Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Human Resources
Kostenfalle Büro? 62 Prozent der Arbeitnehmenden erwägen Jobwechsel bei teurer Präsenzpflicht

Kostenfalle Büro? 62 Prozent der Arbeitnehmenden erwägen Jobwechsel bei teurer Präsenzpflicht

Marié Detlefsen | 02.07.24

Kündigen aufgrund zu hoher Kosten bei einer Präsenzpflicht? Für viele Arbeitnehmer:innen ist das eine ernstzunehmende Option, denn die steigenden Preise in Deutschland belasten Beschäftigte immer mehr. Erfahre, welche finanziellen Herausforderungen sie bewältigen müssen und welche Maßnahmen Arbeitgeber:innen ergreifen können, um ihre Belegschaft zu entlasten.

Angesichts der anhaltenden – wenn auch zuletzt rückläufigen – Inflation und der Entscheidung vieler Unternehmen, ihre Belegschaft wieder teilweise oder vollständig vor Ort arbeiten zu lassen, geraten deutsche Arbeitnehmer:innen finanziell zunehmend unter Druck. Eine neue Studie von Capterra zeigt auf, wie diese Kostenbelastung die Stimmung und Arbeitsbereitschaft der Angestellten beeinflusst. Sollten Arbeitgeber:innen daher die durch die Präsenzpflicht eventuell anfallenden Kosten zum Teil übernehmen? Wir stellen dir die Ansichten der befragten Arbeitnehmer:innen vor.

Einkommen kann nicht mit der Inflation mithalten

Die internationale Studie befragte 2.716 Arbeitnehmer:innen, darunter auch Beschäftigte in Deutschland und den USA. Sie zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmenden in Deutschland durch steigende Kosten belastet ist. 64 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Ausgaben im Rahmen der Arbeit vor Ort zugenommen haben, während 63 Prozent berichteten, dass ihr Einkommen mit den gestiegenen Kosten, die mit einer Büropräsenz einhergehen (können) nicht Schritt hält. Besonders alarmierend ist, dass 62 Prozent der Befragten ihren Job wechseln würden, sollten die Kosten für die Präsenzarbeit weiterhin unangemessen hoch bleiben. Ein Viertel der Befragten würde zudem ihre Produktivität senken, wenn die Arbeitskosten untragbar würden.

Arbeitnehmende fordern Kostenübernahme durch Unternehmen

Viele Kostenbereiche haben sich für die Angestellten in Deutschland im vergangenen Jahr verteuert. Die steigenden Ausgaben betreffen nicht nur Benzin und öffentliche Verkehrsmittel, sondern auch Lebensmittel, Restaurantbesuche und Haushaltsrechnungen. Besonders für diejenigen, die regelmäßig vor Ort arbeiten müssen, summieren sich die Kosten für den täglichen Arbeitsweg und das Leben im Büro zu einer erheblichen Belastung.

Viele Angestellte sehen daher die Notwendigkeit, dass ihre Arbeitgeber:innen die Kosten für Parkplätze, Arbeitskleidung und öffentliche Verkehrsmittel übernehmen sollten; einige der Ausgaben können indes bei der Steuererklärung geltend gemacht werden. 74 Prozent der Befragten erwarten, dass die Parkgebühren von ihrem Unternehmen getragen werden, 66 Prozent fordern die Übernahme der Kosten für beruflich erforderliche Kleidung und 60 Prozent die Zahlung der Kosten für den öffentlichen Nahverkehr. Die Mehrheit ist außerdem der Ansicht, dass sich ihre Arbeitgeber:in zumindest an den Kosten für Benzin, Kinderbetreuung und Essen beteiligen sollte.

Diese Kosten sollten laut Arbeitnehmer:innen von ihrem Unternehmen übernommen werden.
Diese Kosten sollten laut Arbeitnehmer:innen von ihrem Unternehmen übernommen werden, © Capterra

Benefits als Unterstützung zur Kostendeckung

Um die Präsenzarbeit attraktiver zu gestalten, wünschen sich viele Arbeitnehmende zusätzliche Vergünstigungen und flexiblere Arbeitsbedingungen. 48 Prozent der Befragten würden lieber im Büro arbeiten, wenn ihnen Pendler:innenvergünstigungen angeboten würden. Flexible Arbeitszeiten, die eine Anpassung der Pendelzeiten ermöglichen, werden von 51 Prozent der Befragten gewünscht. Besonders beliebt ist die Idee von kostenlosem oder subventioniertem Essen: 63 Prozent der Befragten würden häufiger ins Büro kommen, wenn ihr Unternehmen diese Leistung anbieten würde.

Viele Arbeitgeber:innen möchten, dass ihre Angestellten wieder häufiger ins Büro kommen, dennoch muss darauf geachtet werden, welche Ausgaben sie für ihren Arbeitsweg und den Tag im Büro haben. Es wird zunehmend hinterfragt, ob es noch gerechtfertigt ist, dass Arbeitnehmer:innen sämtliche Kosten für ihre Präsenz am Arbeitsort allein tragen müssen. Hierbei können bereits angebotene Benefits seitens der Unternehmen helfen. Dieser Ansicht ist auch HR-Autorin, Speakerin und Bloggerin Eva Stock:

Generell bin ich der Meinung, dass die Benefits zum Unternehmen und der Belegschaft passen müssen. Der Obstkorb hat eben nicht ausgedient – er sollte aber nicht das einzige Benefit darstellen. Ich glaube, dass heute bspw. eine hohe Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort genauso wichtig ist, wie Weiterbildungen, Gesundheitsfürsorge oder ‚klassischere Benefits‘ wie Zuschüsse und Annehmlichkeiten. Die Mischung macht’s und dabei sollte man auch mal Anregungen und Hinweise aus der Belegschaft aufnehmen.

Statt Kosten fürs Büro lieber ins Home Office

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die finanziellen Belastungen der Arbeitnehmer:innen durch die Rückkehr ins Büro erheblich sind und von den Unternehmen ernst genommen werden müssen. Maßnahmen zur Entlastung und Anreize wie Pendler:innenvergünstigungen, flexible Arbeitszeiten und kostenlose Mahlzeiten können dazu beitragen, die Motivation und Zufriedenheit der Belegschaft zu steigern und die Präsenzarbeit wieder attraktiver zu machen.

Noch dazu spielen flexible Arbeitsmodelle für viele Arbeitnehmer:innen eine wichtige Rolle. Die Möglichkeit auf Home Office ist dabei für einige so wichtig, dass laut Lucid Software-Umfrage 21 Prozent der Angestellten sogar ihren Job kündigen würden, sollte diese nicht bestehen. Um die Vorteile hybrider Arbeitsmodelle vollständig auszuschöpfen, sollten Unternehmen daher ihre Strategien überdenken. Ein wichtiger Punkt wäre zuerst die Einführung geeigneter Maßnahmen und bessere Richtlinien bei der Home-Office-Arbeit. Weiter bedarf es gezielter Schulungen und der Bereitstellung geeigneter Software.

Schließlich können Unternehmen auch mit Benefits bei ihren Angestellten punkten. Durch gezielte Leistungen können Unternehmen zeigen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen verstehen und wertschätzen. Dies trägt dazu bei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und das Engagement der Angestellten zu fördern. Darüber hinaus können Benefits das Image eines Unternehmens als attraktive:r Arbeitgeber:in stärken und dabei helfen, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten.


Frust im Job –

jede:r Fünfte erwägt Jobwechsel wegen Büropflicht

© Thought Catalog – Unsplash

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.