Human Resources
Leben statt nur arbeiten: Diese Länder haben das beste Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit

Leben statt nur arbeiten: Diese Länder haben das beste Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit

Marié Detlefsen | 18.06.25

Weniger Stress, mehr Lebensqualität – erfahre, welche Länder die gesündeste Work-Life-Balance bieten. Deutschland schlägt sich zwar überraschend gut, doch der globale Vergleich offenbart auch große Schwächen mancher Wirtschaftsmächte.

In einer Welt, in der Produktivität oft über alles gestellt wird, rückt ein Gegentrend immer stärker ins Bewusstsein: die Qualität des Lebens abseits der Arbeit. Die Sehnsucht nach weniger Stress, mehr Zeit für Familie, Freund:innen und persönliche Entwicklung sind nicht länger nur eine Idealvorstellung – sie wird messbar. Der neue Global Life-Work-Balance Index 2025 der HR-Plattform Remote wirft einen Blick darauf, wie unterschiedlich die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben weltweit bewertet wird. Das Ergebnis: Während Länder wie Neuseeland und Irland Maßstäbe setzen, landet die wirtschaftliche Supermacht USA fast ganz am Ende der Liste. Wir zeigen dir, welches Land es aufs Treppchen schafft und wer das Schlusslicht bildet.

Deutschland in den Top 5 der besten Work-Life-Balance-Länder

Der Index berücksichtigt eine Vielzahl an Kriterien – von der Anzahl bezahlter Urlaubstage über Mutterschutzregelungen, Mindestlöhne und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bis hin zur allgemeinen Sicherheitslage, LGBTQI+-Inklusion und Zufriedenheit der Bevölkerung.

Demnach ist Neuseeland das Land mit der besten Work-Life-Balance. Zu diesem Ergebnis kam die Remote-Studie. Mit einem beeindruckenden Score von 86,87 Punkten steht Neuseeland bereits zum dritten Mal in Folge an der Spitze des internationalen Vergleichs. Das kleine Land am anderen Ende der Welt überzeugt mit großzügigem Jahresurlaub, kurzen Arbeitszeiten und einem der höchsten Mindestlöhne unter den untersuchten Staaten. Hinzu kommen eine niedrige Kriminalitätsrate und eine ausgeprägt hohe Lebenszufriedenheit der Bevölkerung. Der neuseeländische Ansatz zeigt: Weniger kann mehr sein – insbesondere dann, wenn es um sinnvolle Arbeitsstrukturen und gesellschaftliche Gesundheit geht.

Neuseeland das Land mit der besten Work-Life-Balance, © Remote
Neuseeland das Land mit der besten Work-Life-Balance (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Remote

Europa dominiert auch dieses Jahr die Rangliste: 16 der 20 bestplatzierten Länder befinden sich auf dem Kontinent. Besonders positiv hervorgehoben werden Irland (Platz zwei), Belgien (Platz drei), Deutschland (Platz vier) und Norwegen (Platz fünf).

Deutschland hat sich im Vergleich zu 2024 verbessert und zählt nun zu den Vorreiter:innen, wenn es um eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Leben geht. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit wurde weiter reduziert, das Krankengeld – insbesondere für Eltern – angehoben und die gesellschaftliche Inklusion, insbesondere für LGBTQI+-Personen, gestärkt. Auch die allgemeine Lebenszufriedenheit ist leicht gestiegen – ein Zeichen dafür, dass sich politische und gesellschaftliche Reformen in diesem Bereich auszahlen.

Work-Life-Balance ist mehr als nur als ein gutes Gehalt

Während Debatten in Deutschland sich oft auf Produktivitätssteigerung und Arbeitszeiterhöhung konzentrieren, zeigt der Index ein anderes Bild: Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern ein echter Standortvorteil. Länder, die soziale Sicherungssysteme ausbauen, flexible Arbeitsmodelle fördern und die psychische sowie physische Gesundheit ihrer Bürger:innen ernst nehmen, schneiden in der Gesamtwertung besser ab – und sind für Fachkräfte international attraktiver.

Norwegen etwa konnte sich vom neunten auf den fünften Rang verbessern – dank erweiterter Elternzeitregelungen und kürzerer Arbeitszeiten (durchschnittlich 32,6 Stunden pro Woche). Ein ähnliches Bild zeigt sich in Finnland, das trotz leichter Rückschritte immer noch in den Top 10 vertreten ist – und dabei als „glücklichstes Land der Welt“ ein starkes Signal sendet.


Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz:

Gute Work-Life-Balance und KI können helfen

Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: Gute Work-Life-Balance und KI können helfen.
© kellysikkema – Unsplash


Interessant ist auch der Blick auf den amerikanischen Kontinent. Während Kanada (Platz sieben) und Argentinien (Platz 14) mit positiven Entwicklungen glänzen, erlebt das Land mit der größten Volkswirtschaft einen dramatischen Absturz: Die USA fallen auf Rang 59 von 60 zurück. Besonders negativ bewertet wurden hier die geringe öffentliche Sicherheit, fehlende Inklusion marginalisierter Gruppen und ein mangelhaftes soziales Netz. Mit nur 31,17 von 100 möglichen Punkten bildet die einstige Vorreiternation in Bezug auf Innovation das Schlusslicht in Sachen Lebensqualität für Arbeitnehmer:innen.

Doch wer international wettbewerbsfähig bleiben will, muss heute mehr bieten als ein gutes Gehalt. Flexible Arbeitsmodelle, faire Sozialleistungen und ein hohes Maß an Lebensqualität werden zur neuen Währung im globalen Wettbewerb um Talente. Deutschland ist auf einem guten Weg – doch der Blick auf Länder wie Neuseeland, Irland oder Norwegen zeigt: Es gibt noch Luft nach oben. Barbara Matthews, Chief People Officer bei Remote, bringt es auf den Punkt:

Wir glauben daran, dass sich Arbeit dem Leben anpassen sollte – nicht umgekehrt. Genau das möchten wir sichtbar machen. Die Global Life-Work-Balance-Studie ist mehr als nur eine Vergleichstabelle: Sie spiegelt [den] Grundsatz wider, dass Menschen ihre beste Leistung erbringen, wenn sie das Vertrauen bekommen, ihr Leben außerhalb der Arbeit genauso voll zu leben wie in der Arbeit.


Studie betont Privatleben als Priorität –

Hälfte der Arbeitnehmer:innen würde Gehalt für bessere Work-Life-Balance opfern

Studie betont Privatleben als Priorität – Hälfte der Arbeitnehmer:innen würde Gehalt für bessere Work-Life-Balance opfern.
© Brooke Cagle – Unsplash

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