Human Resources
Mehr Freiheit, neue Chancen: Remote Work erlebt Comeback in Deutschland

Mehr Freiheit, neue Chancen: Remote Work erlebt Comeback in Deutschland

Marié Detlefsen | 25.04.25

Trotz der Rückkehrwelle ins Büro wächst der Markt für Remote-Jobs in Deutschland wieder spürbar. Neue Zahlen zeigen: Flexibles Arbeiten bleibt gefragt – quer durch viele Branchen.

Während viele Unternehmen derzeit mit strengeren Präsenzvorgaben aufwarten und ihre Mitarbeitenden wieder verstärkt ins Büro rufen, entwickelt sich der Markt für Remote-Jobs in eine andere Richtung und wächst. Eine aktuelle Auswertung der Jobplattform Indeed zeigt, dass das Angebot an Home-Office-Stellen in Deutschland nicht nur stabil bleibt, sondern zu Beginn des Jahres 2025 sogar wieder gestiegen ist.

Remote-Jobs erleben neuen Aufwind

Laut der Analyse enthalten derzeit rund 15,2 Prozent aller Stellenanzeigen in Deutschland eine Option für ortsunabhängiges Arbeiten – entweder vollständig oder im hybriden Modell. Anfang des Jahres lag der Wert noch bei 14,7 Prozent, im Oktober 2024 sogar nur bei 14,2 Prozent – dem Tiefpunkt der vergangenen zweieinhalb Jahre. Der aktuelle Anstieg deutet also auf eine leichte Kehrtwende hin.

Die prozentuale Entwicklung der Stellenanzeigen mit Remote-Option in Deutschland zwischen Q1 2023 und Q1 2025.
Die prozentuale Entwicklung der Stellenanzeigen mit Remote-Option in Deutschland zwischen Q1 2023 und Q1 2025, nach Zahlen von Indeed (KI-erstellte Grafik via ChatGPT)

Im internationalen Vergleich positioniert sich Deutschland ebenfalls weiterhin stark: Mit 15,2 Prozent Remote-Stellen liegt die Bundesrepublik vor anderen großen Volkswirtschaften wie den USA (7,9 Prozent), den Niederlanden (9,6 Prozent) oder Frankreich (12,3 Prozent). Nur Großbritannien liegt mit 15,9 Prozent knapp vorn.

Auch die Nachfrage nach Remote-Jobs zeigt einen klaren Trend: Der Anteil der Suchanfragen auf Indeed, die gezielt auf ortsunabhängige Positionen abzielen, erreichte im Januar 2025 einen neuen Rekordwert von 3,7 Prozent – höher als je zuvor seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2019.

IT und Finanzen als Spitzenreiter:in der Remote-Jobs

Doch welche Branchen treiben diesen Trend besonders? Die Analyse zeigt ein deutliches Gefälle zwischen verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Während sich Bereiche wie Gastronomie, Einzelhandel oder Reinigungsdienste schlicht und ergreifend kaum für Home Office eignen und dort Remote-Angebote bei rund einem Prozent verharren, sehen die Zahlen in anderen Berufsfeldern ganz anders aus. So bieten besonders Berufe im Bereich Data and Analytics (48 Prozent), Software-Entwicklung (47 Prozent) und im Finanzwesen (47 Prozent) überdurchschnittlich viele Möglichkeiten zum Arbeiten von zu Hause aus.

Besonders Berufe in der IT und im Finanzwesen bieten überdurchschnittlich viele Remote-Jobs an.
Besonders Berufe in der IT und im Finanzwesen bieten überdurchschnittlich viele Remote-Jobs an, nach Zahlen von Indeed (KI-erstellte Grafik via ChatGPT)

Die Zahlen verdeutlichen die ungebrochene Nachfrage der Arbeitnehmer:innen nach Remote-Jobs. Die Arbeitsmodelle von Home Office, Workation oder Hybrid Work haben durch die Coronapandemie erst richtig an Fahrt aufgenommen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Besseres Employee Wellbeing, erhöhte Produktivität und weniger Krankheitstage. So legen auch Bewerber:innen mehr Wert auf die Möglichkeit, aus ihren eigenen vier Wänden zu arbeiten. Jede:r fünfte Arbeitnehmer:in würde sogar eine Kündigung erwägen, sollte die Home-Office-Zeit im Unternehmen reduziert oder die Büropflicht eingeführt werden. Dr. Virginia Sondergeld, Ökonomin bei Indeed, sagt hierzu:

Das Home Office ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt in vielen Unternehmen geworden. Der jüngste Peak bei der Suche nach Jobs mit Remote Work-Option unterstreicht zudem das ungebrochene Interesse der Arbeitnehmenden an flexiblem Arbeiten.

Präsenzberufe bieten mehr Arbeitsplatzsicherheit

Trotz der Vorteile ortsunabhängiger Arbeit dürfen die Herausforderungen nicht außer Acht gelassen werden. Somit ist es abseits des Büros zum Beispiel deutlich schwerer, den persönlichen Kontakt zu Kolleg:innen aufzubauen, und das Stresslevel kann sich für die einzelnen Mitarbeiter:innen erhöhen. Für Angestellte, die nicht ins Büro kommen, ist es außerdem schwerer, befördert zu werden. Insbesondere jüngere Arbeitnehmer:innen müssen für Lern- und Mentoring-Möglichkeiten häufiger vor Ort sein, um sich weiterbilden zu können.

Hinzu kommt, dass es in einigen Branchen nicht möglich ist, die Arbeit in die eigenen vier Wände zu verlegen. Klassische Präsenzberufe haben dennoch den Vorteil einer höheren Arbeitsplatzsicherheit. Bei Präsenzberufen handelt es sich nämlich in vielen Fällen um Jobs, welche systemrelevant sind und in denen Angestellte dringend benötigt werden. Die Jobsicherheit ist in diesen Sektoren deutlich höher als bei einigen Remote-Stellen.

Für Unternehmen ist es in diesem Fall wichtig, auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und potenziellen Bewerber:innen zu achten. Eine Büropflicht kann auf der einen Seite dabei helfen, die Mitarbeiter:innenbindung und die Produktivität zu erhöhen, kann andererseits aber auch für Frustration und Demotivation aufseiten der Beschäftigten sorgen. Dr. Virginia Sondergeld rät:

Einige Unternehmen setzen dennoch auf eine Rückkehr ins Büro – möglicherweise, um Kontrolle zu erhöhen. Für diese Zwecke mögen strikte return-to-office Regelungen wirksam sein, doch sie bergen auch langfristige Risiken: Solche Maßnahmen führen oft zu Frustration und verringern den Talentpool, aus dem fähige und motivierte Mitarbeitende gewonnen werden können – mit den entsprechenden Folgen für Produktivität und Effizienz des Unternehmens.

Du möchtest noch mehr darüber erfahren, wo es die meisten Remote-Jobs gibt? Dann schaue dir folgenden Artikel an:


Home Office Hotspots:

Wo in Deutschland Remote-Jobs am begehrtesten sind

Home Office Hotspots: Wo in Deutschland Remote-Jobs am begehrtesten sind.
© Vlada Karpovich – Pexels

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