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Googeln verliert an Bedeutung
© Reza Rostampisheh - Unsplash, Katsiarna Hatsak via Canva

Googeln verliert an Bedeutung

Niklas Lewanczik | 09.09.24

Viele Menschen sagen zum Suchen im Internet nicht mehr Googeln. Besonders die Gen Z und Gen Alpha verwerfen den Begriff, was mit einem zentralen Search Shift zu tun hat.

Hören wir Sätze wie „Ich google das mal eben!“ in Zukunft deutlich seltener? Darauf deutet eine Analyse von Bernstein Research hin, von der unter anderem Business Insider berichtet. An die Investor:innen von Bernstein Research gerichtet erklärte Analyst Mark Shmulik:

So long Google, the verb. Younger audiences are ’searching‘, not ‚Googling‘.

Damit nimmt er auch Bezug auf einen Search Shift, dem nicht zuletzt jüngerer Generationen sowie TikTok, ChatGPT, Perplexity und Co. Rechnung tragen.

Mehr Search als Googeln? Google hat ein Search-Monopol, aber auch immer mehr Konkurrenz

Wie mächtig Google auf dem Suchmaschinenmarkt tatsächlich ist, zeigt nicht nur der Blick auf den globalen Marktanteil von über 90 Prozent. Keine klassische Suchmaschine kann es auch nur annähernd mit Google aufnehmen. Im Kontext eines Gerichtsverfahrens zwischen dem US Department und Justice und Google hat US-Bundestrichter Amit Mehta dem Unternehmen eine Monopolstellung attestiert:

After having carefully considered and weighed the witness testimony and evidence, the court reaches the following conclusion: Google is a monopolist, and it has acted as one to maintain its monopoly.

Aus seinem Urteil lässt sich aber auch herauslesen, dass er Google für die umfassendste Search-Lösung hält; Google selbst schreibt, das Unternehmen stelle demnach die beste Suchmaschine. Dieser Meinung sind viele Menschen. Seit rund 20 Jahren beherrscht Google den Search-Markt, nicht völlig unangefochten, aber äußerst dominant. Das spiegelt die Tatsache wider, dass das Verb bereits 2004 in den Duden aufgenommen wurde. Die Bedeutungszuschreibung wurde zunächst mit „im Internet, besonders in Google suchen“ angegeben. Google setzte jedoch kurze Zeit später aus Markensicherungsgründen durch, dass es sich konkret auf die eigene Suchmaschine beziehen sollte. Nun steht im Eintrag „mit Google® im Internet suchen, recherchieren“.

Noch immer ist Google auch für diverse User die wichtigste, für viele auch die erste Anlaufstelle für Internetsuchen. 81 Prozent der Befragten gaben im State of Search Report 2024 von Claneo und Appinio an, Google mindestens alle zwei bis drei Tage zu nutzen. Allerdings verdeutlicht die Studie ebenso einen Search Shift. Demnach suchen User vielfach auf anderen Plattformen und mit anderen Tools, etwa KI-Chatbots wie ChatGTP. Zudem beginnt eine Suche je nach Intention oft gar nicht mehr auf Google. Martin Grahl, Geschäftsführer von Claneo, kommentiert das immer diverser werdende Suchverhalten der User im Internet:

Auch wenn erwartungsgemäß Suchmaschinen wie Google oder Ähnliche die führenden Plattformen für Informationssuche sind, ist das Suchverhalten im Internet mittlerweile sehr divers. Die Auswahl der Suchplattform hängt insbesondere vom Alter der Suchenden, dem Thema und der Suchintention (Produktsuche, Markensuchen oder Informationssuche) ab. Zum Beispiel nutzt die Gen Z bei der Suche nach Anleitungen neben Google und YouTube auch zu knapp 25 Prozent TikTok und Chatbots wie ChatGPT. Spannend zu sehen war auch, dass Google nicht mehr die erste Anlaufstelle für die Produktsuche ist, sondern hier Amazon (vornehmlich für günstige Produkte) und die eigene Lieblings-Webseite, je nach Thema, ist (zum Beispiel Booking.com, MediaMarkt oder Zalando).


