Human Resources
KI-Gap: Jede:r Vierte verzichtet wegen fehlender KI-Skills auf Bewerbungen

KI-Gap: Jede:r Vierte verzichtet wegen fehlender KI-Skills auf Bewerbungen

Marié Detlefsen | 04.04.25

Künstliche Intelligenz wird immer häufiger in Stellenanzeigen gefordert – doch viele Bewerber:innen fühlen sich nicht ausreichend qualifiziert und verzichten deshalb auf eine Bewerbung.

Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr nur ein Trend, sondern eine entscheidende Kompetenz, die in vielen Berufsfeldern gefragt wird. Doch während Unternehmen zunehmend KI-Kenntnisse in ihren Stellenausschreibungen fordern, fühlt sich ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer:innen nicht ausreichend qualifiziert. Eine aktuelle Umfrage der Jobplattform Monster in Zusammenarbeit mit YouGov zeigt, dass viele Jobsuchende aufgrund fehlender KI-Skills von Bewerbungen Abstand nehmen. Besonders jüngere Generationen nehmen diesen Druck wahr und verzichten aus diesem Grund häufiger auf Jobchancen.

KI als Entscheidungsfaktor bei Bewerbungen

Die Studie macht deutlich, dass KI-Kompetenzen für viele eine wachsende Hürde auf dem Arbeitsmarkt darstellen. Während sich 59 Prozent der Befragten aktuell nicht im Bewerbungsprozess befinden, geben 24 Prozent der aktiv Suchenden an, sich bereits mindestens einmal gegen eine Bewerbung entschieden zu haben, weil ihnen die geforderten KI-Kenntnisse fehlten. Weitere zehn Prozent empfinden die Anforderungen zwar als Herausforderung, haben sich dennoch beworben. Nur 13 Prozent der Befragten erklären, dass sie stets über die geforderten KI-Skills verfügt haben. Ein beachtlicher Anteil von 45 Prozent geht davon aus, dass KI in ihrem Berufsfeld bislang keine Rolle spielt.

Dennoch gibt es bereits einige Arbeitnehmer:innen, die fürchten, durch KI ersetzt werden zu können. Mit der Automatisierung von Büroaufgaben werden Stellen wie Dateneingabe, administrative Unterstützung und Buchhaltung womöglich seltener zu finden sein. Diejenigen, die flexibel sind und bereit sind, sich fortzubilden, werden in der Lage sein, sich an die neuen Anforderungen anzupassen und einen Beruf zu ergreifen, der zukunftssicher ist

Jüngere Generationen sind besonders vom KI-Gap betroffen

Insbesondere junge Menschen zwischen 25 und 34 Jahren empfinden den wachsenden Fokus auf KI als Hindernis: 32 Prozent von ihnen haben sich aus Unsicherheit über ihre KI-Fähigkeiten gegen eine Bewerbung entschieden. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind es 29 Prozent.

Interessanterweise nimmt die Bedeutung von KI-Skills mit zunehmendem Alter ab. Während noch 27 Prozent der 35- bis 40-Jährigen angeben, aus diesem Grund auf eine Bewerbung verzichtet zu haben, sinkt dieser Wert bei den 45- bis 54-Jährigen auf 22 Prozent und bei den über 55-Jährigen auf 14 Prozent. Gleichzeitig geben 59 Prozent der älteren Generation an, dass KI in ihrem Berufsfeld bislang keine Rolle spielt – ein deutlich höherer Anteil als bei den jüngeren Generationen, wo nur 39 Prozent (18- bis 24-Jährige) beziehungsweise 34 Prozent (25- bis 34-Jährige) diese Einschätzung teilen. Dennoch gehören KI-Kompetenz eben zum Berufsbild vieler Bürojobs dazu, vor allem im Marketing, wo es zu den Skills On The Rise von LinkedIn gehört.


