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Human Resources
Nachfrage nach Arbeitskräften auf Tiefstand – Bewerber:innen wollen Home Office

Nachfrage nach Arbeitskräften auf Tiefstand – Bewerber:innen wollen Home Office

Marié Detlefsen | 06.03.24

Trotz großem Fachkräftemangel sorgt ein schwächelndes Wirtschaftswachstum für eine geringere Nachfrage nach Arbeitskräften. Wir zeigen dir, wie stark das Recruiting-Engagement gesunken ist und wie Unternehmen weiterhin erfolgreich Talente anwerben können.

Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich und diese Entwicklung spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider: Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist so gering wie seit Jahren nicht mehr. Dies besagt der aktuelle Indeed Arbeitsmarkt Index für Februar 2024, der mit 127,4 Punkten auf einem historischen Tiefstand liegt. Die Nachfrage nach neuen Kräften sei damit so gering wie seit Oktober 2021 nicht mehr. Insgesamt betrachtet bedeutet dies einen Rückgang von 13,2 Prozent bei den geschalteten Stellenanzeigen im Vergleich zum Vorjahr. Erfahre, was es damit auf sich hat und welche Entwicklungen die Zukunft für den Markt bereithält.

Nachfrage nach beliebten Jobs geht ebenfalls zurück

Die Abnahme der Stellenanzeigen setzt einen Trend fort, der laut Indeed bereits im Dezember zu beobachten war, als das Jobvolumen im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 13 Prozent gesunken war. Arbeitsmarktökonomin Dr. Annina Hering sieht diese Entwicklung als logische Konsequenz, denn wenn die Wirtschaft schrumpft, sind Unternehmen gezwungen zu sparen. Der Verzicht auf die Anstellung neuer Mitarbeiter:innen wird dabei häufig als eine der ersten Maßnahmen zur Kostensenkung betrachtet.

Die rückläufige Tendenz erstreckt sich über verschiedene Branchen. Sogar Bereiche mit traditionell hoher Nachfrage nach Fachkräften, wie die IT-Branche, verzeichnen einen Rückgang. Stellenanzeigen für IT-Expert:innen sind um 30 Prozent zurückgegangen, während auch andere Schlüsselbereiche wie Software-Entwicklung (-30 Prozent), IT-Support sowie IT-Infrastruktur (-21,4 Prozent), Personalwesen (-30,9 Prozent), Marketing (-25,8 Prozent) und Projekt-Management (-22,0 Prozent) von diesem Trend betroffen sind. Dabei sei erwähnt, dass in Zeiten des Fachkräftemangels viele Stellen lange unbesetzt bleiben – was ebenfalls dazu beitragen könnte, dass über bestimmte Zeiträume weniger neue Stellenanzeigen geschaltet werden. So werden mitunter auch weniger HR-Fachkräfte gesucht.

Im Einzelhandel steigt die Nachfrage nach Mitarbeitenden

Es gibt jedoch auch Lichtblicke inmitten dieser düsteren Zahlen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften im Einzelhandel stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent und auch im Gesundheitswesen, insbesondere bei Arzt- und Ärztinnenberufen, wurde ein Anstieg um 6,2 Prozent verzeichnet. Diese Segmente bilden jedoch die Ausnahme, da sie das einzige Wachstum aufweisen.

Nur die Nachfrage im Einzelhandel und im Ärztebereich stieg im Vergleich zu 2023.
Nur die Nachfrage im Einzelhandel und im Ärztebereich stieg im Vergleich zu 2023, © Indeed

Trotz des allgemeinen rückläufigen Trends liegt die Nachfrage nach Arbeitskräften immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Die Zahl der Stellenanzeigen auf Indeed ist im Vergleich zum Vorjahr zwar um etwa 20 Prozent gesunken, liegt jedoch immer noch 43 Prozent über dem Niveau vor der Coronapandemie. Eine saisonale Zunahme im Januar lässt zudem Hoffnung auf eine Erholung aufkommen. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Unsicherheit hätten Unternehmen ein noch schlechteres Recruiting-Engagement befürchten können, was glücklicherweise aber nicht eingetreten ist.

Guter Lohn und Home Office sind bei Bewerber:innen besonders attraktiv

Trotz der Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt müssen Unternehmen weiterhin attraktive Konditionen bieten, um Fachkräfte zu gewinnen. Der Gehalts-Tracker von Indeed zeigt, dass das Lohnwachstum in Deutschland im Januar mit 4,5 Prozent über der Inflationsrate von 2,9 Prozent lag, was auf eine positive Entwicklung des Reallohns hinweist. Der Home Office Tracker von Indeed zeigt außerdem, wie wichtig es ist, dass Unternehmen auch weiter flexible Arbeitsmodelle anbieten müssen, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen. Insbesondere im Bereich der Software-Entwicklung wird fast die Hälfte der Stellenanzeigen (46 Prozent) mit dieser Option beworben. Für Arbeitgeber:innen ist die Möglichkeit des Home Office ein attraktives Angebot, um bei potenziellen Bewerber:innen zu punkten. Die Arbeit von Zuhause aus ermöglicht den Mitarbeitenden mehr Flexibilität und eine bessere Work-Life-Balance. Zudem sparen Angestellte Zeit und Kosten für den Arbeitsweg und können in ihrer vertrauten Umgebung oft produktiver sein.

Insgesamt lässt sich erkennen, dass der Arbeitsmarkt derzeit vor vielen Herausforderungen steht, darunter eine mögliche Rezession, Fachkräftemangel und der demografischen Wandel. Trotz sinkender Nachfrage werden Unternehmen weiterhin im Wettbewerb um passendes Personal konkurrieren müssen. Dr. Annina Hering sagt zu diesen Entwicklungen:

Auf der einen Seite sorgen Transformation und wirtschaftliche Unsicherheit aktuell für einen rückläufigen Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite erhöhen Fachkräftemangel und demografischer Wandel den Druck auf Unternehmen, weiter einzustellen. Deshalb hat sich der Arbeitsmarkt trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung eine gewisse Resilienz bewahrt. Weil der Wettbewerbsdruck gerade etwas nachlässt, könnte die Suche [nach neuen Talenten] sogar durchaus erfolgreich sein. In fünf bis zehn Jahren, wenn der demografische Wandel den Arbeitskräftemangel weiter verschärft hat, werden sich Arbeitgebende nach einem solchen komfortablen Arbeitsmarkt zurücksehnen.


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© Nastuh Abootalebi – Unsplash

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