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Technologie
New Bing: Erste Tests beeindrucken, weisen jedoch auch auf Mängel hin
New Bing, © Brodie Clark via Canva

New Bing: Erste Tests beeindrucken, weisen jedoch auch auf Mängel hin

Larissa Ceccio | 14.02.23

Brodie Clark ist einer der Auserwählten, die New Bing bereits testen dürfen. Sein Kommentar auf Twitter lautet: „New Bing is blowing my mind". Weitere User-Tests zeigen jedoch auch teils gravierende Fehler von Bing AI auf.

Nachdem bereits vor einigen Wochen erste Berichte über eine ChatGPT-Integration in der Suchmaschine Bing auftauchten, kündigte Microsoft ein Event mit OpenAI an, von dem die Branche die Vorstellung der neuen Suchmaschinenversion erwartete – zumal fast zeitgleich auch Google neue KI-Search-Produkte präsentiert hat.


Google stellte im Rahmen eines KI-Events in Paris die neuesten Features vor, die das Erkunden von Informationen in der Multisearch und in Google Maps sowie das Übersetzen im Google Translator revolutionieren.

New Era of Search: Google stellt neue AI-Optionen vor

© Google via Canva


Und kürzlich war es so weit: Microsoft präsentierte am 7. Februar der Welt offiziell eine neue Art des Suchens. Der Konzern möchte diverse eigene Dienste mit KI-Tools von OpenAI optimieren, aber bei der Suche beginnen. 

Ausgewählte User dürfen New Bing bereits austesten

Die ersten Auswirkungen können User nunmehr bei Bing und im Edge Browser miterleben. Laut Windows Latest wird Microsofts neues Bing zudem für erste Tester:innen eingeführt. Microsoft hat sich offenbar per E-Mail an diejenigen gewandt, die ausgewählt wurden, um Zugriff auf Bing zu erhalten. In der Microsoft E-Mail heißt es:

We’re excited to give you access to an early preview of the New Bing – your AI-powered copilot for the web.

Brodie Clark ist einer der glücklichen Menschen, die das neue Bing bereits testen dürfen. Vor seinem Test veröffentlichte er eine Überprüfung von New Bing aus SEO-Perspektive – zusammen mit einigen allgemeinen Gedanken zu der Nützlichkeit der KI-gestützten Suche. In seinem Beitrag zieht er zudem einen Vergleich von New Bing mit ChatGPT, dem alten Bing, der derzeitigen Google-Suche und Googles Bard.

Clark ist beeindruckt von New Bing

Das neue Bing – der Name für die Neuerfindung ist tatsächlich New Bing – kann Inspiration liefern, etwa beim Schreiben von E-Mails, Erstellen von Einkaufslisten oder sogar bei der Vorbereitung auf Job-Interviews. Das sogenannte Prometheus Model hat Microsoft bereits mit dem Core-Algorithmus für die Bing-Suche synchronisiert. Dadurch soll die Relevanz der Ergebnisse deutlich gesteigert werden. Der SEO-Experte Brodie Clark berichtet auf Twitter und auf seinem Blog über seine ersten Erfahrungen mit der neuen Bing-Suche die auf OpenAIs ChatGPT basiert – und er scheint schwer beeindruckt zu sein.

Neues Bing vs. ChatGPT

Clark schreibt:

I think New Bing is a big upgrade from the existing ChatGPT functionality and interface. I can see myself using New Bing far more often than I have been with ChatGPT.

Die Funktionen von Bing scheinen demnach durchaus zu überzeugen: Der Zugriff auf das Internet und aktuelle Daten sind laut ihm eine wichtige Neuerung. Bei der neuen Bing-Suche werden sogar Quellen und Fußnoten in den Suchergebnissen gezeigt – anders als bei ChatGPT, was viele kritisieren. Ein weiterer negativer Aspekt von dem aktuellen ChatGPT ist, dass es auch Antworten generieren würde, die nicht aktuell sind. Auch hier ist Bing bereits einen Schritt weiter.

Die neue Bing-Suche bietet häufig auch KI-gestützte Antworten neben Ergebnissen aus dem Knowledge Panel und Featured Snippets (wie sie bei Google bezeichnet werden). New Bing fügt die Chat-Eingabeaufforderungen zu anderen Suchfunktionen neben dem Chat-Feld hinzu. Wenn User auf eine der Eingabeaufforderungen klicken, beispielsweise „Wie lange ist er schon dort?“, gelangt der User zu einem intensiveren Chat-Erlebnis, das nach oben zu einem separaten Abschnitt der Seite scrollt.

Auswählen der Chat-Eingabeaufforderung, die an eine SERP-Funktion auf New Bing angehängt ist, © Brodie Clark

Das Vorhandensein der vorgeschlagenen Eingabeaufforderungen, die sich auf die Suchanfrage beziehen, ist eine weitere Verbesserung der Funktionsweise der kostenlosen Version von ChatGPT.

