Human Resources
Diese Feiertage würden Arbeitnehmer:innen am ehesten streichen

Diese Feiertage würden Arbeitnehmer:innen am ehesten streichen

Marié Detlefsen | 11.12.25

Trotz wirtschaftlicher Flaute wollen Arbeitnehmer:innen ihre Feiertage kaum opfern. Doch für welchen Tag würden sie sich entscheiden, wenn sie wählen müssten? Wir zeigen dir, welcher Feiertag am meisten geschätzt wird und welcher aus Sicht vieler gestrichen werden kann.

In Zeiten konjunktureller Unsicherheit flammt in Deutschland regelmäßig die Debatte darüber auf, ob weniger gesetzliche Feiertage das Wirtschaftswachstum ankurbeln könnten. Insbesondere jetzt, wo kurz vor Ende des Jahres wieder viele freie Tage auf einen warten. Doch wie stehen die Menschen selbst zu der Idee, auf einen Ruhetag zu verzichten? Eine aktuelle Studie der Jobplattform Indeed gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Appinio liefert hierzu ein klares Stimmungsbild.

Tag der Arbeit als verzichtbarer Feiertag

Die Studienteilnehmer:innen hatten die Aufgabe, sich für genau einen bundesweiten Feiertag zu entscheiden, den sie am ehesten opfern würden. Das Ergebnis: Ganz oben auf der Liste landet ein Tag, der eigentlich für Arbeitnehmer:innen steht – ausgerechnet der Tag der Arbeit. 24,9 Prozent geben an, dass der 1. Mai für sie verzichtbar wäre.

Den zweiten Platz auf der imaginären Streichliste belegt ein weiterer politischer Gedenktag: der Tag der Deutschen Einheit. 19,8 Prozent der Befragten würden ihn abgeben. In Brandenburg (30 Prozent) und Sachsen-Anhalt (28 Prozent) könnten sogar überdurchschnittlich viele auf den Feiertag verzichten.

24,9 Prozent geben an, dass der 1. Mai für sie verzichtbar wäre, © Indeed
24,9 Prozent geben an, dass der 1. Mai für sie verzichtbar wäre, © Indeed

Die Daten zeigen damit deutlich: Bis auf den Neujahrstag werden vor allem weltliche Feiertage infrage gestellt, nicht die kirchlich geprägten. Unter den religiösen Ruhetagen würde es als Erstes Christi Himmelfahrt treffen, denn auf den „Vatertag“ könnten 18,1 Prozent verzichten. Am anderen Ende der Skala findet sich ein Feiertag, der praktisch unantastbar wirkt: Der 1. Weihnachtsfeiertag. Gerade einmal 0,9 Prozent der Befragten würden diesen verlieren wollen.

Ein Feiertag weniger für eine bessere Wirtschaft

Doch warum wird die Debatte um die Streichung eines Arbeitstages immer wieder befeuert? Ein treibender Kopf hinter dieser Debatte ist Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Er sieht die Streichung eines Feiertags nicht als Allheilmittel, aber als bedeutenden Schritt in einer Zeit, in der der Staat auf vielen Ebenen an seine Grenzen stößt. Zudem erwarten Wirtschaftsforscher:innen eine noch schlechtere Konjunktur für 2026. Es gehe nicht nur um Finanzierung, sondern auch um die Verfügbarkeit von Arbeitskraft:

Wenn nicht mehr Arbeitskraft zur Verfügung steht als bisher, werden diese Ausgabenprogramme dazu führen, dass die Umsetzung der Investitionen verzögert wird und Arbeitskräfte aus anderen Bereichen abwandern und dort fehlen. Mehr Geld allein baut noch keine Straßen und Brücken, man braucht auch zusätzliche Arbeitskräfte.

Laut Fuest könnte ein zusätzlicher Arbeitstag dabei helfen, Engpässe zumindest teilweise zu entschärfen – besonders in Sektoren, in denen Produktionsrückstände nicht einfach nachgeholt werden können. Dies belegen auch Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. So macht ein Feiertag etwa 0,4 Prozent der Jahresarbeitszeit aus. Wird dieser in einen regulären Arbeitstag umgewandelt, könnte sich das – je nach Methode – mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen 0,1 und 0,2 Prozent bemerkbar machen. Besonders vor dem Hintergrund hoher Staatsausgaben und eines sich verschärfenden Fachkräftemangels wird die Diskussion immer wieder intensiver geführt.


