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Büroalltag
Kritik an Führungskräften üben: Das sollten Angestellte beachten

Kritik an Führungskräften üben: Das sollten Angestellte beachten

Michelle Winner | 26.01.22

Auge in Auge mit den Vorgesetzten sitzen und ihnen sagen, was sie falsch machen? Eine Horrorvorstellung für viele Beschäftigte. Dabei ist es fürs Arbeitsklima wichtig, dass auch die Führungsetage kritisiert wird.

Oft wird in Unternehmen Offenheit, Transparenz und Feedback-Kultur gepredigt. Doch zu diesen Werten gehört es auch, dass Angestellte ihre Vorgesetzten kritisieren dürfen – und zwar face-to-face und nicht nur heimlich beim Kaffeeplausch mit den Lieblingskolleg:innen. Dazu kommt es aber nur selten, denn Mitarbeiter:innen fürchten sich häufig vor den Konsequenzen ihrer Kritik: Was, wenn sie daraufhin benachteiligt werden, weil das Ego der Führungskraft angekratzt ist? Wie so oft im Leben macht auch hier der Ton die Musik. Aus diesem Grund wollen wir dir erklären, wie du am effektivsten Kritik an deinen Vorgesetzten üben kannst – ohne um Kopf und Kragen fürchten zu müssen.

Fasse deinen Mut zusammen

Die meisten Menschen mögen es nicht, face-to-face Kritik an anderen zu üben – schon gar nicht, wenn es sich dabei um Vorgesetzte handelt. Theoretisch schützt das Betriebsverfassungsgesetz Mitarbeiter:innen davor, dass sie von einer Führungskraft benachteiligt werden, wenn sie Kritik an dieser geübt haben. In der Praxis kann das jedoch anders aussehen, denn eine wirkliche Benachteiligung muss erst einmal nachgewiesen werden. Bei einer toxischen Führungskraft kann der Kritik subtile Schikane folgen, die nach außen hin nur schwer erkennbar ist, aber eine große, psychische Belastung darstellt.

Soweit muss es aber nicht kommen. Nicht alle Vorgesetzten sind toxisch und nachtragend, selbst wenn sie ein großes Ego haben. Viele sind sogar offen für Kritik, wenn diese im richtigen Rahmen und respektvoll mitgeteilt wird. Wichtig dafür ist jedoch, dass du deinen Mut zusammenfasst und deinen Vorgesetzten Feedback gibst. Ein guter Rückhalt ist es, wenn auch der Rest des Teams hinter dir steht und dich in deinem Vorhaben bestärkt. Sprich daher vorher mit deinen Kolleg:innen darüber. Vielleicht haben diese auch noch wichtige Punkte anzumerken oder Ideen, wie du deine Kritik verpacken und Gegenvorschläge machen kannst. In jedem Fall kann das Team dir aber dabei helfen, selbstbewusst in das Gespräch zu gehen.

Denn eines ist klar: Wenn Probleme totgeschwiegen werden, wird sich die Situation für niemanden ändern, geschweige denn verbessern.

So übst du Kritik richtig

Wenn du also deinen Mut zusammengefasst hast, solltest du zunächst für einen ruhigen Gesprächsrahmen sorgen. Ja, Kritik wird am besten mündlich mitgeteilt, denn eine Mail wirkt beispielsweise oft viel harscher, als du es meinst. Gleichzeitig solltest du das Gespräch nicht zwischen Tür und Angel führen – begib dich entweder ins Büro der Führungskraft oder lade sie zum Gespräch im Konferenzraum ein, um einen etwas neutraleren Boden zu haben. Abgesehen davon solltest du dich bereits im Vorfeld vorbereiten: Schreibe dir Kritikpunkte und Argumente auf, die du unbedingt anführen willst. So vermeidest du es, um den heißen Brei herumzureden. Am besten nimmst du auch immer konkrete Beispiele zur Verdeutlichung dazu.

Beleidigungen und spitze Bemerkungen, egal wie frustriert du bist, sind ein absolutes No-Go und führen nur dazu, dass dein Gegenüber auf stur stellt. Außerdem kann auf das Beleidigen eine fristlose Kündigung folgen, also Vorsicht. Zu deiner Vorbereitung sollte auch gehören, dass du dich einmal in die Lage der Führungskraft versetzt: Wieso trifft sie bestimmte Entscheidungen? Welche Verantwortungen führen vielleicht zu Fehlverhalten? Wenn du Verständnis für die Sichtweise deines Gegenübers aufbringst, kannst du Gegenargumente entkräften und bessere Lösungsvorschläge anbieten.

Diese Punkte gilt es im Gespräch zu beachten

  • Bleibe sachlich und werde nicht zu emotional.
  • Beginne das Gespräch positiv, beispielsweise indem du dich bedankst, dass dein Gegenüber sich Zeit nimmt.
  • Halte außerdem Blickkontakt und schau nicht die ganze Zeit auf deine Notizen oder an eine Wand.
  • Arbeite mit Ich-Botschaften anstelle von Vorwürfen: Erkläre, wie du und deine Kolleg:innen euch durch bestimmte Handlungen fühlt.
  • Übe zeitnah Kritik. Etwas, das bereits Monate zurückliegt, hat dein Gegenüber vermutlich nicht mehr im Kopf, selbst wenn du dich immer noch darüber ärgerst.
  • Frage dein Gegenüber direkt danach, wie es bestimmte Situationen wahrgenommen hat und wieso es zu Handlung XY kam.
  • Biete Lösungsvorschläge an und sei kompromissbereit: Hör dir die Gegenvorschläge deines Gegenübers an und findet einen Mittelweg.

Zielorientierung ist das Keyword: Der Sinn deiner Kritik ist es, dass sich deine Arbeitssituation oder das Verhalten der Führungskraft verändert. Heißt, wenn du aus dem Gespräch heraus gehst, solltest du das Gefühl haben, dass sich etwas ändern kann.

Traue dich etwas zu sagen

Wie du vielleicht festgestellt hast, sind die Regeln für Kritik an Führungskräften fast die gleichen, wie für Kritik an jeder anderen Person. Führungskräfte sind auch nur Menschen und mit Ehrlichkeit und einem respektvollen Umgang ist oft schon die Basis für ein produktives Gespräch gelegt. Die größte Herausforderung ist es, deine eigene Angst vor Konsequenzen zu überwinden. Denn diese ist es, die viele Angestellte davon abhält, ihre Vorgesetzten zu kritisieren. Doch Probleme müssen angesprochen werden, um sie aus der Welt zu schaffen. Und sofern deine Führungskraft nicht absolut toxisch ist, dich und das Team kategorisch fertigmacht und alles abblockt, was von eurer Seite kommt, kannst du den Schritt in die Höhle der Löwen wagen. Denn selbst wenn viele Vorgesetzte ein großes Ego haben und gern Recht behalten, heißt das nicht, dass sie unempathisch und nicht offen für die Worte ihrer Angestellten sind. Nur wer wagt, gewinnt.

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