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Human Resources
Von „Coffee Badging“ bis Home Office: Warum hybride Arbeit immer beliebter wird

Von „Coffee Badging“ bis Home Office: Warum hybride Arbeit immer beliebter wird

Marié Detlefsen | 10.10.24

Immer mehr Arbeitnehmende bevorzugen eine flexible Mischung aus Büro und Home Office. Diese Entwicklung erkennen auch viele Unternehmen und bieten ihren Angestellten daher mehr Flexibilität oder hybrid Arbeit – doch neue Arbeitsgewohnheiten wie „Coffee Badging“ und „Work From Bed“ sorgen für Diskussionen.

Viele Unternehmen und Angestellte sind immer noch auf der Suche nach der perfekten Balance zwischen Struktur und Flexibilität, Büro und Home Office. Hybrides Arbeiten – eine Mischung aus Büro- und Remote-Arbeit – hat sich dabei fest etabliert und gewinnt weiter an Beliebtheit, während die reine Büroarbeit weiter abnimmt. Laut der aktuellen State of Hybrid Work-Studie von Owl Labs arbeiten 64 Prozent der Arbeitnehmer:innen mittlerweile hybrid, ein Anstieg um 13 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Nur noch 30 Prozent sind Vollzeit im Büro, während sechs Prozent vollständig remote arbeiten – eine Verdoppelung im Vergleich zu 2023. Dazu kommen neuartige Trends wie Workation, „Coffee Badging“, „Work From Bed“ oder „Calendar Blocking“. Wir zeigen dir, was es damit auf sich hat und wie Modelle, wie die Büropflicht oder Home Office, den Arbeitsmarkt prägen.

Hybrid Arbeitende empfinden sich als produktiver

Die Studie befragte im Juli 2024 insgesamt 2019 Vollzeitbeschäftigte in Deutschland und fand heraus, dass Flexibilität längst zur Erwartung der Beschäftigten geworden ist. Zwei Tage Büro und drei Tage Home Office – dieses Modell wird von den meisten Arbeitnehmer:innen bevorzugt. Freiwillig jeden Tag ins Büro? Daran haben die wenigsten Interesse, gerade mal zwei Prozent würden das in Betracht ziehen, während sieben Prozent am liebsten Vollzeit remote arbeiten würden. So wird Flexibilität als Schlüssel zur Zufriedenheit gesehen. Ganze 88 Prozent der hybrid Arbeitenden sind der Meinung, dass sie entweder genauso produktiv oder sogar produktiver arbeiten, wenn sie hybrid tätig sind. Gleichzeitig ist Flexibilität so wertvoll, dass fast ein Viertel der Beschäftigten (23 Prozent) sich nach einer neuen Stelle umsehen würde, wenn die Arbeitgeber:innen dies nicht bieten.

64 Prozent der Arbeitnehmer:innen arbeiten mittlerweile hybrid.
64 Prozent der Arbeitnehmer:innen arbeiten mittlerweile hybrid, © Owl Labs

Ein weiterer Vorteil des Home Office: Es spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Ein Tag im Büro kostet die hybrid Arbeitenden laut Studie im Durchschnitt 29 Euro, während ein Home-Office-Tag mit nur neun Euro zu Buche schlägt. Für die Arbeit im Büro müssen Angestellte Folgendes zahlen: Pendeln (zehn Euro), Parken (vier Euro), Frühstück/Kaffee (fünf Euro) und Mittagessen (zehn Euro). Hinzu kommt, dass viele Beschäftigte die durch Home Office eingesparte Zeit nutzen würden, um sich ihrer Familie, ihrer Gesundheit oder sogar ihrem Schlaf zu widmen.

Hybride Arbeit sorgt auch für Coffe Badging

Neben hybrider Arbeit entwickeln sich auch neue Arbeitsgewohnheiten, die für Diskussionen sorgen. Ein solcher Trend ist das „Coffee Badging“, bei dem Mitarbeiter:innen für ein paar Stunden im Büro erscheinen, um Anwesenheit zu signalisieren, und dann wieder verschwinden. Ganze 38 Prozent der Beschäftigten nutzen diesen Trick, um ihren Arbeitsalltag flexibler zu gestalten. Spannend ist, dass dieser Trend bei Führungskräften stärker verbreitet ist (45 Prozent) als bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung (23 Prozent). Weitere 16 Prozent sagen, dass sie den Trend noch nie selbst genutzt haben, es aber gerne mal ausprobieren würden. Trotz dieser Strategie haben 65 Prozent der Coffee Badger bereits bemerkt, dass ihre Anwesenheitsstrategie von Vorgesetzten durchschaut wurde, allerdings bleibt dies in der Regel ohne negative Konsequenzen.

