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Digitalisierung
PR und Marketing: ChatGPT noch nicht im Arbeitsalltag angekommen

PR und Marketing: ChatGPT noch nicht im Arbeitsalltag angekommen

Niklas Lewanczik | 15.09.23

KI-Tools wie ChatGPT wecken bei PR und Marketing Teams hohe Erwartungen. Doch nur neun Prozent nutzen sie überhaupt regelmäßig und häufig. Richtig angekommen ist die Entwicklung noch nicht beim Gros der Unternehmen. Sind die Erwartungen zu hoch?

Gen AI kann die Arbeitsprozesse umfassend erleichtern, ja die Arbeitswelt gar revolutionieren. Das versprechen diverse Tool-Anbieter:innen, nicht zuletzt auch KI-Unternehmen wie OpenAI und die AI-first Company Google – die jüngst Duet AI im Workspace für alle verfügbar gemacht hat.

Der Markt für generative KI könnte bis 2032 auf satte 1,3 Billionen US-Dollar anwachsen (2022 lag der Wert noch bei rund 40 Milliarden US-Dollar), prognostiziert Bloomberg. Tatsächlich nimmt der Boom rund um generative KI kein Ende. OpenAI hat diesen mit dem Launch von ChatGPT gewissermaßen ins Rollen gebracht – wenngleich Google, Meta und andere Player längst schon auf Künstliche Intelligenz und hochfunktionale Sprachmodelle setzten. Mit dem Launch von ChatGPT Enterprise als Unternehmenslösung hat OpenAI kürzlich sogar die nach eigenen Angaben beste ChatGPT-Version bisher auf den Markt gebracht.

Doch trotz all der versprochenen Potentiale ist die Alltagsnutzung von KI-Tools, vor allem im Arbeitskontext, noch kaum bemerkenswert – das geht aus einer Erhebung von Kommunikationsexperte René Weber und dem Marktforschungsunternehmen Civey hervor. Demnach sind Tools, die auf Gen AI setzen, kaum im Arbeitsalltag angekommen und nicht einmal jede:r Zehnte nutzt sie regelmäßig. Auch ging die ChatGPT-Nutzung kürzlich allgemein spürbar zurück.

Auf Spurensuche: Warum werden ChatGPT und Co. nicht öfter eingesetzt?

Für ihre Analyse haben René Weber und Civey zwischen Juni und August 2023 bis zu 2.500 Erwerbstätige ab 18 Jahren befragt. In einer separaten Auswertung wurden dabei Fachkräfte aus den Bereichen Kommunikation, PR, Medien und Marketing gesondert betrachtet. Studieninitiator Weber erklärt zu den Ergebnissen:

Die Umfrage zeigt, dass der große mediale Hype bis jetzt nicht in den Unternehmen angekommen ist. Ein plausibler Grund dafür könnte paradoxerweise sein, dass Tools wie ChatGPT vom Start weg so beeindruckende Inhalte liefern. Das hat die Erwartungen in die Höhe geschraubt. Bei intensiverer Arbeit mit den Tools stellt sich dann aber heraus, dass Premium-Inhalte auch mit KI nicht auf Knopfdruck entstehen. Jetzt müssen die Fachleute lernen, die KI-Tools besser zu nutzen (Prompting) und zu verstehen, wofür sie am besten eingesetzt werden können.

Die Ergebnisse zeigen: Fachkräfte erkennen das Potential von KI-Tools, nutzen diese aber noch nicht konsequent. Während sich die allgemeine Gruppe der Erwerbstätigen bei der Frage nach den Vor- und Nachteilen sehr unentschlossen zeigte, sehen die Fachkräfte aus PR und Marketing in den KI-Tools überwiegend Vorteile. Dabei zeigte eine Beispielstudie von MIT-Wissenschaftler:innen kürzlich, dass ChatGPT die Produktivität deutlich, um bis zu 40 Prozent, steigern kann. Trotzdem wird das OpenAI Tool ebenso wie andere KI-basierte Optionen noch kaum umfassend eingesetzt. In der Gruppe der Erwerbstätigen gaben neun von zehn Befragten an, dass KI-Programme in ihrem Arbeitsalltag bisher kaum (oder nur in geringem Maße) Aufgaben übernommen haben.

Zumeist übernehmen KI-Tools noch kaum Aufgaben, bei Marketing- und PR-Fachkräften jedoch öfter als in der allgemeinen Gruppe der Erwerbstätigen, © René Weber, Civey, Diagramm, Roboter im Hintergrund
Zumeist übernehmen KI-Tools noch kaum Aufgaben, bei Marketing- und PR-Fachkräften jedoch öfter als in der allgemeinen Gruppe der Erwerbstätigen, © René Weber, Civey

Bei den Marketing- und PR-Fachkräften sieht es erwartungsgemäß etwas anders aus. Immerhin 27 Prozent geben an, dass Gen AI Tools in großem Ausmaß Aufgaben übernehmen, für 22 Prozent trifft zu, dass sie das in geringerem Ausmaß tun. Angesichts der sehr hohen Erwartungen an KI-Tools sind die Werte trotzdem noch vergleichsweise gering.

