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Mehr Jobs, mehr Sicherheit? Warum die Gen Z auf Income Stacking setzt

Mehr Jobs, mehr Sicherheit? Warum die Gen Z auf Income Stacking setzt

Marié Detlefsen | 14.11.25

Immer mehr junge Menschen kombinieren mehrere Einkommensquellen, um sich gegen Unsicherheiten abzusichern. Statt auf klassische Karriereleitern zu vertrauen, schaffen sie sich mit Income Stacking ihre ganz eigene Form finanzieller Freiheit. Wir zeigen dir, was es damit auf sich hat.

Ein Job? Für viele junge Menschen längst zu wenig. Immer mehr Angehörige der Gen Z – und sogar schon der Gen Alpha – bauen sich mehrere Einkommensströme auf. Nicht, weil sie besonders geldgierig wären, sondern weil sie es als Notwendigkeit empfinden, um in unsicheren Zeiten über Wasser zu bleiben. Das zeigt die aktuelle Next Gen of Work-Studie der Freelancer-Plattform Fiverr.

Income Stacking, wenn ein Gehalt nicht mehr reicht

Der Arbeitsmarkt schwächelt, Mieten steigen, die Zukunft wirkt unvorhersehbar, und die jüngste Generation auf dem Arbeitsmarkt reagiert darauf mit einem klaren Trend: Income Stacking. Damit ist gemeint, dass Menschen nicht nur einen Hauptjob haben, sondern sich mehrere Einkommensquellen aufbauen, etwa durch Freelancing, Nebenprojekte oder digitale Tätigkeiten.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der befragten Personen der Gen Z und Gen Alpha in Deutschland hält es laut Studie für unerlässlich, mehrere Einkommensströme zu haben, um sich finanziell abzusichern. Der Gedanke, alles auf nur eine Karte zu setzen, löst bei vielen Unbehagen aus. Kein Wunder also, dass 40 Prozent bereits freiberuflich arbeiten oder planen, sich ein zusätzliches Standbein aufzubauen. Dass Fiverr mit der Erhebung speziell diesen Aspekt in den Vordergrund rückt, dürfte auch mit dem eigenen Geschäftsmodell, einer Plattform für Freelancer, zusammenhängen.

Mit Income Stacking der Single-Paycheck-Panik vorbeugen

Statt auf die altbekannte Festanstellung zu vertrauen, setzen viele auf sich selbst. Freelancing, digitale Projekte oder passive Einnahmen erscheinen ihnen als clevere Antwort auf ein Wirtschaftssystem, das laut der Meinung der Befragten keine Garantien mehr bietet. 60 Prozent der jungen Arbeitnehmer:innen glauben sogar, dass traditionelle Beschäftigung in Zukunft aussterben wird. Michelle Baltrusitis, stellvertretende Direktorin für Community und Social Impact bei Fiverr, sagt hierzu:

Die Generation Z lehnt Arbeit nicht ab, sie definiert sie neu. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit erlebt die Generation Z das, was wir als ‚Single-Paycheck-Panik‘ bezeichnen. Sie diversifiziert ihre Einkommensquellen, da es ihr zu riskant erscheint, sich auf einen einzigen Job zu verlassen. Anstatt auf Stabilität zu warten, setzen sie auf sich selbst, indem sie sich für die Freiberuflichkeit entscheiden und finanzielle Widerstandsfähigkeit als den intelligenteren Weg in die Zukunft betrachten.

Viele junge Menschen empfinden ihre finanzielle Lage als schlechter, als sie tatsächlich ist – ein Phänomen, das unter dem Begriff Gelddysmorphie zunehmend Aufmerksamkeit bekommt. Dabei geht es nicht nur um objektive Zahlen auf dem Konto, sondern vor allem um subjektive Wahrnehmung und emotionale Unsicherheit rund ums Thema Geld. Mehr dazu erfährst du im folgenden Beitrag:


Immer pleite im Kopf?

