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Social Media Marketing
Tipps für mehr Reichweite und Monetarisierung als Influencer – Niklas Hartmann im Interview

Tipps für mehr Reichweite und Monetarisierung als Influencer – Niklas Hartmann im Interview

Niklas Lewanczik | 06.08.21

Du willst mehr Reichweite, mehr Engagement und vor allem mehr Einnahmen für deine Social Accounts generieren? Oder träumst du von einem Start als Influencer? Wir haben mit dem Social-Media-Experten Niklas Hartmann gesprochen und zahlreiche Tipps im Interview parat. Denn Niklas hat selbst Creator mit Top-Reichweiten befragt.

Für viele ist es ein Traum, zum Influencer in den sozialen Medien zu werden. Während manche noch ganz am Anfang ihres Account-Aufbaus stehen, habe andere schon tausende von Followern gewonnen. Doch wie kannst du langfristig zum erfolgreichen Influencer werden und dabei als Creator authentisch und als Unternehmer:in auch finanziell unabhängig sein? Es gibt zahlreiche Tipps und Anleitungen für Social-Media-Persönlichkeiten und der Markt bietet Potential. Nach dem Report „State of Influencer Marketing 2021“ von HypeAuditor soll allein der Influencer-Markt auf Instagram in diesem Jahr um 15 Prozent wachsen – und knapp sechs Milliarden US-Dollar schwer werden. Außerdem sind demnach 2020 10,5 Prozent adressierbare aktive User in den sozialen Medien dazugekommen. Die Aussichten für ein erfolgreiches Business sind da; allerdings zeigte eine Studie zuletzt auch, dass nur vier Prozent der befragten Influencer von ihren Einnahmen leben können. Was sollten Influencer also besonders beachten, um sich von der Masse abheben zu können?

Wir haben für OnlineMarketing.de mit Social-Media-Experte und ReachOn-Geschäftsführer Niklas Hartmann gesprochen. Niklas Hartmann ist nicht nur im eigenen Unternehmen für den Bereich Influencer und Instagram Marketing zuständig, sondern hat jüngst auch ein ganzes Buch zum Thema Influencer werden verfasst. Darüber hinaus ist er als Kolumnist für das DUP-Unternehmermagazin tätig. Im Interview erklärt er uns, ab welcher Account-Größe Influencer von ihrer Tätigkeit leben können, welche Formate er für besonders vielversprechend hält, warum er Hashtags keine große Bedeutung zuschreibt und weshalb Reichweite nicht gleich Reichweite ist. Außerdem teilt er einige besondere Hacks, die er aus seiner Erfahrung mit Influencern ableiten konnte.

Das Interview

OnlineMarketing.de: Alle Creator sind individuell. In deinem Buch Erfolgreich Influencer werden gehst du auf die verschiedenen sozialen Netzwerke ein. Muss ich auf allen Plattformen vertreten sein, um möglichst viele Menschen zu erreichen oder ist es authentischer, sich auf einen Bereich zu konzentrieren?

Niklas Hartmann: Auf keinen Fall. Es ist meiner Meinung nach sogar unvorteilhaft, auf allen Plattformen vertreten zu sein. Jeder Creator hat nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Daher ist es sinnvoller, sich auf ein bis maximal zwei Plattformen zu konzentrieren. Je mehr Plattformen du nutzt, desto schwieriger wird es, die Content-Produktion beständig umzusetzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du aufgibst, steigt.

Weiterhin gilt: Creator ist nicht gleich Creator. Jeder von uns hat unterschiedliche Stärken. Manche Influencer sind gute Fotograf:innen, andere Creator haben großartige Videoproduktionskenntnisse. Es macht keinen Sinn, eine für dich langweilige beziehungsweise nicht auf deine Fähigkeiten ausgelegte Plattform zu bespielen. Du solltest dich eher auf spannende Netzwerke konzentrieren. Weiterhin sind je nach Themenbereich unterschiedliche Plattformen relevanter. Möchte ich Teenager ansprechen, ist LinkedIn die falsche Wahl. TikTok macht in diesem Fall Sinn. Grob zusammengefasst: Nutzer:innen sollten die Plattformen nach ihren Fähigkeiten und der ausgewählten Zielgruppe auswählen.

Welche Content-Formate sind deiner Auffassung nach aktuell am relevantesten für Creator und wie lassen sie sich gut kombinieren?

