Human Resources
Geld? Rede ich nicht drüber! Warum Männer beim Gehalt häufiger lügen als Frauen

Geld? Rede ich nicht drüber! Warum Männer beim Gehalt häufiger lügen als Frauen

Marié Detlefsen | 14.04.25

Ob in der Beziehung, im Freundeskreis oder im Büro – beim Thema Gehalt halten sich viele Menschen bedeckt. Besonders Männer zeigen sich überraschend verschlossen, während Frauen deutlich häufiger das Gespräch suchen und ehrlicher sind.

Während im Büro oder zu Hause gerne über die eigene Arbeit oder den Alltag geredet wird, bleibt ein Thema erstaunlich privat: das eigene Einkommen. Eine neue Umfrage im Auftrag von Indeed offenbart, wie tief das Tabu rund ums Gehalt in Deutschland verwurzelt ist – und zeigt dabei auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf, wenn es ums Reden (oder Schweigen) über Geld geht. Wir zeigen dir, wer am meisten flunkert, wenn es um das Gehalt geht.

Großes Schweigen bei der Frage nach dem Gehalt

Die Studie befragte insgesamt 1.002 Arbeitnehmende in Deutschland zwischen 18 und 65 Jahren, wobei sich herausstellte, dass sich zwei von fünf Berufstätigen in Deutschland unwohl dabei fühlen, über ihr Gehalt zu sprechen. Überraschend ist das Ergebnis nicht, dafür wird es interessanter, wenn man einen Blick auf die Geschlechterverteilung wirft: Zwar empfinden sowohl Männer (39 Prozent) als auch Frauen (44 Prozent) das Thema als unangenehm, doch im Alltag zeigt sich ein anderes Bild. So reden Frauen deutlich häufiger über ihr Einkommen, fragen offen nach dem Verdienst anderer und zeigen damit insgesamt mehr Transparenz.

Männer hingegen verhalten sich oft deutlich verschlossener – und in manchen Fällen sogar kreativ mit der Wahrheit. Ein Viertel der befragten Männer gibt zu, in einer Liebesbeziehung schon einmal falsche Angaben über das eigene Einkommen gemacht zu haben. Bei den Frauen liegt dieser Anteil bei gerade einmal 15 Prozent. Zudem verschweigt jeder vierte Mann seine:r Partner:in das tatsächliche Einkommen – ein Verhalten, das bei Frauen deutlich seltener vorkommt (16 Prozent).

Gehalt ist auch in Freundeskreisen ein heikles Thema

Im familiären Umfeld setzt sich das Muster fort. Während über die Hälfte der Frauen bereit ist, mit Verwandten über das Gehalt zu sprechen oder sich nach deren Verdienst zu erkundigen, ist nur etwa ein Drittel der Männer dazu bereit. Offenheit im familiären Kreis scheint laut der Studie für viele Männer ein Fremdwort zu sein – vielleicht aus Scham, vielleicht aus Stolz.

Etwas ausgeglichener sieht es in Freundschaften aus: Rund jede zweite Frau würde Freund:innen nach deren Gehalt fragen – bei den Männern liegt dieser Wert immerhin noch bei 40 Prozent. Dennoch bleibt das Bild klar: Frauen zeigen insgesamt eine größere Bereitschaft, das Thema Gehalt anzusprechen – sei es im privaten oder romantischen Rahmen.


Lohn-Check:

In diesen Städten winken die höchsten Gehälter

Lohn-Check: In diesen Städten winkt das höchste Gehalt.
© Pixabay – Pexels


Das Bedürfnis, in der Partner:innenschaft über Geld zu sprechen, ist weitverbreitet. Daher hält über die Hälfte der Befragten es für sinnvoll, das Thema Gehalt in einer Beziehung offen anzusprechen – und das möglichst früh. Fast jede:r Zweite wünscht sich Klarheit über die finanziellen Verhältnisse spätestens nach ein paar Monaten Beziehung. Fünf Prozent möchten sogar schon beim ersten Date wissen, wie viel das Gegenüber verdient. Spätestens beim Zusammenziehen (für 17 Prozent ein Gehalts-Gesprächsthema) oder zur Hochzeit (fünf Prozent) wird der finanzielle Realitätscheck dann unausweichlich.

