Human Resources
Unzufriedenheit im Job: Warum viele Beschäftigte nur aus Angst bleiben

Unzufriedenheit im Job: Warum viele Beschäftigte nur aus Angst bleiben

Marié Detlefsen | 27.03.25

Die Loyalität der Arbeitnehmer:innen in der DACH-Region steht auf der Kippe – viele würden ihren Job wechseln, wenn die wirtschaftliche Lage stabiler wäre. Doch was genau läuft überhaupt schief und was können Unternehmen tun, um ihr Personal zu halten?

Mehr als zwei Fünftel aller Arbeitnehmer:innen der DACH-Region wollen ihren Job wechseln, sobald sich die wirtschaftliche Lage verbessert. Zu diesem Ergebnis kam der aktuelle Career Report von HiBobs. Die Studie befragte 3.600 Vollzeitbeschäftigte in der DACH-Region, den USA, Großbritannien und Australien zur aktuellen Arbeitsmarktlage. Dabei stellte sich heraus, dass Arbeitnehmer:innen zunehmend an der langfristigen Perspektive in ihren Unternehmen zweifeln. Es zeigt sich: Die Loyalität der Beschäftigten sinkt, die Wechselbereitschaft steigt. Lediglich die unsichere Wirtschaftslage hält viele davon ab, aktiv nach einem neuen Job zu suchen.

Engagement im Job wird nicht ausreichend honoriert

Trotz hoher Arbeitsmoral und Einsatzbereitschaft fühlen sich viele Arbeitnehmer:innen nicht angemessen wertgeschätzt. Zwar glauben 72 Prozent der Befragten, dass Engagement grundsätzlich mit Beförderung oder Gehaltserhöhung belohnt wird, doch die Realität sieht oft anders aus. Nur 59 Prozent sind der Meinung, dass harte Arbeit auch entsprechend gewürdigt wird. Die Folge: Frustration macht sich breit, und viele ziehen einen Jobwechsel in Erwägung.

Besonders auffällig ist die ungleiche Behandlung bei der Bezahlung von Überstunden. Während 63 Prozent der Männer berichten, für ihre Mehrarbeit entlohnt zu werden, sind es bei den Frauen nur 46 Prozent. Gleichzeitig sehen sich die meisten Arbeitnehmer:innen als leistungsstark an: Mehr als 60 Prozent berichten, dass ihre Vorgesetzten ihnen überdurchschnittliche Bewertungen geben. Dennoch bleibt die erhoffte Karriereentwicklung für viele aus.

Fast die Hälfte der Beschäftigten will den Job wechseln

Die Studie zeigt deutlich, dass die wirtschaftliche Unsicherheit viele Arbeitnehmer:innen derzeit in ihren Jobs hält. 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie nur aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage nicht kündigen. Mehr als zwei Fünftel der DACH-Beschäftigten planen den Absprung, sobald sich die Lage stabilisiert. Besonders alarmierend: 50 Prozent der Führungskräfte bereiten sich bereits aktiv auf einen Jobwechsel vor. Auch Remote-Arbeitende kämpfen mit Perspektivlosigkeit – 38 Prozent von ihnen fühlen sich in einer beruflichen Sackgasse.


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© Edmond Dantès – Pexels


Die Angst vor Jobverlust ist real: Zwei Fünftel der Befragten berichten, dass es im vergangenen Jahr in ihrem Unternehmen Entlassungen gab. Gleichzeitig sind 45 Prozent der Meinung, dass Unternehmen ihren Profit über die Bedürfnisse der Mitarbeitenden stellen. Diese Entwicklung führt dazu, dass viele bereit sind, auf Karrierefortschritte zu verzichten, um ihre Work-Life-Balance zu verbessern. Melanie Wagner, Country Managerin DACH bei HiBob, warnt:

Die Befragten sind durch die wirtschaftliche Lage verunsichert. Doch wer als Arbeitgebender auf Angst vor äußeren Umständen für seine Mitarbeiterbindung setzt, wird seine Talente auf lange Sicht trotzdem verlieren. Arbeitgebende müssen engagierte Leistung angemessen würdigen und eine Kultur schaffen, die langfristig motiviert und bindet: durch Wertschätzung, klare Karrierepfade mit nachvollziehbaren Entwicklungsschritten und Gleichberechtigung. So geht strategische Mitarbeiterbindung.

Ohne neue Entwicklungsperspektiven droht eine Kündigungswelle

Unternehmen sollten sich dieser Situation annehmen und proaktiv handeln. Hierfür bietet die Studie bereits Anreize. So fordern Arbeitnehmer:innen klarere Karrierepfade, faire Leistungsbeurteilungen und mehr Weiterbildungsangebote. 15 Prozent der Befragten wären bereit, für eine Beförderung eine Weiterbildung zu absolvieren. 13 Prozent würden mehr Verantwortung übernehmen, wenn sie entsprechende Schulungen erhalten. Besonders gefragt sind Trainings in Problemlösung (27 Prozent), Leadership (20 Prozent) und Kommunikation (22 Prozent). Frauen legen zudem Wert auf Schulungen zur emotionalen Intelligenz (19 Prozent).

Die Studie von HiBobs zeigt deutlich, dass die Loyalität der Arbeitnehmer:innen in der DACH-Region brüchig ist. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden langfristig halten wollen, müssen mehr tun, als nur wirtschaftliche Stabilität zu bieten. Wertschätzung, klare Entwicklungsperspektiven und faire Leistungsbeurteilungen sind essenziell, um Talente zu binden. Andernfalls könnte in naher Zukunft eine massive Kündigungswelle ins Rollen kommen.


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© Kaboompics.com – Pexels

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