Human Resources
Zwischen Kinderbetreuung und Karriereleiter – was Arbeitgeber:innen für Eltern attraktiv macht

Zwischen Kinderbetreuung und Karriereleiter – was Arbeitgeber:innen für Eltern attraktiv macht

Marié Detlefsen | 15.05.25

Eltern jonglieren täglich zwischen Familienzeit und Job – und haben klare Erwartungen an Arbeitgeber:innen. Erfahre, was sie zum Bleiben bewegt und welche Faktoren sie zum Wechsel drängt.

Wenn am 15. Mai der Internationale Tag der Familie gefeiert wird, steht nicht nur das familiäre Miteinander im Mittelpunkt, sondern auch die Frage, wie Eltern ihre beruflichen Ambitionen mit den Anforderungen des Familienalltags vereinbaren. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für viele Eltern nämlich tägliche Realität. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag von XING beleuchtet nun, was Mütter und Väter im Berufsleben antreibt, was sie an ihren Arbeitgeber:innen schätzen – und was sie zur Kündigung bewegt.

Eltern sind wechselbereiter – aber auch treuer, wenn die Bedingungen stimmen

Die Studie befragte 3.413 Erwerbstätige in Deutschland und zeigt deutlich: Beschäftigte mit Kindern im Haushalt denken deutlich häufiger über einen Arbeitsplatzwechsel nach als kinderlose Kolleg:innen. Nur drei von zehn Eltern planen, ihrem aktuellen Unternehmen langfristig treu zu bleiben. Bei den Kinderlosen liegt dieser Anteil mit 43 Prozent merklich höher. Doch die Gründe, warum Mütter oder Väter bleiben, sind ebenfalls aufschlussreich – sie legen viel mehr Wert auf eine gesunde Balance zwischen Job und Privatleben. Für jede zweite befragte Person mit Kindern war die Work-Life-Balance ausschlaggebend für den Verbleib im Unternehmen – bei den Kinderlosen nur gut ein Drittel.

Diese Aspekte sind Eltern besonders wichtig im Job (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von XING).
Diese Aspekte sind Eltern besonders wichtig im Job (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von XING)

Neben der Work-Life-Balance spielen auch andere Faktoren eine größere Rolle für Eltern: Führungskräfte, die Vertrauen und Verständnis für familiäre Belange zeigen, wirken stärker als Bindungselement (33 Prozent). Auch das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten (23 Prozent) ist für Eltern wichtiger als für Beschäftigte ohne Kinder (16 Prozent). Dahinter steckt offenbar der Wunsch, beruflich am Ball zu bleiben – trotz eingeschränkter Zeitressourcen.

Gründe für den Wechsel: wenig Aufstiegsmöglichkeiten, monotone Aufgaben

Die Wechselmotivation der Eltern beruht allerdings nicht auf spontaner Laune, sondern hat häufig strukturelle Gründe. Unter anderem fehlen häufig Entwicklungsmöglichkeiten. Rund ein Drittel der wechselbereiten Mütter und Väter nennen mangelnde Aufstiegschancen als Triebfeder für den Wunsch nach Veränderung. Auch die Unzufriedenheit mit den eigenen Aufgaben (33 Prozent) ist ein häufiger Auslöser. Während 38 Prozent der Kinderlosen sich vom Stress oder einer allgemeinen Lust auf Veränderung leiten lassen, sind es bei Eltern eher strategische Erwägungen – etwa eine ungünstige Unternehmensentwicklung (31 Prozent) – die zum Hinterfragen des Jobs führen.

Denn obwohl Eltern im Alltag durch Familie und Beruf stark gefordert sind, sehen sie ein hohes Stresslevel im Job seltener als Wechselgrund. Das könnte daran liegen, dass viele Mütter und Väter im Multitasking geübt sind – oder dass sie beruflichen Stress schlicht weniger priorisieren als ein stabiles Umfeld. Thomas Kindler, Managing Director von XING, fasst die Motivation von Eltern wie folgt zusammen:

Eltern ist angesichts der Doppelbelastung vor allem eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig. Wer unzufrieden mit seinen Arbeitsaufgaben ist, verspürt häufig einen Wunsch zum Jobwechsel. Gerade für Mütter oder Eltern in Teilzeit gilt, dass sie oft noch auf ein berufliches Nebengleis abgeschoben werden.


Familie und Job unter einen Hut bekommen –

Hälfte aller Eltern fühlt sich von Arbeitgeber:innen alleingelassen

Familie und Job unter einen Hut bekommen – Hälfte aller Eltern fühlt sich von Arbeitgeber:innen allein gelassen.
© Alexander Dummer – Unsplash


Eltern fordern Geld, Flexibilität und Verständnis

Wechselt eine Mutter oder ein Vater tatsächlich den Arbeitsplatz, gibt es klare Prioritäten: An erster Stelle steht ein höheres Gehalt. Sieben von zehn befragten Eltern nennen dieses Kriterium als besonders wichtig. Finanzielle Stabilität ist für Familien mit Kindern essenziell – schließlich geht es oft nicht nur um den eigenen Lebensunterhalt, sondern auch um Absicherung für die Familie.

Doch Geld allein reicht nicht. Auch flexible Arbeitszeiten sind für viele Eltern ein Muss. Zwei Drittel wünschen sich, ihre Arbeitszeit selbst einteilen zu können – um etwa auf Betreuungsengpässe oder Arzttermine reagieren zu können. Für mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten ist zudem die Wochenend- oder Feiertagsarbeit ein absolutes Ausschlusskriterium.

Auch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung wird geschätzt. 40 Prozent der Eltern finden Arbeitgeber:innen besonders attraktiv, wenn diese in diesem Bereich entlasten. Sabbaticals hingegen sind für Eltern weniger relevant als für Kinderlose – vermutlich, weil ohnehin schon viele von ihnen in Teilzeitmodellen oder mit eingeschränkten Zeitbudgets arbeiten.

Eltern lassen sich schnell abschrecken – Unternehmen punkten mit Benefits

Während ein höheres Einkommen einen Jobwechsel attraktiv machen kann, gibt es auch klare No-Gos. Besonders befristete Arbeitsverträge wirken für 61 Prozent der Befragten abschreckend – selbst wenn das Gehalt stimmt. Für sechs von zehn Eltern kommt eine solche Unsicherheit daher gar nicht erst infrage. Auch eine mangelhafte Führungskultur (47 Prozent), lange Anfahrtswege (46 Prozent) oder die fehlende Möglichkeit, im Home Office (22 Prozent) zu arbeiten, führen dazu, dass sich Mütter oder Väter gegen potenzielle Arbeitgeber:innen entscheiden.

61 Prozent der Eltern würden nicht einen befristeten Arbeitsvertrag annehmen (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von XING)
61 Prozent der Eltern würden nicht einen befristeten Arbeitsvertrag annehmen (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von XING)

Die Studie zeigt, dass Eltern in ihrer beruflichen Entscheidungsfindung weder flatterhaft noch kompromisslos sind. Sie wägen ab – mit Blick auf die Bedürfnisse der Familie und ihre eigenen beruflichen Ziele. Die Jobsicherheit und die Verlässlichkeit der Arbeitgeber:innen stehen dabei ganz oben an der Spitze. Unternehmen, die Eltern daher halten oder gewinnen wollen, müssen mehr bieten als standardisierte Benefits. Es braucht flexible Modelle, faire Bezahlung, verlässliche Strukturen und Führungskräfte, die Familienleben nicht als Karrierehindernis sehen.


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