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Gehaltscheck 2025: Wer jetzt mehr verdient – und wer nicht

Gehaltscheck 2025: Wer jetzt mehr verdient – und wer nicht

Marié Detlefsen | 26.02.25

Anhaltende Inflation, weniger Stellenangebote und wachsender Fachkräftemangel – alles Faktoren, welche dieses Jahr unser Gehalt beeinflussen werden. Während einige Berufsgruppen von kräftigen Gehaltssteigerungen profitieren, geraten klassische Bürojobs und IT-Berufe ins Hintertreffen. Erfahre, in welchen Branchen steigende Löhne und gute Jobchancen locken.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland befindet sich auch in diesem Jahr weiterhin in einer angespannten Lage: Während die Arbeitslosenquote steigt und das Angebot an offenen Stellen schrumpft, entwickeln sich die Löhne uneinheitlich in den verschiedenen Branchen. Laut einer aktuellen Analyse der Jobplattform Indeed ist das Gehalt in Deutschland im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 3,2 Prozent gestiegen. Diese Erhöhung liegt über der Inflation von 2,2 Prozent und bringt vielen Arbeitnehmer:innen ein reales Einkommensplus. Allerdings profitieren nicht alle Branchen gleichermaßen. Wir zeigen dir, welche Bereiche 2025 mit einer Gehaltssteigerung und welche mit einer Reduzierung rechnen müssen.

Wer profitiert 2025 von einem steigenden Gehalt?

Besonders deutlich steigen die Gehälter laut der Analyse in systemrelevanten Berufen, für welche die Nachfrage nach Fachkräften ungebrochen hoch ist. Wer sich in der Pflege, im Sozialdienst oder in der Logistik engagiert, kann mit erheblichen Gehaltssteigerungen rechnen. Am stärksten profitieren dabei Sozialarbeiter:innen mit einem Zuwachs von 7,8 Prozent, gefolgt von Pflegekräften (sechs Prozent) und Lagerarbeiter:innen (5,8 Prozent). Auch Sicherheits- und Verwaltungsberufe sowie Reinigungskräfte verzeichnen solide Einkommenszuwächse.

Die Bereiche Pflege, sozialer Dienst und Logistik können mit weiteren Gehaltssteigerungen rechnen.
Die Bereiche Pflege, sozialer Dienst und Logistik können mit weiteren Gehaltssteigerungen rechnen, © Indeed

Die steigenden Löhne in diesen Bereichen sind unter anderem auf den anhaltenden Fachkräftemangel zurückzuführen. In der Pflegebranche wurden beispielsweise Mindestlöhne angehoben, um die Attraktivität des Berufs zu steigern. Laut Dr. Virginia Sondergeld, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed, sei die finanzielle Anerkennung dieser Berufe ein wichtiger Schritt, insbesondere nach den Herausforderungen der Coronapandemie.

Rückgang der Gehaltsentwicklung in klassischen Bürojobs und IT

Auf der anderen Seite der Gehaltsskala stehen Berufsgruppen, in denen die Löhne kaum oder gar nicht steigen. Besonders betroffen sind klassische Bürojobs sowie die IT-Branche. Buchhalter:innen (+1,2 Prozent), Kund:innenenservice-Mitarbeiter:innen (+1,1 Prozent) und IT-Support-Fachkräfte (+0,8 Prozent) erhalten lediglich minimale Erhöhungen. Im Bauwesen stagniert die Lohnentwicklung vollständig, und Software-Entwickler:innen müssen sogar Einkommenseinbußen von durchschnittlich 0,7 Prozent hinnehmen.

Dass IT-Gehälter sinken, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Doch der Sparkurs vieler Unternehmen trifft insbesondere hochdotierte Tech-Jobs. Zudem ist die Nachfrage nach IT-Fachkräften spürbar gesunken, was sich in einer stark rückläufigen Zahl von Stellenausschreibungen zeigt.

Im Bauwesen stagniert die Lohnentwicklung vollständig, während Softwareentwickler:innen mit Einkommenseinbußen rechnen müssen.
Im Bauwesen stagniert die Lohnentwicklung vollständig, während Software-Entwickler:innen mit Einkommenseinbußen rechnen müssen, © Indeed

Für IT-Fachkräfte hingegen könnte Jobsicherheit wichtiger werden als hohe Gehaltszuwächse. Denn für diejenigen, die auf der Suche nach beruflicher Sicherheit in der nahen Zukunft sind, bietet sich die Ausbildung zu Spezialist:innen für Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen an. Laut den Prognosen des WEF wird diese Berufsgruppe bis 2027 um 40 Prozent wachsen und etwa eine Million neue Arbeitsplätze schaffen. Analytische Fähigkeiten im Allgemeinen werden gefragt sein, sei es als Business Intelligence-Analyst:in, Informations- oder als Datenanalyst:in. Unternehmen benötigen zukünftig vermehrt Expert:innen, die in der Lage sind, KI-Lösungen zu entwickeln, zu implementieren und zu optimieren. Auf rasante Lohnsteigerungen müssen Arbeitnehmer:innen in diesem Bereich allerdings vorerst wohl verzichten.