Ein Tag weniger frei

– warum ein Feiertag zur Debatte steht

Ein Tag weniger frei – warum ein Feiertag zur Debatte steht
© Anete Lusine – Pexels


Unmut über Feiertage, die aufs Wochenende fallen

Trotz der Diskussion um mögliche Kürzungen ist die Mehrheit grundsätzlich mit der Anzahl der freien Tage im Jahr zufrieden. 69,3 Prozent empfinden das Feiertagsniveau als ausreichend. Allerdings steckt ein großes „Aber“ in den Zahlen: 35,2 Prozent dieser Gruppe bemängeln, dass Ruhetage viel zu oft auf Samstage oder Sonntage fallen. Das erklärt auch, warum eine deutliche Mehrheit (80,6 Prozent) die Aussage unterstützt, dass Feiertage am Wochenende „gestohlene Erholungszeit“ seien.

Interessant sind dabei die regionalen Unterschiede bei der Einschätzung, ob es zu wenige Feiertage gibt. Bundesweit sind 30,7 Prozent dieser Meinung. Doch während Bayern mit 20,3 Prozent deutlich unter dem Schnitt liegt, erreichen Berlin (43,1 Prozent) und Bremen (44,4 Prozent) Höchstwerte.

80,6 Prozent unterstützen die Aussage, dass Feiertage am Wochenende „gestohlene Erholungszeit“ seien, © Indeed
80,6 Prozent unterstützen die Aussage, dass Feiertage am Wochenende „gestohlene Erholungszeit“ seien, © Indeed

Die Aussage verwundert nicht, denn die Zahl gesetzlicher Feiertage variiert in Deutschland erheblich. Während Bayern mit bis zu 14 arbeitsfreien Tagen ganz vorn liegt, müssen andere Bundesländer mit rund zehn auskommen. Die überwältigende Mehrheit der Befragten empfindet diese Ungleichheit als ungerecht: 91,3 Prozent sprechen sich für eine bundesweit einheitliche Zahl an Feiertagen aus. Selbst in Bayern fällt die Zustimmung hoch aus. In diesem Bundesland würden 81,5 Prozent eine Angleichung unterstützen, obwohl sie persönlich von der aktuellen Regelung profitieren.

Erholung bleibt unverzichtbar – trotz Debatte um Arbeitszeit

Fast einstimmig betonen die Befragten die Bedeutung von Pausen: 91,1 Prozent stimmen zu, dass Feiertage essenziell für echte Erholung sind. Viele würden einen gestrichenen Feiertag nicht einfach hinnehmen, wobei 68,1 Prozent sogar angeben, sich verlorene freie Zeit auf anderem Wege zurückholen zu wollen, etwa durch Krankheitstage.

Während die Streichung von Feiertagen also insgesamt kritisch betrachtet wird, findet eine andere Idee breite Zustimmung. So fänden 80,8 Prozent es sinnvoll, wenn Arbeitnehmer:innen entscheiden könnten, ob sie an einem Feiertag arbeiten möchten (inklusive entsprechender Zuschläge). Das Bedürfnis nach Flexibilität wächst, auch wenn gesetzliche Vorgaben dieser Vorstellung bislang enge Grenzen setzen. Laut der Job- und Karriereexpertin Dr. Stefanie Bickert von Indeed seien Feiertage nicht lediglich arbeitsfreie Zeitpunkte, sondern Momente, an denen Menschen kollektiv zur Ruhe kommen:

Erholung entsteht, wenn Menschen nicht nur Zeit haben, sondern auch das Gefühl, dass in dieser Zeit nichts von ihnen verlangt wird. Feiertage erfüllen diese Funktion in besonderem Maße. Die erlebte Erholung ist eine zentrale Voraussetzung für Belastbarkeit und langfristige Leistungsfähigkeit im Job. Eine mögliche Streichung dieser planbaren Regenerationszeit kann daher als Verschlechterung der Arbeitsbedingungen wahrgenommen werden – mit negativen Folgen für Gesundheit und Motivation. 


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