Human Resources
Gut bezahlt, aber nicht zufrieden: Warum Fachkräfte im Marketing und Vertrieb trotz Top-Gehältern wechseln wollen

Gut bezahlt, aber nicht zufrieden: Warum Fachkräfte im Marketing und Vertrieb trotz Top-Gehältern wechseln wollen

Marié Detlefsen | 15.09.25

Hohe Gehälter, aber wenig Zufriedenheit: In Marketing und Sales denken viele Fachkräfte trotz überdurchschnittlicher Einkommen über einen Jobwechsel nach. Erfahre, wie groß die Gehaltsunterschiede zwischen den Jobs sind und wie gravierend der Gender Pay Gap ausfällt.

Die Marketing- und Vertriebsbranche gilt als lukrativ, doch der Blick auf aktuelle Zahlen zeigt ein anderes Bild: Zwar liegen die Einkommen vieler Fachkräfte über dem deutschen Durchschnitt, dennoch denkt ein Großteil der Beschäftigten über einen Jobwechsel nach. Eine aktuelle Auswertung von Hays macht deutlich, wo die größten Gehaltsunterschiede liegen, wie sich der Gender Pay Gap auswirkt und welche Zusatzleistungen für Arbeitnehmer:innen inzwischen fast so wichtig sind wie das Grundgehalt.

Marketing-Branche: Zwischen Zufriedenheit und Wechselwunsch

Nur rund ein Drittel der Fachkräfte in Marketing und Sales gibt an, mit dem eigenen Gehalt wirklich zufrieden zu sein – trotz der Tatsache, dass die Branche im Schnitt besser zahlt als andere Berufsfelder. Das durchschnittliche Einkommen von Marketing-Spezialist:innen ohne Führungsverantwortung liegt bei 48.700 Euro im Jahr, während der Gesamtdurchschnitt in Deutschland aktuell 46.300 Euro beträgt.

Besonders im Marketing zeigt sich dabei ein enger Zusammenhang zwischen Verdiensthöhe und Zufriedenheit: Beschäftigte in Grafik, Video oder Design, die im Mittel 43.300 Euro pro Jahr verdienen, sind besonders unzufrieden und zugleich überdurchschnittlich wechselbereit. Interessanterweise trifft dies aber auch auf Führungskräfte zu: 80 Prozent der Bereichsleitungen im Marketing erwägen einen Jobwechsel, selbst wenn sie mit einem Einkommen von rund 111.800 Euro zu den absoluten Spitzenverdiener:innen zählen.

Im Vertrieb zeichnet sich ein ähnliches Muster ab, allerdings mit einer Besonderheit: Hier hängt die Bereitschaft zum Wechsel nicht zwingend mit Unzufriedenheit zusammen. So würden 72 Prozent der Sales-Mitarbeitenden ihre Arbeitgeber:innen verlassen, wenn sich dadurch ihr Gehalt verbessern ließe. Besonders auffällig ist dies bei Führungskräften: Schon eine Gehaltserhöhung um sieben Prozent würde 76 Prozent der Bereichsleiter:innen im Sales zu einem Wechsel bewegen.

Große Unterschiede zwischen den Marketing Jobs

Die Spannbreite der Gehälter ist im Marketing enorm. Fachkräfte im Produkt-Marketing erzielen mit durchschnittlich 58.300 Euro ein deutlich höheres Einkommen als Kolleg:innen im kreativen Bereich, die teils 15.000 Euro weniger verdienen. Führungskräfte können ihr Gehalt sogar mehr als verdoppeln: Von 69.600 Euro bei einer Team-Leitung bis hin zu über 100.000 Euro für eine Bereichsleitung.

Produktmarketing erzielt mit durchschnittlich 58.300 Euro eines der höchsten Gehälter (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Hays
Produkt-Marketing erzielt mit durchschnittlich 58.300 Euro eines der höchsten Gehälter (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Hays

Im Vertrieb liegen die Gehälter im Durchschnitt höher. Eine Sales-Fachkraft ohne Personalverantwortung verdient 56.600 Euro, während Key Account Manager mit variablen Boni auf bis zu 98.200 Euro kommen können. Dagegen fallen Positionen im Vertriebsinnendienst (45.500 Euro) oder im Kund:innenservice (43.400 Euro) deutlich ab. Branchenspezifisch kristallisieren sich ebenfalls Unterschiede heraus: Energieunternehmen zahlen im Marketing am besten, während im Vertrieb die Chemieindustrie Spitzengehälter bietet.

Im Sales-Bereich befinden sich Key Account Manger an der Gehaltsspitze (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Hays
Im Sales-Bereich befinden sich Key Account Manger an der Gehaltsspitze (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Hays

Marketing mit einem Gender Pay Gap bis zu 23 Prozent

Besonders gravierend zeigt sich die Ungleichheit laut der Analyse zwischen den Geschlechtern. Im Marketing beträgt der Unterschied in Führungspositionen bis zu 23 Prozent. Dies wird vor allem auf der Ebene der Bereichsleitungen deutlich: Männer verdienen hier im Schnitt 119.800 Euro, während Frauen lediglich auf 97.200 Euro kommen.

Im Vertrieb fällt die Diskrepanz sogar noch stärker ins Gewicht. Zwar liegt dies auch an der unterschiedlichen Rollenverteilung – Männer arbeiten häufiger in hoch dotierten Positionen wie Key Account Management, Frauen dagegen eher in schlechter vergüteten Bereichen wie Kund:innenservice. Dennoch zeigt der direkte Vergleich innerhalb derselben Rollen ebenfalls deutliche Differenzen. Je nach Position verdienen Frauen zwischen zehn Prozent (Customer Service) und 28 Prozent (Außendienst) weniger als Männer.


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Mehr als Geld: Zusatzleistungen im Fokus

Doch nicht nur die Entlohnung spielt eine wichtige Rolle in den Augen der Arbeitnehmer:innen. Neben dem Gehalt gewinnen Zusatzleistungen an Bedeutung: 97 Prozent der Unternehmen im Marketing bieten ihren Mitarbeitenden inzwischen freiwillige Benefits. Besonders gefragt ist Home Office, welches sich 66 Prozent der Marketing- und 58 Prozent der Sales-Kräfte wünschen. Fast ebenso beliebt sind Weihnachts- und Urlaubsgeld (49 Prozent im Marketing, 58 Prozent im Sales).

Doch nicht alle Wünsche werden erfüllt: Rund 29 Prozent der Beschäftigten hätten gerne ein zusätzliches Monatsgehalt – tatsächlich setzen aber nur sieben Prozent der Unternehmen diesen Wunsch um.

Marketing-Bereich muss ebenfalls ums Talente kämpfen

Die Studie zeigt klar: Trotz hoher Gehälter herrscht in Marketing und Sales eine bemerkenswerte Wechselbereitschaft. Gründe dafür sind nicht allein die Einkommen selbst, sondern auch ungleiche Verteilungen und mangelnde Zusatzleistungen. Besonders der Gender Pay Gap offenbart strukturelle Ungerechtigkeiten, die Unternehmen dringend angehen müssen, wenn sie Fachkräfte langfristig halten wollen. Gleichzeitig gilt: Wer attraktive Zusatzleistungen wie Home Office oder flexible Boni bietet, hat im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter:innen die besseren Karten.


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