Human Resources
Zwischen Sinnsuche und Sicherheit: Wie Gen Z bis Babyboomer den Arbeitsmarkt sehen

Zwischen Sinnsuche und Sicherheit: Wie Gen Z bis Babyboomer den Arbeitsmarkt sehen

Marié Detlefsen | 22.04.25

Ob Gen Z, Millennials oder Babyboomer – jede Generation hat ihre ganz eigene Sicht auf Arbeit und Karriere. Eine aktuelle Studie zeigt, was Arbeitnehmende heute auf dem Arbeitsmarkt wichtig ist und was sie sich vom Job wünschen. Erfahre, warum ein Konzept für Arbeitgeber:innen daher nicht mehr funktioniert.

Noch nie waren die Erwartungen an den Arbeitsplatz so unterschiedlich wie heute. Während junge Berufseinsteiger:innen aus der Generation Z nach Sicherheit und Home Office suchen, stellen erfahrene Kräfte aus der Generation X oder den Babyboomern Sinnhaftigkeit und Wertschätzung in den Mittelpunkt. Und sind diese Wünsche nicht gegeben, spielen viele Beschäftigte mit dem Gedanken, das Unternehmen zu wechseln.

Bereits jede:r Dritte denkt über einen Jobwechsel nach oder hat konkrete Schritte eingeleitet. Doch was treibt diese Wechselbereitschaft an? Und wie unterscheiden sich die Erwartungen an Arbeitgeber:innen je nach Generation? Eine aktuelle Studie von XING in Zusammenarbeit mit forsa beleuchtet genau diese Fragen – und zeigt, wie unterschiedlich die Generationen ticken.

Junge Generationen sind flexibler

Besonders deutlich ist der Drang zur Veränderung bei den Jüngsten auf dem Arbeitsmarkt: Fast jede:r Zweite aus der Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2012) spielt mit dem Gedanken, die Arbeitgeber:innen zu wechseln – trotz oftmals noch kurzer Berufserfahrung. Die Millennials (1981 bis 1996) stehen dem kaum nach: Auch unter ihnen liebäugeln 44 Prozent mit neuen beruflichen Perspektiven.

Auffällig dabei: Die Loyalität zum Unternehmen ist längst nicht mehr selbstverständlich. Mehr als die Hälfte der Gen Z hat schon einmal den Job gewechselt – viele sogar mehrmals. Karrieren sind nicht mehr linear, sondern geprägt von Flexibilität und einem ständigen Hinterfragen: „Passt das hier wirklich zu mir?“ Für eine große Mehrheit der Gen Z stellt der erste Job daher lediglich ein Sprungbrett für die Karriere dar. So beträgt die durchschnittlich angestrebte Dauer einer ersten Stelle lediglich ein Jahr, und eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent plant, nicht länger, als zwei Jahre im ersten Job zu bleiben. 

Jobsicherheit hat höchste Priorität für alle Generationen

Doch je älter die Beschäftigten, desto seltener wird der Lebenslauf neu geschrieben: In der Generation X (1965–1980) denkt nur noch ein gutes Drittel an einen Jobwechsel, bei den Babyboomern (bis Jahrgang 1964) sind es lediglich 15 Prozent. Außerdem sind nur elf Prozent dieser Altersgruppe ihren ersten Arbeitgeber:innen bis heute treu geblieben – eine Seltenheit in heutigen Zeiten.

Fast jede:r Zweite aus der Generation Z spielt mit dem Gedanken, die Arbeitgeber:innen zu wechseln.
Fast jede:r Zweite aus der Generation Z spielt mit dem Gedanken, die Arbeitgeber:innen zu wechseln, © XING

Dabei verschieben sich mit zunehmender Lebens- und Berufserfahrung auch die Bewertungsmaßstäbe: Während die Jüngeren auf Dynamik, Flexibilität und Entwicklungschancen setzen, rücken bei Älteren Werte wie Sinnhaftigkeit, Verlässlichkeit und kollegiale Stabilität in den Vordergrund.

Warum bleiben einige Generationen – und warum gehen sie?

