Human Resources
Weniger Tage, mehr Freiheit – die Sehnsucht nach flexibler Arbeitszeit

Weniger Tage, mehr Freiheit – die Sehnsucht nach flexibler Arbeitszeit

Marié Detlefsen | 16.05.25

Die klassische 5-Tage-Woche wird zunehmend hinterfragt und Arbeitnehmer:innen wünschen sich mehr Mitbestimmung bei ihrer Arbeitszeit. Besonders gefragt sind flexible Modelle, die Raum für Familie, Freizeit und Erholung lassen.

Nach der Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz, in der er eine Überprüfung klassischer Arbeitszeitmodelle ins Spiel brachte, melden sich nun die Beschäftigten selbst zu Wort – und das mit klaren Vorstellungen. Eine aktuelle Umfrage der Jobplattform Stepstone in Zusammenarbeit mit YouGov zeigt, dass die starre 5-Tage-Woche ausgedient hat – zumindest in den Köpfen vieler. Wir zeigen dir, was sich Arbeitnehmer:innen bezüglich der Arbeitszeit wünschen, wie man die Vorhaben umsetzen kann und wie sie zum 8-Stunden-Tag stehen.

Der Wunsch nach flexibler Arbeitszeit als Konstante

Ob 8-Tage-Woche, 4-Tage-Modell oder Gleitzeit: Die Kernfrage bleibt dieselbe – wie flexibel darf, soll oder muss Arbeit heute organisiert sein? Laut der Studie sprechen sich rund drei Viertel der Befragten dafür aus, ihre tägliche Arbeitszeit zu erhöhen, wenn sie dafür an anderen Tagen weniger oder gar nicht arbeiten müssen. Die Rechnung dahinter ist simpel: Länger arbeiten an einzelnen Tagen, um früher ins Wochenende zu starten oder mehr Freiraum unter der Woche zu haben.

Besonders deutlich wird der Wunsch nach Selbstbestimmung: 54 Prozent der Beschäftigten würden ihre Wochenstunden am liebsten eigenverantwortlich einteilen. 30 Prozent bevorzugen längere Arbeitstage, wenn dies mit zusätzlichen freien Tagen einhergeht. Deutlich weniger Anklang findet hingegen die Idee, kürzere tägliche Arbeitszeiten auf mehr Wochentage zu verteilen – ein Modell, das für lediglich sieben Prozent infrage käme. Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone, bringt es auf den Punkt:

Flexible Arbeitszeitmodelle sind in Zeiten des Arbeitskräftemangels ein echter Joker. Teilzeit- und Gleitzeitmodelle können zum Beispiel Eltern den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben erleichtern und helfen so, einen effizienteren und faireren Arbeitsmarkt für alle zu gestalten.

Home Office und 4-Tage-Woche bleiben vielerorts ein Luxus

Trotz der lautstarken Forderung nach mehr Gestaltungsfreiheit klafft eine spürbare Lücke zwischen Ideal und Realität. Die klassische 5-Tage-Vollzeitstelle ist nach wie vor für 81 Prozent der Befragten Arbeitsalltag. Und auch wenn 42 Prozent sich eine 4-Tage-Woche in ihrer jetzigen Tätigkeit vorstellen können, wird dieses Modell bisher nur in 18 Prozent der Unternehmen tatsächlich angeboten.

Ähnlich sieht es bei anderen Formen flexibler Arbeitszeit aus: Gleitzeit ist lediglich in 37 Prozent der Unternehmen Standard, während Vertrauensarbeitszeit nur 20 Prozent der Befragten zur Verfügung steht – obwohl 26 Prozent glauben, dass solche Modelle grundsätzlich machbar wären. Der Wille zur Veränderung ist also da, doch die Umsetzung hinkt hinterher. Besonders in Bereichen mit festen Kund:innenkontakten, starren Schichtsystemen oder kleinen Teams scheint es oft an praktikablen Lösungen zu fehlen. Dabei ließe sich genau hier ansetzen – mit kreativen Konzepten, die gemeinsam mit den Teams entwickelt werden.


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© Edmond Dantès – Pexels


Mehr Zeit für das Leben – nicht weniger Zeit für die Arbeit

Des Weiteren bedeutet Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung nicht automatisch weniger Arbeitszeit. Die Befragung zeigt vielmehr, dass sich Beschäftigte durch freiere Zeiteinteilung ein Mehr an Lebensqualität versprechen. 55 Prozent würden gewonnene Zeit mit Familie oder Freund:innen verbringen, 46 Prozent möchten dadurch mehr Raum für Hobbys oder Sport schaffen. 45 Prozent würden Erledigungen oder Haushaltsaufgaben unterbringen, während 39 Prozent sich durch flexible Modelle mehr Erholung erhoffen.

Für diese Dinge würden sich Arbeitnehmer:innen durch flexiblere Arbeitszeiten mehr Zeit nehmen (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von Stepstone).
Für diese Dinge würden sich Arbeitnehmer:innen durch flexiblere Arbeitszeiten mehr Zeit nehmen (Grafik erstellt mithilfe von ChatGPT; Daten von Stepstone)

Flexibilität wird somit nicht als Einladung zur Trägheit gesehen – sondern als Weg zu mehr Ausgeglichenheit. Wer seine Arbeitszeit an die persönliche Lebenssituation anpassen kann, kommt laut der Studie erholter und motivierter zur Arbeit zurück. Unternehmen könnten hiervon ebenso profitieren wie ihre Beschäftigten – gerade in Zeiten, in denen qualifizierte Fachkräfte rar sind und Arbeitgeber:innen im Kampf um Talente neue Anreize schaffen müssen.

Flexible Arbeitszeit mit neuem Potenzial

Die Studie macht deutlich: Der Wandel hin zu einer selbstbestimmteren Arbeitszeit ist zukunftsweisend, um langfristig Mitarbeitende zu halten. Zwar kann nicht jedes Unternehmen von heute auf morgen radikal umstellen, doch die Offenheit für neue Modelle ist da. Nun braucht es den Dialog zwischen Führungskräften und Teams, um mögliche Wege zu finden.

Denn eines ist sicher: Die Arbeitswelt verändert sich. Und wer sie mitgestalten will, sollte nicht an der 5-Tage-Woche festhalten, als sei sie in Stein gemeißelt. Sondern den Blick öffnen für das, was Arbeitszeit in Zukunft wirklich ausmachen sollte – Freiheit, Fairness und Flexibilität. Unternehmen, welchen es nicht möglich ist, ihr Schichtsystem umzustellen, können auch mit anderen Benefits punkten, um Arbeitnehmer:innen entgegenzukommen und ihnen den Alltag zu erleichtern. So zum Beispiel mit einem Mobilitäts- oder Essenszuschuss. Auch beim Thema Gesundheit können Arbeitgeber:innen ihre Angestellten unterstützen. Mehr dazu erfährst du im folgenden Artikel:


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Wie Unternehmen die mentale Gesundheit stärken können

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