Die Mehrheit der Fachkräfte sieht Vorteile im Einsatz von KI-Tools; bei den Erwerbstätigen insgesamt sieht es anders aus, viele sind unentschieden, © René Weber, Civey, Grafik mit Diagramm, Roboter im Hintergrund, bunt
Die Mehrheit der Fachkräfte sieht Vorteile im Einsatz von KI-Tools; bei den Erwerbstätigen insgesamt sieht es anders aus, viele sind unentschieden, © René Weber, Civey

Zögerlicher Einsatz von KI im beruflichen Kontext

Während die Unterschiede zwischen den beiden Befragungsgruppen auf der individuellen Ebene sehr deutlich sind, lassen sich auf der Unternehmensebene kaum noch Unterschiede feststellen. Insgesamt ist die Zurückhaltung der Unternehmen beim Einsatz von KI-Tools trotz des Hypes deutlich erkennbar. 88 Prozent der Fachkräfte und 94 Prozent der Erwerbstätigen insgesamt setzen KI-Tools wie ChatGPT selten bis nie ein. Nur neun Prozent der Fachkräfte greifen sehr oder eher häufig darauf zurück (bei den Erwerbstätigen insgesamt sind es gar nur vier Prozent). Das spricht noch nicht dafür, dass die KI-Revolution im deutschen Arbeitsmarkt Einzug gehalten hat.

Gen AI wird im Alltag noch kaum beruflich eingesetzt, © René Weber, Civey, Grafik mit Diagramm, Roboter im Hintergrund, bunt
Gen AI wird im Alltag noch kaum beruflich eingesetzt, © René Weber, Civey

Wenn Personen KI beruflich verwenden, besteht noch eine große Unsicherheit bezüglich der Transparenz. Wem teilen die Nutzer:innen mit, dass generative KI für eine Aufgabe genutzt wurde? In einer Zusatzfrage (Stichprobengröße: 101) wurden die Fachkräfte zur Transparenz des KI-Einsatzes befragt. Nur etwa ein Drittel würde gegenüber Vorgesetzten über den Einsatz von KI berichten, gegenüber Kund:innen würden noch weniger Nutzer:innen Angaben machen. Gegenüber den Kolleg:innen wären dagegen knapp zwei Drittel offen. Falk Hedemann, Journalist und Content-Stratege, meint:

Die Frage nach der Transparenz beim Einsatz von generativer KI könnte in den nächsten Monaten eine zentrale Herausforderung für Unternehmen und Fachkräfte darstellen. Die Unsicherheit, die sich in der Umfrage diesbezüglich zeigt, kann sicher als entsprechender Vorbote interpretiert werden.

Sind die Erwartungen an die Tools zu hoch?

Mit dem Aufkommen diverser Gen AI Tools wurden auch große Erwartungen in der Arbeitswelt geweckt – die womöglich nicht unmittelbar und nicht ohne fokussiertes Training oder konkrete Anwendungsstrategien erfüllt werden können. Klar ist aber, dass die Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse langfristig deutlich optimieren und verändern kann. Unternehmen und Arbeitnehmer:innen müssen Wege finden, um die Vorteile für sich einzusetzen. Eine Beschäftigung mit dem Thema ist vonnöten, eher heute als morgen. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Laut dem Bitkom nutzt in Deutschland bereits jedes zweite Startup ChatGPT und Co. in gewissem Maße. Niklas Veltkamp, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung, unterstreicht die Bedeutung dieser Entwicklung und sagt dazu:

Startups sind Vorreiter beim Einsatz neuer Technologien. Eine so schnelle und breite Nutzung generativer KI durch Gründerinnen und Gründer sollte ein Signal an die gesamte Wirtschaft sein: Alle Unternehmen – auch kleine Handwerksbetriebe und Selbständige – sollten prüfen, wo Künstliche Intelligenz sinnvoll eingesetzt werden kann.

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil erklärte kürzlich, dass 2035 kaum ein Job mehr ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz auskommen werde. Die Zurückhaltung vieler Führungskräfte und Unternehmen könnte weiterhin als Hindernis wirken. Dabei ist jetzt die Zeit, um sich mit den vielfältigen Lösungen zu beschäftigen, die die generative KI schon bereithält. Und mit jeder Woche kommen neue Tools und Features in den Mix, die eingesetzt werden wollen und können – zuletzt etwa auch die Lösungen von Adobe Firefly, die jetzt kommerziell verfügbar sind.


Mit ChatGPT Enterprise liefert OpenAI den nächsten Schritt zu einem umfassenden AI Assistant für Arbeitsprozesse. Es soll die bisher kraftvollste ChatGPT-Version überhaupt sein.

ChatGPT Enterprise ist da:
Die bisher beste ChatGPT-Version

© Mariia Shalabaieva – Unsplash

Kommentare aus der Community

Sammy Zimmermanns am 17.09.2023 um 06:51 Uhr

Ich nutzeK K. I Tools täglich und intensiv. Ich find diese Skepsis sehr verblüffend

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