Deutschland hinkt im EU-Vergleich beim Gehalt hinterher

Trotz der durchschnittlichen Lohnsteigerung von 3,2 Prozent bleibt Deutschland im europäischen Vergleich zurück. In den fünf größten Volkswirtschaften der EU lag der durchschnittliche Lohnzuwachs bei 4,1 Prozent. Während Frankreich mit 1,7 Prozent noch geringere Steigerungen verzeichnet, sind die Einkommen in Spanien (+3,7 Prozent), Italien (+3,9 Prozent) und vor allem in den Niederlanden (+6,8 Prozent) deutlich stärker gewachsen.

Trotz dieser moderaten Entwicklung in Deutschland gibt es positive Signale für die Zukunft. Insbesondere in Berufen mit starkem Fachkräftemangel dürfte das Gehalt auch 2025 weiter steigen. Unternehmen in diesen Bereichen setzen selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf attraktive Vergütungen, um Personal zu gewinnen. Dr. Virginia Sondergeld sagt hierzu:

Im EU-Vergleich bleibt das Lohnwachstum in Deutschland moderat. Doch in systemrelevanten Berufsgruppen steigen die Gehälter trotz wirtschaftlicher Herausforderungen überdurchschnittlich stark. Besonders in Branchen mit akutem Personalmangel setzen Unternehmen selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf attraktive Gehälter, um Arbeitskräfte zu gewinnen. Wer über einen Jobwechsel nachdenkt oder neue berufliche Perspektiven sucht, hat in diesen Bereichen besonders gute Chancen und kann einen Jobwechsel oftmals auch mit einer Gehaltssteigerung verbinden.


Neues Jahr, neue Perspektiven –

fast jede:r Zweite denkt über Quereinstieg nach

© fauxels – Pexels


Zudem sind viele Arbeitgeber:innen offen für Quereinsteiger:innen, was die beruflichen Wechselchancen erhöht. Laut dem XING Arbeitsmarktreport 2024 gaben 64 Prozent der befragten Recruiter an, Bewerber:innen mit einem unkonventionellen Karriereweg die gleichen Chancen einzuräumen wie Kandidat:innen mit traditionellem Werdegang. In manchen Fällen werden Quereinsteiger:innen sogar bevorzugt. Die Vorteile liegen laut Recruitern auf der Hand: Frische Perspektiven (47 Prozent), mehr Diversität (45 Prozent) und vor allem die Fähigkeit, den Fachkräftemangel abzufedern (50 Prozent), werden besonders geschätzt.

Natürlich bringen Quereinsteiger:innen auch Herausforderungen mit, wie eine längere Einarbeitungszeit oder das Fehlen spezifischer Branchenkenntnisse. Dennoch zeigt sich: Die Mehrheit der Unternehmen sieht das Potenzial und die Chancen, die mit einem Quereinstieg einhergehen. Außerdem gab nur rund ein Drittel (30 Prozent) an, schlechte Erfahrungen mit Mitarbeiter:innen aus anderen Branchen gemacht zu haben.

Klassische White-Collar-Jobs vs. soziale und nachhaltige Berufe

Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zeigen eine zunehmende Spaltung: Während systemrelevante Berufe und Sektoren mit akutem Personalmangel weiterhin mit steigendem Gehalt locken, geraten klassische Bürojobs und IT-Berufe unter Druck. Wer über eine berufliche Neuorientierung nachdenkt, findet insbesondere in der Pflege oder Logistik attraktive Perspektiven – oft verbunden mit einem deutlichen Einkommensplus. Allerdings sind etwa Pflegeberufe im Vergleich zu IT-Jobs in der Regel auch grundsätzlich deutlich schlechter bezahlt.

Arbeitnehmer:innen in White-Collar-Jobs hingegen warten in Deutschland vergeblich auf den wirtschaftlichen Aufschwung. Allein im Bereich der professionellen Dienstleistungen verzeichnete das Land einen Rückgang von 29,91 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen sechs Monate von 2024. Um nicht weiter zurückzufallen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich – von verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis hin zu einer aktiveren Förderung von Fachkräften. Es zeigt sich immer mehr, dass der Fachkräftemangel in Deutschland längst kein Zukunftsproblem mehr ist, sondern Realität. Im Jahr 2023 blieben rund 570.000 Stellen unbesetzt, und der Arbeitsmarkt zeigt deutlich: Ohne gezielte Recruiting-Strategien wird diese Lücke weiter wachsen.

Du möchtest mehr dazu erfahren, welche Jobs derzeit zukunftssicher und angemessen bezahlt sind? Dann schaue dir folgenden Artikel an:


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© Kaboompics.com – Pexels

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