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„Reden ja – Verhandeln nein?“: Wie Gen Z mit dem Thema Gehalt umgeht

„Reden ja – Verhandeln nein?“: Wie Gen Z mit dem Thema Gehalt umgeht

Marié Detlefsen | 23.04.25

Junge Arbeitnehmer:innen reden offener über ihr Gehalt – doch sobald es ans Verhandeln geht, fehlt ihnen oft der Mut. Erfahre, warum emotionale Benefits dabei eine unterschätzte Rolle spielen und wie Unternehmen sowie Arbeitnehmende klug damit umgehen können.

Über Geld spricht man nicht – oder doch? Diese alte Binsenweisheit scheint langsam aber sicher aus der Arbeitswelt zu verschwinden. Vor allem die jüngere Generation bringt frischen Wind in das lange Zeit tabuisierte Thema Gehaltstransparenz. Doch während die Generation Z und die Millennials sich vergleichsweise offen über ihren Verdienst austauschen, scheitert es überraschend oft an der entscheidenden Stelle: der Verhandlung über das Gehalt.

Über das Gehalt sprechen ja, aber nicht verhandeln

Laut einer aktuellen Studie von Stepstone Studie geben rund 74 Prozent der unter 30-Jährigen an, offen über ihr Gehalt zu sprechen. Im Vergleich dazu sind es bei den über 30-Jährigen nicht einmal die Hälfte (48 Prozent). Ein deutliches Signal dafür, dass sich gesellschaftliche Normen in Bezug auf Geldthemen gerade verändern. Doch diese Offenheit endet oft, wenn es gegenüber Arbeitgeber:innen ernst wird.

Rund 74 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, offen über ihr Gehalt zu sprechen (KI-erstellte Grafik via ChatGPT)
Rund 74 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, offen über ihr Gehalt zu sprechen (KI-erstellte Grafik via ChatGPT)

Denn hier zeigt sich eine überraschende Unsicherheit. Sechs von zehn jungen Arbeitnehmer:innen fühlen sich bei Verhandlungen unwohl. Und das, obwohl sie besser informiert sind als je zuvor – fast 40 Prozent recherchieren im Vorfeld gezielt Gehaltsspannen und Durchschnittswerte. Die Angst, zu fordernd zu wirken oder als undankbar zu gelten, sitzt dennoch tief. Ein Drittel der Jüngeren weiß nicht, wie sie ihre Forderungen überzeugend begründen sollen. Auch die Sorge um den eigenen Ruf im Unternehmen hemmt viele: 42 Prozent befürchten, durch eine Gehaltsforderung negativ aufzufallen.

Wie viel Gehalt sollte ich verdienen?

Dabei zeigt die Studie auch: Wer sich gut vorbereitet, geht deutlich selbstbewusster ins Gespräch. Besonders hilfreich sind für viele Online-Gehaltsvergleiche, Tools zur Marktwertbestimmung und klare Beispiele für eigene Erfolge im Job. Je konkreter, desto besser – denn das schafft Verhandlungssicherheit. Und doch bleibt der entscheidende Schritt für viele schwer: die Forderung auch tatsächlich auszusprechen. Dabei wäre gerade das essenziell – denn wer seinen Marktwert kennt, sollte ihn auch selbstbewusst vertreten können. Wie du dich vorbereitest und selbstbewusst bei Gehaltsverhandlungen präsentierst, erfährst du in unserem Artikel.


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Geld allein macht (nicht mehr) glücklich

Doch während das Thema Gehalt offener diskutiert wird, gewinnt eine weitere Form der „Bezahlung“ zunehmend an Bedeutung – das sogenannte emotionale Gehalt. Der Begriff klingt zunächst nach Feel-Good-Management aus dem Coaching-Baukasten, trifft jedoch einen wunden Punkt der modernen Arbeitswelt. Denn Geld ist längst nicht mehr alles. Was immer wichtiger wird: Wertschätzung, Sinn, Flexibilität – kurz: Arbeitsbedingungen, die motivieren statt ausbrennen.