Ganz klar: Reels und der klassische Feed Post sind die relevantesten Formate auf Instagram. Ich würde nicht allgemein sagen, dass jedes Videoformat relevant ist. Bei IG TV steht meiner Meinung nach das Gegenüber von Aufwand und Nutzen nicht im Verhältnis. Ich kann in der selben Zeit, die ich für ein IGTV-Video brauche, Dutzende von Reels produzieren. Dieser Mehraufwand sorgt jedoch nicht für vergleichsweise mehr Reichweite. Aus diesem Grund würde ich eher auf Reels setzen. Stories lassen sich erfolgreich mit allen anderen Inhaltsarten kombinieren. Mache deine Abonnent:innen in der Story auf deinen neusten Beitrag aufmerksam. So kannst du relativ einfach die Reichweite für dein Reel oder deinen Feed Post steigern.

Zu Video rät jeder, welchen Unique Faktor muss ich schaffen? Und wie mache ich das?

Es gibt keine einheitlichen Empfehlungen für Videos. Zunächst hängt es von der Videoart ab. Bei Reels gilt ein anderes Alleinstellungsmerkmal als bei einem YouTube-Video. Grundsätzlich gilt: Videos (wie auch andere Inhalte) müssen Abonnent:innen einen Mehrwert bieten. Das kann der Unterhaltsfaktor oder beispielsweise der Informationsgehalt des Videos sein. Die Aufmerksamkeitsspanne ist insbesondere bei Reels und TikTok-Videos gering. Daher gilt es direkt am Anfang des Videos, Spannung zu erzeugen. Es darf nicht zehn Sekunden dauern, bevor es zur Sache geht. Die Aufmerksamkeit der Abonnent:innen muss direkt in der ersten Sekunde geweckt werden. Somit kommt es auf die richtige Planung und den richtigen Schnitt an. Du solltest dich stets fragen: Ist dieser Teil des Videos zum Verständnis notwendig? Bringt dieser Abschnitt das Video voran? Ansonsten solltest du verschiedene Inhalte in den Videos testen. Je schneller du feststellst, was funktioniert, desto besser kannst du deine Inhalte ausrichten

Sollte man Content via Reels und Shorts recyceln oder schon jetzt überall genuine Inhalte bereitstellen?

Sowohl als auch. Ich trete für eine Kombination aus beiden Varianten ein. Es spricht absolut nichts dagegen, ein Video zu recyceln. Dennoch solltest du regelmäßig neues Material erstellen. Ich würde dir raten, ausschließlich älteres Videomaterial zu recyceln. Beispielsweise solltest du kein Video erneut verwenden, das du erst vor zwei Wochen veröffentlicht hast.

Weiterhin kannst du recyceltes Material mit neuen Inhalten kombinieren. So können Nutzer:innen Videos beziehungsweise Aufnahmen eine neue Bedeutung verleihen. Influencer können mit einem Video die Vergangenheit zeigen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft wagen. Des Weiteren kann recycelter Content Followern einen wertvollen Einblick in die Anfangszeit des Influencers geben.

Wie wichtig sind allgemein wiederkehrende Content-Formate, vielleicht sogar Serien der eigenen Inhalte für die langfristige Reichweitensteigerung?

Ich denke, dass wiederkehrende Content-Formate in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Das ist durchaus sinnvoll. Du kannst mit diesen Formaten Abonnent:innen langfristig an dich binden. Kombinierst du wiederkehrende Formate mit einem bestimmten Veröffentlichungszeitpunkt, gewöhnst du deine Follower an diesen Rhythmus. Somit sorgst du dafür, dass diese sich kontinuierlich mit deinen Inhalten auseinandersetzen. Das ist ebenfalls bequem für deine Abonnent:innen. Diese wissen direkt, dass für sie interessante Beiträge regelmäßig erscheinen.

Wenn ich diverse soziale Medien für meine Content-Distribution nutze, sollte ich dann für die Inhalte einen bestimmten Zyklus vorsehen, um sie auf verschiedenen Medien zu verbreiten oder das parallel tun?

Das hängt vom Creator und seinen Zielen ab. Bewerbe ich ein bestimmtes Produkt oder Projekt, lohnt es sich, die Inhalte parallel zu verbreiten. Dann machst du die maximale Anzahl an Personen zur selben Zeit aufmerksam. Das sorgt für eine bessere Weiterverbreitung. Handelt es sich jedoch um unterschiedliche Themen, die nur eine bestimmte Zielgruppe betreffen (zum Beispiel Teenager auf TikTok), würde ich mich nach den Veröffentlichungserfahrungen auf dieser spezifischen Plattform richten. Dann helfen folgende Fragen weiter:

  • Zu welchen Uhrzeiten habe ich die meiste Reichweite erzielt?
  • Erhalte ich zu einer bestimmten Uhrzeit mehr Interaktionen?

