Human Resources
Selbstständig, digital, flexibel – ein Drittel der Arbeitnehmer:innen besteht auf Home Office

Selbstständig, digital, flexibel – ein Drittel der Arbeitnehmer:innen besteht auf Home Office

Marié Detlefsen | 22.08.25

Auch fünf Jahre nach Beginn der Pandemie bleibt Home Office fester Bestandteil des Arbeitsalltags: Knapp ein Viertel der Erwerbstätigen arbeitet regelmäßig von Zuhause. Doch während Beschäftigte die Flexibilität schätzen, zögern viele Arbeitgeber:innen noch.

Vor fünf Jahren war Home Office für viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland eine absolute Ausnahme. Mit Beginn der Pandemie änderte sich das schlagartig: Innerhalb weniger Wochen waren Großraumbüros verwaist, Küchen zu improvisierten Arbeitsplätzen umfunktioniert und Videokonferenzen plötzlich Alltag. Heute ist die Pandemie längst Geschichte, doch das Arbeiten von zu Hause hat sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Doch wie viele Arbeitnehmer:innen betreiben überhaupt (noch) Remote Work und warum? Wir haben die Antworten für dich.

Wer arbeitet besonders häufig im Home Office?

Mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 änderte sich das Arbeitsverhalten abrupt: Innerhalb weniger Wochen saßen rund 27 Prozent der Beschäftigten im Home Office. Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Zety hervor. Vergleicht man diese Zahl mit neuen Werten des Statistischen Bundesamts, zeigt sich schnell: Auch heutzutage arbeiten 23,5 Prozent der Erwerbstätigen zumindest gelegentlich von zu Hause. Rund 13,2 Prozent loggen sich sogar täglich von ihrem privaten Schreibtisch ein. Damit arbeitet knapp ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig im Home Office. Im Schnitt verbringen sie einen Tag pro Woche zu Hause – deutlich mehr als 2019, aber weniger als in Kanada, wo der Durchschnitt bei 1,7 Tagen liegt.

2024 arbeiteten 23,5 Prozent der Erwerbstätigen zumindest gelegentlich von Zuhause (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Statistisches Bundesamt
2024 arbeiteten 23,5 Prozent der Erwerbstätigen zumindest gelegentlich von zu Hause (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Statistisches Bundesamt

Die Nutzung variiert dabei stark nach Berufsgruppe. Besonders hoch ist der Anteil in Branchen, deren Tätigkeiten größtenteils digital geprägt sind:

  • IT-Dienstleister:innen sind die Berufsgruppe, welche Home Office am häufigsten nutzt.
  • Führungskräfte liegen mit 40,5 Prozent an der Spitze derjenigen, die regelmäßig von zu Hause arbeiten.
  • Selbstständige folgen knapp dahinter mit einem Anteil von 39,9 Prozent.

In handwerklichen oder pflegenahen Berufen liegt der Home-Office-Anteil dagegen kaum über null. Das Muster ist eindeutig: Wo Arbeit am Schreibtisch dominiert, lässt sie sich auch ins Home Office verlagern.

Home Office führt zu höherer Zufriedenheit und Produktivität

Eine Umfrage des Bayerischen Forschungsinstituts für digitale Transformation zeigt: Inzwischen haben 65 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine feste Regelung für Home Office. Die Folgen sind messbar – Beschäftigte, die fast ausschließlich von zu Hause arbeiten, berichten von höherer Zufriedenheit und besserer mentaler Gesundheit als Kolleg:innen, die vollständig im Büro arbeiten. So erreicht auch die Zufriedenheit der Angestellten mit der eigenen Situation im Home Office das höchste Niveau seit Beginn der Coronapandemie. 92 Prozent der Home-Office-Nutzenden sind mit der eigenen Arbeitssituation in ihren vier Wänden zufrieden, 51 Prozent davon sehr.

92 Prozent der Home-Office-Nutzenden ist mit der eigenen Arbeitssituation zufrieden (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © bidt
92 Prozent der Home-Office-Nutzenden ist mit der eigenen Arbeitssituation zufrieden (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © bidt

Zudem zeigen Befragungen, dass die Produktivität durch Home Office nicht leidet. Im Gegenteil: Wer zu Hause arbeitet, meldet sich seltener krank und fühlt sich weniger ausgelaugt. Viele Arbeitnehmer:innen schätzen vor allem die gewonnene Freiheit: keine überfüllten Bahnen, kein morgendlicher Stau, dafür mehr Flexibilität bei Pausen und Arbeitszeiten.

Generation Z fordert Flexibilität

Den Arbeitnehmer:innen in Deutschland wird im Vergleich zu anderen Ländern ein recht flexibler Arbeitsplatz gewährt. Denn während Arbeitgeber:innen in Deutschland bislang meist auf Arbeitszeiterfassung setzen, geht man in den USA teils deutlich weiter. Dort geben 37 Prozent der Beschäftigten im Home Office an, vollständig überwacht zu werden – inklusive Kontrolle von Mausbewegungen und Tastenanschlägen. Solche Methoden sind hierzulande rechtlich nicht erlaubt. Befragungen zeigen, dass Beschäftigte Überwachung klar ablehnen: Zu viel Kontrolle zerstört Vertrauen, selbst wenn die Arbeit von zu Hause an sich positiv erlebt wird.


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Besonders bei jungen Arbeitnehmer:innen ist Home Office ein zentrales Thema. In Deutschland sagen 35 Prozent der 16- bis 24-Jährigen, dass sie Home Office der Büroarbeit vorziehen würden. International ist der Trend noch deutlicher: In den USA arbeiten bereits 39 Prozent der 24- bis 35-Jährigen komplett von zu Hause.

Auch bei der Jobwahl spielt das Thema eine wachsende Rolle: Laut der Analyse ist für 40 Prozent der Bewerber:innen die Option auf Home Office ausschlaggebend, weitere 43 Prozent sehen es zumindest als Pluspunkt. Arbeitgeber:innen bieten derzeit im Schnitt 1,2 Tage Home Office pro Woche an, Arbeitnehmer:innen wünschen sich jedoch eher 1,8 Tage – eine Lücke, die angesichts des Fachkräftemangels schnell zum Wettbewerbsnachteil werden kann.

Mit Home-Office-Angebot beim Konkurrenzkampf mithalten

Fest steht: Home Office ist kein Übergangsphänomen der Pandemie, sondern ein dauerhafter Bestandteil der Arbeitswelt. Rund ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland nutzt es, mehr als jede:r Zehnte sogar täglich. Für Unternehmen stellt sich daher die Frage, wie sie mit den Erwartungen der Angestellten und insbesondere der jüngeren Generation umgehen. Wenn 35 Prozent der Gen Z Home Office zur Bedingung machen und 40 Prozent der Bewerber:innen ihre Entscheidung vom Angebot flexibler Arbeit abhängig machen, kann das Thema schnell über Fachkräfte entscheiden. Klar ist: Wer in Zukunft Talente gewinnen und halten will, wird am Home Office kaum vorbeikommen.


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