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Technologie
Google startet Privacy Sandbox für Android
© Daniel Romero, The Privacy Sandbox via Canva

Google startet Privacy Sandbox für Android

Niklas Lewanczik | 16.02.22

Die Privacy Sandbox für Android soll Werbelösungen bieten, die ohne app-übergreifende Identifier auskommen und die Weitergabe von User-Daten an Dritte beschränken.

Im großen Diskurs rund um die Post-Cookie-Ära und die Suche nach datenschutzkonformen Werbealternativen kommt das Mobile Marketing oftmals zu kurz. Dabei spielt es für Advertiser, Brands und Entwickler:innen eine so große Rolle im Wettstreit um Aufmerksamkeit, Conversions und Umsatz. Da Google ab 2022 den Support für Third Party Cookies bei Chrome einstellt, liefert das Unternehmen eigene Alternativen: Erst im Januar wurde mit der Topics API eine Option für interessenbasiertes Targeting vorgestellt. Auf die Entwicklungen von Lösungen aus der Privacy Sandbox schaut die Branche gespannt. Deshalb beginnt Google jetzt damit, diese auch für Android zu entwickeln. Die mehrjährige Initiative dazu solle den Datenschutz für User im App-Kontext stärken, dabei aber Werbetreibende so wenig wie möglich einschränken. Im Rahmen der Ankündigung stichelt Google auch gegen Apples Ansatz.

Die Privacy Sandbox auch für Android

Im jüngsten Blogpost von Google erläutert Anthony Chavez, VP, Product Management, Android Security & Privacy, weshalb die Entwicklung der Privacy Sandbox für Android ein so wichtiges Anliegen für das Unternehmen ist. 90 Prozent aller Apps bei Google Play seien kostenlos. Daher bieten sie vielen Usern Zugang zu zahlreichen Diensten und Inhalten, auf die sie auch gern weiterhin kostenfrei zugreifen möchten. Doch damit das gewährleistet werden kann, müssen die Entwickler:innen und Brands häufig auf In-App-Werbung setzten. Diese wiederum soll künftig einem verbesserten Datenschutz unterliegen – und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Advertiser und Entwickler:innen nicht zu sehr einschränken.

In diesem Kontext verweist Chavez darauf, „dass andere Plattformen einen anderen Ansatz für Ads Privacy gewählt haben, beispielsweise dadurch, dass sie vorhandene Tools, die von Entwickler:innen und Werbetreibenden verwendet werden, offensiv einschränken“. Das dürfte als Seitenhieb gegen Apples App Tracking Transparency zu verstehen sein. Seit der Einführung dieser Option müssen Apps bei iOS User proaktiv nach der Tracking-Erlaubnis, also nach eine Opt-in fragen. Das führte bereits zu Umsatzverlusten und geringen Opt-in-Raten für das Tracking.

Google möchte keine app-übergreifenden Identifier

Doch auch Google hatte schon im Frühsommer 2021 angekündigt, das Tracking bei Android zu erschweren. Allerdings über eine Opt-out-Funktion. In Kombination mit der von Google implementierten Werbe-ID soll Nutzer:innen dabei mehr Kontrolle über die Daten zukommen. Doch damit nicht genug: Nun entwickelt Google auch die Privacy Sandbox für Android, um neue und datenschutzfreundliche Werbelösungen einzuführen. Anthony Chavez führt aus:

Diese Lösungen kommen ohne App-übergreifende Identifier aus und beschränken die Weitergabe von Nutzerdaten an Dritte. Außerdem beschäftigen wir uns mit Technologien, mit denen sich die Wahrscheinlichkeit unbemerkter Datenerhebung reduzieren lässt. Hierzu zählt unter anderem die sicherere Einbindung von Apps in Werbe-SDKs. Die Privacy Sandbox für Android knüpft an unsere Initiativen für das Web an und bietet die Möglichkeit, den Datenschutz zu verbessern, ohne dabei den Zugang zu freien Inhalten und Diensten einzuschränken.

So kommen wohl auch Lösungen wie Topics und FLEDGE (gegebenenfalls in abgewandelter Form) zu Android. Die Privacy Sandbox für Android soll dafür sorgen, dass User versichert sein können, dass ihre Daten geschützt werden. Gleichzeitig möchte Google Entwickler:innen und Unternehmen Tools für den Erfolg im mobilen (Werbe-)Umfeld liefern. Die neuen Lösungen für die Android Privacy Sandbox entwickelt und testet Google nun ausführlich. Und die bestehenden Funktionen der Anzeigenplattform sollen mindestens zwei Jahre lang weiter unterstützt werden. Kommende Änderungen plant Google schon früh anzukündigen.

