Die Rekrutierung junger Talente, insbesondere der Generation Z, stellt Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen. Viele junge Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, haben nicht nur hohe Ansprüche, sondern auch die Möglichkeit, wählerisch zu sein. Die aktuelle Arbeitsmarktsituation führt dazu, dass die Generation Z oft mehrere Angebote zur Auswahl hat und sich nicht zwingend auf eine Stelle festlegen muss. Unternehmen müssen daher umdenken, um junge Talente erfolgreich für sich zu gewinnen. Die neue Studie „Candidate Experience: Gen Z & HR in der Gegenüberstellung“ von JobTeaser zeigt, wie es um die Karrierechancen der Gen Z steht, welche Forderungen diese an potenzielle Arbeitgeber:innen haben und wie Unternehmen ihre offenen Stellen noch attraktiver präsentieren können.
Gen Z mit guten Chancen, aber hoher Abbruchquote
Die Studie befragte mehr als 10.000 Studierende und Personalverantwortliche in ganz Europa, darunter knapp 2.000 Teilnehmer:innen aus Deutschland. Das Gesamtbild der Erkenntnisse zeigt sich dabei positiv: Rund 84 Prozent der Personalverantwortlichen blicken optimistisch in die Zukunft, was die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt betrifft. In der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen liegt die Arbeitslosenquote bei nur 4,9 Prozent – ein starkes Signal, dass junge Menschen nicht in der Not sind, irgendein Jobangebot anzunehmen. Gerade die Generation Z ist sich ihres Wertes bewusst und fordert selbstbewusst nicht nur eine faire Entlohnung, sondern auch attraktive Arbeitsbedingungen. Unternehmen müssen daher bereit sein, diese Anforderungen zu erfüllen, um im Wettbewerb um junge Talente nicht den Kürzeren zu ziehen.
Ein entscheidender Faktor, der oft über Erfolg oder Misserfolg im Bewerbungsprozess entscheidet, ist die sogenannte Candidate Experience. Junge Bewerber:innen legen großen Wert darauf, von Anfang an gut behandelt zu werden. Zu lange Prozesse, fehlende Transparenz und mangelnde Kommunikation führen häufig dazu, dass Bewerber:innen das Handtuch werfen. Die Studie zeigt, dass 45 Prozent der jungen Talente den Bewerbungsprozess abbrechen, wenn sie keine Nähe oder Bindung zu den Personalverantwortlichen verspüren. Zudem haben mehr als 50 Prozent der HR-Verantwortlichen zugegeben, selbst schon einmal Kandidat:innen nach Beginn des Einstellungsverfahrens geghostet zu haben – ein Vorgehen, das fatale Auswirkungen auf das Arbeitgeber:innen Image haben kann.
Des Weiteren ist ein Bewerbungsprozess, der länger als 20 Tage dauert, für viele junge Bewerber:innen bereits zu lang. Mehr als ein Viertel der Einstellungen überschreitet jedoch diese Frist, was nicht nur den Einstellungsprozess unnötig in die Länge zieht, sondern auch die Chancen auf eine erfolgreiche Rekrutierung erheblich schmälert.
Die Anreizfaktoren der Gen Z
Doch was genau wollen junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt? Ein zentrales Thema für die Gen Z ist das Gehalt. Obwohl in vielen Stellenanzeigen das Gehalt nicht direkt genannt wird, ist es für die Generation Z ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Jobs. 49 Prozent der Befragten geben an, dass sie ein Jobangebot vor allem dann ernsthaft in Betracht ziehen, wenn das Gehalt transparent und fair kommuniziert wird.
