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Ghost Promotions: Beförderung als Mogelpackung

Ghost Promotions: Beförderung als Mogelpackung

Marié Detlefsen | 25.09.25

Befördert, aber ohne einen Cent mehr Gehalt – sogenannte Ghost Promotions treffen vor allem junge Arbeitnehmer:innen und sorgen für Frust statt Freude. Erfahre, warum Unternehmen auf diese Taktik setzen, welche Risiken sie birgt und wie Beschäftigte clever reagieren können.

Endlich ist es so weit: Die langersehnte Beförderung flattert ins Postfach. Neuer Titel, spannende Projekte, vielleicht sogar Führungsverantwortung. Doch die Euphorie hält nur kurz – denn eines fehlt: das Gehalt. Was auf den ersten Blick nach einem Karriereschritt aussieht, ist bei genauerem Hinsehen oft eine Mogelpackung. In der Arbeitswelt hat dieses Phänomen mittlerweile einen Namen: Ghost Promotion.

Ghost Promotions und Dry Promotions – was steckt dahinter?

Unter einer Ghost Promotion versteht man eine Scheinbeförderung: Arbeitnehmer:innen bekommen mehr Verantwortung, zusätzliche Aufgaben oder einen neuen Titel – aber keinen Cent mehr Gehalt. Ähnlich verwendet wird der Begriff „Dry Promotion“ (zu Deutsch: „trockene Beförderung“) oder auch „Quiet Promotion“ („stille Beförderung“). Dass dies kein Randphänomen ist, belegen aktuelle Studien.

Laut einer Auswertung von USA Today haben bereits 33 Prozent der Generation Z in den USA innerhalb eines Jahres eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung erlebt. Bei den Millennials liegt der Anteil immerhin noch bei 18 Prozent, während es bei der Gen X nur sieben Prozent und bei den Babyboomern drei Prozent sind. Die Zahlen machen deutlich: Vor allem junge Beschäftigte sind betroffen – und damit genau die Generation, die Unternehmen eigentlich langfristig binden wollen. Ghost Promotions sind inzwischen also keine Seltenheit mehr. Mehr als jedes achte Unternehmen in den USA arbeite mit diesem Instrument – Tendenz steigend.

Warum Unternehmen Ghost Promotions einsetzen

Für Arbeitgeber:innen wirken Ghost Promotions auf den ersten Blick wie eine clevere Strategie. Das Prinzip: Mehr Verantwortung und ein neuer Titel suggerieren Wertschätzung, Motivation und Aufstiegsmöglichkeiten – aber ohne die finanzielle Belastung, die mit einer Gehaltserhöhung einhergeht.

@addison.jarman What is a “Quiet Promotion” and what to do if it happens to you #addisontaughtme #quietpromotion #jobtok #fintok ♬ original sound – Addison Jarman

Gerade in Zeiten knapper Budgets und steigender Kosten greifen viele Unternehmen auf dieses Instrument zurück. Wie arbeitsABC analysiert, sind Branchen mit hohen Fixkosten – etwa IT oder Gesundheitswesen – besonders anfällig. Hier können zusätzliche Gehaltssteigerungen das gesamte Lohngefüge durcheinanderbringen. Stattdessen setzen Unternehmen auf immaterielle „Belohnungen“: mehr Sichtbarkeit im Unternehmen, die Möglichkeit an wichtigen Projekten mitzuarbeiten oder die Aussicht auf künftige Gehaltsanpassungen. Doch diese Rechnung geht nicht immer auf.

Die Schattenseite: Überlastung und Kündigungen

Was für Unternehmen zunächst wie ein Gewinn aussieht, ist für die Betroffenen oft eine bittere Erfahrung. Mehr Arbeit und Verantwortung bei gleichem Gehalt fühlen sich schnell wie Ausbeutung an. Frustration, Überlastung und eine sinkende Identifikation mit den Arbeitgeber:innen sind die Folge.

