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Zwischen Heimlichkeit und Home Office: 4 Tipps gegen Hushed Hybrid

Zwischen Heimlichkeit und Home Office: 4 Tipps gegen Hushed Hybrid

Marié Detlefsen | 12.09.25

Immer mehr Arbeitnehmer:innen praktizieren Hushed Hybrid – heimliches Home Office trotz Präsenzpflicht. In unserem Artikel erfährst du, warum das zum Problem werden kann und welche Praxistipps Unternehmen helfen, die Situation in den Griff zu bekommen.

Wer im Büro erwartet wird, sitzt längst nicht immer dort am Schreibtisch. Hinter vielen Firmenfassaden läuft ein stilles Spiel: Mitarbeitende wählen den heimischen Schreibtisch, obwohl die offizielle Regel etwas anderes vorschreibt. Die Rede ist vom Hushed Hybrid – einer Grauzone zwischen Präsenzpflicht und Home-Office-Freiheit, die sich unbemerkt in den Arbeitsalltag vieler Unternehmen geschlichen hat.

Ob aus Bequemlichkeit, Effizienzgründen oder Unzufriedenheit – immer mehr Arbeitnehmer:innen umgehen feste Bürotage und arbeiten heimlich von zu Hause. Offiziell ist diese Praxis selten abgesegnet, doch sie passiert oft genug mit einem Augenzwinkern von Führungskräften oder ohne ernsthafte Kontrolle. Das Resultat: ein Arbeitsmodell, das in keiner Unternehmensrichtlinie steht, aber in der Realität bereits Normalität ist. Eine aktuelle Umfrage des Jobportals Indeed zeigt, dass viele Arbeitnehmer:innen heimliche Absprachen in Bezug auf den Arbeitsort haben.

Unzufriedenheit befeuert Hushed Hybrid

Laut der Studie geben zwar fast 69 Prozent der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen klare Regelungen zur Anzahl der Home-Office-Tage gibt, doch wie strikt diese tatsächlich durchgesetzt werden, ist eine andere Frage. Bei gut der Hälfte der Beschäftigten (50,6 Prozent) gibt es kaum oder gar keine Kontrolle. Diese Ungleichheit eröffnet Raum für individuelle Absprachen: Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer:innen (27 Prozent) erhält mehr Home-Office-Tage als offiziell erlaubt – vorausgesetzt, die Leistung stimmt. Dieses informelle Entgegenkommen ermöglicht nicht nur eine größere Flexibilität, sondern wirft auch ein Licht auf die tiefer liegende Diskrepanz zwischen Policy und Praxis und sorgt unter anderem für Hushed Hybrid.

Über die Hälfte der Befragten ist mit ihrer aktuellen Home-Office-Situation unzufrieden (Mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht; Grafik mithilfe von ChatGPT anhand der Indeed-Daten erstellt)
Über die Hälfte der Befragten ist mit ihrer aktuellen Home-Office-Situation unzufrieden (Mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht; Grafik mithilfe von ChatGPT anhand der Indeed-Daten erstellt)

Dass diese verdeckten Vereinbarungen notwendig erscheinen, liegt auch an der verbreiteten Unzufriedenheit mit den geltenden Regeln. Über die Hälfte der Befragten (57,3 Prozent) ist mit ihrer aktuellen Home-Office-Situation unzufrieden, ein Viertel davon sogar stark. Besonders glücklich sind diejenigen, die ihre Arbeitsorte frei wählen dürfen – unter ihnen liegt die Zufriedenheit bei fast 47 Prozent.

4 Praxistipps, um Hushed Hybrid zu vermeiden und zu nutzen

Unternehmen, die Hushed Hybrid ignorieren, riskieren Konflikte, Ineffizienz und eine sich verschlechternde Unternehmenskultur. Doch wie lässt sich Hushed Hybrid verhindern beziehungsweise konstruktiv lösen? Ivan Cossu, CEO und Co-Founder von deskbird, hat hierfür ein paar Praxistipps erstellt, wie Unternehmen mit den richtigen Tools, Strukturen und einer vertrauensvollen Unternehmenskultur aus der heimlichen Praxis einen Wettbewerbsvorteil machen können.

1. Digitale Transparenz statt stiller Vereinbarungen

Wenn Mitarbeitende lieber unter vier Augen Absprachen treffen, statt offen mit HR oder dem Management über ihre Bedürfnisse zu sprechen, liegt laut Cossu meist ein Kommunikationsproblem vor. Unternehmen sollten klare, aber flexible Spielregeln schaffen und digitale Tools nutzen, um die hybride Realität sichtbar zu machen. Entsprechende Tools erlauben es Mitarbeitenden, ihren Arbeitsort transparent zu planen und Abweichungen von Standardmodellen nachvollziehbar zu kommunizieren. So entsteht keine Schattenwelt, sondern eine Datenbasis für bessere Entscheidungen.

