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Flurfunk mit Potenzial: Warum Gossip am Arbeitsplatz nicht nur schlecht ist

Flurfunk mit Potenzial: Warum Gossip am Arbeitsplatz nicht nur schlecht ist

Marié Detlefsen | 28.03.25

Gossip am Arbeitsplatz hat einen schlechten Ruf, kann aber überraschend positive Effekte haben. Richtig genutzt, hilft er nicht nur beim Informationsfluss, sondern stärkt auch Teams und Unternehmenskultur. Erfahre, wie Unternehmen sinnvoll mit Tratsch und Klatsch umgehen können.

Gossip am Arbeitsplatz hat ein schlechtes Image. Er wird oft als toxisch, destruktiv und hinderlich für ein produktives Arbeitsumfeld wahrgenommen. Kein Wunder also, dass viele Führungskräfte dazu neigen, Tratsch zu unterbinden oder ihn sogar mit schlechten Leistungsbewertungen zu sanktionieren. Doch so negativ Gossip auch erscheinen mag, besitzt er auch unerkannte positive Aspekte, die Unternehmen strategisch nutzen können. Ein Bericht von Hogan Assessments zeigt, dass Klatsch und Tratsch nicht nur Informationen verbreiten, sondern auch Unsicherheiten reduzieren, Teams stärken und sogar als Frühwarnsystem für Probleme dienen können. Wir zeigen dir, wie.

Gossip als alternative Informationsquelle

Gerüchte entstehen besonders dann, wenn formelle Kommunikationswege versagen oder der Informationsfluss ins Stocken gerät. Gerade in Zeiten der Unsicherheit, beispielsweise bei Umstrukturierungen oder wirtschaftlichen Turbulenzen, neigen Arbeitnehmer:innen dazu, sich auf informelle Kanäle zu verlassen. Hier setzt Gossip an: Er fungiert als natürlicher Mechanismus zur Weitergabe von Informationen, auch wenn offizielle Mitteilungen ausbleiben.

Diese Art der Kommunikation kann unter den richtigen Umständen Unsicherheiten abbauen und Angestellte bei der Bewältigung von Veränderungen unterstützen. Ein Unternehmen, das sich dieser Dynamik bewusst ist, kann Gossip als wertvolle Ressource nutzen, um frühzeitig auf Informationslücken zu reagieren und Vertrauen, innerhalb des Teams zu stärken.

Mithilfe von Gossip Konflikte schneller entschärfen

Arbeitgeber:innen, welche ein Gespür für die inoffizielle Kommunikation ihrer Mitarbeiter:innen entwickeln, können frühzeitig Trends, Spannungen oder aufkommende Konflikte erkennen. Klatsch ist mehr als bloßes Gerede – er gibt Aufschluss über das Klima im Unternehmen und kann so als eine Art Frühwarnsystem dienen.

Wer sich diesem Aspekt bewusst ist, kann Gossip aktiv nutzen, um die Unternehmenskultur zu stärken und eine offene Kommunikation zu fördern. Führungskräfte, die diese Signale wahrnehmen und in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, können Konflikte schneller entschärfen und schnell wieder eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre schaffen.


Wenn der Boss Fehler macht:

In diesen Fällen darfst du deine:n Arbeitgeber:in abmahnen

Wenn der Boss Fehler macht: In diesen Fällen darfst du deine:n Arbeitgeber:in abmahnen.
© Alex P – Pexels


Effektiver Dialog statt Repressionen

Negative Gerüchte können oft ein Hinweis auf tiefere strukturelle oder kulturelle Probleme innerhalb eines Unternehmens sein. Wenn sich bestimmte Themen immer wieder in der informellen Kommunikation wiederfinden, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Anstatt Tratsch kategorisch zu unterbinden, sollten Unternehmen hinterfragen, warum diese Themen kursieren. Ein Unternehmen, das Gossip als diagnostisches Werkzeug versteht, kann so langfristige Missstände aufdecken und gezielt Verbesserungen anstoßen. Statt mit Strafen oder Repressionen zu reagieren, ist es effektiver, in den offenen Dialog zu gehen und die Ursachen des negativen Tratsches zu beheben. Allison Howell, Vice President of Market Innovation bei Hogan, sagt hierzu:

Wenn sich die Führung darauf konzentriert, Konflikte zwischen Gruppen zu lösen und die Kommunikation zu verbessern, wird der Arbeitsplatz stärker und der Zusammenhalt größer. Organisationen, die bereit sind, die Vorteile von Gossip zu nutzen, können dieses oft missbilligte Phänomen in einen mächtigen Verbündeten verwandeln. Indem sie Gossip als Informationskanal, kulturellen Verstärkungsmechanismus und Diagnosewerkzeug nutzen, können Unternehmen Transparenz, Empathie und eine leistungsstarke Kultur fördern.

Gossip als Spiegel der Unternehmenskultur

Natürlich bleibt Tratsch ein zweischneidiges Schwert. Falsche oder böswillige Gerüchte können Schaden anrichten und Konflikte verstärken. Doch wenn Unternehmen lernen, mit dieser Form der Kommunikation konstruktiv umzugehen, können sie daraus wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

Gossip als Informationsquelle, strategisches Instrument und Diagnosewerkzeug zu begreifen, eröffnet neue Möglichkeiten, um das Arbeitsklima zu verbessern und eine offene, vertrauensvolle Unternehmenskultur zu fördern. Auf diese Weise kann Gossip genutzt werden, um weiteren Gossip zu verhindern. Statt ihn zu verteufeln, sollten Unternehmen daher lernen, Gossip für sich zu nutzen – denn oft steckt hinter dem Flurfunk mehr als nur leeres Gerede. Dennoch sollten Unternehmen bei der Wahrnehmung von Gerüchten oder Gesprächen rund um brisante Interna ebenso einschreiten wie bei offensichtlich diskriminierenden Inhalten.


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