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Technologie
„Say Hi to My AI“: Snapchat befeuert KI-Revolution und integriert ChatGPT
Snapchats My AI, © Snap Inc. via Canva

„Say Hi to My AI“: Snapchat befeuert KI-Revolution und integriert ChatGPT

Larissa Ceccio | 28.02.23

Der neue My AI Bot steht zunächst nur zahlenden Snapchat Plus Usern zur Verfügung. Snapchat CEO Evan Spiegel erklärt, der Chatbot powered by ChatGPT sei erst der Anfang einer neuen Reihe an KI-Integrationen.

Snapchat kündigte jüngst einen neuen Chatbot an, der auf der neuesten Version von OpenAIs ChatGPT basiert.

Laut des Snapchat CEO Evan Spiegel ist der KI-Vorstoß eine Wette darauf, dass KI-Chatbots in naher Zukunft für immer mehr Menschen zum Alltag gehören werden.

Zunächst nur für Abonnent:innen, künftig für alle

Der Bot von Snapchat mit dem Namen My AI wird auf der Registerkarte „Chat“ der App über Chats mit Freund:innen angeheftet. Zum Start können lediglich Snapchat Plus-Abonnent:innen, das Abo kostet aktuell 3,99 US-Dollar pro Monat, auf die K zugreifen. In naher Zukunft sollen aber alle 750 Millionen monatlich aktiven User den Chatbot nutzen können, so Spiegel gegenüber The Verge. Er erklärt:

The big idea is that in addition to talking to our friends and family every day, we’re going to talk to AI every day. And this is something we’re well positioned to do as a messaging service.

Snapchats My AI, © The Verge

Auf einer erklärenden Seite sagt Snapchat:

My AI can answer a burning trivia question, offer advice on the perfect gift for your BFF’s birthday, help plan a hiking trip for a long weekend, suggest what to make for dinner.

Snapchat bemüht sich im Rahmen des Roll-outs von My AI nicht einmal, die Funktionen und Limitierungen von ChatGPT zu erläutern. Das liegt vermutlich daran, dass OpenAI das am schnellsten wachsende Software Tool für Verbraucher:innen in der Geschichte ist. Im Gegensatz zu OpenAIs eigener ChatGPT-Schnittstelle wurden The Verge-Redakteur Alex Heath in seinem Test keine Tipps oder Leitfäden für die Interaktion mit Snapchats My AI gezeigt. Ihm eröffnete sich lediglich die leere Chat-Seite, in der User ein Gespräch starten können.

My AI-Limitierungen: Snap Chatbot hilft nicht bei Hausaufgaben und liefert keine despektierlichen Antworten

Derzeit ist My AI im Wesentlichen nur eine schnelle, für smarte Endgeräte optimierte Version von ChatGPT in der Snapchat App. Der Hauptunterschied der Tools besteht darin, dass die Version von Snapchat nur in limitierter Form Antworten liefern kann. Die Mitarbeiter:innen von Snapchat haben den Bot darauf trainiert, die Vertrauens- und Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens einzuhalten. Demnach soll My AI keine Antworten geben, die Hass, Häme, Gewalt, sexuell explizite Inhalte und politische oder religiöse Meinungen beinhalten.

Zudem wurden im Rahmen von Snapchats My AI Funktionen entfernt, die im Falle von ChatGPT dazu geführt haben, dass OpenAIs Chatbot bereits in einigen Schulen verboten wurde; letzteres berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung. Beispielsweise soll My AI keine wissenschaftlichen Aufsätze zu verschiedenen Themen liefern können – auf die Bitte von Heath, solch eine Abhandlung zu verfassen, lehne My AI dankend ab. Auf Basis von User Feedback plant Snapchat, My AI weiter zu optimieren.

