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Selbstorganisiert und ohne Chef: Holokratie als neues Arbeitsmodell

Selbstorganisiert und ohne Chef: Holokratie als neues Arbeitsmodell

Marié Detlefsen | 14.02.24

Keine Vorgesetzten und keine Hierarchien – ist das die Arbeitsweise der Zukunft? Erfahre, was es mit dem neuen Trend der Holokratie auf sich hat und welche Chancen und Herausforderungen dieser mit sich bringt.

In der heutigen Arbeitswelt sehnen sich viele nach flachen Hierarchien und einer gleichberechtigten Arbeitsumgebung. Doch während dieser Wunsch in Stellenanzeigen oft betont wird, bleibt die Umsetzung in der Realität oft aus. Was wäre jedoch, wenn wir uns vom traditionellen Hierarchiemodell verabschieden könnten?

Die Antwort darauf lautet Holokratie – ein Konzept, das die traditionelle Organisationsstruktur auf den Kopf stellt. Hier geht es nicht um Chefs oder Führungsebenen, sondern um die Einbindung aller Mitarbeiter:innen in Entscheidungsprozesse und die Reduzierung starrer Hierarchien. Selbstorganisation, Kybernetik, agiles Projektmanagement und kollektive Intelligenz bilden die Grundpfeiler dieses Ansatzes. Wir zeigen dir, wie das neue Konzept funktioniert.

Was genau ist Holokratie?

In der Praxis bedeutet Holokratie, dass alle Mitarbeiter:innen nach einem festgelegten Regelwerk arbeiten. Sie organisieren sich in Kreisen und übernehmen verschiedene Rollen, wobei Zuständigkeiten klar definiert sind. Diese Kreise sind nicht hierarchisch angeordnet, sondern gleichwertig, und die Verantwortung liegt bei den jeweiligen Mitarbeitenden. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, und alle Beteiligten haben ein Mitspracherecht. Ein:e ausgewählte:r Vertreter:in dient dabei als Kommunikator:in im übergeordneten Kreis.

Obwohl dies auf den ersten Blick komplex erscheinen mag, haben einige Unternehmen den Mut, dieses Konzept auszuprobieren. Beispiele dafür sind der städtische Bauhof in Herrenberg, bekannt als „Startup Bauhof“, oder Unternehmen wie „Soulbottles“, die Deutsche Bahn in bestimmten Bereichen und die Reformschule ESBZ in Berlin. Auch die Gründer des Unternehmens „Einhorn“ haben sich dazu entschieden, nicht alleine, sondern im Team zu entscheiden. Befürwortet wird vor allem das Gefühl der Wertschätzung und Gleichberechtigung. Noch dazu können Prozesse transparenter gestaltet und die Produktivität gesteigert werden. Bemängelt wird allerdings, dass die Entscheidungsfindung aufgrund der Beteiligung aller auch zeitaufwendiger sein kann.

Die Vor- und Nachteile der Holokratie

Um einen besseren Überblick über das neue Arbeitskonzept zu bekommen, haben wir dir im Folgenden die Vor- und Nachteile zusammengefasst.

Die Vorteile:

  • Einbeziehung aller Mitarbeiter:innen: Holokratie ermöglicht es allen Mitarbeiter:innen, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und sich gehört zu fühlen. Dies kann zu einem gesteigerten Engagement und einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen führen. Dadurch lässt sich die Mitarbeiter:innenbindung stärken und ein besseres Gemeinschaftsgefühl schaffen.
  • Transparenz: Durch die klare Definition von Zuständigkeiten und die offene Kommunikation innerhalb der Kreise werden Prozesse transparenter. Dies fördert das Vertrauen der Mitarbeiter:innen und ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit.
  • Innovationskraft: Die Einbindung verschiedener Perspektiven und die Möglichkeit, Ideen und Vorschläge einzubringen, können die Innovationskraft des Unternehmens steigern. Durch die Vielfalt der Meinungen können innovative Lösungen entstehen. Auch die Produktivität lässt sich durch gemeinsame Koordination steigern.

Die Nachteile:

  • Komplexität: Die Einführung und Aufrechterhaltung einer Holokratiestruktur erfordert Zeit, Ressourcen und Engagement von allen Beteiligten. Die Komplexität des Systems kann zu Verwirrung und Unsicherheit führen, insbesondere in größeren Organisationen.
  • Zeitaufwand: Da alle Mitarbeiter:innen in Entscheidungsprozesse eingebunden sind, kann die Entscheidungsfindung zeitaufwendiger sein als in traditionellen Hierarchien. Dies kann zu Verzögerungen führen, insbesondere bei wichtigen Entscheidungen.
  • Fehlende klare Führung: In Holokratiestrukturen gibt es keine traditionellen Führungspersonen wie Chefs oder Vorgesetzte. Dadurch kann es zu einem Mangel an klaren Richtlinien und Entscheidungsbefugnissen kommen, was zu Unsicherheit und Konflikten führen kann. Die vielen möglichen Abstimmungen können außerdem dazu leiten, dass Angestellte diese als nervig und lästig empfinden.

Holokratie ist nicht für alle Unternehmen geeignet

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Holokratie ein interessantes neues Arbeitskonzept ist, welches Potenzial bietet. Dennoch ist Holokratie nicht für jedes Unternehmen geeignet. In großen Organisationen kann die hierarchielose Struktur eher zu Komplikationen führen. In solchen Fällen kann eine hierarchische Führung somit notwendig sein, um Effizienz und klare Verantwortlichkeiten sicherzustellen. Kleine, agile Organisationen oder Startups können eher von dem Modell profitieren, während größere Unternehmen möglicherweise weiterhin auf traditionellere Strukturen setzen müssen.


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© Foodji

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