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Human Resources
Stresslevel von Beschäftigten auf Rekordhoch: Immer mehr Quiet Quitter

Stresslevel von Beschäftigten auf Rekordhoch: Immer mehr Quiet Quitter

Marié Detlefsen | 21.06.23

Das Phänomen Quiet Quitting breitet sich global immer weiter aus. Was das genau bedeutet, welchen Faktor Arbeitsstress in diesem Zusammenhang spielt und welche Veränderungen sich Angestellte wünschen, erfährst du im Beitrag.

Diskussionen um Einführung der 4-Tage-Woche, vielzählige flexible Arbeitsmodelle und auch die große Coronapandemie scheint überwunden – dennoch befindet sich das Stresslevel von Angestellten auf einem Rekordhoch. Immer mehr Arbeitnehmer:innen fühlen sich überarbeitet und haben weniger Freizeit, wodurch die Arbeitsmotivation sinkt. Laut dem State of the Global Workplace Report 2023 von GALLUP sei die Mehrheit aller Beschäftigten weltweit dem Quiet Quitting verschrieben. Zusätzlich befinde sich das Stresslevel auf dem höchsten Wert, der je gemessen wurde.

44 Prozent aller Beschäftigten fühlen sich gestresst

Der Report befragt Beschäftigte weltweit zu ihrer derzeitigen Arbeitssituation und versucht herauszufinden, wie sich arbeitsbezogene Faktoren wie Stress oder Motivation über die Jahre verändern. Dabei gaben 44 Prozent aller Befragten an, viel Stress in ihren vergangenen Arbeitstagen empfunden zu haben. Damit wiederholt sich das Stresslevel-Rekordhoch von 2021, welches einen starken Trend nach oben zeigt. Ostasien, zu dem auch China gehört, lag gleichauf mit der Region USA und Kanada und zeigte das höchste Stresslevel bei Beschäftigten. Junge Arbeitnehmer:innen in Ostasien erlebten einen extrem hohen Grad an täglichem Stress (60 Prozent), was sie zu den am meisten gestressten Beschäftigten der Welt macht. Der Lockdown während der Pandemie kann dabei als eine Ursache für den hohen Wert gesehen werden. Aber auch externe Faktoren wie Inflation und generelle Krisen können mögliche Auslöser darstellen.

Tabellenanzeige wie viele Menschen sich derzeit gestresst fühlen.
44 Prozent aller Beschäftigten weltweit fühlen sich gestresst, © 2023 Gallup

Anteil an Quiet Quittern steigt

Der hohe Stressanteil und generelle Unzufriedenheit führen bei vielen Angestellten oft zum sogenannten Quiet Quitting. Dieses beschreibt ein Verhalten von Arbeitnehmer:innen am Arbeitsplatz, bei dem nur das Nötigste abgearbeitet wird (Dienst nach Vorschrift). Freiwillige Zusatzaufgaben und Überstunden werden abgelehnt. Etwa 59 Prozent aller Arbeitnehmenden betreiben laut Report aktuell Quiet Quitting und 18 Prozent Loud Quitting. Letzteres stellt eine noch radikalere Form dar und bezeichnet ein Verhalten von Mitarbeitenden, welche in ihrer Unzufriedenheit sogar Maßnahmen ergreifen, die dem Unternehmen direkt schaden können. Auch wenn der Anteil an Loud Quittern deutlich geringer ist, ist auch bei diesen die Anzahl gestiegen. Ein häufiger Grund ist das gebrochene Vertrauen zum:zur Arbeitgeber:in.

Im Gesamtbild betrachtet, stellen Beschäftigte mit geringem Engagement eine Herausforderung für das Wirtschaftswachstum dar. Laut Report kosten Quiet Quitter die Weltwirtschaft schätzungsweise 8,8 Billionen US-Dollar. Insbesondere Führungskräfte müssen daher mehr interagieren und das Gespräch suchen, um die Arbeitsatmosphäre wieder positiv zu beeinflussen. Quiet Quitter fungieren auch als Signal, das mit möglichen Einbußen und Unzufriedenheit verbunden ist, welches Arbeitgeber:innen nicht ignorieren sollten.


