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Technologie
KI-Tipps vom Experten: „Jedes Team braucht einen AI Ambassador“

KI-Tipps vom Experten: „Jedes Team braucht einen AI Ambassador“

Niklas Lewanczik | 29.09.23

Der AI-Experte Dr. Markus Wübben verrät uns, welche KI-Tools er nicht mehr missen möchte, an welchen Stellen der Customer Journey AI Support besonders vielversprechend ist und warum trotz der KI-Welle auch Umsicht bei der Nutzung der Tools geboten ist.

Mit jeder Woche gibt es mehr KI-Tools, mehr AI-Integrationen im Digitalraum, die Nutzer:innen zur Verfügung stehen und große Potentiale bieten. OpenAI, Google, Meta und Co. liefern Funktionen wie am Fließband für ihre Properties und Tools, andere Anbieter:innen bringen eigene KI-basierte Lösungen oder Plugins – wie beispielsweise die zum Teil durchaus hilfreichen ChatGPT Plugins – ins Spiel.

Der Markt für generative KI könnte bis 2032 auf satte 1,3 Billionen US-Dollar anwachsen (2022 lag der Wert noch bei rund 40 Milliarden US-Dollar), prognostiziert Bloomberg. Tatsächlich nimmt der Boom rund um generative KI kein Ende. OpenAI hat diesen mit dem Launch von ChatGPT gewissermaßen ins Rollen gebracht – wenngleich AI-first Company Google, Meta und andere Player längst schon auf Künstliche Intelligenz und hochfunktionale Sprachmodelle setzten.

Gen AI auf dem Vormarsch: Viele Features, viele Vorteile

Mit dem Launch von ChatGPT Enterprise als Unternehmenslösung hat OpenAI kürzlich sogar die nach eigenen Angaben beste ChatGPT-Version bisher auf den Markt gebracht – mit Highspeed-GPT-4-Zugriff, noch mehr Leistung und schnellerer Bearbeitung. Für viele User dürften auch die ChatGPT Custom Instructions, die jetzt kostenfrei in der EU verfügbar sind und individuelle Anweisungen bei jeder Konversation mit dem Chatbot ermöglichen, hilfreich sein. Zudem lassen sich mit Midjourney, Adobe Firefly, Canva und Co. dank KI-Support Visuals einfacher denn je (um)gestalten.

Unterdessen wird auf diversen großen Plattformen mit neuen KI-Funktionen experimentiert: Instagram soll unter anderem eine KI-Kennzeichnungsfunktion und KI-Chatbots erhalten, Snapchat hat mit My AI einen auf ChatGPT basierenden KI-Bot integriert, LinkedIn testet zum Beispiel eine KI-Assistenz für Jobsuchende und YouTube experimentiert mit AI-Videozusammenfassungen. Unterdessen möchte Google den Assistant mit umfassenden Gen AI Features ausstatten, Bard als Alternative zum Bing Chat fördern und die Suche insgesamt im Kontext generativer KI neu gestalten, wofür die Search Generative Experience dient.

Doch welche konkreten Vorteile entwickeln sich für Unternehmen, Advertiser, aber auch Arbeitnehmer:innen und privat Interessierte aus dem KI-Push? Einige Antworten darauf liefert Dr. Markus Wübben, Co-Gründer und CMO von CrossEngage. Er war bereits bei unserem Digital Bash – Marketing Automation als Speaker dabei und lieferte dabei Insights zur KI-basierten Marketing Automation, die zu erhöhter Kund:innenprofitabilität führen kann. Wir haben Dr. Wübben im Vorwege der DMEXCO 2023 einige Fragen zum Status quo der Künstlichen Intelligenz in der Digitalbranche gestellt und noch mehr Expertise von seiner Seite für dich bereitgestellt. Immerhin ist das Motto der DMEXCO in diesem Jahr „Empowering Digital Creativity“ – und KI steht als eines der Kernthemen auf der Agenda, ist aber auch eine Grundlage für innovative digitale Kreativität.