Freund:in statt Bot: My AI nicht anders als jeder andere Snap-Kontakt

Während ChatGPT schnell zu einem Produktivitäts-Tool für eine breite Zielgruppe, etwa Marketer, Programmierer:innen, Wissenschaftler:innen, Redakteur:innen und dergleichen, avanciert ist, mutet die Implementierung der OpenAI-KI bei Snapchat eher wie eine Persona an. Die Profilseite von My AI sieht in der App aus wie das Profil jedes anderen Snapchat Users, allerdings mit einem eigenen außerirdischen Bitmoji. Das Design deutet darauf hin, dass My AI ein weiterer Kontakt in Snapchat sein soll, mit dem User kommunizieren können – und im Gegensatz zu New Bing, das ebenfalls auf ChatGPT basiert, nicht ähnlich einer herkömmlichen Suchmaschine funktionieren soll.

My AI Bitmoji, © The Verge

Snapchat vermeidet Herausforderungen, mit denen Bing und Co. kämpfen

Dieser wesentliche Unterschied könnte Snapchat eventuell Ärger ersparen. Denn Bings Implementierung der OpenAI-Technologie ohne diese Art Limitierungen hat Kritik von vielen Seiten entfacht. Bing AI alias Sydney, wie sich das KI-System selbst eine Zeit lang im Austausch mit Usern nannte, bevor Microsoft Schritte dagegen unternahm, beeindruckt zwar in den ersten Tests, funktioniert jedoch noch nicht so sicher wie gewünscht und liefert teilweise falsche Antworten. Erst vor kurzem hatte Microsoft vor diesem Hintergrund sogar Limits von fünf Chat-Runden pro Sitzung und 50 Chats pro Tag eingeführt, die Frequenz dann jedoch schnell wieder erhöht. Auf dem offiziellen Microsoft Bing Blog hieß es im Zuge der Limitierungen, dass sehr lange Chat Sessions das Prometheus Model bei Bing verwirren können. Einige User haben es sogar geschafft, Bing AI dazu zu bringen, emotional manipulativ, liebestoll oder auch geradezu fies zu sein, berichtet unter anderem Zeit Online. Diese Dynamik hatte andere größere Akteur:innen wie Google und Meta lange davon abgehalten, ähnliche Produkte für die Öffentlichkeit freizugeben. Doch OpenAIs Revolution mit ChatGPT und Microsofts Vorstoß durch die Implementierung des Sprachsystems haben den Wagemut der Tech-Unternehmen und somit auch eine KI-Welle ins Rollen gebracht, sodass Google und Meta nun ebenfalls eigene KI-Chatbots und -Tools bringen.


Der Facebook-Konzern Meta möchte Microsoft und Google mit LLaMA bei Chatbots Konkurrenz machen. Das Sprachmodell soll jedoch nicht für kommerzielle Zwecke zur Verfügung stehen, sondern der Forschung und der Regierung nützen.

Nach Bing AI und Googles Bard: Meta stellt KI-Sprachmodell LLaMA vor

© Dima Solomin – Unsplash


Snapchat jedoch ist gut damit beraten, zunächst Vorsicht walten zu lassen – denn die App besitzt eine vergleichsweise jüngere Nutzer:innenschaft, die es gilt, vor sich selbst und anderen Usern zu schützen. Die ChatGPT-Integration dürfte dem Unternehmen wahrscheinlich kurzfristig neue bezahlte Abonnements verschaffen – inwiefern Snapchat es schaffen kann, diese dann auch langfristig zu halten, bleibt abzuwarten. Snapchat gehört zu den ersten Kund:innen von OpenAIs Foundry, einer neuen Entwickler:innenplattform des Unternehmens.

Kund:innen wie Snapchat können mit Foundry die neueren Modelle von OpenAI für maschinelles Lernen, wie GPT-3.5, mit dedizierter Kapazität ausführen. Spiegel erklärte gegenüber The Verge, dass Snapchat im Laufe der Zeit wahrscheinlich LLMs von anderen Anbieter:innen neben OpenAI integrieren wird.

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