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d3con 2024: Von Data-Erdbeben, AI und Effizienz

d3con 2024: Von Data-Erdbeben, AI und Effizienz

OnlineMarketing.de Redaktion | 14.03.24

Programmatic Advertising ist längst zum Standard avanciert. In Hamburg traf sich im Rahmen der d3con die Programmatic-Szene, um Trends, Potentiale und große Probleme zu diskutieren. Dabei ging es um Ad Fraud, cookieless Advertising, DOoH, Nachhaltigkeit und insbesondere Gen AI im Marketing. Dabei kam ein Buzzword zum Tragen: Effizienz.

Im Jahr 2023 war der Tenor auf der d3con – der großen Programmatic-Fachmesse, die als Gradmesser für die Branche fungiert –, dass die programmatische Werbung sich inzwischen vom Nischenthema zum Standard entwickelt hat. Diese Einordnung teilten die Expert:innen auch auf der zweitätigen Veranstaltung in diesem Jahr. Am 12. und 13. März traf sich die Welt der Programmatic-Advertising-Verbundenen im CinemaxX am Hamburger Dammtor – und lieferte in einem Potpourri der zentralen Themen eine Übersicht zum Status quo der Branchenentwicklung. Ulrich „Uli“ Hegge, CEO der European netID Foundation, sieht quasi eine plattentektonische Verschiebung von Third- zu First Party-Daten in der Branche und sagt im Zuge des nahenden Support-Endes von Third Party Cookies bei Google Chrome:

Tektonische Verschiebungen lösen Erdbeben aus.

Nach der Begrüßung durch den in diesem Jahr erstmals als Hauptveranstalter agierenden d3con COO Gerrit-Scott Reger ging es in Panels bei Diskussionen heiß her, lieferten diverse Branchen-Insider vielschichtige Eindrücke aus und Prognosen für die Branche und vertieften die zahlreichen Teilnehmer:innen im angeregten Austausch ihre Kenntnisse und Erfahrungen.

Die Programmatic-Advertising-Welt trifft sich in Hamburg, © d3con, Personen in Kinovorhalle, d3con-Poster dahinter
Die Programmatic-Advertising-Welt trifft sich in Hamburg, © d3con

Mehr Content, mehr Ads, mehr Programmatic

Im Jahr 2024 darf der Digitalmarkt mit mehr Inhalten denn je, ganz neuen und optimierten Werbeinventaren und großen Herausforderungen einerseits, Effizienz-Boostern andererseits rechnen. Generative KI, Targeting und Measurement-Verschiebungen und die Beschäftigung mit neuen, auch nachhaltigen Werbeausspielungen standen zur Debatte.

Dass sich der Display-Werbemarkt in Deutschland vor allem dank Programmatic Advertising 2024 positiv entwickelt, legt die Prognose des Online-Vermarkterkreises (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. dar. Demnach soll das Wachstum im deutschen Online-Display-Werbemarkt im aktuellen Jahr rund acht Prozent betragen. 2023 konnte der Markt Umsätze in Höhe von 5,5 Milliarden Euro über Online-Display-Werbung verbuchen – mehr als noch im September erwartet. 2024 sollen es 5,94 Milliarden Euro werden (7,9 Prozent mehr). Nach Angaben des OVK ist insbesondere Programmatic Advertising mit 4,4 Milliarden Euro erwartetem Umsatz zentraler Treiber des Wachstums.

Die Eindrücke und Diskussionen der d3con waren aber nicht ganz minimalistisch auf Programmatic Advertising ausgelegt. So wurden ebenso die vielfältigen Werbeeinsatzfelder und Optimierungen für den Marketing-Markt besprochen. Mixed Reality – wie sie Apple mit der Vision Pro in den digital Alltag bringen möchte – könnte beispielsweise als große Lösung für die Bereitstellung neuer Inventare dienen, so Dr. Jochen Schlosser, CTO von Adform.

Eigentlich kannst du damit jegliche Fläche bespielen […]. Das wäre ein Traum für Marketer.

Doch Schlosser sieht noch keine Massentauglichkeit in den kommenden Jahren. Daher sind die aktuellen Lösungsansätze zunächst auf bekannte Plattformen und Inventaroptionen gemünzt. Dabei kommen allerdings immer neue Möglichkeiten hinzu, ob auf TikTok, LinkedIn, Google etc.



Diese werden zusehends mit KI-Features versehen, um das Sparen von Zeit, Ressourcen und Geld zu ermöglichen. Die AI entwickelte sich zu einem der Hauptthemen des Events, wenngleich am Ende einige Erkenntnisse herausstachen, die nicht alle mit der Integration von Gen AI zu tun haben:

  • Mehr Effizienz wünschen sich alle und hoffen dabei auf Gen AI als Wegbereiter:in.
  • Die Branche muss immer noch gangbare Lösungen für die Addressability in privatsphäresensiblen Zeiten finden (Stichwort: Googles Third-Party-Cookie-Support-Ende).
  • Viele Branchenteilnehmer:innen sind vor allem auf eigene Prozesse und Lösungen fixiert; der Gedanke der großen Branchenoffenheit steht seit Jahren im Raum, wird aber nur peripher gefördert.
  • Daten sind und bleiben Gold wert – insbesondere in Zeiten großer KI-Modelle.