Im Interview erklärt Dr. Markus Wübben unter anderem, welche Tools er aktuell als besonders hilfreich erachtet, welcher sein großer KI-Hack ist und weshalb jedes Team einen AI Ambassador braucht.



Das Interview

OnlineMarketing.de: Auf welche drei KI-Tools würdest du nicht mehr verzichten wollen?

Dr. Markus Wübben: Alle Tools aus dem Bereich Podcast-/Video-Content interessieren mich sehr, insbesondere Tools wie OpenAI Whisper, vidyo.ai oder pictory.ai. Da wir aber auch unser eigenes Tool nutzen und das KI-unterstützt läuft, muss ich hier CrossEngage nennen.

Wie genau können Unternehmen deiner Meinung nach durch die Integration von KI-Lösungen Geld sparen oder gar mehr Umsatz generieren? Inwieweit gehen die Potentiale über Ressourcen-Shifts hinaus?

Klar, alle wollen mit KI erstmal Geld und Ressourcen sparen. An den richtigen Stellen eingesetzt kann KI durch Automatisierung Effizienz und Produktivität steigern. Bei Marketing-Kampagnen etwa oder in der Kund:innenbetreuung sowie beim Thema Fraud Detection macht sich das schnell bemerkbar. Ans Eingemachte geht es da, wo KI durch Analysen Entscheidungen, Steuerungen und Innovationsvorhaben aller Art erleichtert. Denn dann können Kund:innenerlebnisse beispielsweise viel personalisierter gestaltet werden und der Sinn oder Unsinn einer Marketing-Kampagne kann anhand einer Vielzahl von KPIs bewertet werden, die jede Excel-Tabelle sprengen würden.

KI weiß mehr als jedes Marketing Team, wenn es um datengestützte Analysen von Kaufverhalten, Interaktionen und so fort geht. Ist das der Ansatz, den gerade E-Commerce-Unternehmen für sich nutzen sollten? Welche Steps braucht es auf dem Weg von der Beschäftigung mit KI-Optionen bis hin zu mehr automatisierten Conversions?

Unbedingt, ohne die Hilfe von KI gehen sonst bald reihenweise die Lichter aus. Aber es braucht auch die Leute im Unternehmen, die damit umgehen können. Deswegen ist der erste Schritt, die Mitarbeitenden in Sachen KI zu schulen, damit Ängste abgebaut werden können und die Akzeptanz für den Change steigt. KI ist nämlich zuvorderst eine kulturelle Herausforderung, erst dann eine technische. 

Dr. Markus Wübben
© CrossEngage

Trotz der gebotenen Not, sich möglichst schnell mit KI-basierten oder -unterstützten Tools aufzurüsten, sollten Unternehmen KI-Lösungen sorgfältig planen und implementieren. Nur so können sie sicherstellen, dass der Einsatz mit den Geschäftszielen übereinstimmt und am Ende auch die erwartete Investitionsrendite rauskommt.

Also: Schritt für Schritt gehen, nicht gleich den großen Aufschlag machen. Aber immer die Ziele beziehungsweise die passenden KPI im Auge behalten. Nur so kann man Klarheit darüber bekommen, was KI leisten kann und was nicht. Wenn man dann weiß, was geht und was nicht, muss überlegt werden: „Wollen wir das auch?“ Beim Kund:innenservice ist das zum Beispiel eine legitime Frage, denn nicht immer muss ein KI-Bot die passende Wahl zum Geschäft und der Marktpositionierung sein. 

An welcher Stelle der Customer Journey kann KI schon heute effektiv und zuverlässig weiterhelfen, wo ist manuelle Supervision notwendig?

