Human Resources
Büroliebe: Fast die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen hatte schon eine Romanze am Arbeitsplatz

Büroliebe: Fast die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen hatte schon eine Romanze am Arbeitsplatz

Marié Detlefsen | 06.02.25

Liebe im Büro – ein Thema, das Chancen und Risiken mit sich bringt. Während manche in der Arbeit ihre große Liebe finden, kann eine Romanze im Büro auch zu Konflikten, Karriereeinbußen und ethischen Fragen führen.

Romanzen am Arbeitsplatz sind ein häufig diskutiertes Thema, da sie die Grenzen zwischen privaten Gefühlen und beruflichen Pflichten verschwimmen lassen. Ob harmlose Schwärmereien, intime Begegnungen oder langfristige Partner:innenschaften – die Dynamik solcher Beziehungen ist vielschichtig und oft herausfordernd. Doch eine Romanze am Arbeitsplatz ist längst keine Seltenheit mehr. Eine aktuelle Umfrage des Karriereservices Zety zeigt, dass 80 Prozent der Arbeitnehmer:innen bereits eine romantische Beziehung, ein unverbindliches Date oder eine intime Begegnung mit jemandem aus ihrem Arbeitsumfeld hatten.

Besonders bemerkenswert: Fast die Hälfte (41 Prozent) der Befragten gab an, eine Beziehung mit einer vorgesetzten Person gehabt zu haben. Doch verstoßen solche Beziehungen nicht gegen Unternehmensrichtlinien? Und wie wirken sich Romanzen auf die Teamdynamik aus? Wir beantworten dir die Fragen im folgenden Artikel.

Baby Boomer haben die meisten Romanzen am Arbeitsplatz

Die Studie befragte rund 1.000 Arbeitnehmer:innen zu ihrem Liebesleben am Arbeitsplatz. Ein Blick auf die Altersgruppen verdeutlicht dabei, dass die Baby Boomer (90 Prozent) mit Abstand am häufigsten in Romanzen am Arbeitsplatz involviert waren, gefolgt von der Generation X (81 Prozent), den Millennials (76 Prozent) und der Generation Z (70 Prozent). Diese Zahlen verdeutlichen allerdings auch, dass Liebesbeziehungen im beruflichen Umfeld generationenübergreifend stattfinden. Durchschnittlich betrachtet, hatten 44 Prozent der Arbeitnehmer:innen schon einmal eine Romanze am Arbeitsplatz, während mehr als die Hälfte (56 Prozent) dieser Gruppe schon mehrfach mit Kolleg:innen angebandelt hat. Weiter unterhielten 36 Prozent der Angestellten eine Romanze am Arbeitsplatz mit Kolleg:innen, 32 Prozent berichteten sogar von einer langfristigen Beziehung und 33 Prozent der Beschäftigten hatten eine Liebesbeziehung mit direkten Untergebenen. 

80 Prozent der Arbeitnehmer:innen hatten bereits eine romantische Beziehung, ein unverbindliches Date oder eine intime Begegnung mit jemandem aus ihrem Arbeitsumfeld.
80 Prozent der Arbeitnehmer:innen hatten bereits eine romantische Beziehung, ein unverbindliches Date oder eine intime Begegnung mit jemandem aus ihrem Arbeitsumfeld, © Zety

Ob und in welchem Maße Romanzen am Arbeitsplatz erlaubt sind, hängt stark von den jeweiligen Unternehmensrichtlinien ab. Es gibt keine einheitliche gesetzliche Regelung, die solche Beziehungen grundsätzlich verbietet. Vielmehr liegt es im Ermessen der Unternehmen, entsprechende Vorgaben festzulegen. Während einige Firmen Liebesbeziehungen zwischen Mitarbeitenden tolerieren, bestehen insbesondere in großen Konzernen und streng regulierten Branchen häufig klare Regeln oder sogar Verbote – vor allem, wenn hierarchische Abhängigkeiten bestehen. Solche Richtlinien sollen potenzielle Interessenskonflikte, Vorwürfe der Bevorzugung oder Belästigung sowie eine Beeinträchtigung des Betriebsklimas vermeiden.

Liebe hat auch Konsequenzen für alle Beteiligten

Die Auswirkungen von Büroromanzen sind dennoch nicht zu unterschätzen. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) würde sich im Zweifelsfall eher für die Liebe als für den Job entscheiden. Dies zeigt, dass emotionale Bindungen am Arbeitsplatz tiefgreifende Konsequenzen haben können, die weit über den beruflichen Kontext hinausreichen.

