Human Resources
Top oder Flop? Was Mitarbeiter:innen heute über DAX-Konzerne als Arbeitgeber:innen denken

Top oder Flop? Was Mitarbeiter:innen heute über DAX-Konzerne als Arbeitgeber:innen denken

Marié Detlefsen | 01.08.25

Ein Blick hinter die Kulissen der Großkonzerne in Deutschland offenbart: Die Stimmung in den Führungsetagen mag glänzen – aber auf den Fluren herrscht mitunter ein anderes Klima. Eine neue Analyse zeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen Top-Arbeitgeber:innen und Flop-Bewertungen wirklich ist.

Von außen betrachtet sieht alles gut aus: Die Kununu-Bewertungen auf einer Skala von eins bis fünf für die Unternehmen im DAX 40 sind im Schnitt gestiegen – von rund 3,1 im Jahr 2008 auf aktuell 3,9 Punkte. Doch dieser Anstieg täuscht über eine wachsende Spreizung hinweg: Während einzelne Konzerne mit Bewertungen bis zu 4,4 glänzen, dümpeln andere knapp über der 3,0-Marke. Eine aktuelle Untersuchung des Webhosting-Anbieters Hostinger analysiert 50.194 Mitarbeiter:innenstimmen aus 17 Jahren – und deckt auf, wie sich das Arbeitsklima in Deutschlands mächtigsten Unternehmen tatsächlich verändert hat.

Die DAX-Konzerne am unteren Ende des Rankings

Was zunächst nach einer erfreulichen Entwicklung aussieht, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als zweischneidiges Schwert. Zwar konnte der DAX-Durchschnitt auf 3,9 steigen, doch die Bandbreite der Bewertungen ist heute so groß wie nie. 2008 lagen die Bewertungen noch eng beieinander – meist zwischen 3,1 und 3,5 Punkten. Heute klafft die Schere weit auseinander: Zalando landet mit 3,2 am unteren Ende, während die Commerzbank mit 4,2 Punkten überraschend das Feld anführt.

Die durchschnittliche Arbeitnehmer:innenbewertung der DAX 40, © Hostinger
Die durchschnittliche Arbeitnehmer:innenbewertung der DAX 40, © Hostinger

Innerhalb einzelner Branchen zeigt sich ein differenziertes Bild. Besonders Automobil- und Versicherungskonzerne behaupten sich mit stabil hohen Bewertungen – Technologie und Pharma hingegen erleben spürbare Turbulenzen.

Automobilhersteller:innen bleiben am längsten im DAX konstant

Einige der früheren Vorbilder verlieren deutlich an Boden. SAP, lange gefeiert für Innovationsgeist und moderne Personalpolitik, fiel von einer Traumwertung von 4,7 (2020) auf 3,8 Punkte im Jahr 2024, ein Minus von fast einem vollen Punkt. Als mögliche Ursachen nennt die Analyse unter anderem das Einstampfen von Diversitätsprogrammen und gestrichene Angebote wie Väterfreistellung. Auch der Konzern Bayer zeigt einen schleichenden Abwärtstrend: von 4,1 (2018) auf ebenfalls 3,8 im Jahr 2024. Fresenius, das in der Pandemiezeit massiv abstürzte (2020: 2,9 Punkte), konnte sich hingegen wieder hocharbeiten und liegt nun bei starken 4,2.

Übersicht der Bewertungen der DAX-Konzerne der letzten Jahre (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur vollständigen Übersicht), © Hostinger
Übersicht der Bewertungen der DAX-Konzerne der vergangenen Jahre (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur vollständigen Übersicht), © Hostinger

Dennoch verzeichnen nicht alle Unternehmen im DAX so starke Schwankungen. Insbesondere Mercedes-Benz, Allianz, Siemens Healthineers und Porsche liegen seit Jahren konstant im Bereich um 4,1 bis 4,3 Punkte. Besonders Healthineers hat sich nach einem beachtlichen Tief von 1,9 im Jahr 2010 langfristig stabilisiert – ein Paradebeispiel für kulturelle Resilienz. Auch BMW bleibt im oberen Drittel, pendelt um die 4,0, während Unternehmen wie Infineon und RWE leichten Rückschlägen trotzen konnten und sich solide auf einem Wert von 3,9 eingependelt haben.

Generell stehen Automobilhersteller:innen insgesamt gut da: BMW, Mercedes, Porsche – sie alle verbuchen Bewertungen jenseits der 4,0. In der Pharma- und Chemieindustrie ist das Bild dagegen gemischt: Während Covestro leicht auf 3,9 fällt, stagniert Bayer bei 3,8, und Brenntag bleibt mit 3,0 am unteren Rand.


Jobsuche:

Mit diesem Profil punktest du bei DAX-Konzernen

Jobsuche: Mit diesem Profil punktest du bei DAX-Konzernen.
© Floriane Vita – Unsplash (Änderungen wurden vorgenommen via Canva)


DAX-Konzerne: Zwischen Anpassung und Abkopplung

Vor allem die Entwicklung der Finanzbranche kann sich sehen lassen. Während Versicherer wie Allianz und Münchener Rück konstant hohe Bewertungen halten (um die 4,0), gelingt der Commerzbank eine überraschende Wandlung: Von 3,9 im Jahr 2020 steigt sie auf aktuell 4,2 – der beste Wert im gesamten DAX.

Was die Studie vor allem verdeutlicht: Krisen hinterlassen Spuren – doch sie bieten auch Chancen. Unternehmen, die frühzeitig auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren, neue Arbeitsmodelle zulassen und Führung auf Augenhöhe leben, können verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Andere hingegen verlieren den Anschluss. Eiviltas Praščiakas, Leiter der Kommunikationsabteilung bei Hostinger, erklärt:

Es geht längst nicht mehr nur darum, auf äußere Umstände zu reagieren. Wer Führung neu denkt, klare Werte lebt und Mitarbeitende ernsthaft einbindet, positioniert sich als Arbeitgeber mit Zukunft. In Zeiten, in denen Sinn, Haltung und Flexibilität entscheidend für berufliche Entscheidungen sind, suchen Talente bewusst nach einem Arbeitsumfeld, das mehr bietet als Stabilität – nämlich Orientierung.

Die Entwicklung des Arbeitsklimas in den DAX 40-Unternehmen zeigt, dass sich der Durchschnitt zwar verbessert, sich das Feld aber zunehmend in Gewinner:innen und Verlierer:innen spaltet. Wer heute Talente anziehen will, muss mehr bieten als einen bekannten Namen – Authentizität, Teilhabe und gelebte Werte sind längst zu den wichtigsten Währungen im Wettbewerb um die besten Köpfe geworden.


Mensch bleibt unersetzlich: Diese Jobs trotzen der KI –

und diese Skills machen dich auch in Zukunft unersetzbar

Mensch bleibt unersetzlich: Diese Jobs trotzen der KI – und diese Skills machen dich auch in Zukunft unersetzbar
© Anna Shvets – Pexels

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.