Viele Arbeitnehmer:innen betreiben offensichtlich Coffe Badging, ohne Konsequenzen, © Owl labs

Ein weniger akzeptierter Trend ist das „Work From Bed“, bei dem Arbeitnehmende trotz Krankheit von zu Hause aus arbeiten, anstatt sich krankzumelden. 63 Prozent der hybrid oder vollständig remote Arbeitenden geben an, sich seltener krankzumelden, selbst wenn sie krank sind. Dies zeigt die Schattenseiten von grenzenloser Flexibilität – sie kann das Verhältnis zur Arbeit und Gesundheit verwischen. Um dem entgegenzuwirken, setzen immer mehr Arbeitnehmer:innen auf „Calendar Blocking“, eine Methode, bei der im Kalender Zeitfenster blockiert werden, um die eigene Arbeitszeit besser zu kontrollieren.

Das Büro bleibt der Ort für persönlichen Austausch

Obwohl immer mehr Menschen remote oder hybrid arbeiten, bleibt das Büro dennoch ein wichtiger Teil der Arbeitswelt. Die Rolle des Büros verändert sich jedoch: Es wird zunehmend als Ort für den sozialen Austausch, für Zusammenarbeit und Teamgeist gesehen. Überraschend ist, dass 91 Prozent der Befragten angaben, dass sie ins Büro kommen würden, wenn dort besondere Anreize geboten werden. Unternehmen könnten sich daher überlegen, welche Art von Benefits sie ihren Angestellten bieten möchten. Diese reichen von kostenlosem Essen über Fahrtgeld bis hin zu Networking Events und sogar für eine stärkere Mitarbeiter:innenbindung.

Auch die Beziehung zwischen Arbeitgebenden und ihren Remote-Mitarbeitenden entwickelt sich laut Studie weiter. So ist das Vertrauen in Remote-Arbeitende gestiegen, und die Sorge, dass Führungskräfte diejenigen bevorzugen, die physisch anwesend sind („Proximity Bias“), ist leicht zurückgegangen. Ebenso hat sich die Angst vor mangelndem informellem Feedback verringert: 41 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass ihre Remote Teams weniger spontanes Feedback erhalten – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie eher die Meinung von Kolleg:innen einholen, mit denen sie physisch zusammenarbeiten, als von Kolleg:innen, die remote arbeiten.

So wirkt sich hybride Arbeit auf die Produktivität aus.
So wirkt sich hybride Arbeit auf die Produktivität aus, © Owl Labs

Eine der zentralen Fragen rund um hybrides Arbeiten betrifft aber weiterhin die Produktivität an verschiedenen Arbeitsorten. Interessanterweise sind Führungskräfte zunehmend der Meinung, dass der Arbeitsort die Produktivität nicht beeinflusst. 31 Prozent der Führungskräfte sagen, dass die Produktivität gleich bleibt, egal ob im Büro oder im Home Office gearbeitet wird. Allerdings gibt es auch Bedenken: Während bei Remote-Arbeitenden Ablenkungen am häufigsten als Problem genannt werden (31 Prozent), sorgen sich Arbeitgeber:innen bei Büromitarbeitenden stärker um Überarbeitung oder Burnout (21 Prozent).

Hybrid Work wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen

Zusammengefasst zeigt die Studie klar: Die Flexibilität, die durch hybrides Arbeiten ermöglicht wird, ist für viele Beschäftigte nicht mehr verhandelbar. Unternehmen, die diese Entwicklung ignorieren, laufen Gefahr, Personal zu verlieren. Stattdessen sollten sie sich darauf konzentrieren, attraktive Arbeitsmodelle zu schaffen, die sowohl Flexibilität als auch die Vorteile des Bürolebens vereinen. Insbesondere Benefits können eine gute Möglichkeit bieten, Anreize zu liefern und die Motivation von Angestellten zu steigern. Die Studie verdeutlicht dennoch, dass Arbeitnehmer:innen zunehmend selbst entscheiden wollen, wie und wo sie am produktivsten arbeiten – und diese Freiheit werden sie sich nur ungern wieder nehmen lassen.


„Hybrid Work wird langfristig Bestand haben“ –

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„Hybrid Work wird langfristig Bestand haben“ – Markus Weinberg über die Wichtigkeit flexibler Arbeitsmodelle.
© Gustavo Fring – Pexels

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