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Unternehmensrichtlinien
Von X zu XXX: Porno-Content offiziell erlaubt

Von X zu XXX: Porno-Content offiziell erlaubt

Niklas Lewanczik | 04.06.24

NSFW Content darf offiziell auf X geteilt werden – mit Ausnahmen. Damit könnte man OnlyFans Konkurrenz machen und mehr Umsatz generieren, aber auch auf Probleme stoßen.

Die Plattform X macht ihrem Namen alle Ehre und erlaubt jetzt offiziell NSFW (Not Safe For Work) Content, der schon zuvor nicht strikt abgelehnt wurde. Schon seit einiger Zeit wurden pornographische Inhalte auf Twitter und dann X nicht explizit verbannt. Doch jetzt sind sie ganz offiziell erlaubt, wie das Safety Team als Reaktion auf erste Berichte – etwa von TechCrunch – zu einer Richtlinienänderung angab.

Mit diesem Update könnte X auf einen Umsatz-Boost abzielen. Doch für User gibt es weiterhin Restriktionen – und für X womöglich ein paar Probleme.

Nicht jugendfreie Inhalte nur in gegenseitigem Einvernehmen zu teilen

Die aktualisierte Richtlinie von X erklärt, dass nicht jugendfreie Inhalte im Kontext von Nacktheit oder sexuellem Verhalten geteilt werden dürfen, sofern das in gegenseitigem Einvernehmen geschieht. Die Inhalte müssen zudem mit einer Inhaltswarnung gekennzeichnet sein und dürfen nicht gesondert hervorgehoben werden. User unter 18 Jahren und jene, die kein Geburtsdatum angeben, können so gekennzeichnete Inhalte nicht anklicken oder anzeigen. Auch X könnte einzelne Posts mit einer Inhaltswarnung versehen. Nicht erlaubt sind Inhalte „die Missbrauch, Nicht-Zustimmung, Objektifizierung, Sexualisierung oder Verletzung Minderjähriger sowie obszöne Verhaltensweisen“ aufzeigen. Auch dürfen jugendfreie Inhalte, dazu gehören zum Beispiel vollständige Nacktheit, entblößte Genitalien, sexuelle Handlungen (all das auch KI-generiert oder in Anime-Form), nicht in Profilbildern und Bannern auftauchen.

Wie genau und umfassend X die Einhaltung dieser Richtlinien kontrollieren wird, ist noch offen. Immerhin ist die Plattform inzwischen für eine notorisch mangelhafte Content-Moderation bekannt. User können indes nicht gekennzeichnete Inhalte oder Verstöße gegen die Richtlinien über einen dedizierten In-App-Vorgang melden. Die Entwicklung hin zur offiziellen Billigung von nicht jugendfreien Inhalten (im englischen Sprachraum oft auch als NSFW benannt) soll das Bestreben von X, völlige Ausdrucksfreiheit zu gewähren, stärken. So schreibt das Unternehmen:

[…] Nach unserer Auffassung dürfen erwachsene Personen Inhalte, die ihre persönlichen Ansichten, Wünsche und Erfahrungen widerspiegeln, zu denen auch solche in Bezug auf Sexualität gehören, eigenständig konsumieren und erstellen. Diese Freiheit gleichen wir aus, indem wir die Anzeige von nicht jugendfreien Inhalten für Kinder sowie für erwachsene Nutzer*innen einschränken, die diese nicht sehen möchten […].

Jedoch steht zu befürchten, dass sich neben den Potentialen, die dieses Update für Creator und die Plattform mit sich bringt, auch Probleme einreihen.

Was die Plattform vom Update hat und was der Plattform schaden könnte

Die Vorteile, die sich X von der expliziten Erlaubnis für derlei explizite Inhalte erlaubt, liegen auf der Hand. Zum einen hofft die Plattform, ihr Image als Raum ohne große Restriktionen zu fördern. Zum anderen sollen mehr Creator gelockt werden, die pornographische oder zumindest nicht jugendfreie Inhalte teilen möchten – wie etwa auf der populären Plattform OnlyFans. Diese sorgt für Milliarden US-Dollar an User-Ausgaben und könnte damit auch ein Vorbild für das finanziell gebeutelte X sein. Denn die Plattform könnte nicht nur die Creator locken, sondern ihnen über die diversen Abonnementoptionen auf der Plattform auch die Chance eröffnen, dass sie ihren Fans Content hinter einer Bezahlschranke anbieten. Davon würde X dann ebenfalls finanziell profitieren; und das wäre ein Weg, um den Mangel an umfassenden Einkünften zu bekämpfen.

