Human Resources
Zwischen Deadline-Druck und Dauerstress: In diesen Branchen sind Arbeitnehmer:innen besonders belastet

Zwischen Deadline-Druck und Dauerstress: In diesen Branchen sind Arbeitnehmer:innen besonders belastet

Marié Detlefsen | 30.06.25

Immer mehr Arbeitnehmer:innen kämpfen mit Überlastung – doch in manchen Branchen ist der Druck besonders hoch. Erfahre, wo Stress, Tempo und Termindruck zum beruflichen Alltag gehören.

Burn-out, Bore-out, emotionale Erschöpfung – das Schlagwort „Belastung am Arbeitsplatz“ ist längst mehr als ein abstraktes Phänomen. So wächst der Druck auf Beschäftigte spürbar. Besonders jüngere Generationen ziehen daraus Konsequenzen: Laut einer aktuellen Analyse denken immer mehr junge Berufstätige ernsthaft über unbezahlte Auszeiten nach, um der mentalen Überforderung zu entkommen. Insbesondere die Generation Z setzt dabei verstärkt auf Lebensqualität statt Karriereleiter: Für satte 76 Prozent steht eine gesunde Work-Life-Balance noch vor einem attraktiven Gehalt oder raschem Aufstieg.

Doch in welchen Branchen ist der Druck tatsächlich am größten? Wo geraten Arbeitnehmer:innen besonders häufig an ihre Belastungsgrenzen? Diesen Fragen ist die Karriereplattform JobLeads auf den Grund gegangen – mit einer Auswertung amtlicher Daten des Statistischen Bundesamts. Dabei wurden verschiedene Indikatoren wie wöchentliche Arbeitszeit, hohes Arbeitstempo und das Arbeiten unter Zeitdruck verglichen und in einem branchenübergreifenden Belastungsindex zusammengeführt.

Kommunikationsbranche weist die höchste Überbelastung auf

Ganz oben auf der Liste der stressigsten Arbeitsfelder steht die Branche Information und Kommunikation – ein Bereich, in dem Geschwindigkeit oft über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. In diesem Bereich gaben rund 62 Prozent der Befragten an, regelmäßig einem hohen Arbeitstempo ausgesetzt zu sein. Fast ebenso viele (61 Prozent) kämpfen regelmäßig mit engen zeitlichen Vorgaben. Mit durchschnittlich 39,2 Arbeitsstunden pro Woche bewegt sich dieser Sektor auch bei der reinen Arbeitszeit im oberen Bereich. Der kombinierte Belastungsindex dieser Branche liegt bei 6,96 von zehn Punkten – der höchste Wert im Vergleich.

Nur knapp dahinter folgt der Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Was auf den ersten Blick nach intellektueller Freiheit klingt, ist in Wirklichkeit oft mit erheblichem Zeit- und Leistungsdruck verbunden. 64 Prozent der Beschäftigten in diesen Bereichen gaben an, regelmäßig unter engen Fristen zu arbeiten – der höchste Wert aller untersuchten Branchen. Auch das hohe Arbeitstempo (von 61 Prozent der Befragten genannt) ist bezeichnend für die Belastung in diesem Sektor. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit liegt bei 39 Stunden, was den Bereich auf einen Belastungswert von 6,72 Punkten bringt.

Das sind die Branchen mit der höchsten Arbeitsbelastung in Deutschland, © JobLeads
Das sind die Branchen mit dem höchsten Grad der Ansterngung in Deutschland – laut JobLeads, © JobLeads

Auf dem dritten Platz befindet sich das Baugewerbe – traditionell ein Arbeitsfeld mit hoher körperlicher Beanspruchung. Doch auch psychische Belastungen sind hier keine Seltenheit: 58 Prozent der Beschäftigten berichteten von einem hohen Arbeitstempo, während mehr als die Hälfte (53 Prozent) regelmäßig mit knappen Terminen konfrontiert ist. Mit durchschnittlich 40 Stunden pro Woche ist das Bauwesen zudem eine der Branchen mit der längsten regulären Arbeitszeit – nur noch übertroffen vom Bereich Gesundheit und Pflege. Der Gesamtindexwert für das Baugewerbe liegt bei 6,52 Punkten.


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Tempo, Terminzwang und Dauerverfügbarkeit haben die Branchen fest im Griff

Am unteren Ende des Rankings findet sich der Bereich Erziehung und Unterricht. Auch wenn Pädagog:innen nicht selten mit emotionaler Arbeit und einem hohen Maß an Verantwortung konfrontiert sind, zeigen die Zahlen: Nur 43 Prozent der befragten Beschäftigten in diesem Sektor erleben ein hohes Arbeitstempo, während lediglich 33 Prozent angaben, unter engem Zeitdruck zu stehen. Beachtlich ist jedoch, dass die durchschnittliche Arbeitszeit mit 39,5 Stunden pro Woche relativ hoch liegt – was zeigt, dass Belastung nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch der Arbeitsintensität ist. Der Indexwert liegt bei 2,54 von zehn Punkten, dem niedrigsten im Vergleich. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Lehrer:innen durch Schulferien vergleichsweise viele Urlaubstage besitzen und häufiger abschalten können. Allerdings haben sie in den Ferien auch nicht durchweg frei.

Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass es sich bei den Einblicken von JobLeads lediglich um eine Statistik handelt und es wahrscheinlich eine große Dunkelziffer gibt. Insbesondere im Pflegebereich kommt es häufig zu Überbelastungen oder unbezahlter Mehrarbeit, welche nicht notiert oder aufgenommen wird. Dieses Phänomen war besonders während der Coronapandemie zu beobachten. Des Weiteren sind Anstrengung und Stress kaum objektiv zu erfassen; je nach individueller Belastung können sämtliche Berufsfelder als stressig wahrgenommen werden.

Dennoch machen die Ergebnisse deutlich, dass bestimmte Arten von Belastung der Arbeitnehmer:innen stark branchenabhängig sein können und dass sie sich nicht allein an der Länge der Arbeitswoche messen lassen. Vielmehr ist es die Kombination aus Tempo, Terminzwang und Dauerverfügbarkeit, die Beschäftigte unter Druck setzt. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen daher mehr denn je gefragt, ihre Arbeitskultur zu überdenken. Denn während frühere Generationen berufliche Erfüllung oft über Selbstaufopferung definiert haben, suchen viele, gerade auch jüngere Menschen, gezielt nach Ausgleich, einer guten Work-Life-Balance und mehr Flexibilität.


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© Anna Tarazevich – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 27. Juni 2025.

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