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Unternehmenskultur
Toxisches Arbeitsumfeld: So kann die Unternehmenskultur verbessert werden

Toxisches Arbeitsumfeld: So kann die Unternehmenskultur verbessert werden

Hauke Eilers-Buchta | 21.10.22

Verhalten sich Mitarbeiter:innen rücksichtslos, gibt es keinerlei Wertschätzung oder fällt manipulatives Verhalten auf, spricht man oft von einem toxischen Arbeitsumfeld. Als Führungskraft sollte man dem vorbeugen. Mit diesen Tipps kann die Unternehmenskultur verbessert werden.

Die Fluktuation in einem Unternehmen ist oft in hohem Maße auf ein toxisches Arbeitsumfeld zurückzuführen. Eine Studie des Forschungsmagazins Sloan Management Review brachte exakt diesen Schluss zu Tage. Für viele Mitarbeiter:innen sind toxische Ansätze im Arbeitsumfeld sogar bedeutsamer für einen Jobwechsel, als es beispielsweise ein zu niedriges Gehalt ist. Auch für die Prognose des Umsatzes eines Unternehmens kann die Toxizität eher als Negativfaktor herangezogen werden als das Gehalt des Personals. Doch was führt zu einem toxischen Arbeitsumfeld und welche Möglichkeiten haben Führungsverantwortliche, um diesem vorzubeugen oder die Unternehmenskultur ins Positive hinein zu verändern?

Der Studie zufolge gehörten mangelnde Gerechtigkeit sowie zu wenig Vielfalt und Inklusion zu den wichtigsten Faktoren, die ein toxisches Arbeitsumfeld begünstigen würden. Um daran etwas zu ändern und die Unternehmenskultur zu verbessern, braucht es vor allem eines: qualitativ hochwertige Gespräche zwischen den Führungskräften und den Mitarbeiter:innen. Dadurch kann nicht nur die Leistung des Teams verbessert werden. Auch hat dies oftmals eine bessere Mitarbeiter:innenbindung zur Folge. Um demnach Fluktuation in hohem Maße zu vermeiden, muss man verhindern, dass ein vergiftetes Umfeld am Arbeitsplatz entsteht. Und hier sind vornehmlich Führungskräfte gefragt.

Toxisches Arbeitsumfeld: So kann man es erkennen

Für Führungsverantwortliche kann dies eine große Herausforderung sein. Denn zunächst einmal muss man toxische Muster im eigenen Unternehmen oder Team erkennen, ehe man darauf reagieren kann. Dabei muss man einerseits mit Empathie auf das Team zugehen, sollte auf der anderen Seite aber nicht Gefahr laufen, dass die Grenzen zwischen den Führungsverantwortlichen und Mitarbeiter:innen verschwimmen.

Erkennbar wird eine toxische Unternehmenskultur zum Beispiel durch diese Faktoren, die Chef:innen bei ihren Teams feststellen könnten:

  • Grüppchenbildung: Bilden sich dauerhafte Gruppen innerhalb des Teams, kann dies zu negativen Verhaltensweisen führen. Das gilt insbesondere dann, wenn einzelne Teammitglieder permanent ausgeschlossen werden.
  • Mangelnde Diversität: Gibt es im Unternehmen wenig Vielfalt und kaum Diversität, kann auch dies auf ein toxisches Umfeld hindeuten. Durch Diversität kann nämlich Toleranz gefördert werden; auch auf die Wandlungsfähigkeit wirkt sich mehr Vielfalt oft positiv aus.
  • Zu enge Hierarchie: Begegnen sich das Team und die Führungsriege nicht auf Augenhöhe, sondern gibt es starre Grenzen, herrscht oft eine sehr strenge Hierarchie. Auch dies kann sich auf die Unternehmenskultur negativ auswirken.
  • Es gibt Mobbing und Co.: Wird gelästert, gemobbt oder auch eingeschüchtert, fördert dies sicherlich kein positives Arbeitsumfeld. Vor allem dann, wenn Führungskräfte nicht aktiv werden.
  • Abgekühltes Arbeitsklima: Fällt kaum ein freundliches Wort, gibt es dafür aber viel Kritik, sorgt auch dies schnell für toxische Ansätze bei der Arbeit. Allem voran auch dann, wenn Führungskräfte auf diese Weise mit Mitarbeiter:innen kommunizieren.

Ein toxisches Arbeitsumfeld verhindern: Diese Tipps können helfen

Sollte es im Unternehmen derartige Strukturen geben oder erkennt man als Führungskraft andere Tendenzen, die auf Toxizität hindeuten, sollte man aktiv werden. Glücklicherweise gibt es einige Tipps und Möglichkeiten, wie man das Arbeitsumfeld ins Positive verändern kann. Dabei sollte man sich zunächst einmal auf das eigene Team fokussieren und sich intensiver mit diesem befassen. Zwar können Details wie eine Gehaltserhöhung oder zusätzliche Benefits einige Mitarbeiter:innen motivieren, das eigentliche Problem wird hierdurch jedoch meist nicht gelöst.

Daher ist es wichtig, einen persönlichen Umgang mit den Mitarbeitenden zu pflegen und eine Beziehung zum Team aufzubauen. In persönlichen Gesprächen kommt es weiterhin darauf an, die richtigen Fragen zu stellen. Die Art der Kommunikation ist dabei besonders relevant.