Wo sollte ich beginnen, wenn ich als Influencer noch wenige Follower habe und organisch wachsen möchte?

Die meisten Befragten würden jetzt wahrscheinlich TikTok nennen. Ich bin jedoch der Auffassung, dass die Plattform vor allem von den eigenen Interessen abhängt. Es ist sinnlos auf TikTok loszulegen, wenn du dich im Bereich Videoproduktion unwohl fühlst. Du solltest die Vor- und Nachteile der verschiedenen Plattformen in Ruhe abwägen.

Weiterhin empfehle ich Kontakte zu anderen Content-Ersteller:innen aufzubauen. Ihr könnt euch gegenseitig auf eurem Weg unterstützen. Dabei steigerst du bei der Zusammenarbeit mit anderen Influencern erheblich deine Reichweite. Hat jede:r deiner Bekannten 10.000 Abonnent:innen, kommt ihr bei zehn Personen schon auf eine Reichweite von 100.000. Daher gilt: Nimm Kontakt auf. Mehr als Nein sagen können andere Nutzer:innen nicht.

Hashtags zur Reichweitensteigerung: Wie nutzt du sie und wie viele sollte man wirklich einfügen?

Um ehrlich zu sein, denke ich, dass Hashtags keine große Rolle mehr spielen. Die Bedeutung hat im Laufe der Zeit abgenommen. Heutzutage gibt es viele andere Strategien, die Aufmerksamkeit generieren. Vor allem die Zusammenarbeit mit anderen themenrelevanten Profilen sorgt für mehr Reichweite. Meiner Meinung nach sind Hashtags zu vernachlässigen. Für Hashtags spricht, dass diese den Algorithmen mehr über deinen Inhalt verraten. Das kann helfen den richtigen Nutzer:innen in der Entdecken-Funktion angezeigt zu werden. Schlussendlich gilt für mich: Wähle Hashtags, die deine Inhalte widerspiegeln. Verschwende jedoch nicht zu viel Zeit auf die Auswahl der Schlagwörter.

Wie mache ich Marken auf mich aufmerksam, mit expliziter Ansprache oder lediglich stetig hochwertigem Content?

Das sind beides Möglichkeiten, Marken auf sich aufmerksam zu machen. Selbstverständlich sorgen hochwertige Inhalte dafür, dass Marken auf dich aufmerksam werden. In diesem Fall bist du in einer stärkeren Verhandlungsposition, da diese sich direkt an dich wenden. Wenn du Geld verdienen für dich im Vordergrund steht, würde ich explizit Marken ansprechen. Vor allem als „kleiner Fisch“ am Anfang werden sich nur wenige Marken direkt an dich werden. Dann zählt deine Einsatzbereitschaft andere Unternehmen von dir überzeugen.

Hast du drei Hacks parat, mit denen ich einem Video bei Instagram oder TikTok schnell zu mehr Views verhelfen kann?

Hack 1: Arbeite mit themennahen Influencern zusammen

Frage andere Nutzer:innen, ob ihr bei einem Reel kooperieren wollt. So könnt ihr gegenseitig eure Reichweite nutzen, um aufeinander aufmerksam zu machen. Beispielsweise könnt ihr zwei zusammenhängende Reels drehen. Das erste Reel gibt es auf deinem Account zu sehen, das zweite Reel auf dem Profil der Kooperationspartner:innen. Wenn beide zusätzlich in der Story auf das andere Reel aufmerksam machen, sorgt das für einen Reichweitenschub.

Hack 2: Schaffe direkt zu Beginn Spannung

Die erste Sekunde muss bereits die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen wecken. Somit ist der Schnitt und die Planung entscheidend. Wie steigst du in das Video ein? Gibt es bessere Wege ins Video einzusteigen? Das gilt es zu klären.

Hack 3: Sorge für eine gute Belichtung

Der größte technische Fehler ist es, die Belichtung außer Acht zu lassen. Viele Reels sind zu dunkel. Arbeite mit einem Ringlicht oder einer anderen Lichtquelle.

Sollte ich zusammen mit der Reichweite direkte eine (Personal) Brand aufbauen und diese vermarkten?