X hat seit Monaten mit zu geringen Werbeeinkünften und einem Wertverlust der Plattform zu kämpfen – auch, weil die Konkurrenzplattform Threads von Meta mit stetig neuen Features zahlreiche User für sich gewinnt. War Twitter einst eines der beliebtesten sozialen Medien, um am Puls der Zeit zu bleiben und auch zu werben, büßt die Nachfolgeversion zusehends Popularität und Relevanz ein. Dafür sind auch Elon Musks verbal-aggressives Verhaltenkaum beziehungsweise fragwürdige Content-Moderation und ein teilweise hostiles Plattformumfeld verantwortlich, in dem auch einst gesperrte Accounts von Donald Trump oder Andrew Tate wieder aktiv sind. Nicht nur Werbetreibende bleiben vermehrt der Plattform fern, auch namhafte Creator und Brands kehren dieser den Rücken. Um dieser Entwicklung, die auch finanziell ins Gewicht fällt, entgegenzuwirken, denkt X über diverse Wege nach, um Geld zu machen. Sogar das Posting hinter eine Bezahlschranke zu verschieben, war kürzlich im Gespräch.

Der Fokus auf nicht jugendfreie Inhalte, gepaart mit einem Wandel hin zu einer Video-first-Plattform – die X sein möchte –, mag die Ausrichtung des einst als Kurznachrichtendienst bekannten Mediums drastisch verschieben, könnte aber zu Mehreinnahmen führen.


X kommt mit eigener Video-App auf Smart TVs

Screenshot der neuen X TV-App auf einem Smart TV in einem Wohnzimmer. X TV-App, © X, Navamin Studio via Canva
X TV-App, © X, Navamin Studio via Canva


Gleichzeitig muss X im Zuge dieses Updates womöglich einen Image-Verlust fürchten, auch bei Werbetreibenden. Denn manche werden sich womöglich bei dem Gedanken nicht wohlfühlen, dass die Social-Media-Plattform vielfach NSFW Content bietet, dessen erfolgreiche Regulierung erst noch erprobt werden muss. Auch könnte X Probleme mit App Stores bekommen. Tumblr wurde im Jahr 2018 vorübergehend aus Apples App Store entfernt, weil auf der Plattform kinderpornographische Inhalte aufgetaucht und nicht schnell genug erkannt worden waren. Mit ähnlichen potentiellen Problemen muss sich das Unternehmen zumindest auseinandersetzen. Während sich viele Creator über die Möglichkeit freuen dürften, Inhalte offiziell auf X teilen zu können, die sie auf anderen großen Plattformen des Social-Media-Kosmos nicht teilen dürfen, sehen manche womöglich eine passende Parallele zum Rebranding. Drei X-Buchstaben markieren oft pornographische oder sexuelle Inhalte (das X steht grundsätzlich für Küsse); erst kürzlich vollzog die Plattform die Migration von Twitter.com zu X.com, um das Rebranding auch im URL-Kontext fortzuführen.


X vollzieht Migration:

Von Twitter.com zu X.com

© FLY:D - Unsplash, X-Logo auf Smartphone Mockup, papierner Hintergrund
© FLY:D – Unsplash

Kommentare aus der Community

Claudius am 05.06.2024 um 06:25 Uhr

Damit dürfte der Xodus von Ämtern und offiziellen Stellen wohl einen weiteren Schub erhalten, und auch andere Quality Creators (und Werbetreibende) sich anderen Plattformen zuwenden.
Finanziell könnte der move dank neuer Klientel vielleicht sogar aufgehen. nur hat das dann immer weniger mit dem alten Twitter zu tun. und mit dem erklärten Ziel einer „App für alles“ – das wird dann eher eine App für Bestimmtes 🤔

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