Human Resources
1. Mai heißt mehr als frei: Was uns der Feiertag bringt und wer trotzdem arbeitet

1. Mai heißt mehr als frei: Was uns der Feiertag bringt und wer trotzdem arbeitet

Marié Detlefsen | 30.04.25

Der Tag der Arbeit ist ein Plädoyer für bessere Bedingungen, mehr Fairness und frischen Mut zur Veränderung. Erfahre, warum wir eigentlich am 1. Mai freihaben, wer nicht profitiert und weshalb dieser Feiertag weit mehr ist als nur ein arbeitsfreier Donnerstag. 

Jedes Jahr ist der 1. Mai für viele ein willkommener Feiertag – ein Tag zum Ausschlafen, Grillen oder Demonstrieren. Doch was genau feiern wir eigentlich an diesem Datum? Und warum ist es für einige Branchen ein Zeitpunkt, ein Zeichen in der Arbeitswelt zu setzen und für andere Unternehmen kein Grund zur Freude?

Woher kommt der 1. Mai?

Der „Tag der Arbeit“ hat seinen Ursprung in der Arbeiter:innenbewegung des späten 19. Jahrhunderts. Der 1. Mai wurde erstmals 1889 von der Zweiten Internationale als weltweiter Kampftag der Arbeiter:innenklasse ausgerufen. Der erste Großstreik kam 1890, auch als Reaktion auf das Haymarket-Massaker aus den USA aus den 1860er Jahren. Zentrales Ziel war damals die Einführung des Achtstundentags – eine Forderung, die für viele heute selbstverständlich scheint, historisch jedoch hart erkämpft wurde. In Deutschland wurde der 1. Mai 1933 – ironischerweise unter der NS-Regierung – zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Heute steht er für Solidarität, Arbeitnehmer:innenrechte, faire Löhne, Gleichberechtigung und Mitbestimmung.

Der 1. Mai soll daran erinnern, dass Arbeitsrechte keine Selbstverständlichkeit sind. Tarifverträge, Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch – all das sind Errungenschaften langjähriger Kämpfe von Gewerkschaften und Arbeitnehmenden. Jedes Jahr nutzen Gewerkschaften wie der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) den Tag, um aktuelle Themen in den Fokus zu rücken: Von gerechten Löhnen über Arbeitszeitmodelle bis hin zu sozialer Absicherung in Zeiten von Digitalisierung und Fachkräftemangel. Auf verd.di ruft im Digitalraum zum 1. Mai 2025 dazu auf: „Mach dich stark mit uns!“ Susanne Schöttke, Landesbezirksleiterin ver.di Nord, meint:

[…] Gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne sind nicht nur ein Recht, sondern auch die Grundlage, um Fachkräfte zu gewinnen, die in Schlüsselbereichen wie Bildung, Pflege und Klimaschutz tätig sind. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen und der Staat ihrer Verantwortung gerecht werden. Wir müssen den Fachkräftemangel aktiv bekämpfen, indem wir Arbeitsplätze schaffen, die fair entlohnt und sozial abgesichert sind.

Für viele Arbeitnehmende ist der Tag damit auch eine Möglichkeit zur Selbstreflexion: Was bedeutet mir meine Arbeit? Unter welchen Bedingungen möchte ich arbeiten? Und was ist eigentlich „gute Arbeit“?

Nicht alle haben frei – und nicht alle profitieren vom 1. Mai

Doch so selbstverständlich der freie Tag für viele erscheint, können längst nicht alle Branchen am 1. Mai durchatmen. Besonders in der Industrie, in Pflegeberufen, der Logistik oder im Gesundheitswesen wird häufig auch an Feiertagen gearbeitet. Für diese Beschäftigten bedeutet der 1. Mai nicht unbedingt Freizeit, sondern oft Mehrarbeit – und das unter Umständen zu besonderen Bedingungen, wie etwa Feiertagszuschlägen oder Schichtdienst. Das gilt auch für Polizei, Feuerwehr und Co., die bei zahlreichen Demos, Straßenfesten und Feiern zum Tanz in den Mai präsent sind.