Eine Befragung des Beratungsunternehmens Pearl Meyer, dargestellt von USA Today im Focus, zeigt: Der Anteil der Unternehmen in den USA, die Titel ohne Gehaltserhöhung vergeben, ist von acht Prozent (2018) auf 13 Prozent (2023) gestiegen. Doch die Kehrseite: Laut einer ADP-Studie verlässt fast jede:r Dritte das Unternehmen innerhalb eines Monats nach einer solchen Beförderung. Häufig, weil die Mehrbelastung nicht mehr tragbar ist oder weil der neue Titel die Wechselchancen am Arbeitsmarkt sogar verbessert. Das zeigt: Ghost Promotions können schnell zum Bumerang für Unternehmen werden.


Von Quiet Quitting zu Quiet Cracking:

Warum Arbeitnehmer:innen nicht mehr kündigen, sondern leiden

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© Katrin Bolovtsova – Pexels


Was Arbeitnehmer:innen bei Ghost Promotions tun können

Wer von einer Ghost Promotion betroffen ist, sollte nicht passiv bleiben, sondern das Gespräch aktiv suchen. Ein klar strukturierter Ansatz hilft:

1. Nachfragen und Klarheit schaffen

  • Welche Aufgaben gehören genau zu meiner neuen Rolle?
  • Wird es einen angepassten Arbeitsvertrag geben?
  • Gibt es eine konkrete Aussicht auf Gehaltserhöhung – und zu welchem Zeitpunkt?

→ Fehlende Vertragsanpassungen, keine zusätzlichen Benefits und eine nicht öffentliche Kommunikation der Beförderung sind klare Warnsignale für Ghost Promotions.

2. Den eigenen Mehrwert belegen

  • Dokumentiere deine neuen Aufgaben.
  • Halte fest, welche Projekte du übernommen und welche Erfolge du erzielt hast (zum Beispiel Umsatzsteigerungen, abgeschlossene Projekte, eingesparte Kosten).
  • Sammle Feedback von Vorgesetzten und Kolleg:innen.

3. Gezielt mehr Gehalt fordern

  • Bereite dich gut vor: Informiere dich über branchenübliche Gehälter für deine Position.
  • Formuliere konkrete Forderungen: „Mit den zusätzlichen Aufgaben halte ich ein Gehaltsplus von X Prozent für angemessen.“
  • Sei verhandlungsbereit, aber selbstbewusst.

Ghost Promotion können auch als echte Chance dienen

Wenn eine Gehaltserhöhung nicht in Sicht ist, gibt es dennoch ein paar Möglichkeiten und Alternativen, welche du einfordern kannst. Sprich aktiv alternative Benefits an, die für dich von Wert sein könnten:

  • Mehr Urlaubstage als Ausgleich für die zusätzliche Belastung.
  • Flexible Arbeitszeiten oder Home-Office-Regelungen, um den Mehraufwand mit dem Privatleben zu vereinbaren.
  • Weiterbildungsprogramme oder Seminare, die dich langfristig qualifizieren und deine Chancen am Arbeitsmarkt verbessern.
  • Boni oder leistungsabhängige Vergütung, die an konkrete Projekte gekoppelt sind.
  • Sachleistungen, etwa Zuschüsse zu Bahn- oder ÖPNV-Tickets, Kinderbetreuung oder Gesundheitsangeboten.

Gerade Weiterbildungen können eine Ghost Promotion in eine echte Chance verwandeln, wenn man die zusätzliche Verantwortung als Sprungbrett für die eigene Karriere nutzt. Dennoch sollten Arbeitnehmer:innen genau hinschauen, wenn eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung ins Haus steht. Mit klaren Nachfragen, gut dokumentierten Erfolgen und klugen Verhandlungen lässt sich aus einer Ghost Promotion entweder eine echte Gehaltserhöhung machen – oder zumindest ein wertvolles Paket an Alternativen. Denn nur dann wird eine Beförderung zu einem echten Karriereschritt, statt zu einer Luftnummer.

Du möchtest wissen, wann es sich lohnen kann, eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung anzunehmen? Dann schau doch mal in folgenden Artikel rein:


Beförderung ohne Gehaltserhöhung:

Lohnt sich das wirklich?

Beförderung ohne Gehaltserhöhung: Lohnt sich das wirklich?
© Andrea Piacquadio – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 16. September 2025.

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