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Och ne! Wenn politische Differenzen im Büro zum Streitthema werden

Och ne! Wenn politische Differenzen im Büro zum Streitthema werden

Marié Detlefsen | 18.02.25

Politische Diskussionen im Büro sorgen zunehmend für Spannungen – so sehr, dass 31 Prozent der Beschäftigten den Arbeitsplatz lieber meiden. Unternehmen stehen deshalb vor der Herausforderung, ein respektvolles Miteinander zu fördern, ohne Debatten zu unterdrücken.

In den Wochen vor der Bundestagswahl am 23. Februar ist die Stimmung in Deutschland spürbar aufgeheizt. Politische Diskussionen bestimmen nicht nur die sozialen Medien und den Stammtisch, sondern auch den Arbeitsplatz. Der State of Hybrid Work Report von Owl Labs zeigt, dass sich dies sogar auf das Büroleben auswirkt – und das nicht immer zum Positiven.

31 Prozent meiden das Büro aufgrund politischer Differenzen

Gerade in der heißen Phase vor der Wahl sind politische Themen allgegenwärtig. Daher ist es kaum überraschend, dass sich auch Kolleg:innen auf der Arbeit untereinander austauschen und ihre Meinungen teilen. Doch diese Gespräche können schnell zu Spannungen führen: Laut der Studie gibt fast ein Drittel (31 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland an, as Büro bereits gemieden zu haben, weil sie mit den politischen Ansichten ihrer Vorgesetzten oder Kolleg:innen nicht zurechtkamen. Bei zwölf Prozent kommt das sogar regelmäßig vor.

Besonders die jüngeren Generationen reagieren sensibel auf politische Auseinandersetzungen im Arbeitsumfeld.. 57 Prozent der Generation Z und 34 Prozent der Millennials haben bewusst auf den Gang ins Büro verzichtet, weil sie sich in politischen Gesprächen unwohl fühlten. Für 23 Prozent der 18- bis 27-Jährigen ist dies sogar ein nahezu dauerhafter Grund, lieber im Homeoffice zu bleiben.

Knapp ein Drittel der Arbeitnehmer:innen meiden das Büro aufgrund politischer Differenzen.
Knapp ein Drittel der Arbeitnehmer:innen meiden das Büro aufgrund politischer Differenzen, © Owl Labs

Bei älteren Generationen zeigt sich dieses Muster zwar abgeschwächt, bleibt aber erkennbar: 20 Prozent der Gen X lassen sich von politischen Meinungsverschiedenheiten vom Bürobesuch abhalten.Am wenigsten betroffen scheinen die Babyboomer zu sein – hier meiden lediglich sechs Prozent aus diesem Grund den Arbeitsplatz. Generationenübergreifend betrachtet fällt auf, dass Führungskräfte besonders häufig betroffen sind: 39 Prozent von ihnen verzichten auf den Büroalltag, weil sie die politischen Ansichten ihrer Kolleg:innen als belastend empfinden.

Das Home Office als Mittel gegen politische Spannungen?

Die Ergebnisse zeigen, dass politische Spannungen längst kein Randthema mehr sind, sondern den Arbeitsalltag konkret beeinflussen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ein Umfeld zu schaffen, in dem Diskussionen nicht eskalieren, aber Meinungsfreiheit dennoch gewahrt bleibt. Frank Weishaupt, CEO von Owl Labs, betont:

Politische Spannungen haben reale Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz und deren Entscheidung, ins Büro zu kommen. Angesichts einer zunehmend polarisierten gesellschaftlichen Debatte in vielen Ländern der EU sowie weltweit, sollten Unternehmen dies ernst nehmen. Unterschiedliche Wertevorstellungen können das Arbeitsklima belasten, unabhängig davon, ob man remote zusammenarbeitet oder persönlich vor Ort. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, eine Atmosphäre zu schaffen, in der unterschiedliche Meinungen respektvoll ausgetauscht werden können.

Einige Unternehmen setzen verstärkt auf Präsenzpflicht, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Doch ob das der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander ist, bleibt fraglich. Hybride Arbeitsmodelle erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, und eine strikte Büropflicht birgt das Risiko, wertvolle Mitarbeitende zu verlieren. Viel entscheidender scheint daher eine offene und respektvolle Kommunikationskultur zu sein. Regelmäßiger Austausch, aktives Zuhören und der Einsatz unabhängiger Mediator:innen könnten helfen, Konflikte frühzeitig zu entschärfen.

Eine gute interne Kommunikation ist essenziell, um gemeinsame Werte, Erwartungen und Ziele klar zu definieren. Missverständnisse lassen sich so vermeiden, und Arbeitnehmer:innen müssen keine Angst haben, ihre Meinung oder Kritik zu äußern. Wenn Management und Mitarbeitende gemeinsam an einer positiven Kommunikationsstruktur arbeiten, entsteht ein produktives und wertschätzendes Arbeitsumfeld, das langfristig von Offenheit und gegenseitigem Respekt profitiert.

Kommunikationsstruktur für eine bessere Mitarbeiter:innenbindung

Trotz der Herausforderungen zeigt die Umfrage auch, dass eine Mehrheit der Befragten (57 Prozent) mit den Werten ihres Unternehmens übereinstimmt. Dies bietet eine wichtige Grundlage, um ein offenes und respektvolles Arbeitsklima zu fördern. Klare Richtlinien, empathische Kommunikation und ein Bewusstsein für die Dynamik politischer Diskussionen können dabei helfen, den Balanceakt zwischen Meinungsfreiheit und Arbeitsfrieden zu meistern.

Eine effektive interne Kommunikation spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Mitarbeiterbindung. Um eine nachhaltige Kommunikationsstruktur im Unternehmen zu etablieren, ist eine funktionierende Feedback-Kultur essenziell – eine Kultur, in der sich sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen gehört und respektiert fühlen.


Büroliebe:
Fast die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen hatte schon eine Romanze am Arbeitsplatz

Nicht nur politische Themen sorgen für Diskrepanzen: Fast die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen hatte schon eine Romanze am Arbeitsplatz.
© Elina Fairytale – Pexels

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