Human Resources
Umzug für den Job? Wie flexibel Arbeitnehmer:innen wirklich sind

Umzug für den Job? Wie flexibel Arbeitnehmer:innen wirklich sind

Marié Detlefsen | 16.04.25

Von flexibler Mobilität am Arbeitsmarkt ist oft die Rede – doch wie bereit sind Menschen in Deutschland tatsächlich, für einen neuen Job den Wohnort zu wechseln? Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie Arbeitnehmer:innen zu Jobbedingten Umzügen stehen.

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird die Forderung nach anpassungsfähigeren Arbeitskräften lauter. Doch wenn es konkret um einen Ortswechsel für eine neue Stelle geht, zeigt sich: Die Bereitschaft ist zwar da – aber stark von persönlichen Rahmenbedingungen abhängig. Laut einer aktuellen Umfrage von Indeed steht mehr als die Hälfte der teilnehmenden Arbeitnehmer:innen einem Umzug für den Beruf grundsätzlich offen gegenüber. Dennoch: Rund ein Viertel lehnt einen Wohnortwechsel, selbst für einen attraktiven Job, strikt ab. Was auf den ersten Blick nach Flexibilität klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als durchaus differenzierte Haltung. Wir zeigen dir, wie mobil die Arbeitnehmer:innen in Deutschland wirklich sind.

Vertraute Umgebung schlägt Karrierevorteil

Ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung für oder gegen einen Umzug ist das soziale Umfeld. Der Gedanke, Freund:innen und Familie hinter sich zu lassen, schreckt viele ab – besonders in Zeiten, in denen gesellschaftliche und wirtschaftliche Unsicherheiten ohnehin dominieren. Für vier von zehn Befragten ist die Entfernung zu nahestehenden Personen das größte Hindernis. Und auch innerhalb der eigenen vier Wände gibt es Hürden: Mehr als jede:r Vierte macht sich Sorgen über die Auswirkungen eines Ortswechsels auf Mitbewohner:innen oder Familienmitglieder.

Wenn ein Umzug überhaupt in Betracht gezogen wird, dann nur in bestimmten Maßen: 21 Prozent würden nicht weiter als 50 Kilometer vom aktuellen Wohnort wegziehen. Weitere 23 Prozent setzen das persönliche Limit bei 100 Kilometern. Die emotionale Bindung an die Heimat und das Bedürfnis nach Stabilität in einem vertrauten Umfeld stehen oft über beruflichem Fortschritt.

Umzug ja – aber nur im eigenen Bundesland

Ein weiteres interessantes Ergebnis: Die Mehrheit möchte auch im Fall eines Umzugs am liebsten im eigenen Bundesland bleiben. Das Gefühl von regionaler Zugehörigkeit ist stark ausgeprägt – mit bemerkenswerten Unterschieden zwischen Ost und West. Westdeutsche bevorzugen bei einem möglichen Wechsel andere westdeutsche Länder, während ostdeutsche Befragte sich bevorzugt innerhalb der östlichen Bundesländer bewegen würden. Besonders auffällig: Während Sachsen bei den Ostdeutschen das beliebteste Ziel außerhalb des eigenen Bundeslands ist, rangiert es bei den Westdeutschen ganz unten.


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© Adelin Preda – Unsplash


Der Wille, die eigene Adresse zu ändern, ist oft geringer als die Bereitschaft, täglich längere Strecken zurückzulegen. Knapp 60 Prozent der Befragten würden bis zu einer Stunde pro Strecke pendeln, um sich den Umzug zu ersparen. Bei den 45- bis 64-Jährigen ist diese Toleranz noch höher – bei ihnen liegt der Anteil bei 67 Prozent. Ein Drittel der Befragten ist sogar bereit, zwischen einer und zwei Stunden zur Arbeit zu fahren. Trotzdem stellt die Aussicht auf einen langen Arbeitsweg für 37 Prozent ein Hindernis dar, das einen Umzug nicht attraktiver macht – sondern im Gegenteil abschreckt.

Deutlich wird: Die Option, mobil zu arbeiten – etwa im Home Office –, kann die Entscheidung für einen neuen Job in einer anderen Stadt erleichtern. Für 63 Prozent der Befragten erhöht ortsunabhängiges Arbeiten die Wahrscheinlichkeit, sich auf eine auswärtige Stelle zu bewerben.

Wann sich Umzug lohnt: Geld, Freizeit und Flexibilität zählen

Für viele spielt das Finanzielle eine Schlüsselrolle. Zwei Drittel der Befragten würden ihre Sachen packen, wenn das neue Gehalt stimmt. Auch geringere Lebenshaltungskosten am neuen Ort sind ein Argument für 34 Prozent. Ebenso wichtig: eine ausgewogene Work-Life-Balance. 34 Prozent sehen darin einen triftigen Grund für einen Umzug, 31 Prozent wünschen sich flexiblere Arbeitsbedingungen. Aspekte, die direkt den Arbeitsinhalt betreffen – wie spannendere Aufgaben oder bessere Aufstiegsmöglichkeiten – rangieren weiter hinten.

Zudem ist der Wunsch nach professioneller Hilfe beim Umzug groß: Fast zwei Drittel der Befragten erwarten, dass die neuen Arbeitgeber:innen nicht nur die Umzugskosten übernehmen, sondern auch bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus unterstützen. Besonders jüngere Generationen achten auf zusätzliche Unterstützungsangebote: Für viele Millennials sind auch die Hilfe bei der Jobsuche für jeweilige Partner:innen (42 Prozent) oder bei der Kinderbetreuung (39 Prozent) zentrale Entscheidungsfaktoren. Dr. Stefanie Bickert, Job- und Karriere-Expertin bei Indeed, sagt hierzu:

Arbeitgeber:innen, die aktiv Umzugshilfen anbieten, können sich als besonders attraktive Option für Jobsuchende positionieren. Neben der finanziellen Unterstützung sind es oft die kleinen, aber entscheidenden Hilfen wie die Unterstützung bei der Wohnungssuche oder der Organisation von Kinderbetreuung, die den Unterschied machen. Solche Maßnahmen signalisieren den Bewerber:innen, dass das Unternehmen ihre persönlichen Bedürfnisse ernst nimmt und bereit ist, in ihre langfristige Zufriedenheit zu investieren.

Die Ergebnisse zeigen: Die Mobilität deutscher Arbeitnehmer:innen ist kein Schwarz-Weiß-Thema. Sie ist situativ, emotional und an eine Vielzahl persönlicher Faktoren geknüpft. Während wirtschaftliche Argumente durchaus motivieren können, wiegt das Bedürfnis nach Stabilität, sozialem Rückhalt und familiärer Einbindung oft schwerer. Arbeitgeber:innen, die dabei gezielt unterstützen – nicht nur finanziell, sondern auch mit konkreter Hilfe im Alltag –, können bei der Rekrutierung entscheidend punkten.


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