State of Search 2024:

Von Google bis Perplexity

– so sucht Deutschland

© TikTok, Katsyarna Hatsak via Canva, TikTok Search Widget inmitten roter und grüner spitz zulaufender Strahlen, schwarzer Hintergrund
© TikTok, Katsyarna Hatsak via Canva


Search Shift besonders bei der Gen Z zu erkennen

Inzwischen gibt es diverse Alternativen zu Google, die über Konkurrenzsuchmaschinen wie Ecosia, Bing, DuckDuckGo und dergleichen hinausgehen. So nutzen User einerseits E-Commerce-Plattformen wie Amazon, Temu oder Zalando, um Produktsuchen zu starten. Andererseits wird vielfach im Videokontext gesucht. Dafür eignet sich besonders Googles Tochter YouTube, auf die laut State of Search Report immerhin 71 Prozent der Befragten regelmäßig zurückgreifen. Im Videokontext suchen die Nutzer:innen – gerade junge – aber ebenfalls viel auf Instagram und TikTok. Insbesondere TikTok hat in den vergangenen Jahren im Search-Bereich extrem aufgerüstet – von dem Search Widget bis hin zu Search Ads und Search Highlights – und wurde von Google vor Gericht gar konkret als Konkurrenz im Search-Markt angeführt.

Doch nicht nur die Suche über Social-Plattformen und Foren wie Reddit gewinnt an Relevanz. Auch die Informationsbeschaffung mithilfe von AI Tools rückt zusehends in den Vordergrund. Während Google selbst mit dem KI-Chatbot Gemini und den AI Overviews in der Suche verstärkt auf KI-Funktionalitäten zur Recherche und mehr setzt, bauen Millionen von Usern auf KI-Chatbots wie ChatGPT, Claude oder Copilot, um sich News, Informationen oder schlichtweg Details zu bestimmten Fragen zu besorgen. Darüber hinaus setzen viele auf sogenannte AI Answering Machines wie Perplexity. Aktuell hat Perplexity rund 15 Millionen monatlich aktive User, Tendenz steigend. Über 230 Millionen Suchanfragen bearbeitet Perplexity pro Monat.

Auf diese Option, auf aber auch auf viele In-App-Suchoptionen anderer großer Plattformen setzen immer mehr Menschen. So integrierte Meta beispielsweise die Meta AI (nicht Europa) in die großen Plattformen, um darüber Suchanfragen zu optimieren. Dabei werden allerdings Suchergebnisse von Google und Bing miteinbezogen. Die Suche wird differenzierter, und für viele heißt es daher inzwischen nicht mehr einfach: „Ich google das mal eben!“. Das gilt besonders für Digital Natives, die in einem Social-Media-Zeitalter und mit Entertainment Apps aufgewachsen sind. So erklärt auch Shumlik:

Gen Zers, and especially Gen Alpha, barely use Google as a verb anymore, they simply say to ’search it‘. For those with teenage kids try asking them to find something online and describe what they’re doing while they’re doing it to see what they say.

Diese Entwicklung könnte Google Sorgen bereiten. Auf dem klassischen Search-Markt bleibt das Unternehmen der Branchenprimus. Aber: Bis zum Jahr 2026 könnte das Suchvolumen bei klassischen Suchmaschinen um immense 25 Prozent zurückgehen. Das prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Gartner, Inc. Die Suchmuster insgesamt verändern sich stärker und schneller denn je. Und so überrascht es kaum, dass das Googeln seinen Status als zentrales Synonym für die Suche im Internet verlieren könnte. Damit wird Googles Forderung, die Bedeutung im Duden und in anderen Wörterbüchern enger zu fassen, von der Digitalmarktentwicklung nur mehr unterstrichen.


Ads bis Jahresende, Revenue Sharing für Publisher und Search im neuen Gewand:

Die Vision der Google-Konkurrenz Perplexity

Bild von Bergen, Person davor, Weitsicht. Schriftzug: Search like never before
© Perplexity via Canva

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