KI kann definitiv bei der Prognose von Kund:innenwert und Kund:innenverhalten direkt eingesetzt werden. Übrigens, KI-gestützte Datenanalyse und Entscheidungsoptimierung entscheiden am Ende weit mehr über den Erfolg einer Kampagne als die KI-generierten Visuals und Ad-Texte, da bin ich mir sicher. Wenn Unternehmen also den Einsatz von KI planen, dann sollten sie niemals KI mit ChatGPT oder anderen generativen Tools gleichsetzen – Business AI ist eine ganz andere Liga. Bei generativen KI-Outputs wie Text und Bild sollte auf jeden Fall ein Auge auf das Ergebnis geworfen werden – Stichwort: Brand Safety!

Inwieweit müssen Unternehmen und Publisher deiner Meinung nach KI-gestützte Inhalte und Leistungen transparent offenlegen? 

Ich bin da ganz pragmatisch: Solange die Verantwortlichkeiten für die Inhalte klar definiert sind, müssen Publisher und Unternehmen aus meiner Sicht nicht darlegen, ob ein Inhalt KI-basiert erstellt wurde. Ich habe mich bisher ja auch nicht gefragt, welcher Mensch da wohl hinter einer Anzeige steckt.

In welchen Branchen lassen sich KI-Lösungen zur Conversion-Steigerung heute am besten integrieren? 

Im Prinzip überall dort, wo es genügend Trainingsdaten für die KI gibt.

Welchen Mehrwert können Marken erwarten, wenn sie beispielsweise einen KI-Bot für die gesamte Erfahrung im eigenen Shop erstellen und einsetzen?

Bessere Conversion Rates, stärkere Kund:innenbindung! Gerade heute ist es so verdammt wichtig, in die bestehenden Kund:innen zu investieren und die Bindung zu optimieren. Neukund:innenakquise wird immer teurer, allein das ist Grund genug. Aber wie schon gesagt: Wenn der Bot direkt selbst mit den Kund:innen interagiert, muss das nicht immer die beste Option sein. Auch das Hinterfragen der Vorschläge zur Anpassung der Customer Journey eines Bots sollte Standard sein.

Welche KI-Modelle und -Tools eignen sich aus deiner Erfahrung im Kosten-Leistungs-Verhältnis derzeit besonders gut?

Das hängt stark vom Business-Modell ab. Aber alle Tools für die KI-gestützte Content-Produktion sollten für die meisten Unternehmen ein gutes Kosten-Leistungs-Verhältnis ergeben. Bei Tools im Bereich Business AI kommt es dann darauf an, wie groß die Datengrundlage ist. Da mag ein KI-Tool dann wie Kanonen auf Spatzen wirken und sich auch die Kosten weniger gut amortisieren.

Welches Jobprofil sollten Unternehmen in den eigenen Teams schon jetzt und künftig bereitstellen, um umfassend mit den KI-Entwicklungen Schritt halten und Potentiale ausschöpfen zu können? 

Jedes Team braucht einen AI Ambassador! Das ist keine extra Rolle, mehr eine Zusatzqualifikation. Wer als AI Ambassador fungiert, bekommt etwas Zeit pro Woche allokiert, um sich mit den entsprechenden Entwicklungen in der jeweiligen Disziplin auseinanderzusetzen und neue Impulse ins Team zu bringen. 

Hast du einen ultimativen KI-Hack oder -Tipp, um unmittelbar, also schon heute, die Beschäftigung mit KI in erfolgversprechende Bahnen lenken zu können?

Einfach starten, ausprobieren, lernen – es lohnt sich!


Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Markus Wübben für die Insights aus dem schriftlichen Interview.


ChatGPT kann jetzt sehen, hören und sprechen

© Mojahid Mottakin - Unsplash, ChatGPT-Schriftzug und -Logo auf Smartphone, weißer Hintergrund, in Hand (schwarz), vor gemustertem Hintergrund
© Mojahid Mottakin – Unsplash


Dieser Beitrag erschien erstmals am 7. September 2023.

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