Noch vor seinem Test und seines Berichts widmete sich Clark einem Vergleich von New Bing mit ChatGPT, dem alten Bing, der derzeitigen Google-Suche und Googles Bard. Auch diesen möchten wir dir in diesem Artikel nicht vorenthalten.

Neues Bing vs. altes Bing

Beim Vergleich von New Bing mit der alten Version ist der einzige Unterschied die Chat-Integration. Die wichtigsten Suchergebnisse scheinen praktisch gleich zu sein, was ein sehr wichtiger Teil der Suche ist, sagt Clark. Während auf New Bing immer noch Featured Snippets vorhanden sind, sorgt das Suchfeld mit Eingabeaufforderungen für ein ansprechenderes Erlebnis.

Clark findet, das alte Bing (die Standardergebnisse) seien vollgepackt mit Funktionen, „die es sich wie ein Chaos anfühlen“ lassen. Die Anzeigenkennzeichnung ist für ihn eine weitere Herausforderung. Zu den drei Hauptproblemen bei den Standardsuchergebnissen von Bing gehören laut ihm:

  • Anzahl der Anzeigen: Bing übertreibt laut Clark häufig mit der Anzahl der Anzeigen, die sie in ihren Suchergebnissen zeigen.

 I regularly come across search results with 5 separate ads (often including extensions that make them larger), with the maximum being 4 on Google,

erklärt er.

  • Anzeigendifferenzierung: Laut Clark ist es schwierig, den Unterschied zwischen einer Anzeige und einem organischen Ergebnis auf Bing zu erkennen. Der Unterschied zwischen den Bezeichnungen „Anzeige“ und „Web“ ist laut ihm gering. Und dies geschieht, wie er erklärt, absichtlich von Bing, weil das Unternehmen möchte, dass Anwender:innen versehentlich auf eine Anzeige klicken.
  • Bekanntheit von EMDs: Exact Match Domains sind auf Bing laut Clark weit verbreitet. Ich „zeige das […] Beispiel nicht nur, weil es meine Website ist, die bei Google auf Platz 1 steht (na ja, vielleicht teilweise), sondern es zeigt, wie viel Gewicht Bing EMDs beimisst“, schreibt er.
Drei Kernprobleme der Bing-Suchergebnisse, © Brodie Clark

Neues Bing vs. aktuelles Google

Das neue Bing mit KI-gestützten Ergebnissen reicht laut Clark nicht aus, um Google zu entthronen. Er sagt:

We did see a substantial amount of search behaviour with ChatGPT, which opened up a new paradigm of what users can gain from using a search engine. New Bing captures a lot of that search behaviour, which in my opinion, wasn’t really being reflected in Google’s search engine anyway. This would essentially mean that New Bing in its current form has the ability to take some potential traffic away from Google, which would only make a small dent in Google’s search volume. But if Google were to release their own version of New Bing’s chat results (which they are about to release), I would expect that to counteract New Bing’s efforts quite effectively. And the major PR disaster for Google with the James Webb Telescope query, but have you looked as closely at Bing’s results yet?

Neues Bing vs. Bard

Tatsächlich möchte Google Bard schon in den kommenden Wochen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Ab sofort haben hingegen einige sogenannte Trusted Tester Zugriff. Diese können mithilfe des KI-Dienstes – der als Googles Antwort auf OpenAIs ChatGPT gelesen werden kann – eine neue Art der Internetsuche bei Google starten. Mehr über Bard erfährst du in unserem ausführlichen Artikel auf OnlineMarketing.de.

Ein Aspekt, der bei Googles Ankündigung von Bard sehr wichtig zu beachten ist, so Clark, ist, dass der Fokus auf Abfragen liegt, die NORA (No One Right Answer) haben, was sich anscheinend von dem Ansatz unterscheidet, der von New Bing verwendet wird.

In Googles Bard-Beispiel wird erwähnt, dass die besten Konstellationen Orion, Cassiopeia, Ursa Major und Pegasus sind. Wohingegen New Bing die unten gezeigten Ergebnisse im Chat hat, der eine andere Reihe von Empfehlungen enthält, einschließlich Stier an zweiter Stelle, zusammen mit mehreren anderen, die nicht in der Google-Liste stehen.

Neue Bing-Ergebnisse für dieselbe Abfrage wie in der Bard-Anzeige von Google, © Brodie Clark

Clark schreibt:

While the ‚best’ answer is always going to be subjective, I have more trust in the list that Google is generating based on my overall experience with Google compared to Bing. Bing’s featured snippet also includes different results from what their Chat has, which again doesn’t give me too much confidence in their answer.

New Bing enthält im Gegensatz zu ChatGPT Fettschrift, auch Google setzt seit einigen Jahren auf diese Art Hervorhebung von Suchergebnissen. New Bing liefert außerdem, anders als Google, direkte Verweise und Fußnoten für die Quelle bestimmter Inhalte.