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© Tima Miroshnichenko – Pexels


Immer mehr Stellenanzeigen fordern technische Skills

Während in den verschiedenen Altersgruppen klare Unterschiede sichtbar werden, ist der sogenannte KI-Gap zwischen den Geschlechtern eher gering ausgeprägt: 26 Prozent der arbeitssuchenden Männer und 23 Prozent der arbeitssuchenden Frauen haben sich aufgrund mangelnder KI-Kenntnisse gegen eine Bewerbung entschieden. Interessant ist jedoch, dass Frauen weniger Vertrauen in ihre eigenen KI-Fähigkeiten haben als Männer: Während 15 Prozent der Männer davon ausgehen, stets über die geforderten Kenntnisse verfügt zu haben, sind es bei den Frauen nur elf Prozent. Zudem glauben 50 Prozent der Frauen, dass KI für ihren aktuellen Beruf keine Bedeutung hat – zehn Prozentpunkte mehr als bei den Männern.

Der Trend zeigt eindeutig, dass KI-Kenntnisse für viele Berufsfelder immer wichtiger werden. Dies spiegelt sich auch in den Stellenanzeigen wider: Bereits in den ersten Monaten des Jahres 2025 enthielten 3.126 Ausschreibungen auf Monster eine Anforderung an KI-Fähigkeiten – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als es im gleichen Zeitraum 2.512 Anzeigen waren. Besonders in den Bereichen IT, Datenanalyse und digitales Marketing wird KI-Wissen zunehmend zur Voraussetzung. So ist auch insgesamt die Anzahl an Stellenanzeigen auf Stepstone von KI-bezogenen Jobs um die Hälfte gestiegen, verglichen mit den Werten vor fünf Jahren.

KI als Chance statt als Hürde begreifen

Ein LinkedIn Report aus dem Jahr 2023 zeigte bereits, dass die Angabe von KI Fähigkeiten bei Bewerbungen eine immer größer werdende Rolle einnimmt. Allein im vierten Quartal 2023 haben weltweit doppelt so viele Marketer AI-Fähigkeiten zu ihrem Profil hinzugefügt wie im vierten Quartal 2022. Die am häufigsten genannten Skills waren insbesondere Prompt Engineering, Midjourney, DALL-E, GPT-3, Generative Art und ChatGPT. Schon daran zeigt sich, dass die Fachkräfte up to date bleiben müssen, da DALL-E beispielsweise derzeit vielfach von GPT-4o Image Generation abgelöst wird und GPT-3 längst nicht mehr dem aktuellen Standard entspricht.

Prompt Engineering oder ChatGPT – diese KI-Skills geben Marketer in ihren Profilen an.
Prompt Engineering oder ChatGPT – diese KI-Skills geben Marketer in ihren Profilen an, © LinkedIn

Laut Steffen Günder, VP Sales Europe bei Monster, können fehlende Schulungsangebote dennoch dazu führen, dass KI-Skills eine Einstiegshürde für viele Bewerber:innen darstellen:

Wächst die KI-Gap zwischen den geforderten und den tatsächlich vorhandenen Kenntnissen weiter, wird sie schnell zu einer großen Herausforderung für den Arbeitsmarktwerden. Hier müssen Unternehmen aktiv werden und gezielt in die Weiterbildung ihrer zukünftigen Mitarbeitenden investieren, sowie Quereinstiegsmöglichkeiten weiter fördern, um diese Lücke zu schließen. Andernfalls werden viele, ansonsten qualifizierte Bewerbende abgeschreckt.

Anstatt KI als Barriere zu betrachten, könnte eine gezielte Weiterbildung dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Unternehmen sind daher in der Verantwortung, ihre Bewerber:innen nicht nur an den aktuellen Anforderungen zu messen, sondern auch Weiterentwicklung zu ermöglichen. Denn letztlich wird der Arbeitsmarkt davon profitieren, wenn die KI-Gap aktiv reduziert wird. Eine Möglichkeit wären Fortbildungen zur Schulung von KI Kompetenzen, zum Beispiel im Rahmen eines Bildungsurlaubs. Mehr dazu erfährst du im folgenden Artikel:


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