Phänomen Quiet Quitting:

Ein Drittel ist genervt von Quiet Quittern

Frau schaut verzweifelt auf Laptop.
© Elisa Ventur – Unsplash


Welche Veränderungen wünschen sich Quiet Quitter?

Auf die Frage, was Quiet Quitter an ihrer derzeitigen Jobsituation ändern würden, gibt es eine vielschichtige Antwort: 85 Prozent aller Befragten würden Bereiche im Zusammenhang mit Engagement und Kultur, Bezahlung und Benefits oder dem eigenen Wohlbefinden verändern wollen. 41 Prozent gaben an, dass sie sich Verbesserungen in der Unternehmenskultur wünschen, darunter mehr Abwechslung im eigenen Job, die Förderung der Kreativität aller Mitarbeitenden, gleiche Chancen auf eine Beförderung oder mehr Anerkennung von der Führungsebene für die eigenen Leistungen. 28 Prozent wünschen sich hingegen einen angemesseneren Lohn, Zuschüsse bei Essen oder Fahrtkosten sowie pünktliche Bezahlung. Die restlichen 16 Prozent wünschen sich, dass ihr Unternehmen sich mehr um die Gesundheit der Mitarbeitenden kümmert. Darunter fällt zum Beispiel ein größeres Pausenangebot, weniger Überstunden und die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten.

Aufführung der Bereiche, in denen sich Quiet Quitter Veränderungen wünschen würden.
41 Prozent aller Quiet Quitter wünschen sich Veränderungen in der Unternehmenskultur, © 2023 Gallup

Vielzahl an Jobangeboten – Wechselwilligkeit steigt ebenfalls

Weltweit äußerten mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden ein gewisses Maß an Absicht, ihren Job zu wechseln. Laut Report gaben 51 Prozent der derzeit Beschäftigten an, dass sie offen für einen neuen Job oder sogar aktiv auf der Suche danach sind. Der Hauptgrund der Wechselbereitschaft ist in den meisten Fällen ein zu niedriges Gehalt. Aber auch ein verbessertes Wohlbefinden sowie Wachstums- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten werden von Arbeitsuchenden sehr geschätzt und spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für eine neue Stelle. Dennoch wird auch in diesem Kontext deutlich, dass Quiet Quitter eine deutlich höhere Wechselbereitschaft besitzen, wenn es um die Entlohnung geht. Während hoch engagierte Beschäftigte eine Gehaltserhöhung von 31 Prozenten bräuchten, um das aktuelle Unternehmen zu verlassen, würden Quiet Quitter schon für eine Erhöhung von 22 Prozent den Betrieb wechseln.

Allerdings hat der Report auch positive Ergebnisse in diesem Rahmen sammeln können. So verzeichnete das Jahr 2022 eine Wiederbelebung des Arbeitsmarkts. 53 Prozent aller Befragten weltweit gaben an, dass jetzt ein guter Zeitpunkt dafür sei, einen Job in dem Ort zu finden, wo sie aktuell leben. Dies stellt einen starken Anstieg im Vergleich zum vergangenem Jahr dar und gleicht nahezu dem Rekordhoch von 2019. Insbesondere Südostasien, Australien und Neuseeland verzeichneten das größte Wachstum in diesem Bereich.

Der Anstieg der verfügbaren Arbeitsplätze signalisiert, dass die Weltwirtschaft offen für neue Unternehmen und Arbeitnehmer:innen ist. Dies bedeutet im Gegenzug jedoch, dass Arbeitgeber:innen verstärkt darauf achten müssen, ihre talentiertesten Arbeitskräfte zu halten, indem sie mögliche Stressfaktoren reduzieren und Quiet Quittern neue Anstöße geben.

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