Tipp 1: Deutlich machen, welche Bedeutung einzelne Mitarbeiter:innen für das Unternehmen haben

Fühlen sich Mitarbeiter:innen gebraucht und erkennen sie einen Sinn darin, was sie für das Unternehmen leisten, sind sie eher dazu bereit, dem Unternehmen die Treue zu halten. Helfen kann es in diesem Zusammenhang, Mitarbeitende regelmäßig daran zu erinnern, welchen Stellenwert sie für das Unternehmen haben und weshalb sie wichtig sind – am besten mit konkreten Beispielen, die im Vorhinein notiert werden.

Dabei sollten Führungskräfte verdeutlichen, welche Ziele das Unternehmen verfolgt und wie die Mitarbeiter:innen daran teilhaben können. Daher sollte in Gesprächen auch die Frage gestellt werden, was aus Mitarbeiter:innensicht falsch läuft und wie man hier aktiv etwas verbessern kann.

Tipp 2: Die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter:innen (er)kennen

Jede:r Mitarbeiter:in hat andere Bedürfnisse. Für Führungskräfte ist es wichtig, diese zu kennen und bestmöglich darauf einzugehen. Manchen Mitarbeitenden reicht zum Beispiel frisches Obst am Arbeitsplatz, andere brauchen Team Events, wiederum andere flexiblere Arbeitszeiten, weil Kinder zu betreuen sind.

Zur Motivation des eigenen Teams braucht es somit stets individuelle und unterschiedliche Ansätze. Damit man die Mitarbeiter:innen also bestmöglich an das Unternehmen binden kann, ist es Aufgabe der Führungskräfte, diese Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen. Ein einfacher Schritt, um die wichtigen Infos zu erhalten, sind Einzelgespräche mit dem Team sowie auch Umfragen, die entsprechend ausgewertet werden müssen.

Tipp 3: Empathie zeigen, gleichermaßen aber konsequent sein

Die aktuellen Zeiten machen Empathie zu einem wichtigen Baustein für die Karriere – das gilt auch für Führungskräfte. Allerdings sollte man damit nicht unbedingt toxisches Verhalten fördern, weil es beispielsweise keine Grenzen mehr gibt, an die sich Mitarbeitende zu halten haben.

Das kann dann dazu führen, dass Mitarbeiter:innen sich überheblich verhalten, sich gegenüber Kolleg:innen aufspielen oder es zu Mobbing kommt. Derartige Verhaltensweisen sollten Chef:innen konsequent verfolgen und unterbinden.

Es braucht dafür eine gewisse Balance zwischen Empathie und Konsequenz. Mitarbeiter:innen brauchen einerseits das Gefühl, dass sie wertgeschätzt und verstanden werden und somit eine gewisse Freiheit haben, andererseits sollte bei Grenzübertritten aktiv reagiert werden. Konsequenzen müssen dann klar mitgeteilt und umgesetzt werden.

Tipp 4: Selber präsent sein und Gefühle und Gedanken teilen

Auch als Führungspersönlichkeit hat man Ängste und Sorgen, doch zeigt man diese allzu häufig nicht – vor allem nicht gegenüber dem eigenen Team. Allerdings hat man in einer Führungsrolle auch eine gewisse Vorbildfunktion und sollte daher präsent sein. Auch eigene Gefühle und Gedanken dürfen ein Bestandteil dessen sein, was man den Mitarbeiter:innen zeigt.

Gibt es keinen Raum für eigene Gefühle, kann das zu toxischen Strukturen am Arbeitsplatz führen. Daher ist es wichtig, den Mitarbeiter:innen zu zeigen, dass sie ihre Gefühle ausdrücken dürfen und auch selber diesen Schritt zu gehen. Eine sinnvolle Verlängerung dieses Aspekts kann das Angebot sein, über die Arbeit auf professionelles Personal aus den Bereichen Therapie, Psychologie etc. zugreifen zu können.

Tipp 5: Die eigenen Kompetenzen kennen und einhalten

Als Führungskraft ist man dafür verantwortlich, eigene Aufgaben auszuführen und zugleich auch Aufgaben an Mitarbeiter:innen zu delegieren. Dabei kann es aber auch dazu kommen, dass sich einzelne Mitarbeiter:innen überfordert fühlen, weil man den Blick auf das Ganze verliert. So ist es ratsam, die Kompetenzen einzelner Mitarbeiter:innen zu kennen und individuell zu fördern. Wahllos einzelne Aufgaben abzugeben, damit die To-do-Liste kürzer wird, sollte man hingegen vermeiden.

Denn dadurch könnten Mitarbeitende schneller und öfter in ihren Aufgaben scheitern, was nicht gerade die Arbeitsmotivation fördert. Stattdessen sollte in Einzelgesprächen herausgefunden werden, welche Aufgaben einzelne Mitarbeitende gerne erledigen und woran sie Freude haben. Einerseits erfährt man so mehr über das Team, andererseits kann man aber auch fällige Aufgaben besser und zielorientierter verteilen.

Toxische Strukturen sollten im Idealfall vermieden werden

Insgesamt reichen schon leichte toxische Strukturen im Arbeitsumfeld, um die Atmosphäre am Arbeitsplatz zu verschlechtern. Daher sollte das Team jederzeit geschützt und umfassend betreut werden, damit sich derartige Faktoren gar nicht erst ausbreiten können.

Eine offene und wertschätzende Kommunikation ist hierfür unerlässlich und Mitarbeitende können sich so viel eher als wichtiger Bestandteil des Unternehmens fühlen. Für Unternehmen und HR-Abteilungen gilt es demnach, aktiv Raum für Feedback und Gespräche, ebenso Kritik zu schaffen.



Kommentare aus der Community

Tanja am 27.10.2022 um 12:07 Uhr

super Artikel

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