Unbedingt. Eine persönliche Marke hebt dich von der Konkurrenz ab. Ein Beispiel: Deutsche Basketballer gibt es viele, einen Dirk Nowitzki gibt es nur einmal. In meinem Buch Erfolgreich Influencer werden ist es eine der ersten Aufgaben, die eigene Marke zu definieren. Welche Adjektive zeichnen dich aus? Für welches Thema und welche Interessen stehst du? All das ist notwendig, um den eigenen Mehrwert für die Abonnent:innen herauszuarbeiten. Sobald du diese Fragen beantwortet hast, kannst du deine Inhalte viel besser auf dein Publikum ausrichten.

Was hältst du von Gewinnspielen zur Reichweitensteigerung?

Gewinnspiele sind eine gute Möglichkeit, die eigene Reichweite zu steigern. Dabei solltest du darauf achten, dass der ausgeschriebene Gewinn zu deinem Profil passt. Beispielsweise sollte ein Technik-Influencer keine Abenteuerreise verlosen. Das neuste Gadget passt in diesem Fall besser. Dennoch gibt es einige Hürden zu beachten. Es gibt rechtliche Voraussetzungen und Richtlinien, die erfüllt werden müssen. Stelle also sicher, dass du diese Vorgaben einhältst.

Reichweite per se ist großartig für Creator, weil sie monetarisierbar ist. Doch daneben müssen auch die Engagement-Werte stimmen. Auf welche weiteren Performance-Werte sollte ich achten?

Das Stichwort Monetarisierung gibt bereits die Performance-Werte vor. Die Konversionsrate als auch die Anzahl der Konversionen sind entscheidend. Darüber hinaus ist die Klickrate entscheidend. Mithilfe dieser Performance-Werte lässt sich feststellen, wie effektiv die Monetarisierung auf deinem Profil ist.

Was glaubst du, ab welcher Account-Größe und bei welchen Engagement kann man als Creator von dieser Arbeit leben?

Meine Meinung ist: Es hängt weniger von der Accountgröße als von der Interaktionsrate und der Geschäftstüchtigkeit des Influencers ab. Die Loyalität einiger weniger Nutzer:innen zählt, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nehmen wir folgende Situation an: Du bist Fitness-Influencer und bietest auf deinem Instagram-Profil Online Coachings an. Dann können bereits sieben Kund:innen ausreichen, um genügend Geld zu verdienen. Das kann bereits bei wenigen Tausenden Followern gelingen. Möchten Influencer ausschließlich von Werbekooperationen leben, sind höhere Follower-Zahlen notwendig. Dann würde ich einen Wert von 100.000 Abonnent:innen ansetzen.

Reichweite ist nicht gleich Reichweite. Wie kann ich als Creator sicher erkennen, ob ich eine auch für Marken relevante Audience aufgebaut habe?

Jede große Social-Media-Plattform bietet dir die Möglichkeit, Informationen zu deinem Publikum einzuholen. Der Erfahrungsschatz des Influencers als auch die Daten zur Zielgruppe helfen dir festzustellen, ob du ein für Marken relevantes Publikum aufgebaut hast. Das Urteil kann je nach Marke anders ausfallen. Nehmen wir folgende Situation an: Dein Publikum kommt zu 60 Prozent aus Deutschland, zwölf Prozent aus Österreich und der Schweiz. Der Rest sind [andere] ausländische Follower. Wärst du für eine US-amerikanische Marke, die ihren Umsatz in Alabama steigern will, interessant? Eher nicht.

Weiterhin können dem Creator vergangene Kooperationen und das Feedback der Community weiterhelfen. Hat bereits eine Kooperation mit einer deutschen Sportbekleidungsmarke erfolgreich geklappt, lässt sich mit anderen Unternehmen daran anknüpfen. Schlussendlich können Creator ihre Abonnent:innen in ihrer Story nach Wünschen rund um Kooperationen fragen. Gibt es bestimmte Bereiche, für die sie sich interessieren?

Hast du einen ungewöhnlicher Tipp parat, den du von einem Influencer bei der Recherche zu deinem Buch erhalten hast, und mit uns teilen kannst?

Na klar. Organisiere Veranstaltungen, an denen deine Abonnent:innen teilnehmen können. Die meisten Influencer führen keine Veranstaltungen durch. Durch den persönlichen Austausch steigerst du die Loyalität der Abonnent:innen zu deiner Marke. Weiterhin nehmen viele begeisterte Follower an den Events teil. Das sorgt dafür, dass viele Abonnent:innen von dem Event mit dir posten. Das sorgt ebenfalls für einen Reichweitenschub.


Wir bedanken uns recht herzlich bei Niklas Hartmann für das schriftliche Interview und diese ausführlichen Einblicke in die Welt der Influencer-Strategien.

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