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Beförderung ohne Gehaltserhöhung: Lohnt sich das wirklich?

Beförderung ohne Gehaltserhöhung: Lohnt sich das wirklich?

Marié Detlefsen | 03.02.25

Eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung kann sowohl Chance als auch Falle sein. Erfahre, wann sich die Annahme lohnt, wann du lieber ablehnen solltest und wie du geschickt verhandelst.

Eine Beförderung klingt zunächst nach einer großen Chance: ein neuer Titel, mehr Verantwortung, vielleicht sogar ein Platz in der Führungsebene. Doch wenn diese Beförderung nicht mit einer Gehaltserhöhung einhergeht, stellt sich die Frage: Ist das wirklich ein Karrieresprung – oder einfach nur mehr Arbeit ohne angemessene Entlohnung?

Das Angebot der Beförderung richtig einschätzen

Nicht jede Beförderung ist gleichwertig. Eine neue Position ohne Gehaltsanpassung kann je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben. Daher solltest du zunächst folgende Fragen klären:

  • Handelt es sich um eine anerkannte Karrierestufe innerhalb des Unternehmens oder eher um eine Positionsänderung mit zusätzlichen Aufgaben?
  • Bietet der neue Titel mehr Sichtbarkeit, Einfluss oder wertvolle Erfahrungen, die sich später finanziell auszahlen können?
  • Gibt es nicht-monetäre Vorteile wie flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Zugang zu einem stärkeren beruflichen Netzwerk?

Wer die wahren Motive hinter der Beförderung erkennt, kann eine fundierte Entscheidung treffen.

Der Wert der Beförderung kann über das Gehalt hinausgehen

Gehalt ist zweifellos ein wichtiger Faktor, doch Karrierewachstum bemisst sich nicht nur an der Bezahlung. In einigen Fällen kann eine Beförderung ohne sofortige Gehaltserhöhung langfristige Vorteile bringen: Der neue Titel kann unter anderem Türen zu lukrativeren Positionen in der Zukunft öffnen. Außerdem kann der Kontakt mit Führungskräften und strategischen Projekten wertvolle Einblicke und Karrierechancen schaffen. Wer dann noch die Eigeninitiative ergreift und seine Fähigkeiten und Erfahrungen ausbaut, kann den eigenen Marktwert auf dem Arbeitsmarkt erheblich steigern.

Doch Vorsicht: Vage Versprechungen wie „Wir prüfen dein Gehalt in sechs Monaten“ oder „Diese Beförderung ist ein Sprungbrett“ sollten nur akzeptiert werden, wenn sie schriftlich festgehalten sind und klare Bedingungen beinhalten.

Wann eine Zusage sinnvoll ist

Doch wann kann es sich lohnen, eine Beförderung ohne sofortige Gehaltserhöhung anzunehmen? Dabei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Es kann jedoch sinnvoll sein, solch ein Angebot anzunehmen, wenn:

  • Die Beförderung eine klare Perspektive für berufliches Wachstum und zukünftige finanzielle Verbesserungen bietet.
  • Du durch die Beförderung auch mehr Verantwortung und mehr Entscheidungsfreiheit oder Einfluss gewinnst.
  • Nicht-monetäre Vorteile (zum Beispiel Home-Office-Optionen, Weiterbildung, zusätzliche Urlaubstage) das Angebot attraktiver machen.

Aber selbst bei einer Zusage ist es ratsam, sich schriftlich versichern zu lassen, wann eine Gehaltserhöhung in Betracht gezogen wird und an welche Meilensteine sie gebunden ist. Wenn dein:e Arbeitgeber:in derzeit keine finanzielle Entschädigung anbieten kann, sollte zumindest Transparenz darüber geboten werden können, wann und wie sich dies ändern könnte. Andere Benefits wie mehr Urlaub sollten dann im Raum stehen.


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Wann eine Ablehnung die bessere Wahl ist

Allerdings kann es auch klug sein, eine Beförderung abzulehnen, auch wenn sich dies eventuell zuerst falsch anfühlt. Du solltest darüber nachdenken, solch ein Angebot abzulehnen, wenn:

  • Der zusätzliche Arbeitsaufwand unverhältnismäßig hoch ist, ohne dass ein Ausgleich in Sicht ist.
  • Kein klarer Zeitrahmen oder keine konkreten Bedingungen für eine spätere Gehaltserhöhung bestehen.
  • Die Beförderung eher wie eine Kostenersparnis für das Unternehmen als eine echte Anerkennung der eigenen Leistung wirkt.

Eine Beförderung abzulehnen mag riskant erscheinen, aber in manchen Fällen ist es der klügste Schachzug. Wenn die neue Position deutlich mehr Stress verursacht und nicht entsprechend entschädigt wird, könnte die Annahme dieser Rolle zu Burnout und Unmut führen. Dennoch sollte eine Absage professionell formuliert werden:

Ich schätze das Vertrauen, das mir mit diesem Angebot entgegengebracht wird. Allerdings sehe ich derzeit keine ausreichende Kompensation für die zusätzlichen Aufgaben. Gerne können wir diese Diskussion zu einem späteren Zeitpunkt erneut führen.

Erfolgreich eine Beförderung verhandeln

Generell gilt: Falls das Angebot nicht perfekt erscheint, aber dennoch Potenzial hat, lohnt es sich zu verhandeln. Eine Gehaltserhöhung ist nicht die einzige Möglichkeit der Kompensation. Alternativ könntest du anbieten, dass deine Gehaltsüberprüfung nach festgelegten Leistungen erfolgt oder dass es einen Bonus für die erfolgreiche Einarbeitung in die neue Rolle gibt. Mit diesen Anreizen kannst du deinen Arbeitgeber:innen zeigen, dass du durchaus Interesse an der neuen Stelle hättest. Doch es gibt auch andere Benefits anstatt einer Gehaltserhöhung. Alternativ könntest du auch mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten oder Home-Office-Regelungen fordern sowie zusätzliche Urlaubstage oder finanzierte Weiterbildungen.

Wichtig bei der Verhandlung ist eine klare und selbstbewusste Führung. Du könntest folgendermaßen an die Sache herangehen:

Ich freue mich über diese Möglichkeit und bin überzeugt, dass ich in der neuen Rolle wertvolle Beiträge leisten kann. Aufgrund der steigenden Verantwortung halte ich es für sinnvoll, über eine leistungsbezogene Bonusstruktur oder eine Gehaltsüberprüfung in sechs Monaten zu sprechen.

Es gibt kein richtig und kein falsch bei einer Beförderung

Eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung ist keine einfache Entscheidung und sollte individuell abgewogen werden. Bringt die Position klare Vorteile für die langfristige Karriereentwicklung, kann sie trotz ausbleibender finanzieller Anerkennung eine sinnvolle Wahl sein. Fehlt jedoch eine transparente Perspektive auf spätere Gehaltsanpassungen, solltest du den Wert deiner eigenen Arbeit betonen und gegebenenfalls verhandeln oder das Angebot ablehnen. Letztlich geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, die nicht nur den aktuellen Status widerspiegelt, sondern die eigene Karriere nachhaltig voranbringt.

Und wenn du eine bessere Position ohne Gehaltserhöhung angeboten bekommst, kann es sich auch lohnen, nach entsprechenden Stellen bei Dritten zu schauen, die eventuell mehr zu zahlen bereit sind.


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