Allerdings berichten 88 Prozent der Arbeitnehmer:innen von Konflikten oder Problemen, die aus romantischen Beziehungen am Arbeitsplatz entstanden sind. Die größten Herausforderungen, die genannt wurden, sind:

  • Repressalien am Arbeitsplatz (34 Prozent)
  • eine Verschlechterung der Work-Life-Balance (33 Prozent)
  • ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl im Unternehmen (30 Prozent)

Besonders alarmierend: 29 Prozent der Arbeitnehmer:innen haben aufgrund einer Arbeitsplatzromanze ihren Job gekündigt, und 22 Prozent wurden aufgrund einer solchen Beziehung entlassen. Diese Zahlen machen deutlich, dass berufliche und romantische Interessen nicht immer in Einklang gebracht werden können.

Technologie als Katalysator für Romanzen im Büro

Die zunehmende Digitalisierung hat nicht nur die Arbeitsweise verändert, sondern auch die Art, wie sich Beziehungen entwickeln. Laut der Studie glauben 80 Prozent der Befragten, dass soziale Medien und Messaging Apps die Zahl der romantischen Verbindungen am Arbeitsplatz erhöht haben. Besonders im Home Office scheinen sich vermehrt Beziehungen zu entwickeln: 84 Prozent der Remote-Mitarbeiter:innen gaben an, eine Romanze am Arbeitsplatz zu haben, verglichen mit 75 Prozent der Arbeitnehmer:innen vor Ort.

Virtuelle Meetings und Online-Kommunikation werden zunehmend zum Schauplatz neuer Liebesgeschichten: 52 Prozent der Befragten fanden ihre:n Partner:in über digitale Kommunikationswege. Diese Entwicklung zeigt, dass auch in der modernen Arbeitswelt emotionale Verbindungen nicht an physische Präsenz gebunden sind.


Von „Coffee Badging“ bis Home Office:

Warum hybride Arbeit immer beliebter wird

Von „Coffee Badging“ bis Home Office: Warum hybride Arbeit immer beliebter wird.
© Andrea Piacquadio – Pexels


Obwohl Romanzen am Arbeitsplatz weit verbreitet sind, sind viele Arbeitnehmer:innen der Meinung, dass Unternehmen klare Grenzen ziehen sollten. 91 Prozent der Befragten sprechen sich für ein Verbot von romantischen Beziehungen zwischen Kolleg:innen aus, und 89 Prozent finden, dass Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen unterbunden werden sollten.

Trotzdem geben 92 Prozent der Befragten an, dass sie auch in Zukunft bereit wären, eine Romanze am Arbeitsplatz einzugehen. Dabei existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: Während 88 Prozent der Arbeitnehmer:innen glauben, dass solche Beziehungen der Personalabteilung gemeldet werden sollten, haben nur 40 Prozent derjenigen, die eine Romanze eingegangen sind, dies tatsächlich offengelegt.

Es existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.
Es existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, © Zety

Trotz aller Herausforderungen und Risiken bringen Arbeitsplatzromanzen auch Vorteile mit sich. 25 Prozent der Befragten haben sich am Arbeitsplatz verliebt und ihre:n Ehepartner:in gefunden. Zudem berichteten viele Arbeitnehmer:innen von positiven Effekten wie:

  • Höhere Arbeitszufriedenheit (38 Prozent)
  • Gesteigerte Produktivität (35 Prozent)
  • Verbesserte Work-Life-Balance (35 Prozent)

Diese positiven Aspekte zeigen, dass Beziehungen im beruflichen Umfeld nicht zwangsläufig problematisch sein müssen, sondern auch das Arbeitsklima verbessern können. Dennoch bleiben ethische Fragen bestehen: 29 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aufgrund ihrer Büroromanze bevorzugt wurden, und 27 Prozent erhielten eine Gehaltserhöhung oder Beförderung. Diese Zahlen werfen wichtige Fragen zur Fairness und Gleichbehandlung im Unternehmen auf.

Ein Balanceakt zwischen Romanze und Karriere

Romanzen am Arbeitsplatz sind ein facettenreiches Thema, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während viele Arbeitnehmer:innen von positiven Auswirkungen berichten, können Konflikte, Interessenskonflikte und Karrierenachteile nicht ignoriert werden. Diese betreffen manchmal nicht nur die beiden Turteltauben, sondern auch andere Kolleg:innen oder die Dynamik im Team. Daher bleibt die Herausforderung bestehen, ein Umfeld zu schaffen, das sowohl emotionale Verbindungen als auch professionelle Integrität respektiert.

Unternehmen sind gefragt, transparente und faire Regelungen zu schaffen, die den menschlichen Faktor berücksichtigen, ohne die berufliche Objektivität zu gefährden. Klare Unternehmensrichtlinien und eine offene Kommunikationskultur sind in diesem Fall essenziell, um eine Balance zwischen persönlichem Glück und beruflicher Professionalität zu finden.


Büros im Wandel:

So sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus

Büros im Wandel: So sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus.
© coWomen – Pexels

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.