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Büroalltag
Jeder Dritte bearbeitet berufliche Mails am Wochenende

Jeder Dritte bearbeitet berufliche Mails am Wochenende

Maja Hansen | 27.09.18

Die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben verwässert zunehmend. Die Bearbeitung von E-Mails in der Freizeit ist beinahe normal - aber auch gesund?

Obwohl man bereits den Feierabend genießen könnte, werden am Abend vom Sofa aus noch berufliche E-Mails gecheckt. Vielleicht sogar bearbeitet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes greift fast jeder Zweite von zuhause aus auf seine beruflichen Mails zu. Durch die Digitalisierung verschmelzen private und berufliche Bereiche immer mehr. Eine aktuelle Studie untersuchte den Wandel der Arbeitswelt und fand heraus, dass wir zuhause mehr Zeit als vermutet für unseren Job investieren. Doch eine andere Untersuchung zeigt: gesund ist dieses Verhalten nicht. Es schadet unserer Schlafqualität und Effizienz.

Bearbeitung beruflicher E-Mails außerhalb der Arbeitszeit – normal

Prof. Dr. Daniel Markgraf untersuchte in der Studie mit dem Titel „Arbeitswelten im Wandel 2018“ unter anderem die Nutzung und den Umgang mit E-Mails. Für die Erhebung wurden knapp 1.300 Vollzeitarbeitskräfte befragt. Dabei kam heraus, dass fast die Hälfte der Befragten die tägliche Konfrontation mit Mails als belastend und 45 Prozent sogar als ablenkend und störend empfindet. Dennoch bearbeiten Viele aus freien Stücken nach Feierabend ihre E-Mails. Ob im Wohnzimmer, im Bett, im Supermarkt oder während des Autofahrens – berufliche Kommunikation wird räumlich, aber auch zeitlich flexibler.

Berufliche Kommunikation wird zeitlich als auch räumlich flexibler. E-Mails werden im Wohnzimmer, im Bett, im Supermarkt oder während des Autofahrens bearbeitet.

Auch die zeitliche Investition in die Bearbeitung von beruflichen E-Mails am Wochenende bestätigt diesen Wandel. 44,4 Prozent der Befragten gaben an, dieses am Samstag zu tun. Und fast jeder Dritte beschäftigt sich auch an Sonntagen mit dem Checken und Beantworten von Mails beruflicher Natur. Dies zeigt eindeutig, dass die Abfrage von E-Mails in das private Leben von Arbeitnehmern eingreift. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Angestellte teilweise 7,5 Überstunden pro Woche durch das Bearbeiten von Mails ansammelten. Dies würde weitergedacht bedeuten, dass die betroffenen Personen zu der sogenannten 6-Tage-Woche zurückkehrten. Eine bedenkliche Entwicklung?

Fast jeder Dritte bearbeitet auch am Sonntag berufliche E-Mails.

Die Autoren dieser Studie erhoben bereits 2013 Daten zu der Bearbeitung von beruflichen E-Mails außerhalb der Arbeitszeit. Die Entwicklung ist deutlich: Während 2013 65,6 Prozent der Befragten berufliche E-Mails beantworteten, geben 2018 schon 69,4 Prozent an dies regelmäßig zu tun. Die Studie schließt mit dem Fazit, dass Arbeitnehmer zunehmend flexibler und mobiler in der Nutzung ihrer Kommunikationsmittel werden. Dennoch verwässere die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben und eindeutige Rückzugsräume bleiben undefiniert. Doch diese Undefiniertheit birgt auch Gefahren für Arbeitnehmer.

Undefinierte Grenze zwischen Berufs- und Privatleben schadet der Gesundheit

Die Folgen der Verwässerung dieser Grenze untersuchte eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Auch wenn Kunden sich über schnelle Rückmeldungen freuen und der Vorgesetzte das Engagement schätzten, schadet diese zeitliche Investition dem Beschäftigten. Denn die berufliche Nutzung von Smartphones nach Feierabend wirke sich negativ auf den nächsten Arbeitstag aus. Wer am Abend vorher Mails bearbeitet habe, sei am nächsten Arbeitstag sensibler und schneller erschöpft. Die Studie zeigt: Nach Feierabend mobil zu bleiben belastet. Vor allem der Rollenwechsel als Angestellter und der Privatperson kostet viel Energie. Beide Rollen seien von unterschiedlichen Erwartungen geprägt und verlangten Konzentration, aber auch Aufmerksamkeit. Die Studienautorin und Arbeitspsychologin Lilian Gombert erklärt:

Berufliche Smartphone-Nutzung in der Freizeit wie auch viele Aufgaben während der Arbeitszeit erfordern, dass wir uns kontrollieren und unser Verhalten an die aktuelle Situation anpassen. Solche „Selbstkontrollprozesse“ kosten Energie. Ist die erschöpft, sinkt unsere Leistungsfähigkeit.

Aber: Wer trotz beruflicher Smartphone-Nutzung gut schlafe, bei dem werde das Wohlbefinden am nächsten Tag nicht negativ beeinflusst. Die Qualität des Schlafs spiele also eine wichtige Rolle für unsere Erholung. Die Arbeitspsychologin rät deshalb dazu, eine Schlafroutine zu etablieren und abends zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen.

Beruflicher digitaler Shutdown nach Feierabend als Lösung?

Natürlich ist es gut, den Feierabend Feierabend sein zu lassen und beruflich nicht mehr erreichbar zu sein. Ob das in Zeiten von Smartphone und Co. überhaupt noch umsetzbar ist, sei dahingestellt. Auf Unternehmensebene sei es daher wichtig, nachvollziehbare und klare Regeln bezüglich der Erreichbarkeit nach Feierabend zu kommunizieren. Führungskräfte sollten Richtlinien zur Orientierung schaffen und diese aktiv mittragen und selbst einhalten, so die Arbeitspsychologin Gombert. Sie räumt aber auch ein: Wenn ein Projekt fertig werden muss, lasse es sich nicht immer vermeiden, auch nach Feierabend Mails zu beantworten.

Um unsere Gesundheit zu schützen, sollten dennoch klare Richtlinien abgesprochen werden. Und jeder von uns müsse auf einen erholsamen Schlaf bedacht sein, um die eigene Arbeit zufriedenstellend zu erledigen und gesund zu bleiben.

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