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Ein Tag weniger frei – warum ein Feiertag zur Debatte steht

Ein Tag weniger frei – warum ein Feiertag zur Debatte steht

Marié Detlefsen | 09.05.25

Im Mai wird gefeiert – doch die vielen Feiertage rufen Kritiker:innen auf den Plan. Ein zusätzlicher Arbeitstag könnte der deutschen Wirtschaft Milliarden einbringen, doch der Vorschlag spaltet Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Erfahre, wie es um eine aktuelle Feiertagsstreichung steht.

Der Mai – mit seinen zahlreichen Feiertagen wie dem Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt und Pfingsten – bringt nicht nur verlängerte Wochenenden, sondern auch hitzige Diskussionen. Denn gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten mehren sich Stimmen, die fordern, mindestens einen dieser arbeitsfreien Tage zu streichen. Ihr Argument: Ein zusätzlicher Arbeitstag könnte die deutsche Wirtschaftsleistung um fünf bis zu 8,6 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.

Hinter dieser Zahl stehen unter anderem Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. So macht ein Feiertag etwa 0,4 Prozent der Jahresarbeitszeit aus. Wird dieser in einen regulären Arbeitstag umgewandelt, könnte sich das – je nach Methode – mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen 0,1 und 0,2 Prozent bemerkbar machen. Besonders vor dem Hintergrund hoher Staatsausgaben und eines sich verschärfenden Fachkräftemangels wird die Diskussion nun wieder intensiver geführt.

Ein Feiertag weniger für eine bessere Wirtschaft

Ein treibender Kopf hinter dieser Debatte ist Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Er sieht die Streichung eines Feiertags nicht als Allheilmittel, aber als bedeutenden Schritt in einer Zeit, in der der Staat auf vielen Ebenen an seine Grenzen stößt. Es gehe nicht nur um Finanzierung, sondern auch um die Verfügbarkeit von Arbeitskraft:

Wenn nicht mehr Arbeitskraft zur Verfügung steht als bisher, werden diese Ausgabenprogramme dazu führen, dass die Umsetzung der Investitionen verzögert wird und Arbeitskräfte aus anderen Bereichen abwandern und dort fehlen. Mehr Geld allein baut noch keine Straßen und Brücken, man braucht auch zusätzliche Arbeitskräfte.

Laut Fuest könnte ein zusätzlicher Arbeitstag dabei helfen, Engpässe zumindest teilweise zu entschärfen – besonders in Sektoren, in denen Produktionsrückstände nicht einfach nachgeholt werden können. Zwar sei dies nur ein Teil der Lösung, doch angesichts des demografischen Wandels und der Alterung der Gesellschaft müsse jeder mögliche Hebel genutzt werden, um das Arbeitsvolumen zu stabilisieren.

Dänemark als Beispiel sinnvoller Feiertagsstreichung

Befürworter:innen einer Feiertagsstreichung argumentieren, dass ein solcher Schritt ein wichtiges Zeichen sei: Deutschland müsse sich darauf einstellen, in den kommenden Jahrzehnten mehr zu leisten – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Das IW sieht darin nicht nur einen praktischen, sondern auch einen symbolischen Akt: Es sei ein Aufbruchssignal, das den Ernst der Lage unterstreicht.

Ein Blick nach Dänemark zeigt, dass solche Maßnahmen nicht rein theoretisch sind: Dort wurde 2023 ein gesetzlicher Feiertag gestrichen, um zusätzliche Mittel für die Verteidigung bereitstellen zu können. In Deutschland könnten ähnliche Effekte erzielt werden, wenn man den politischen Mut aufbringt, diese Debatte ernsthaft zu führen.

Was halten Arbeitnehmer:innen von der Abschaffung eines Feiertags?

Das Vorhaben klingt zwar in der Theorie sehr gut, doch bei aller wirtschaftlichen Logik steht dem eine breite gesellschaftliche Skepsis gegenüber. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Stern lehnen 65 Prozent der Bürger:innen in Deutschland die Streichung eines Feiertags ab. Besonders Erwerbstätige sind mit 70 Prozent klar dagegen. Nur Rentner:innen stehen dieser Idee tendenziell positiver gegenüber – womöglich, weil sie selbst davon nicht direkt betroffen wären. Politisch findet die Idee ebenfalls wenig Rückhalt: Nur unter den Anhänger:innen von CDU und CSU gibt es eine knappe Mehrheit dafür.

65 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland lehnen die Abschaffung eines Feiertags ab.
65 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland lehnen die Abschaffung eines Feiertags ab, © Stern

Auch Gewerkschaften wie Verdi zeigen sich alarmiert: Statt längerer Arbeitszeiten fordern sie in aktuellen Tarifrunden sogar drei zusätzliche freie Tage – bei vollem Lohnausgleich. Ihre Sorge: Die Erholung der Arbeitnehmer:innen darf nicht dem kurzfristigen Renditedruck geopfert werden.

Wirtschaftliche Notwendigkeit vs. gesellschaftlicher Wille

Die Diskussion um die Streichung eines Feiertags offenbart die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und gesellschaftlichen Bedürfnissen. Während führende Ökonom:innen wie Clemens Fuest auf die Dringlichkeit verweisen, alle verfügbaren Potenziale zu nutzen, bleibt die Bevölkerung mehrheitlich skeptisch. Die Frage bleibt also offen, ob und aus welchen Gründen ein Feiertag gestrichen wird.

Wie sollte deiner Meinung nach mit dieser Forderung umgegangen werden? Hältst du die Streichung eines Feiertags für sinnvoll? Schreib es uns gerne in die Kommentare.


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© Thought Catalog – Unsplash

Kommentare aus der Community

Heike Mueller am 13.05.2025 um 22:14 Uhr

Vielleicht sollte man zunächst nach einigen der Feiertage schauen die nur in einigen Bundesländern, dazu die Wirtschaftstaerksten, schauen, bevor es zur Bundesdebatte wird? Fronleichnam? Maria Himmelfahrt? drei Könige? Das wär mal fair, statt es als “gemeinsame Anstrengung” zu verkaufen, wo dann Bayern und BW immer noch mit 3 Feiertage mehr als der Fest rauskommt,

Antworten
Steffanie Gohr am 13.05.2025 um 08:44 Uhr

Kurzfristige Denke. Produktiver sind gut erholte Menschen und vor allem motivierte Menschen. Es geht nie um die reine Arbeitszeit. Das sollte bekannt sein.

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