Warum junge Menschen unter Gelddysmorphie leiden

Immer pleite im Kopf? Warum junge Menschen unter Gelddysmorphie leiden
© Andrea Piacquadio – Pexels


Gen Z will neue Werte statt alter Karriereleitern

Zudem wirkt die klassische Vorstellung, jahrzehntelang in einem Unternehmen zu bleiben und dort die Karriereleiter hinaufzusteigen, für viele der Gen Z fast veraltet. Nur 21 Prozent halten diesen Weg noch für klug. Stattdessen suchen sie nach Jobs, die flexibel sind (für 45 Prozent das wichtigste Kriterium) und in denen ein positives Arbeitsumfeld zählt (34 Prozent). Work-Life-Balance war gestern – heute geht es um Work-Life-Design. Junge Arbeitnehmer:innen wollen ihre Arbeitszeit so gestalten, dass sie Platz für Nebenprojekte, Weiterbildung oder eigene Ideen haben. Einkommen wird nicht mehr linear gedacht, sondern modular.

Trotz der neuen Unabhängigkeit sind finanzielle Sorgen allgegenwärtig. 44 Prozent der Befragten nennen die Angst, nicht genug Geld zum Leben zu verdienen, als ihre größte Karriereangst.

Insbesondere Angehörige der Generation Z und Millennials leiden unter Gelddysmorphie, Daten von Credit Karma, (KI-erstellte Grafik mithilfe von ChatGPT)

Der Druck, erfolgreich zu sein, unter anderem angetrieben von Social Media und Vergleichskultur, sorgt zusätzlich für Unsicherheit. Etwa ein Viertel der Befragten befürchtet zudem, in einem Job zu landen, der sie nicht erfüllt. Doch Social Media spielt auch eine positive Rolle: Rund 25 Prozent der Gen Z sagen, dass Plattformen ihnen helfen, neue Skills zu lernen oder Trends zu verfolgen, die ihre beruflichen Chancen verbessern.

Gen Alpha springt ebenfalls auf den Income Stacking-Trend auf

Die Studie zeigt außerdem, dass sich ein hartnäckiges Vorurteil weiterhin hält: Die Gen Z sei faul oder wolle nur Influencer werden. Doch die Zahlen zeigen ein anderes Bild. 27 Prozent der Befragten empfinden dieses Klischee selbst als das größte Missverständnis über ihre Generation. Statt Faulheit zeigt sich bei ihnen vielmehr ein ausgeprägtes Sicherheits- und Freiheitsbedürfnis und eine große Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Das zeigt sich auch im Umgang mit Technologie: 61 Prozent der Gen Z vertrauen Künstlicher Intelligenz bei der Arbeit. Besonders beliebt ist der Einsatz von KI für Ideenfindung, Content-Erstellung oder kreative Optimierung.

Erstmals wurde auch die Generation Alpha in die Untersuchung einbezogen (jene, die heute zwischen 13 und 15 Jahren alt sind). Schon dabei zeigt sich ein ähnlicher klarer Trend: 31 Prozent von ihnen planen, in Zukunft freiberuflich zu arbeiten. Soziale Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn 30 Prozent sagen, dass sie über Plattformen wie YouTube oder TikTok auf alternative Karrierewege aufmerksam wurden. Diese Generation wächst mit der Idee auf, dass Arbeit nicht zwingend an ein Büro, eine Hierarchie oder ein einziges Gehalt gebunden ist, sondern an Selbstbestimmung und digitale Reichweite. Ganz nach dem Motto: Wer sich breit aufstellt, steht stabiler.

Dennoch birgt das Zusammenspiel mehrerer Jobs auch einen hohen Verwaltungsaufwand, etwa in Bezug auf Steuern oder Verträge. Dieser Mehraufwand kann zur echten Challenge werden, zumal nicht alle freien Jobs eine große Sicherheit bieten können. Mehr dazu erfährst du in folgendem Beitrag:


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© Mart Production – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 23. Oktober 2025.

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