Praxistipp:
Sorge für mehr Transparenz im Teamalltag: Wenn Mitarbeitende ihre Arbeitsorte und Abwesenheiten selbstständig eintragen können, lassen sich Büropräsenz und Zusammenarbeit besser koordinieren. Ein entsprechendes Tool hilft dabei – vorausgesetzt, es wird als Unterstützung verstanden, nicht als Kontrollinstrument.


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© Arina Krasnikova – Pexels


2. Flexibilität mit Struktur kombinieren

Wir kennen die Debatte: Viele Topmanager fürchten um ihre Unternehmenskultur, wenn zu viele Mitarbeitende im Home Office bleiben. Die Lösung liegt jedoch nicht in starren Regeln, sondern in einem System, das sowohl Flexibilität als auch Planbarkeit ermöglicht. Moderne hybride Arbeit bedeutet: Nicht alle müssen immer gleichzeitig im Büro sein – aber wenn, dann sinnvoll koordiniert. Ein klares Hybrid Framework hilft dabei, diese Balance zu halten. Wichtig: Unternehmen sollten ihre Führungskräfte aktiv darin unterstützen, das Gleichgewicht zwischen Unternehmenszielen und Team-Bedürfnissen aufrechtzuerhalten.

Praxistipp:
Erarbeite mit HR, Führungskräften und Mitarbeitenden gemeinsam ein hybrides Arbeitsmodell mit klaren Erwartungen (zum Beispiel verbindliche Teamtage oder Fokusphasen). So entsteht ein gemeinsames Verständnis statt individueller Ausnahmen. Auch regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen zum Thema hybride Teams können hierbei unterstützen.

3. HR als Brückenbauer:in einsetzen

Die Rolle von HR wandelt sich von Verwalter:innen zu Enablern. Insbesondere in hybriden Arbeitsmodellen wird HR zu wichtigen Brückenbauer:innen zwischen Mitarbeitenden und Führungsetage. Es gilt, die neuen Arbeitsrealitäten nicht nur zu verwalten, sondern aktiv mitzugestalten und dabei als Vermittler:in zwischen den verschiedenen Bedürfnissen und Erwartungen zu agieren. Feedback, offene Austauschformate und regelmäßige Gespräche sind daher wichtiger denn je.

Praxistipp von Ivan Cossu:

„Starte zum Beispiel eine monatliche Q&A-Session zum Thema Hybrides Arbeiten, in der sowohl Mitarbeitende ihre Anliegen und Wünsche einbringen können als auch die Führungsebene ihre Erwartungen und Regelungen transparent macht. Das schafft Vertrauen und fördert die Sichtbarkeit der Anliegen beider Seiten.“

4. Büropräsenz muss sich lohnen

Viele Mitarbeitende kommen nur dann ins Büro, wenn es sich für sie „lohnt“. Das Büro sollte daher ein Ort sein, an dem Zusammenarbeit, Kreativität und Austausch im Vordergrund stehen, nicht Kontrolle oder Pflichtgefühl.

Praxistipp:
Statt Anwesenheit zu fordern, sollten Unternehmen das Büro zum Erlebnis machen – unter anderem durch Fokuszonen, Projekt-Hubs oder Team-Events. Wer den Mehrwert des Büros erlebbar macht, motiviert zur freiwilligen Präsenz und macht Hushed Hybrid damit überflüssig.

Mit den richtigen Tools Hushed Hybrid zunutze machen

Transparente, flexible Home-Office-Regelungen sind kein Zugeständnis, sondern ein Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die Vertrauen schenken, anstatt Kontrolle zu maximieren, schaffen nicht nur Loyalität, sondern ziehen auch neue Talente an. Mit der richtigen Kombination aus Tools, Kommunikation und Führungsverständnis wird aus dem vorher verheimlichten Arbeitsort ein echter Standortvorteil. Zusätzlich wird das Risiko von Hushed Hybrid und heimlichen Home-Office-Regeln minimiert.


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Warum Unternehmen ihre Mitarbeitenden an Home-Office-Modelle verlieren

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© Tima Miroshnichenko – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 19. August 2025.

Kommentare aus der Community

Daniel.M am 19.08.2025 um 13:26 Uhr

Sehr spannend, ich nutze für Tipp 1 ein Tool namens timespin. Damit habe ich jetzt 100% Remote Work durchbekommen, da es die gewünschte Transparenz aber auch Produktivität fördert. Super Artikel!

Antworten
Niklas Lewanczik am 19.08.2025 um 13:30 Uhr

Hi Daniel,

danke für deinen Hinweis und das Feedback. Das hört sich interessant an.

Liebe Grüße

Antworten
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