Wenn beim Gehalt geschummelt wird, dann nach oben

Männer, die in der Umfrage angaben, schon einmal falsche Zahlen genannt zu haben, taten dies meist mit einem Ziel: Sie wollten mehr Eindruck machen. Knapp ein Drittel der Männer, die ihr Gehalt frisiert haben, nannten als Grund den Wunsch, bei anderen Anerkennung zu finden. Weitere häufige Motive waren die Angst vor negativer Bewertung und der Wunsch nach Privatsphäre. Das Muster ist dabei eindeutig: Männer, die lügen, übertreiben in aller Regel. 19 Prozent der Männer gaben an, gegenüber Freund:innen ein höheres Gehalt vorgetäuscht zu haben – 17 Prozent taten dies im Familienkreis oder gegenüber Kolleg:innen.

Frauen, die ihr Einkommen falsch darstellen, tun das deutlich seltener – und interessanterweise manchmal auch in die andere Richtung. Während rund zehn Prozent gegenüber Freund:innen ein höheres Einkommen angaben, machten elf Prozent im beruflichen Kontext sogar geringere Angaben. Möglicherweise, um Neid oder Spannungen zu vermeiden – oder um das eigene Licht bewusst unter den Scheffel zu stellen.

Mehr Transparenz für mehr Gerechtigkeit

Der Arbeitsplatz ist offenbar der heikelste Ort, wenn es ums Geld geht. Die Umfrage offenbart, dass rund die Hälfte der Arbeitnehmenden lieber ihre letzten zehn privaten Nachrichten im Büro vorlesen oder ihre Social-Media-Passwörter teilen würde, als offen über das Gehalt zu sprechen. Das zeigt, wie intim und sensibel dieses Thema weiterhin empfunden wird. Auch bei direkten Fragen von Kolleg:innen herrscht Zurückhaltung: Ein Drittel gibt nur ungefähre Zahlen preis, ein Viertel lehnt das Gespräch höflich ab. Nur 18 Prozent würden offen über ihr tatsächliches Einkommen sprechen. Doch warum ist dieses Thema für viele ein Problem? Dr. Stefanie Bickert, Expertin für Job- und Karrierethemen bei Indeed, sagt hierzu:

Gehalt wird gern als Gradmesser für Erfolg und Status herangezogen, weshalb es nicht überrascht, dass viele zurückhaltend sind oder ihr Einkommen vorteilhafter darstellen. Aber nur wer weiß, was üblich ist, kann das eigene Einkommen realistisch einschätzen und langfristig zu mehr Lohngerechtigkeit für alle beitragen. Offener über Geld zu sprechen, muss dabei nicht heißen, die Gehaltsabrechnung allen offenzulegen. Im ersten Schritt sollte es darum gehen, sich bewusst mit vertrauten Personen auszutauschen, um ein besseres Gefühl für den eigenen Marktwert und den Spielraum in Gehaltsverhandlungen zu bekommen.

Sowohl für Mitarbeitende als auch für Unternehmen ist es daher wichtig, die Gehaltstransparenz zu fördern, statt weiterhin zu schweigen und so über mögliche Ungerechtigkeiten hinwegzusehen. Der Lohn sollte kein Tabuthema sein, wenn es um Verhandlungen oder eine Beförderung geht. Denn je länger Gehälter nicht offengelegt werden, desto länger kommt es zu Diskrepanzen für ältere Beschäftigte und ihre Rente sowie zu einer größeren Gender-Pay-Gap-Lücke.


Equal Pay Day 2025:

Warum Frauen noch immer für gleiche Arbeit weniger verdienen

Equal Pay Day 2025: Warum Frauen noch immer für gleiche Arbeit weniger verdienen.
© Magda Ehlers – Pexels

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.