Das emotionale Gehalt umfasst alle nicht monetären Aspekte, die ein Arbeitsverhältnis bereichern: ein ehrlich gemeintes Lob, eine unterstützende Führungskraft, ein Team mit echtem Zusammenhalt oder flexible Arbeitszeiten, die sich an die Lebensrealität der Beschäftigten anpassen lassen. Auch Weiterbildungsangebote, mentale Gesundheitsangebote oder eine offene Feedback-Kultur zählen dazu. Je stärker Arbeitnehmer:innen sich mit ihrem Unternehmen verbunden fühlen, desto niedriger ist ihre Wechselbereitschaft. Besonders in Berufen mit hoher emotionaler Belastung, etwa in der Pflege, wiegt Anerkennung oft mehr als ein Bonus auf dem Konto.

Welche Rolle spielt emotionales Gehalt?

Aber: Emotionales Gehalt ist kein Freifahrtschein, um echte Bezahlung zu drücken. Es ist kein Ersatz für faire Entlohnung, sondern eine notwendige Ergänzung in einer Arbeitswelt, in der Lebensqualität und Sinnhaftigkeit immer höher bewertet werden. Ein Obstkorb oder die berühmte „Family-Atmosphäre“ ersetzen keine Miete – sie machen den Arbeitsalltag höchstens ein wenig angenehmer.

Junge Talente durchschauen diese Gratwanderung mittlerweile sehr genau. Wer Buzzwords wie „flache Hierarchien“ oder „Work-Life-Balance“ verwendet, sollte auch Substanz liefern – zum Beispiel durch flexible Arbeitsmodelle, echtes Mitspracherecht oder gelebte Feedback-Kultur. Andernfalls wirkt das Angebot schnell wie ein Ablenkungsmanöver von einem geringeren Gehalt. Folgende Punkte können dir dabei helfen zu erkennen, inwieweit ein Unternehmen emotionales Gehalt fördert und wie du selbst mehr emotionales Gehalt fordern kannst.

  • Klar definieren, was zählt: Was motiviert dich wirklich – Flexibilität, Sinnhaftigkeit, Anerkennung? Kenne deine Prioritäten.
  • Clever fragen im Vorstellungsgespräch: Etwa: „Wie fördern Sie die Work-Life-Balance im Team?“, oder „Welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sie konkret?“
  • Auf Unternehmenskultur achten: Wird Wertschätzung nur behauptet oder auch gelebt? Bewertungen auf Kununu und Co. geben Hinweise.
  • Nicht von Buzzwords blenden lassen: Begriffe wie „flache Hierarchien“ hinterfragen – was steckt wirklich dahinter?
  • Entwicklungschancen ansprechen: Mentoring, Weiterbildungen, Feedback-Strukturen zeigen echtes Engagement der Arbeitgeber:innen.
  • Wertschätzung thematisieren: „Ich arbeite am besten in einer Umgebung, in der man Erfolge teilt und anerkennt – wie sieht das bei Ihnen aus?“
  • Klarmachen: Kein Ersatz für faire Bezahlung: Benefits sind super – aber sie sollen das Gehalt ergänzen, nicht ersetzen.

Geld und emotionales Gehalt gehen Hand in Hand

Alles in allem reden junge Menschen offener über Geld, kämpfen aber noch mit dem Mut zur Verhandlung. Ältere Generationen sind da erfahrener – aber oft zurückhaltender in der Kommunikation. Und während das Gehalt immer noch das Fundament bildet, wird emotionales Gehalt zum entscheidenden Faktor für langfristige Zufriedenheit im Job. Die Zukunft gehört letztlich den Unternehmen, die beides bieten: transparente, faire Gehaltsmodelle und ein Arbeitsumfeld, das Menschen langfristig hält – nicht nur durch Geld, sondern durch Sinn, Vertrauen und echte Wertschätzung.


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© Gustavo Fring – Pexels

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