Welche Kernthemen die Branche und das digitale Advertising in diesem Jahr vornehmlich umtreiben, haben diverse Expert:innen auf vier Bühnen in facettenreichen Vorträgen, Panels und Masterclasses offenbart. Neben Dauerbrennern wie Privatsphäre, Measurement-Optimierung und Cookieless Future kristallisierten sich die Aspekte AI und – damit oft im Zusammenhang erwähnt – Effizienz als Hauptwörter des Events heraus. Das war schon beim Global Marketing Experts Panel am Advertisers Day bemerkbar und zeichnete sich am Conference Day besonders deutlich ab.

Was treibt die Programmatic-Branche um? Die großen Panels geben Einblicke

Die Keynote für den Conference Day am 13. März besorgte 2024 Dr. Augustine Fou, der renommierte Tech-Experte und Gründer von FouAnalytics. Er zeigte die Tragweite von Ad Fraud in der Branche auf und wies ebenso auf das „Licht am Ende des Tunnels“ hin.

Dr. Augustine Fou bei der Keynote im CinemaxX, © d3con
Dr. Augustine Fou bei der Keynote im CinemaxX, © d3con

Nicht viel später fand das Programmatic-Panel auf der Main Stage schon zum 13. Mal im Rahmen der d3con statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Schössler kamen Annemarie Besenthal von Pandora, Marian Hanke von Vodafone, Bent Böer von PepsiCo, Alexander Weißenfels von Adform, Michael Fuhrmann von DoubleVerify und Jannik Poestges von Spotify überein, dass Programmatic Advertising durch die (generative) Künstliche Intelligenz die Branche in besonderem Maße vorantreibt, während Googles Support-Ende für Third Party Cookies in Chrome eine neue Dringlichkeit für die Umstellung einzelner Werbemaßnahmen mit sich bringt.

Programmatic wird sich im Kern nicht verändern,

meinte Michael Fuhrmann. Doch die KI werde als Potentialquelle für viele Optimierungen sorgen. Die Panel-Teilnehmer:innen merkten jedoch an, dass es noch nicht allzu viele praktische Anwendungsfälle für neuartige Gen AI-Anpassungen gibt. Derweil liefern Apple, Google und Meta mit neuen Werbelösungen, die von generativer KI gestützt sind, umfassende Optionen für Advertiser; Meta führte jüngst neue Optionen für Advantage+-Kampagnen ein. Einige aktuelle Entwicklungen bieten den Advertisern bereits Hilfestellung bei Problemen, die auch in der Programmatic-Branche prominenter werden. Das Measurement wird zusehends komplexer – Google reagiert darauf nicht nur mit Lösungen aus der Privacy Sandbox, sondern bietet inzwischen mit Meridian auch ein Open Source Marketing Mix Model (MMM) für privatsphärezentrierte Messlösungen. Die Relevanz dieses Themas wurde im Rahmen diverser Vorträge am Conference Day immer wieder aufgerufen. Schließlich ist die Privacy-First-Ära längst angebrochen, wie Jan Heumüller von Ogury und Matthias Cada von der Omnicom Media Group Germany darlegten. Und einen Paradigmenwechsel braucht es spätestens jetzt, erklärte Stephan Jäckel, Geschäftsführer emetriq, gegenüber OnlineMarketing.de:

Herausforderungen wie der Wegfall der Third-Party-Cookies, vermehrter Druck der EU-Regulatoren und bestehende Silos bringen Werbetreibende in eine schwierige Situation. Der dynamische Werbemarkt braucht einen Paradigmenwechsel – zum einen im Sinne des Nutzers, indem der Datenschutz gestärkt wird, und zum anderen im Sinne des Advertisers, indem dessen Souveränität gewahrt wird. Die Zukunft der digitalen Werbung liegt daher in der intelligenten Nutzung von Daten und Technologie, die diesen Anforderungen gerecht wird. Ziel muss es sein, den Werbetreibenden wieder in den Fahrersitz zu bekommen und gleichzeitig den Nutzer und seine Bedürfnisse nicht aus dem Blick zu verlieren.

Als Erwartung für die Branche gaben Katharina Franssen von TikTok und Tim Wiegels, Data Leader und Strategist, im Future of Digital Marketing 2024 Panel die Buzzwords Outcome, Measurement und besonders kontextuelle Werbung in den Raum. Für Social Media Ads sind Daten allein kaum noch ein Wettbewerbsvorteil, meinte Jason Modemann, Co-Founder von MAWAVE. Das sieht jedoch in anderen Advertising-Bereichen – insbesondere im Kern der programmatischen Ad-Optimierung, anders aus.