Ein entscheidender Grund, dem aktuellen Job treu zu bleiben, ist für alle Generationen gleich: Sicherheit. Besonders in unsicheren Zeiten bleibt ein stabiles Arbeitsverhältnis ein unschätzbarer Wert – vor allem für Gen Z, Millennials und die Generation X. Dabei sticht die Gen X besonders hervor, in der 75 Prozent der Befragten angeben, dass die Jobsicherheit bei ihnen an vorderster Stelle steht.

75 Prozent der Generation X geben an, dass die Jobsicherheit bei ihnen an vorderster Stelle steht.
75 Prozent der Generation X geben an, dass die Jobsicherheit bei ihnen an vorderster Stelle steht, © XING

Doch daneben zählen auch weichere Faktoren. Jüngere Beschäftigte setzen stark auf den Team-Zusammenhalt und abwechslungsreiche Aufgaben. Die Work-Life-Balance spielt vor allem bei Gen Z eine deutlich wichtigere Rolle als bei Babyboomern, für die dagegen persönliche Anerkennung und der Sinngehalt der Arbeit an Bedeutung gewinnen.

Die Gründe für einen Wechsel hingegen unterscheiden sich klar: Während für die Gen Z ein unattraktives Gehalt ganz oben auf der Liste steht, ist es bei den Millennials der übermäßige Stress. Ältere Generationen hingegen ziehen häufig wegen schlechter Führung Konsequenzen – ein Indikator dafür, wie sehr das Verhältnis zur direkten Führungskraft die Zufriedenheit beeinflussen kann.

Was erwarten die Generationen von dem nächsten Job?

Beim Blick in die Zukunft zeigen sich interessante Unterschiede: Während die Jüngeren neben einem höheren Gehalt vor allem Flexibilität, gute Führung und einen ansprechenden Unternehmensstandort fordern, suchen Babyboomer verstärkt nach Sinn – ein Job muss heute mehr sein als bloßer Broterwerb. Auch die Generation X legt Wert auf Sinnhaftigkeit, gepaart mit kompetenter Führung.

Das erwarten die Generationen von ihren Arbeitgeber:innen.
Das erwarten die Generationen von ihren Arbeitgeber:innen, © XING

Besonders spannend: Die 4-Tage-Woche findet generationenübergreifend Zustimmung – wenn auch unterschiedlich stark. Und während Gehaltstransparenz für viele aus der Gen Z ein wichtiges Kriterium darstellt, ist dieses Thema für die Ältesten eher nebensächlich. Sabbaticals wiederum sprechen vor allem die jungen Altersgruppen an – ältere Beschäftigte hingegen verbinden den Jobwechsel eher mit klassischeren Anforderungen.

Individuelle Angebote fördern die Mitarbeiter:innenbindung

Die Studie zeigt deutlich: Der „eine“ Wunsch-Arbeitsplatz für alle existiert nicht. Stattdessen sind differenzierte Angebote gefragt – abgestimmt auf die jeweilige Lebensphase. Unternehmen müssen daher eher auf maßgeschneiderte Maßnahmen setzen, anstatt auf altmodische Routinen und Arbeitsabläufe. Thomas Kindler, Managing Director von XING, sagt hierzu:

Eine Lösung für alle funktioniert heutzutage nicht mehr. Wer als Arbeitgeber:in alle Generationen ansprechen will, braucht maßgeschneiderte Angebote für unterschiedliche Lebensphasen. Wenn Unternehmen ein Arbeitsumfeld schaffen, das Leistung anerkennt, Motivation fördert und dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse in verschiedenen Lebensphasen im Blick behält, dann ist das eine solide Basis für langfristige Mitarbeiter:innenbindung.

Dabei geht es nicht nur um Benefits wie Home Office, flexible Arbeitszeiten oder eine transparente Gehaltsstruktur. Es geht um eine ganzheitliche Gestaltung der Arbeitswelt – eine, die Sicherheit bietet, Sinn vermittelt und Weiterentwicklung ermöglicht. Nur so lassen sich die vielfältigen Erwartungen der Generationen in Einklang bringen.


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© Vlada Karpovich – Pexels

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