Auch die Unternehmenswerte spielen eine wichtige Rolle: Junge Menschen legen großen Wert darauf, dass das Unternehmen ihre eigenen Werte widerspiegelt und dass die Arbeit, die sie verrichten, einen Sinn hat. In diesem Kontext können Unternehmen punkten, indem sie in Stellenanzeigen klare Aussagen über ihre Mission, ihre ethischen Standards und ihre Unternehmenskultur treffen. Weitere Anreize in Stellenangeboten sind unter anderem ein klar detaillierter Rekrutierungsprozess (39 Prozent), eine einfache Bewerbung (38 Prozent) sowie die Möglichkeit, die Bewerbungsgespräche online zu führen (22 Prozent).
Wie passen Arbeitgeber:innen ihren Bewerbungsprozess am besten an?
Der Schlüssel zur Gewinnung von Gen-Z-Talenten liegt in der Anpassung der Kommunikation. Leider passen nur 22 Prozent der Personalverantwortlichen ihre Stellenausschreibungen gezielt auf die Bedürfnisse dieser Generation an. Dabei ist es entscheidend, die „Sprache“ der Generation Z zu sprechen: Kurze, prägnante Stellenbeschreibungen, die auf den Punkt bringen, was die Tätigkeit beinhaltet, welche Werte das Unternehmen vertritt und welche Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden, sind dabei das A und O.
Ebenso sollten Unternehmen den Bewerbungsprozess so einfach und transparent wie möglich gestalten. Eine digitale und mobile-optimierte Bewerbungsmöglichkeit ist heutzutage unerlässlich. Junge Menschen erwarten, dass sie sich schnell und unkompliziert über ihr Smartphone bewerben können, ohne lange Formulare ausfüllen zu müssen oder zeitraubende Dokumente wie Motivationsschreiben beizufügen.
Aktuell wird es für Arbeitgeber:innen auch immer schwieriger, junge Leute zu rekrutieren. So müssen sich viele Personalabteilungen in den letzten Jahren mit der Komplexität der Rekrutierung der Gen Z auseinandersetzen. Zwar sagen 35 Prozent der Befragten, dass die Einstellung von Junior-Talenten an Priorität gewonnen hat, doch stehen diesen 34 Prozent gegenüber, welche den Bewerbungsprozess als komplizierter als vorher einstufen. Als Hauptgründe werden hierbei der Mangel an geeigneten qualifizierten Kandidat:innen (55 Prozent) sowie zu Gehaltsforderungen der Gen Z (46 Prozent) genannt.
Wettbewerb um Gen Z wird sich zukünftig verschärfen
In den kommenden Jahren wird sich der Wettbewerb um junge Talente weiter verschärfen, vor allem weil die Babyboomer nach und nach aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die es jetzt versäumen, sich auf die Bedürfnisse der Generation Z einzustellen, in naher Zukunft mit einem erheblichen Mangel an Arbeitskräften konfrontiert sein könnten. Vor allem mittelständische Unternehmen, die oft besonders stark von Altersabgängen betroffen sind, müssen innovative Wege finden, um junge Talente anzuziehen.
Unternehmen müssen nicht nur ihre Stellenanzeigen und Bewerbungsprozesse modernisieren, sondern auch ihre Unternehmenskultur an die Erwartungen der jungen Generation anpassen. Schnelligkeit, Transparenz und eine klare Wertekommunikation sind die Schlüsselelemente, um im Kampf um die besten Talente erfolgreich zu sein. Aber auch jungen Menschen müssen auf die Anforderungen von HR Teams und Unternehmen reagieren und sich entsprechend vorbereiten, um wirklich die Jobs zu erhalten, die sie möchten. So gibt es zwar viele Jobs, aber auch viele, die aufgrund des hohen Wettbewerbs nicht die passende Stelle ergattern können.
Eine Übersicht zur zahlenbasierten HR-Recruiting-Herausforderung bei der Talentakquise aus der Gen Z liefert JobTeaser mit der folgenden Infografik.
50.000 Euro Einstiegsgehalt:
Sind die Erwartungen der Gen Z realistisch?
Dieser Beitrag erschien erstmals am 10. September 2024.
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