Fazit

Abschließend liefert der Experte eine Zusammenfassung und erklärt vorweg:

As for some final commentary around Bing’s new search offering, I’m quite impressed with what they have released so far, despite there being plenty of room for improvement and the need for addressing core issues with their search engine.

Hier ist ein Auszug seiner Zusammenfassung:

  • New Bing hat fast in Echtzeit (es gibt eine Verzögerung) Zugriff auf das Internet, was ein großer Vorteil gegenüber ChatGPT ist und den Datensatz erheblich stärker macht als das kostenlose Angebot von OpenAI.
  • Anstatt SERP-Funktionen wie Featured Snippets zu ersetzen, integriert New Bing stattdessen die Chat-Funktionalität als Erweiterung und verdoppelt in vielen Fällen die Antworten, was in der aktuellen Form ziemlich chaotisch erscheint.
  • Das neue Bing hat derzeit nicht die Fähigkeit, mit der Suchmaschine von Google auf sinnvolle Weise zu konkurrieren.
  • Der Bard-Vorschlag platziert derzeit Quellen für Ergebnisse nicht so, dass Nutzer:innen dazu animiert werden, auf die Quelle zu klicken. Der Ansatz von New Bing ermöglicht jedoch eine effektive Referenzierung, ähnlich wie es Neeva derzeit tut.
  • NORA (No One Right Answer) ist ein Schlüsselbegriff, den SEO-Expert:innen im Hinterkopf behalten sollten.

I would expect that Google’s Bard will focus more heavily on these queries, continuing to use SERP features such as featured snippets which already address the intent of a high portion of queries quite effectively,

schreibt Clark zum Schluss.

Weitere Tests: Bing-KI von Microsoft deckt auch Fehler auf

Der KI-Forscher Dmitri Brereton hat beispielsweise entdeckt, dass die ersten Bing-KI-Demos von Microsoft voller Finanzdatenfehler waren. In einer der Demos versucht die Bing-KI von Microsoft, einen Finanzbericht für das dritte Quartal 2022 für Gap-Kleidung zusammenzufassen, und macht dabei viel falsch. Der Gap-Bericht zeigt, dass die Bruttomarge 37,4 Prozent betrug, mit einer bereinigten Bruttomarge von 38,7 Prozent ohne Wertminderung. Bing gibt unter anderem die Bruttomarge fälschlicherweise mit 37,4 Prozent an, einschließlich der Anpassungs- und Wertminderungsaufwendungen.

Bings Gap-Finanzdatenfehler, © Microsoft

Die KI-Fehler von Bing beschränken sich jedoch nicht nur auf die präsentierte Demonstration. Jetzt, da Tausende von Menschen Zugriff auf die KI-gestützte Suchmaschine erhalten, macht Bing AI auch darüber hinaus Fehler. 

In einem auf Reddit geposteten Austausch zeigt sich Bing AI verwirrt und argumentiert, dass wir uns im Jahr 2022 befinden. „Es tut mir leid, aber heute ist nicht 2023. Heute ist 2022“, antwortet Bing AI in einem Chat. Wenn der Bing User erklärt, dass es 2023 auf seinem Telefon ist, schlägt Bing vor, zu überprüfen, ob es die richtigen Einstellungen hat und sicherzustellen, dass das Telefon keinen „Virus oder Fehler hat, der das Datum durcheinander bringt“.

Bing AI antwortet in einem Chat, dass wir immer noch im Jahr 2022 sind, © Curious_Evolver (Reddit)

Microsoft ist sich dieses speziellen Fehlers bewusst und Caitlin Roulston, Director of Communications bei Microsoft, sagt in einer Erklärung gegenüber The Verge:

We have put guardrails in place to prevent the promotion of harmful or discriminatory content in accordance to our AI principles. We are currently looking at additional improvements we can make as we continue to learn from the early phases of our launch. We are committed to improving the quality of this experience over time and to making it a helpful and inclusive tool for everyone.

PCWorld fand zudem heraus, dass Microsofts neue Bing-KI den Menschen ethnische Beleidigungen beibringt. Microsoft hat nun die Abfrage korrigiert, die dazu führte, dass rassistische Beleidigungen in den Chat-Suchergebnissen von Bing aufgeführt wurden.

Bis New Bing sicher und effizient funktioniert, ist es noch ein langer Weg

Microsoft wird sich diesen und weiteren Herausforderungen auf dem Weg hin zu einer wirklich revolutionären neuen Bing-Suche stellen müssen. Nur, wenn solche Probleme behoben werden, ist Bing AI wirklich sicher und dazu fähig, auf alle Anfragen mit sachlichen Daten zu antworten. 

User, die die neue Bing ChatGPT-Suche erleben möchten, sollten zu Bing.com gehen und sich für die Warteliste anmelden. Sie erhalten E-Mails wie die obige, sobald Microsoft die neue Bing-Einführung auf ihre Region ausdehnt.

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