Zusammenarbeit mit der Branche: Google möchte Werbelösungen transparent und im Einklang mit Behörden gestalten

Im Rahmen der Vorstellung von neuen Werbelösungen aus der Privacy Sandbox – die als Open-Source-Initiative fungiert – betont Google gern die eigene Transparenz und Kooperationsbereitschaft. So gab das Unternehmen auch kürzlich bekannt, unter anderem mit der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) zusammenzuarbeiten, um unternehmenseigene Verpflichtungen gegenüber einem datenschutzkonformen und transparenten Ansatz überwachen zu lassen. So soll auch das Support-Ende der Third Party Cookies erst mit einer Zustimmung der CMA vonstatten gehen.

Darüber hinaus kündigt Google die Privacy-Sandbox-Initiativen stets öffentlich an und hofft, mit der Branche kooperieren zu können. Die wiederum muss oder sollte aufgrund der Marktmacht sowohl von Chrome als auch Android und dem Werbenetzwerk Googles zumindest in Betracht ziehen, Lösungen von Google selbst als Alternativen einzusetzen.

Ab sofort können Entwickler:innen daher erste Designvorschläge Googles einsehen und auf der Android-Entwickler:innen-Website Feedback dazu geben. Im Laufe des Jahres möchte das Unternehmen dann Previews für Entwickler:innen bereitstellen. Bis Jahresende wiederum soll es eine Betaversion der Android Privacy Sandbox geben. Interessierte können sich für weitere Updates anmelden

Viele Partner:innen Googles haben bereits Interesse signalisiert, zusammen mit dem Suchmaschinenunternehmen den Datenschutz von Anzeigen auf Android zu verbessern. Google hatte zahlreiche Unternehmen eingeladen, sich an dieser Initiative zu beteiligen. Nun erklärt beispielsweise Snap, Inc.:

Datenschutz genießt bei Snapchat höchste Priorität und spielt bei der Entwicklung unserer Produkte eine übergeordnete Rolle. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Google neue Datenschutzstandards für Android zu entwickeln.

Sowohl Plattformen wie Snapchat als auch App-Entwickler:innen und Advertiser jeder Fasson sollten die Privacy-Sandbox-Entwicklungen für Android, aber auch für das Web im Auge behalten.

Stimmen aus der Branche

Nach der Bekanntgabe der Entwicklung der Privacy Sandbox für Android haben einige Branchenteilnehmer:innen bereits ihre Meinungen zum Thema geteilt. So erklärte beispielsweise Jan Oetjen, CEO von WEB.DE und GMX, gegenüber OnlineMarketing.de:

Alternative Technologien zum Cookie sind durchaus wichtig. Dies sollte aber im Einklang mit der gesamten Industrie geschehen und nicht als Alleingang der Hersteller von Betriebssystemen, App Stores und Browser. Hier ist dringend der Gesetzgeber gefragt, diese kritischen digitalen Infrastrukturkomponenten, genau wie die physikalischen Netze, zur Neutralität zu verpflichten. Sonst wird die Digitalpolitik weiterhin eine von Eigeninteressen getriebene Sache der großen Technologiekonzerne bleiben.

Auch Ben Jeger, Managing Director Central Europe von AppsFlyer, äußerte sich:

Die Ankündigung des Einsatzes von Googles Privacy Sandbox auf Android ist die erwartete Entwicklung eines Ökosystems, das dem Datenschutz der Nutzer:innen zunehmend Priorität einräumt. Seit Apple mit seinem ATT Framework im letzten Jahr den Anstoß zu diesen Veränderungen gab, hat sich die Mobile Marketing-Landschaft kontinuierlich erneuert und Möglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre geschaffen, um die Performance des Mobile Marketings zu steigern. Für Android Mobile Marketers wird die richtige Technologie entscheidend sein, um weiterhin wertvolle Erkenntnisse zu erlangen, ohne Kompromisse beim Datenschutz einzugehen. So wird beispielsweise der Einsatz von prädiktiven Messlösungen in Verbindung mit kreativen Ansätzen enorm an Bedeutung gewinnen, um Nutzer:innen zu binden und zu monetarisieren und gleichzeitig eine personalisierte User Experience in einer datenschutzkonformen Umgebung zu bieten. Darüber hinaus wird die Entwicklung von Data-Clean-Room-Technologien einen neutralen, sicheren Raum für die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen schaffen, wenn diese First-Party-User-Daten verwenden.




Das Update zu den Stimmen aus der Branche stammt vom 18.02.2022.

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