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Social Media Marketing
Twitter und Meta lassen User für Plattformsicherheit zahlen
© Dima Solomin (Unsplash), Alexander Shatov (Unsplash) via Canva

Twitter und Meta lassen User für Plattformsicherheit zahlen

Niklas Lewanczik | 21.02.23

Social-Konzerne wie Meta bitten die User inzwischen für Verifizierungen und exklusive Features zur Kasse, versuchen aber auch, mit Sicherheitsfunktionen Geld zu verdienen – während die Plattformsicherheit oft kritisiert wird.

Große Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter haben immer wieder mit Mängeln bei der Plattformsicherheit zu kämpfen. Während bei Twitter nicht selten ausbleibende Content-Moderation und ein Zuwachs an Fake News für umfassende Kritik sorgen, hat Instagram beispielsweise schon eine Strafe in Höhe von 405 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die DSGVO und die Sicherheit von Daten Minderjähriger erhalten. Sowohl Twitter als auch Meta haben in den vergangenen Jahren immer wieder neue Sicherheitsfunktionen für Brands, Creator, Teenager und Co. eingeführt – ohne jedoch viele große Probleme umfassend regulieren zu können, darunter die Ausbreitung von Fake Accounts, Hate Speech und ein schwieriger Zugang zu Support Teams. Inzwischen werden bei den Plattformen aber gewisse Sicherheits-Features nur im Bezahlmodell angeboten. Damit müssen die User für die zusätzliche Sicherheit bezahlen, die sie von den sozialen Medien erwarten.

Twitter macht Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS zum Exklusiv-Feature

Neben einem besseren Ranking, dem Zugriff auf längere Tweets und einer Priorisierung bei Tweet Replies sollen Twitter Blue-Abonnent:innen künftig auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS als exklusive Funktion erhalten. Das heißt: Wer nicht zahlt, kann auf diese Funktion künftig nicht mehr zurückgreifen. Auf dem eigenen Blog erklärt Twitter:

While historically a popular form of 2FA, unfortunately we have seen phone-number based 2FA be used – and abused – by bad actors. So starting today, we will no longer allow accounts to enroll in the text message/SMS method of 2FA unless they are Twitter Blue subscribers. The availability of text message 2FA for Twitter Blue may vary by country and carrier.

Wer kein Twitter Blue-Abonnement hat und die Methode nutzt, kann bis zum 20. März eine andere wählen. Auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung per Security Key und per Authentifizierungs-App ist möglich. Und diese beiden Optionen bleiben allen Usern erhalten. Laut Twitter-Daten nutzten im Sommer 2022 nur 2,6 Prozent alle Accounts überhaupt eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Davon jedoch setzten fast zwei Drittel auf die SMS-Option, die nun zum Exklusiv-Feature wird.

Twitters Daten zur Nutzung der Zwei-Faktor-Authentifizierung im Sommer 2022, © Twitter
Twitters Daten zur Nutzung der Zwei-Faktor-Authentifizierung im Sommer 2022, © Twitter

Auch Meta wirbt mit Sicherheitsfunktionen für das neue Bezahlmodell auf Instagram und Facebook

Der Tech-Konzern startete kürzlich den Roll-out von Meta Verified für Instagram und Facebook. User können bald für die Verifizierung mit dem blauen Haken, sofern sie noch keine auf den Plattformen haben, im Abonnement bezahlen; vorerst sind die Abonnements nur in Australien und Neuseeland verfügbar. Neben dem blauen Haken können sich die Abonnent:innen von Meta Verified auf verschiedene Vorteile freuen, die sie für 11,99 US-Dollar pro Monat im Web und 14,99 US-Dollar pro Monat für die Mobile-Version erhalten sollen.

CEO Mark Zuckerberg erklärte in seinem neuen Instagram Channel (auch dieses Feature führte die Plattform vor kurzem ein):

This week we’re starting to roll out Meta Verified – a subscription service that lets you verify your account with a government ID, get a blue badge, get extra impersonation protection against accounts claiming to be you, and get direct access to customer support. This new feature is about increasing authenticity and security across our services.

Besonders die folgenden Aspekte fallen hinsichtlich der Optimierung der Plattformsicherheit auf, die nur im Bezahlmodell angeboten werden soll:

  • Meta Verified bietet mehr Schutz vor Identitätsdiebstahl durch eine proaktive Kontoüberwachung.
  • Meta Verified verspricht eine Priorisierung bei Support-Anfragen und Hilfe, wenn du sie brauchst – mit Zugang zu einer echten Person für allgemeine Kontoprobleme.

Dass Personen, die Metas Plattformen kostenfrei nutzen, aber durch die Weitergabe ihrer Daten das massive Werbenetzwerk des Konzerns bedienen, mit dem dieser monatlich Milliarden US-Dollar einnimmt, nicht auch Zugriff auf ein reibungslos funktionierendes Support-System und den erhöhten Schutz vor Identitätsdiebstahl erhalten, erscheint angesichts der Vorwürfe gegen Meta beinahe zynisch.

Die Tech-Branche walzt Kosten auf User ab

Weil auch die Tech-Branche mit ökonomischen Problemen zu kämpfen hat – davon zeugen nicht nur Twitters anhaltende Geldsorgen und Metas Umsatzrückgänge in den vergangenen Quartalen, sondern auch tausende von Entlassungen bei Meta, Microsoft und Co. –, liegt der Schritt zur Vermarktung von exklusiven Features und den ersehnten Verifizierungen auf sozialen Plattformen im Rahmen eines Bezahlmodells nahe. Allerdings dürfen sich Nutzer:innen von Plattformen wie Twitter, Instagram und Facebook, die gerade mit den User-Daten und deren Nutzungsgewohnheiten so viel Geld verdienen können, die Frage stellen, ob die Bereitstellung der bestmöglichen Sicherheitsvorkehrungen nicht grundsätzlich zur Verantwortung der Plattformbetreiber:innen gehören sollte.

Meta hatte schon im Herbst 2022 geplant, mehr Bezahl-Features für User einzuführen und eigens eine Abteilung dafür aufgebaut. John Hegeman, Metas VP of Monetization, erklärte zu dieser Zeit:

I think we do see opportunities to build new types of products, features, and experiences that people would be willing to pay for and be excited to pay for.

Zudem sagte er, man wolle im Bereich der Bezahlmodell von anderen Unternehmen lernen. Doch während viele User für Verifizierungen und exklusive Funktionen wie den Edit Button (auf Twitter) zu zahlen bereit sind, hat das Veranschlagen von Kosten für Sicherheitsfunktionen einen faden Beigeschmack. Neben Twitter und Meta haben in der jüngeren Vergangenheit auch Plattformen wie Snapchat mit exklusiven Features für mehr Umsatz sorgen können. Der Trend hin zu mehr Bezahlversionen für Content und Funktionen – und zu mehr Abonnementoptionen im Social-Media-Bereich überhaupt – dürfte angesichts des finanziellen Wachstumsdrucks der Plattformen anhalten. Davon zeugt auch, dass TikTok womöglich bald Paywalls für bestimmte Videoinhalte integriert – womit die App unter anderem auch Diensten wie OnlyFans etwas mehr Konkurrenz machen könnte. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht zahlende User in Sachen Sicherheit nicht zweitklassig behandelt werden; was im Rahmen der Pay-up-Mentalität der Konzerne als schwache Hoffnung erscheinen mag.


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© Jonathan Kemper - Unsplash, TikTok-Logo
© Jonathan Kemper – Unsplash

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