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Vier Jobs, ein Leben: Wie lange bleiben Arbeitnehmer:innen bei einem Unternehmen?

Vier Jobs, ein Leben: Wie lange bleiben Arbeitnehmer:innen bei einem Unternehmen?

Marié Detlefsen | 24.04.25

Arbeitnehmer:innen in Deutschland wechseln im Laufe ihres Berufslebens durchschnittlich knapp viermal den Job. Doch wie oft ist zu oft? Erfahre, wie lange Angestellte in einem Unternehmen bleiben.

Wie oft wechseln wir eigentlich unseren Job im Laufe unseres Lebens? Diese Frage beschäftigt nicht nur Personalabteilungen, sondern auch alle, die sich schon einmal gefragt haben: „Bleibe ich hier für immer?“ Eine neue Auswertung von LiveCareer von über 658.000 Lebensläufen hat sich mit diesen Fragen beschäftigt und zeigt, dass die jungen Arbeitnehmer:innen, stereotypisch auch „Job-Hopper“ genannt, vielleicht gar nicht so sprunghaft sind, wie ihr Ruf vermuten lässt. Erfahre, wie lange Angestellte durchschnittlich in einem Unternehmen bleiben und wie viele Jobs jeder einzelne von uns durchschnittlich antritt.

Durchschnittlich hat jede:r fast vier Jobs im Leben

Die wichtigste Zahl gleich vorweg: Arbeitnehmer:innen in Deutschland durchlaufen im Durchschnitt 3,72 berufliche Stationen. Das bedeutet, dass jede:r im Laufe seiner oder ihrer Karriere etwa vier verschiedene Jobs annimmt – bei einer durchschnittlichen Berufserfahrung von rund neun Jahren. Damit wird deutlich, dass der Arbeitsplatzwechsel nichts Ungewöhnliches, sondern fester Bestandteil vieler Erwerbsbiografien ist.

Arbeitnehmer:innen in Deutschland durchlaufen im Durchschnitt 3,72 berufliche Stationen.
Arbeitnehmer:innen in Deutschland durchlaufen im Durchschnitt 3,72 berufliche Stationen, © LiveCareer

Die Auswertung zeigt auch, dass die Angst, mit vielen Wechsel im Lebenslauf negativ aufzufallen, zu schwinden scheint. Vor allem jüngere Generationen scheuen sich nicht davor, neue Herausforderungen anzunehmen – und potenzielle Karrierechancen zu ergreifen. Das altmodische Modell eines Jobs für das ganze Leben ist längst überholt. Karrieren sind nicht mehr linear, sondern geprägt von Flexibilität und einem ständigen Hinterfragen: „Passt das hier wirklich zu mir?“ Für eine große Mehrheit der Gen Z stellt der erste Job daher lediglich ein Sprungbrett für die Karriere dar. So beträgt die durchschnittlich angestrebte Dauer einer ersten Stelle lediglich ein Jahr, und eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent plant, nicht länger als zwei Jahre im ersten Job zu bleiben. 


Zusammenhalt steht an erster Stelle –

aus diesen Gründen behalten oder wechseln Arbeitnehmer:innen ihren Job

Zusammenhalt steht an erster Stelle – aus diesen Gründen behalten oder wechseln Arbeitnehmer:innen ihren Job.
© Priscilla Du Preez – Unsplash


Die Gründe für einen Jobwechsel sind branchenabhängig

Jobwechsel sind längst nicht mehr nur eine Folge von Kündigungen oder Unzufriedenheit. Viele Arbeitnehmer:innen suchen bewusst nach neuen Erfahrungen, Aufstiegsmöglichkeiten oder besseren Gehältern. Wer heute im Beruf weiterkommen will, muss nicht selten auch das Unternehmen wechseln. Gerade in dynamischen Branchen gilt: Veränderung ist nicht zwingend das Gegenteil von Loyalität, sondern Teil eines modernen Karriereweges. Die Anzahl der Jobwechsel hängt dabei stark von der jeweiligen Branche ab, denn nicht in jeder Branche ist die Wechselwilligkeit gleich hoch:

  • Dienstleistungsberufe, etwa Projektmanager:innen, Jurist:innen oder Abteilungsleiter:innen, gelten als besonders wechselfreudig. Aus diesem Bereich gaben 19,32 Prozent an, bereits drei berufliche Stationen durchlaufen zu haben. Sie sind also aktuell auf der Suche nach ihrem vierten Job. Weitere 17,24 Prozent haben zwei Stellen hinter sich, während 14,85 Prozent angaben, bereits vier Positionen ausgefüllt zu haben. Eine kleine Gruppe von 0,33 Prozent (569 Personen) – blickt bereits auf zwölf oder mehr Jobwechsel zurück.
  • Im Marketing zeigt sich ein ausgewogenes Bild. In dieser Branche hatten 19,53 Prozent bislang eine einzige berufliche Station. Knapp 19 Prozent waren bereits in zwei oder drei Unternehmen tätig. Die Kurve verläuft hier erstaunlich gleichmäßig, was auf eine große Spannbreite individueller Karriereverläufe hindeutet. Laut Analyse sind im Bereich Marketing daher sowohl Kontinuität als auch Wechselbereitschaft vertreten.
Die Anzahl der Jobwechsel hängt stark von der jeweiligen Branche ab.
Die Anzahl der Jobwechsel hängt stark von der jeweiligen Branche ab, © LiveCareer
  • Lehrer:innen dagegen bleiben oft ihrer ersten Stelle treu – was kaum überrascht, wenn man die hohen Verbeamtungsquoten im Bildungsbereich berücksichtigt. So gaben 38,35 Prozent an, nur einen Job gehabt zu haben. Lediglich neun Prozent der befragten Lehrkräfte haben bereits drei berufliche Stationen durchlaufen. Das zeigt: Wer einmal im Schuldienst angekommen ist, bleibt dort häufig für lange Zeit.
  • Auch bei Geschäftsführer:innen zeigt sich eine interessante Verteilung: Etwa 19 Prozent blicken auf zwei bis drei berufliche Stationen zurück und 17,75 Prozent gaben an, in ihrer Laufbahn nur eine Stelle ausgeübt zu haben. Für beide Wege scheint es Platz zu geben – was zählt, ist offenbar die passende Mischung aus Erfahrung und Führungsqualität.

Zu viele Jobs als Karriere-Booster oder Risiko?

Natürlich wirft dauerhaftes Job-Hopping auch Fragen auf. Unternehmen könnten Bewerber:innen mit vielen Stationen kritisch betrachten – zumindest auf den ersten Blick. Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr Personalverantwortliche sehen in einem abwechslungsreichen Lebenslauf auch Flexibilität, Lernbereitschaft und Offenheit für Neues. Gleichzeitig bleibt es wichtig, nachvollziehbar erklären zu können, warum es zu mehreren Wechseln kam. Wechsel können nämlich sowohl Ausdruck von persönlichen Entscheidungen oder beruflichen Chancen als auch von äußeren Umständen sein.

Daher ist es egal, ob jemand drei, fünf oder zwölf Jobs angetreten ist – entscheidend ist, was Arbeitnehmer:innen aus ihren Stationen machen. Wer spannende Herausforderungen sucht, muss manchmal auch loslassen. Wer gerne bleibt, kann ebenso erfolgreich Karriere machen – vorausgesetzt, es gibt Entwicklungsmöglichkeiten.


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