Unterdessen konnten sich die Teilnehmer:innen bei unterschiedlichen Masterclasses auf den unterschiedlichen Bühnen – in den Kinosälen – weiterbilden und Innovationsansätze für die Optimierung programmatischer Kampagnen sammeln.

Das konzentrierte Publikum bei einer Masterclass im d3con-Programm, © d3con, Personen im Kinosaal schauen in eine Richtung
Das konzentrierte Publikum bei einer Masterclass im d3con-Programm, © d3con

Nachhaltigkeit, DOoH, Technologiefortschritt und Privatsphäre im Fokus der d3con

Neben Gen AI und der großen Frage, wie die Branche denn nun auf eine Welt ohne Third Party Cookies als Lösung reagieren wird, stand bei der d3con 2024 vor allem die Nachhaltigkeit im Fokus. Dabei sieht Marian Hanke von Vodafone Technologieanbieter:innen in der Verantwortung. Bei der Prioritätseinordnung sind sich die Expert:innen uneins. Für manche ist die Sustainability ein vorherrschendes Thema, für andere (zum Beispiel auch eher in den USA operierende) steht es noch hinter anderen Herausforderungen zurück.

Welchen Einfluss zumindest die theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik hat, zeigt die umfassende Behandlung bei der d3con 2024. So gab es die Diskussionsrunde unter dem Titel „Sustainability Beyond the Screen: Integrating Eco-Friendly Practices into the Advertising Mix“, Rosa Markarian von Scope3 und Anna Wendlinger von Adform skizzierten den Status quo zum Thema in Deutschland, Chancen für Publisher im Green-Media-Kontext präsentierte Brian Murphy von Duration Media und Francois Roloff vom neuen Unternehmen PYURE erklärte, wie Klimaschutz im Programmatic Advertising gelingen kann.

Zu den weiteren Themen, die Aufmerksamkeit erregten, zählen der Datenschutz, was niemanden im Marketing überraschen dürfte, sowie neue Technologien, die Werbeinnovationen fördern. In diesem Kontext wird die Disziplin Digital Out of Home immer relevanter. Magdalena Pusch von FRAMEN erklärte auf dem DOoH Panel:

[…] Es gibt auch noch Zeit Out of Phone. Und genau die Zeit müssen wir nutzen.

Am Ende bleiben aber die Cookies und der Datenschutz für viele Marktteilnehmer:innen die praxisnahen und wichtigsten Themen für die zeitnahen Weiterentwicklungen. Zum Ende der Veranstaltung, die mit den großen Marken aus den verschiedenen Bereichen Advertiser, Agenturen, Publisher und Tech-Anbieter:innen gespickt war, von Adform bis Samsung, von Google bis IndexExchange, WallDecaux bis RTL, lieferten Ina Börner (NO DIRTY TALK) und Ralf Scharnhorst (Ralf Scharnhorst Scharnhorst Media, m42m) eine Einordnung der Kernthemen, während Daniel Neuhaus (The Trade Desk) und Erik Siekman (Digital Forward) im Live Podcast den State of Play zum Advertising im offeneren Internet diskutierten.

Die d3con Speaker Awards 2024, verliehen von Moderatorin Inken März, wurden Kathrin Franssen und Dr. Tim Wiegels verliehen. Der Innovation Award wiederum ging dieses Jahr an den Text-to-Speech Provider BotTalk, für den Sophia Boysen den Preis entgegennahm.

Das Networking beim d3con Event: Herzstück für die Branchenentwicklung?

Während das d3con-Programm zwei Tage voller Insights auf den Bühnen bot, waren diverse Side Events, Prä-Event-Dinner und Zusammenkünfte zum Essen und Trinken – ob in der Kinohalle oder in nahegelegenen Restaurants – für viele ein weiteres Highlight. Denn das Networking ist und bleibt für diese Art der Branchentreffen einer der wichtigsten Faktoren, um Wissen auszutauschen und tatsächlich das Wachstum im eigenen Business und darüber hinaus zu fördern. Manche gute Idee, manche Kooperation ist auf diesem Wege auch 2024 sicher wieder entstanden und weitergetragen worden.

Unter anderem lud Google zum Dinner ein, © d3con, Personen am Esstisch, schauen in eine Richtung
Unter anderem lud Google zum Dinner ein, © d3con

Wir selbst konnten wieder einige Eindrücke von der d3con mitnehmen und sind uns sicher, dass der gesamten Programmatic-Branche und vielen Menschen im digitalen Marketing dank dieser Fachveranstaltung relevante neue Impulse zukommen. Wenn du mehr über die d3con erfahren möchtest, kannst du dich auf der Website des Unternehmens ausführlich informieren.


Privacy Sandbox Update:

Roadmap für Marketing im Privatsphärezeitalter

© hk - Unsplash, Google via Canva, Google Gebäude und Privacy Sandbox Logo
© hk – Unsplash, Google via Canva

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