Human Resources
Home Office vs. Büropflicht: Warum Produktivität ohne Flexibilität kaum möglich ist

Home Office vs. Büropflicht: Warum Produktivität ohne Flexibilität kaum möglich ist

Marié Detlefsen | 24.09.25

Immer mehr Unternehmen verschärfen ihre Büroregeln, doch Beschäftigte fordern Flexibilität, Selbstbestimmung und technische Unterstützung. Erfahre, an welchen Arbeitsorten Angestellte wirklich am produktivsten sind.

Im Büro arbeiten, von Zuhause aus oder beides? Diese Frage scheint die Arbeitswelt auch nach Jahren immer noch zu plagen. Während immer mehr Unternehmen ihre Rückkehr-ins-Büro-Regeln schärfen, wächst gleichzeitig der Wunsch der Arbeitnehmer:innen nach Selbstbestimmung und technologischer Unterstützung. Die aktuelle „State of Hybrid Work 2025“ Studie von Owl Labs zeigt: Während der klassische Büroarbeitsplatz wieder an Bedeutung gewinnt, sind flexible Modelle und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz für viele Beschäftigte längst unverzichtbar.

Hybrid Work verliert, Büro kehrt zurück

Noch 2024 war die hybride Arbeit das große Versprechen der modernen Arbeitswelt. Heute, nur ein Jahr später, zeigt sich ein Dämpfer: 54 Prozent der Arbeitnehmer:innen arbeiten aktuell hybrid, zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die reine Remote-Arbeit stagniert auf einem sehr niedrigen Niveau von drei Prozent (2024: sechs Prozent). Deutlich zugenommen hat dagegen die Rückkehr ins Büro: 43 Prozent arbeiten mittlerweile ausschließlich vor Ort – ein starker Anstieg im Vergleich zu 30 Prozent im Vorjahr.

Doch trotz dieser Entwicklung bleibt der Ruf nach Flexibilität unüberhörbar: 39 Prozent lehnen Jobangebote ohne flexible Arbeitszeitmodelle kategorisch ab, 35 Prozent möchten ihren Arbeitsort selbst bestimmen und knapp ein Drittel (29 Prozent) sieht starre Büropräsenzpflichten als Ausschlusskriterium. Besonders attraktiv erscheinen Benefits wie flexible Arbeitszeiten (41 Prozent) oder die Vier-Tage-Woche (27 Prozent).

Lebensrealitäten fordern neue, flexiblere Modelle

Die Studie zeigt, wie stark sich Arbeits- und Privatleben verschränken: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten wünscht sich bessere Strategien zur Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit. Besonders Eltern sind belastet – 64 Prozent fürchten, dass familiäre Verpflichtungen ihre Jobleistung beeinträchtigen könnten, bei Frauen liegt der Wert sogar bei 71 Prozent, bei Männern bei 60 Prozent.

Ein möglicher Ausweg: „Microshifting“ – ein Arbeitsmodell, bei dem Tätigkeiten in kurzen Blöcken nach Energielevel und Aufgabenprofil strukturiert werden. Über 55 Prozent der Angestellten können sich vorstellen, so zu arbeiten, bei Beschäftigten mit Pflegeverantwortung steigt der Wert sogar auf 65 Prozent.


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Produktivität: Hybrid Work überholt Büro

Doch die eigentliche Frage, die viele beschäftigt, lautet: Wo arbeitet man eigentlich am produktivsten? Nach Aussagen der Studie fühlt sich die Hälfte (50 Prozent) der Hybrid-Arbeitenden produktiver als in anderen Arbeitsmodellen. Im Vergleich dazu sehen sich nur 27 Prozent der Vollzeitbürobeschäftigten im Vorteil. Auch das Management bestätigt den Trend: 60 Prozent der Führungskräfte beobachten Produktivitätssteigerungen durch Hybrid- und Remote-Arbeit – ein deutlicher Sprung gegenüber den Vorjahren.

50 Prozent der Hybrid-Arbeitenden fühlt sich produktiver als in anderen Arbeitsmodellen (die Grafik wurde anhand der daten von Owl Labs mithilfe von ChatGPT erstellt)
50 Prozent der Hybrid-Arbeitenden fühlt sich produktiver als in anderen Arbeitsmodellen (die Grafik wurde anhand der daten von Owl Labs mithilfe von ChatGPT erstellt)

Die Arbeitsplatzpräferenzen fallen jedoch differenziert aus: Während Home Office vor allem mit Work-Life-Balance (55 Prozent), Konzentration (45 Prozent) und Selbstständigkeit (47 Prozent) punktet, bleibt das Büro weiterhin unschlagbar für Team-Arbeit (57 Prozent), Networking (61 Prozent) und Meetings (49 Prozent).

Mehr als 80 Prozent der Arbeitnehmenden nutzen KI

Neben der Debatte um Hybridarbeit spielt Künstliche Intelligenz eine zunehmend wichtige Rolle im Arbeitsalltag. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben KI bereits genutzt oder nutzen sie aktiv. Dabei fördern 57 Prozent der Arbeitgebenden den Einsatz, während nur neun Prozent KI bewusst ablehnen. Besonders dynamisch entwickelt sich der Einsatz von KI-gestützten Tools zur Unterstützung oder sogar zum Ersatz von Mitarbeitenden – hierbei liegt der Anteil inzwischen bei 41 Prozent, ein Plus von sieben Prozentpunkten gegenüber 2024.

Doch nicht alle befürworten den Einsatz von KI. Rund 35 Prozent der Arbeitnehmer:innen empfinden KI als Belastung, vor allem in den jüngeren Generationen. Gleichzeitig zeigt sich ein spielerischer Zugang: 42 Prozent würden KI-Avatare als Vertretung in Meetings einsetzen.

Ohne Hybrid Work geht es nicht

Die Ergebnisse machen deutlich: Während Unternehmen ihre Büroregeln verschärfen, fordern Arbeitnehmer:innen mehr denn je Selbstbestimmung und sinnvolle technische Unterstützung. Zwar zieht es viele Angestellte in die Büroräume zurück, doch benötigen viele, unter anderem Eltern, weiterhin flexible Arbeitsmodelle, welche sich mit ihrem Alltag in Verbindung bringen lassen. Hybrid-Modelle und KI sind daher längst kein Nice-to-have mehr, sondern Teil des heutigen Arbeitsmarktes. Unternehmen, die dies nicht anbieten, laufen Gefahr, potenzielle Bewerber:innen abzuschrecken.


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