Gerade für die Industrie kann der 1. Mai sogar wirtschaftlich problematisch sein: Produktionsbänder stehen still, internationale Lieferketten geraten aus dem Takt. Feiertage gelten hier als „Störfaktor“ in einem eng getakteten System. Denn während in manchen Ländern wie Italien oder Österreich ebenfalls frei ist, läuft der Betrieb in anderen Nationen weiter. Das Vereinigte Königreich feiert zwar auch den Labour Day, aber ohne gesetzlichen Feiertag; in den USA ist dieser erst im September. Doch laut Befürworter:innnen des Feiertags unterstreicht gerade der Stillstand in dieser Zeit die Bedeutung des Tages: Die Arbeitskraft von Millionen Menschen ist das Rückgrat der Wirtschaft – und verdient Anerkennung.

Mithilfe von Kampagnen die eigene berufliche Situation hinterfragen

Viele Arbeitnehmer:innen und Gewerkschaften nutzen den 1. Mai auch, um auf aktuelle Problematiken in der Arbeitswelt einzugehen und organisieren zahlreiche Demonstrationen und Kundgebungen. Dass der 1. Mai mehr sein kann als ein nostalgischer Rückblick, zeigt in diesem Jahr auch eine Kampagne der Jobplattform Stepstone, die gezielt an Arbeitnehmende appelliert: Hinterfrage deine berufliche Situation.

Jeder Slogan steht für Gründe, den Job zu wechseln. Die Stepstone Kampagne läuft deutschlandweit vom 28. April bis 10. Mai.
 Jeder Slogan steht für Gründe, den Job zu wechseln. Die Stepstone-Kampagne läuft deutschlandweit vom 28. April bis 10. Mai, © Stepstone

Laut einer aktuellen Studie von Stepstone ist fast jede:r zweite Arbeitnehmer:in in Deutschland (46 Prozent) mit dem aktuellen Job unzufrieden. Genau hier setzt die Kampagne an – mit Headlines wie „Auch Arbeitstiere haben Menschenrechte“ oder „Tag der Arbeitgeberwechsel“ bringt Stepstone frischen Wind in die Debatte um Arbeitszufriedenheit. Ziel sei es, Routinen zu durchbrechen und Menschen zu ermutigen, für sich selbst einzustehen – sei es durch einen Jobwechsel oder durch neue Perspektiven im bestehenden Umfeld. Dabei möchte die Plattform auch mehr User generieren und von deren Wechselplänen profitieren.

Die Kreation der Kampagne stammt von der Berliner Agentur XY. Michael Kittel, Co-Founder und Managing Director der Agentur XY, sagt über die Botschaft des Projekts:

Der Tag der Arbeit ist nicht nur ein Anlass, die Bedeutung von Arbeit zu würdigen – sondern vor allem auch die Menschen, die sie täglich leisten. Unsere Headline-Kampagne richtet sich mit direkter, humorvoller Sprache an alle, die im Job mehr verdienen – im wörtlichen sowie im übertragenen Sinne.

Die Plakate und Slogans seit 1950 des Deutschen Gewerkschaftsbundes kannst du dir auf einer dedizierten Website ebenfalls ansehen.

Das DGB-Plakat zum 1. Mai 1987 hat auch 2025 mit seinem Inhalt noch Gewicht, © DGB

Der 1. Mai macht auf Ungerechtigkeiten aufmerksam

Mit vier markanten Motiven macht die Aktion auf Themen wie unfaire Bezahlung, toxische Arbeitskultur, fehlende Anerkennung und mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten aufmerksam. Der 1. Mai ist somit nicht nur der Tag der Arbeit, sondern auch ein Tag der Veränderung. Der Feiertag ermöglicht uns, Dinge zu hinterfragen. Ob auf der Straße, im Netz oder ganz persönlich im Joballtag: Der Tag der Arbeit ruft uns in Erinnerung, dass gute Arbeit kein Luxus, sondern ein Recht sein sollte.


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© Edmond Dantès – Pexels

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