssysteme von unabhängigen Stellen überprüft werden sollten. Die Bereitschaft, KI stärker in Gehaltssysteme zu integrieren, ist somit vorhanden, aber nur unter strengen Bedingungen, die Transparenz und Neutralität gewährleisten.

Was bedeutet das für 2026?

Die kommenden Monate werden geprägt sein von einer Arbeitswelt, die sich noch stärker zwischen Automatisierung und Menschlichkeit einpendeln muss. Viele Trends aus 2025 werden sich verstärken, doch ihre Auswirkungen werden differenzierter und spürbarer werden. Auf der einen Seite entstehen neue Chancen:

  • Weitere Prozessoptimierung: KI übernimmt mehr Routineaufgaben, Arbeitsabläufe werden schneller und effizienter.
  • Bessere Entscheidungsqualität: Datenbasierte Analysen verbessern Recruiting, Führung und Planung.
  • Alltagsentlastung: KI-Tools dienen als Co-Pilot:innen und unterstützen Mitarbeitende im täglichen Arbeiten.
  • Neue Rollenprofile: Aufgaben verlagern sich stärker in Richtung Strategie, Kreativität und Mensch-Maschine-Koordination.

Auf der anderen Seite rücken jedoch Fragen und Risiken in den Vordergrund, welche 2025 nur angedeutet wurden:

  • Wegfall bestimmter Tätigkeiten: Jobs mit hohem Automatisierungspotenzial geraten weiter unter Druck.
  • Überstandardisierung: Bewerbungen, Inhalte und Arbeitsleistungen könnten austauschbarer werden.
  • Steigende Überwachung: KI-basierte Management- und Monitoring-Systeme können zu gefühlter Dauerbeobachtung führen.

Für Unternehmen ist es daher wichtig, 2026 klare Richtlinien, Schulungen und verantwortungsvolle KI-Strategien zu etablieren. Zudem sollte eine allgemeine Transparenz herrschen in Bezug auf KI-Entscheidungen. Auf diese Weise werden Angestellte in die Prozesse eingebunden, fühlen sich nicht ausgeschlossen und können direkter handeln. Denn auch im nächsten Jahr sollte das Ziel sein, KI so einzusetzen, dass sie Menschen stärkt – nicht ersetzt.


Zukunft der Arbeit:

Welche Rolle KI 2030 wirklich spielen wird

Zukunft der Arbeit: Welche Rolle KI 2030 wirklich spielen wird
© Ron Lach – Pexels

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.